Mittlerweile lassen sich die Stunden zählen, bis Apple die jährliche Worldwide Developer Conference mit der traditionellen Keynote eröffnet. Dieses Jahr wird das Event mit spürbar mehr Spannung als sonst erwartet. Natürlich. Es stehen große Änderungen an, wennman den Gerüchten glauben darf. Vielversprechende Wechsel auf personeller Ebene und bedeutungsschwere Aussagen, die Tim Cook in Interviews fallen lies, heizen das Interesse in diesem Jahr besonders an. So kurz vor der Keynote möchten wir an dieser Stelle noch mal zusammenfassen, was am Montag am wahrscheinlichsten auf der Agenda stehen könnte.
iOS 7
Die nächste Version des mobilen Betriebssystems beherrschte in den letzten Wochen die Gerüchte rund um die WWDC. Man mag es kaum glauben, aber iOS 7 vertrieb für lange Zeit sogar die Rufe nach der nächsten großen "Revolution" im Hardware-Bereich. Nach Scott Forstalls Rausschmiss im letzen Jahr, liegt die Verantwortung für die Zukunft der mobilen Software jetzt vor allem auf den Schultern von Craig Federighi und Jonathan Ive. Der Präsenz des charismatischen Chef-Designers ist es wohl auch zu verdanken, dass mit iOS 7 vor allem visuelle Änderungen auf iPhone, iPad und iPod touch erwartet werden. Und das zurecht!
Diverse Quellen bestätigen, Ives Einfluss werde in iOS 7 überall sichtbar. Selbst Tim Cook, der sich während seinem D11-Interview auch nicht scheute, Floskeln wie "it’s absolutely incredible" bei diesem Thema fallen zu lassen, bestätigt diese Aussagen wohl indirekt. Nachdem Forstall sich austobe und seinen "Stil" vor allem in der Kalender-, Notiz- und GameCenter-App hinterließ, hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn sich Apple mit iOS 7 auf Design-Änderungen konzentriert. Glaubt man den Gerüchten, haben all diese problematischen Apps ein grundlegendes Redesign erhalten.
Die Farben Schwarz und Weiß sowie verschiedene Grau-Töne sollen iOS 7 dominieren, damit ist man sich gemeinhin recht sicher. Alle überflüssigen Leder- und Stoffbezüge sollen glatten, schlichten Flächen, Nähte und Schatten klar definierten Kanten weichen. Akzente sollen gesetzt werden, indem jede App von einer ganz bestimmen Farbe dominiert wird. So könnten einige Elemente innerhalb der Notiz-App hauptsächlich gelb sein, während man in der Wetter-App auf Grün setzt.
Fotos, die kürzlich durchs Web flogen, sprechen auch für eine Umgestaltung der Icons. Ebenfalls ein realistischer Punkt, gerade wenn man den "Style" betrachtet, in dem sich die WWDC in diesem Jahr zeigt. Relativ sicher handelt es sich bei den bunten, viereckigen Kästchen im Logo und den Bannern um App-Icons. Könnte ja ein Hinweis sein…
Einen ersten Eindruck der visuellen Umorientierung soll die WWDC-App geben. Diese hat in den letzten Jahren mehrere Änderungen durchgemacht. Aber gerade in diesem Jahr fällt es besonders auf. Man tauschte Schatten gehen klare Kanten und weiß schimmernde gegen leuchtend blaue Buttons. Auch wenn es nur kleine Abänderungen sind, zeigen sie wohl doch in etwa den Weg.
Aber genug vom Design, denn trotz allem sollte es an neuen Features nicht fehlen. Leider stahl die Design-Diskussion dem Thema Features etwas die Show, weswegen es in diesem Bereich wenig zu berichten gibt. Die vom Mac bereits bekannte Funktion AirDrop soll nun auch mobil Einzug halten, wenn man den Berichten glauben darf. Mit AirDrop lassen sich Dateien zwischen verschiedenen Macs über das WLAN-Netzwerk austauschen. Ähnlich soll die Funktion auch auf iOS landen. Erste Ansätze in diesem Bereich lassen sich bereits jetzt in der iPhoto-App erkennen, wo sich Fotos auf andere iOS-Geräte "beamen" lassen. Aufgrund des fehlenden Datei-Systems, würde sich AirDrop auf iOS wohl auf Medien-Inhalte und Dokumente beschränken. Da Konkurrent Samsung sein "S Beam"-Feature (zwei Geräte werden aneinander gehalten und tauschen Daten aus) gerne gegen Apple verwendet, könnte Apple nachziehen wollen.
