Die Sparkasse ist nicht mehr an einer Nutzung des NFC-Chips im iPhone interessiert. Diesen Zugriff hatte man sich vor kurzem durch eine Gesetzesänderung, der eine lange Vorgeschichte voranging, erzwingen können, doch der erfolgreiche Apple Pay-Start hat bei dem Bankenverband die Motivation für weitere Pläne erlahmen lassen.
Die Sparkassen haben vorerst alle Pläne fahren lassen, ihre eigene mobile Bezahllösung für Smartphones unter Nutzung des NFC-Chips im iPhone auf Apple-Geräten anzubieten. Auf den ersten Blick kommt das überraschend, hatte man doch so lange hartnäckig für den Zugang zum NFC-Chip gekämpft, Apple immer wieder der Wettbewerbsverzerrung beschuldigt und schließlich auch einen Sieg erringen können – einen offenbar nun wertlosen Sieg. Vor einiger Zeit berichteten wir über einen Gesetzesentwurf zur Umsetzung der novellierten EU-Geldwäscherichtlinie in deutsches Recht.
In einer spontanen Aktion war in dieses Gesetz, das kurz darauf Bundestag und Bundesrat passierte, noch eine Klausel eingefügt worden, die Apple dazu zwingt, den NFC-Chip auch für dritte Zahlungsdienstleister freizugeben.
Warum die Sparkasse nun nicht mehr will
Nun jedoch fragte das Branchenmagazin Finance Forward den Sparkassenverband nach weiteren Plänen, den erreichten Zugang auch nutzen zu wollen und erhielt folgende erstaunliche Antwort: „Mir liegt keine Information darüber vor, dass ein solcher Antrag gestellt wurde.“ Was ist da los?
Apple muss den NFC-Chip nicht bedingungslos jedem Anbieter öffnen. Das Unternehmen darf eine angemessene Nutzungsgebühr erheben und Voraussetzungen festschreiben, unter denen der Zugriff möglich ist. Beides bedeutet Umstände für die Sparkassen, diese müssten einerseits die erwähnte Gebühr zahlen, von der nicht klar ist, wie hoch sie ausfallen würde, andererseits steht zu vermuten, dass Apple die Zugangsvoraussetzungen so anspruchsvoll wie nur möglich formulieren würde. In der Folge könnte die Implementierung lange dauern und Aufwand bedeuten, und wozu die Mühe: Der Apple Pay-Start bei den Sparkassen brach alle Rekorde, innerhalb von zehn Tagen wurden 200.000 Aktivierungen registriert und das waren nur Kreditkartenkunden, die bei den Sparkassen die Minderheit stellen.
Im Sommer kommt dann wohl der Girocard-Support und das dürfte die ungleich größere Apple Pay-Welle auslösen. Zudem ist Apple Pay bereits am Markt etabliert, im Gegensatz zu den Sparkasseneigenen Lösungen. Vor diesem Hintergrund ist man wahrscheinlich zu einer pragmatischen Entscheidung gekommen.
11 Gedanken zu „Kein Interesse mehr: Wieso NFC am iPhone für die Sparkasse langweilig geworden ist“
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