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Greenwashing oder echte Anstrengungen? Apples Umweltschutzbericht (Die Kolumne)

Gut für den Planeten? Leider nein!

Eines muss man Apple lassen: Sie machen den schönsten Umweltschutz, nein, das trifft es nicht ganz: Apple macht die schönste Umweltschutzberichterstattung. Wer sich den „Environmental Progress Report“ 2023, gültig für das Fiskaljahr 2022, anschaut, muss neidlos anerkennen, dass die Marketingabteilung wieder ganze Arbeit geleistet hat. Doch wie viel Substanz hat der Umweltschutz bei Apple? Ist es das berühmt-berüchtigte „Greenwashing“, dass vielen Firmen unterstellt wird? Schauen wir mal ein wenig.

Industrie=nicht gut für den Planeten

Räumen wir zu Beginn den dicksten Klopper aus dem Weg: Kein Industrieunternehmen ist gut für den Planeten. Seit der Industrialisierung (setzen wir mal willkürlich das Jahr 1850) steigt die Bevölkerungszahl von 1,3 Milliarden auf heutige acht Milliarden und wir schwelgen in einer exzessiven Verschwendung von Ressourcen.

Nachhaltigkeit ist etwas ganz anderes

Und wir müssen noch eine Kröte schlucken, denn „Nachhaltigkeit“ oder besser eine „nachhaltige Entwicklung“ ist etwas ganz anderes, als Apple propagiert, genannt seien hier die 17 Ziele, die die UNO dafür ausgerufen hat. Aber seien wir nicht kleinlich, wir nennen es allerdings „Umweltschutz“ und nicht „Nachhaltigkeit“.

Konsum=schlecht

So, letzte Hürde, die wir noch nehmen müssen. Jeder Nicht-Konsum ist besser als ein Konsum. Wenn wir uns die iPhones, iPads, AirPods, MacBooks, Macs, Displays, AppleTVs, Apple Watches kaufen, dann ist das schlecht für die Umwelt.

Gewissen?

Genug der Vorrede und der Beruhigung eines schlechten Gewissens.

Bad guy wird zum Vorbild

Woher kommt Apple? Noch 2006 hatte Greenpeace unseren freundlichen Mittelständler aus Amerika auf den letzten Platz des „Guide to Greener Electronics“ gesetzt (damals waren Dell und Nokia die Besten). Und Apple war alles anderes als öko. Schlimmer noch, sie waren auch nicht transparent mit dem, was sie taten. Es gab keine Liste mit den gefährlichen Substanzen in Apple-Produkten, jede Menge PVC und und und, aber all das ist Geschichte. Schon vor rund zehn Jahren bescheinigte Greenpeace in der Studie „Clicking green“ enorme Fortschritte und 2017 war Apple auf Platz zwei des Greenpeace-Rankings von 17 Tech-Herstellern. Auf Platz eins kam wenig überraschend „Fairphone“ und auf dem letzten Platz landete Samsung. Man kann also festhalten, dass auch Greenpeace bei Apple das sieht, was die hübschen Bildchen heute versprechen: Apple hat enorme Fortschritte in Sachen Umweltschutz gemacht.

ISO 14001

Und Apple ist so schlau, sich seine Erfolge von unabhängigen Instituten wie Fraunhofer und über eine ISO 14001-Zertifizierung bestätigen zu lassen.

Beispiele

Nehmen wir also mal an, dass Apple es ernst meint. Und unser Weltkonzern gerne Geld verdient, dies aber auch so umweltschonend wie möglich tun möchte. Und dabei natürlich auch kräftig sein Image aufpoliert in einer Zeit der Klimakrise. Was genau tut Apple?

Apple hat eine „Vision 2030“, wie die gelernte Chemikerin Lisa Jackson, Vice President of Environment, Policy, and Social Initiatives, sagt. Und diese Vision lautet, dass alle Produkte bis zu diesem Datum klimaneutral werden. (Ganz neben: Microsoft will bis dahin CO2-negativ werden! Aber sind wir mal wieder nicht kleinlich.)

Apple war im April 2020 in den eigenen Büros und Produktionsstätten CO2-neutral und benutzt 100 Prozent erneuerbare Energie, außerdem haben sie es bei über 250 Zulieferern ebenfalls erreicht. Sie haben seit 2015 ihre Emissionen in der ganzen Lieferkette um 45 Prozent gesenkt und sie setzen zunehmend recycelte Materialien ein, insgesamt angeblich 20 Prozent. Das ist besonders wichtig bei einem ihrer und unserer Lieblingsmaterialien: Aluminium. Das ist in der Produktion sehr energieintensiv und Apple verspricht, dass folgende Produkte aus 100 Prozent recyceltem Alu sind: Mac mini, iPads (alle aktuellen Modelle), Apple Watch S8 und MacBook Pro 14 und 16 Zoll. Belassen wir es bei diesen Beispielen, der Bericht hat 114 Seiten.

Fazit

Versuchen wir ein Fazit, was nicht ganz einfach ist, oder? Apple betreibt kein oberflächliches Greenwashing: Apple ist ein Industrieunternehmen, das es ernst meint mit Umweltschutz. Ausnahmsweise ist es gar nicht schlimm, dass es sich dabei wieder einmal als besserwisserischer Streber aufspielt und den Kumpels im Tech-Business mal zeigt, wie es gehen könnte.

Es vergisst dabei, es wäre besser für den Planeten, gäbe es gar kein Apple. Aber dann gäbe es kein iPhone 14 Pro in meiner Hand… aus diesem Dilemma entlässt mich=uns niemand.

 

Unser Kolumnist Dr. Marco ist im Twitter-Urlaub, aber auf Mastodon: fileccia@dju.social

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Marco Fileccia
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4 Kommentare zu dem Artikel "Greenwashing oder echte Anstrengungen? Apples Umweltschutzbericht (Die Kolumne)"

  1. Gast1 28. April 2023 um 10:59 Uhr ·
    Also ich finde das Apple den Umweltschutz deutlich besser und ehrlicher hinbekommt als unsere ach so Grüne Bundesregierung die unseren sauberen Atomstrom gegen schmutzigen Kohlestrom austauscht.
    iLike 0
  2. Jar 29. April 2023 um 14:14 Uhr ·
    Naja, wenn man ein Apple Produkt kauft ist das erwiesenermaßen besser als wenn man an dessen Stelle ein Produkt eines anderes kaufen würde. Darum geht es doch.
    iLike 0
  3. Flo 29. April 2023 um 15:26 Uhr ·
    Guter Artikel 👍🏼 Allerdings: „Es vergisst dabei, es wäre besser für den Planeten, gäbe es gar kein Apple.“ Stimmt so dann eher nicht. Handys würden trotzdem genauso gekauft, nur dann z.B. von Samsung, die laut Greenpeace deutlich klimaschädlicher sind. Natürlich ist es am besten, so selten wie möglich neue Handys zu kaufen. Geschrieben auf meinem iPhone X 😉
    iLike 0
  4. Dr. Marco 29. April 2023 um 17:43 Uhr ·
    👍🏼
    iLike 0

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