Die Integration von weiteren sozialen Diensten soll ebenfalls relativ sicher auf dem Plan stehen. Flickr und Vimeo sollen Facebook und Twitter in Zukunft ergänzen. Auch das kann im Grunde ohne viel nachzudenken abgenickt werden, denn eines der großen Ziele in Cupertino ist es ja, sich unabhängiger von Google und damit YouTube zu machen. Und auch wenn Apple mit seinen "Gemeinsamen Fotostreams" bereits Ansätze von Foto-Sharing zeigt, kann eine weitere Option zum Teilen (der Statistik) ja sicher nicht schaden.
Die wirklich interessanten Gerüchte ranken sich aber um die Kamera-Applikation. Auch wenn sie wohl "flat" ist (um dieses Wort jetzt doch mal zu verwenden), hängt sie im Vergleich zu Konkurrenz hinterher. Ausnahmslos jeder Hersteller gesteht seiner Knipse mehr Funktionalität zu. Gerade BlackBerry überrascht mit netten Features. Sowohl rudimentäre als auch erweiterte Einstellungen fehlen. Gerade groß im Kommen ist ja beispielsweise das nachträgliche Auswählen des richtigen Gesichtsausdrucks, was durch das Schießen mehrerer Bilder hintereinander möglich wird. Etwas verspielter ist währenddessen die Aussage, dass Foto-Filter, bekannt aus Apps wie Instagram, Einzug halten werden. Ob das dann letztendlich nötig ist, muss Apple entscheiden.
Ansonsten gibt es wenig Anhaltspunkte, die auf neue Features hindeuten. Klar, man wird sich wieder viele kleine Bereich vornehmen, um wie üblich "mehr als 200 neue Funktionen" bieten zu können. Angeblich soll Apple am Multitasking schrauben, was natürlich äußerst wünschenswert wäre, und neue Touch-Gesten entwickeln. Doch ob damit schon in iOS 7 zu rechnen ist, ist schlecht vorherzusagen.
Relativ sicher ist aber, dass Entwickler am Montag bereits mit einer ersten Beta nach Hause gehen werden. Der Release ist wieder für den Herbst zu erwarten. Trotz Berichten über Verspätungen sollte dieser Termin zu halten sein.
OS X 10.9
Während iOS 7 die Berichte dominiert, geriet OS X in den letzten Wochen etwas in den Hintergrund. Diese Woche erst erhielt Version 10.8 ihr wohl letztes Update, bevor die große neue Version auf unseren Macs landet.
Hier sagen die Gerücht, dass sich vor allem Power-User über 10.9 freuen werden. Während einiges unter der Haube zu erwarten ist, wird sich Design-technisch, im Gegensatz zu iOS, hier nicht viel tun. Auch wenn die Kalender-, Notiz-, Kontakte- und GameCenter-Anwendung auf dem Mac ähnlich problematisch wie auf auf iOS sind, ist man sich Allgemein nicht ganz sicher, ob sich mit diesem Update am Erscheinungsbild der Apps etwas ändern wird. Aber es ist durchaus im Bereich des Möglichen, keine Frage. Design-mäßig zwar völlig im grünen Bereich, technisch aber eher weniger, könnte Messages eine Überarbeitung vertragen. Auch wenn sich mit dem Update auf 10.8.4 schon einiges verbessert hat, stellt der iMessage-Anwendung weiterhin das größte Problem dar.
Groß im Gespräch ist auf jeden Fall der Finder. Dieser soll, Vermutungen zufolge, demnächst mit Tabs daher kommen. Außerdem wäre es durchaus angebracht, auch die iCloud endlich besser in das Datei-System zu integrieren. Ob das tatsächlich geschehen wird, bleibt abzuwarten, denn Apple entfernte sich mit den letzten Version eigentlich eher vom Konzept des klassischen Datei-Systems.
Ein Thema, das seit dem iPhone 4S immer wieder hochkocht, ist Siri auf dem Mac. Schon vor ein paar Monaten fand man heraus, dass Apple in diesem Bereich experimentiert. Der erste Schritt ist mit der Diktierfunktion ja bereits getan. Es wäre ja nicht das erste mal, dass Siri später noch nachrückt (Stichwort iPad). Dass sich Apple erneut von iOS inspirieren lässt, ist im Grunde relativ klar, in welchem Bereich das letztendlich der Fall sein wird, hingegen nicht.
Neben den Power-Usern sollen aber auch die Developer mit dem Update zufrieden gestellt werden. Apple soll die Tools für Entwickler ebenfalls bedacht haben, darunter auch Xcode.
Spätestens seit das Banner in Moscone West hängt, herrscht über den Beinamen von 10.9 Verwirrung. Das Banner zeigt ein schlichtes "X" und im Hintergrund eine brechende Welle. Dass man hier bei Google einfach "schöne Bilder " eingegeben hat, ist doch relativ unwahrscheinlich. Also bleibt die Frage, inwiefern die Welle bzw. das Meer im Zusammenhang mit dem Betriebssystem steht. Gibt es denn einen Löwen, der im Wasser lebt? – "OS X 10.9 (Sea Lion)"? Wir müssen wohl abwarten.
Genauso unklar ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Mountain Lion wurde bereits im Februar 2012 vorgestellt und sowohl Lion als auch Mountain Lion wurden im Juli veröffentlicht. Dass Apple den Juli-Termin halten kann, ist anzuzweifeln. Da Apple in den letzten Monaten auf extrem lange Beta-Phasen setzte, ist ein Sommer-Release im Grunde auszuschließen. Wahrscheinlicher ist der Herbst, wo die Veröffentlichung vielleicht mit neuer Hardware verknüpft werden kann.
Services und iCloud
Auch wenn vor allem iOS im Zentrum der Gerüchte steht, wird Apple auf der WWDC einen nicht umbedeutenden Teil der Zeit auf die Services und seine iCloud legen, da sind wir sicher. Eine ganze Reihe an Diensten, wie iMessage, Maps, Siri, GameCenter und so weiter, bergen ungenutztes Potential. Auch neue Dienste sind möglich- das iRadio ist wahrscheinlich.
Aber zunächst konzentrieren wir uns noch einen Augenblick auf Vorhandenes. Beispielsweise iMessage könnte auf der WWDC ein heißes Thema werden. Tim Cook selbst zeigte in seinem D11-Interview mehrmals Interesse für den Service. Sätze wie "I thin iMessage ist an interesting service" fielen mehr als nur einmal. Neben den Verbesserungen, die iMessage an sich nötig hat (Mac-Anwendung und Server-Stabilität), könnte man sich einige interessante Funktionen vorstellen, die Apple integrieren könnte. Google legte mit seinem Hangouts vor ein paar Wochen auf der Google I/O ganz gut vor, jetzt liegt es bei Apple wieder aufzuschließen. Ein großes Defizit findet sich beispielsweise bei Gruppen-Unterhaltungen. Sie sind zwar möglich, aber recht unkomfortabel. Sind sie einmal erstellt lassen sich beispielsweise weder Leute hinzufügen noch entfernen. Und das ist nur ein Beispiel.
Maps wurde seit seinem Release im letzten Jahr ganz klar besser. Das Kartenmaterial wurde so gut es geht ausgebaut und Fehler wurden entfernt. Auch hier merkte Cook in seinem Interview an "It’s greatly improved […] but not there yet, we have more to do." Eine dieser anstehenden Aufgaben wäre zum Beispiel die Ausweitung auf weitere Plattformen. Google bringt demnächst sein neues Maps und schießt damit erneut in Führung. Eine Möglichkeit, über das Web auf Apple Maps zuzugreifen, wäre ein Anfang.
Siri wird sicherlich auch einen Auftritt haben. Eine Hand voll neuer Features ist am Montag mindestens angebracht, denn auch hier holt Google rasch auf. Was Siri mit iOS 7 letztendlich können wird, lassen wir mal offen. Es sollte aber trotzdem angemerkt sein, dass sich die Sprachassistentin bereits seit knapp zwei Jahren hinter dem "Beta"-Schild versteckt. Dass hier viel ungenutztes Potential liegt, muss wohl kaum gesagt werden.
Ob sich bei GameCenter tatsächlich etwas ändern wird (vom Design mal abgesehen), vermögen wir nicht mit Sicherheit zu sagen. Sicher ist nur, dass sich aus dem Service deutlich mehr herausholen lässt. Mehrere Millionen Nutzer tummeln sich in diesem Netzwerk, trotzdem lässt die Funktionalität stark zu wünschen übrig. Seit der Google I/O werden auch Android-Games wieder interessanter. Funktionen wie ein Text- und Sprach-Chat oder erweiterte Nutzer-Profile würden iOS für Gamer noch eine Spur interessanter gestalten.
Aber kommen wir letztendlich zum spannenden Thema: das iRadio. Eine ganze Palette an Gerüchten bestätigt die Planung an einem solchen Dienst. Für Apple wird es höchste Zeit, in den Streaming-Markt einzusteigen. Noch ist iTunes natürlich unangefochten, aber um langfristig erfolgreich zu sein, muss Apple Konkurrenten wie Spotify oder Pandora etwas entgegensetzen. Den Vermutungen zufolge wird sich der iRadio genannte Dienst eher am Pandora-Konzept orientieren, dem Nutzer also keine Online-Musik-Bibliothek, sondern einen individuell angepassten Radio-Dienst zur Verfügung stellen. Durch Genius hat Apple in den vergangen Jahren ja bereits Erfahrungen gesammelt, wenn es darum geht, den Musikgeschmack zu erkennen.
Nach längeren Verhandlungen mit den Labels scheint der Dienst jetzt auf der WWDC zum ersten Mal gezeigt zu werden. Unklarheit herrscht auch über die Finanzierung. Mehrere Quellen bestätigen, dass das iAd-Team in die Entwicklung des iRadio involviert sei. Dass der Services durch Werbung finanziert wird, ist also durchaus wahrscheinlich. Da ein ausschließlich durch Werbung finanziertes Projekt aber nicht zu Apple passen würde, wird es wohl noch eine Premium-Option ohne Werbung geben. Eine weitere Frage ist, wie und wo der Dienst integriert wird. In iOS wird er in jedem Fall auftauchen, doch ob als eigenständige Anwendung oder in der Musik-App ist unklar. Auch eine Integration in iTunes auf dem Mac und PC ist wahrscheinlich. Das Datum der Veröffentlichung ist bisher unklar. Ein sofortiger Start wird im Grunde von fast allen Quellen ausgeschlossen.
Hardware
Auch wenn der Fokus der Veranstaltung wohl auf Software und Services liegen wird, kann man auch auf neue Hardware hoffen – Macs um genauer zu sein.
Die große Frage ist wohl, ob wir am Montag endlich einen neuen Mac Pro sehen werden. Nachdem der leistungsfähigste Mac im Sortiment schon seit Monaten nicht mehr in Deutschland zu haben ist, wird es wohl allerhöchste Zeit, das neue Modell auf den Markt zu bringen. Neben den knapper werdenden Beständen, deutet auch Tim Cooks Versprechen aus dem letzten Jahr darauf hin, dass wir noch 2013 einen neuen Mac Pro sehen werden. Die WWDC eigenet sich sowohl vom Datum als auch vom Publikum her wunderbar für eine solche Vorstellung.
Doch auch mobile Macs sind ein Thema. So wird allgemein von einem aktualisierten MacBook Air ausgegangen, da es in den letzten Tagen bereits diverse Hinweise gab. Beim Design sind wohl keine großartigen Änderungen zu erwarten, dafür aber im Inneren. Neue batteriesparende und leistungsfähigere Prozessoren aus dem Hause Intel werden sehr wahrscheinlich in den neuen Airs zu finden sein. Auch ein Support für den 802.11ac-Standart ist möglich, wie 9to5mac anmerkt.
Etwas unwahrscheinlicher, aber nicht ausgeschlossen, sind neue MacBook Pros. Apple könnte auch die Pros mit den neuen Prozessoren ausstatten wollen. Ferner soll das MacBook Pro mit Retina Display Analysten-Aussagen zufolge dünner werden. Im Grunde hat die Pro-Reihe aber noch kein Update nötig.
Wer bis hierhin durchgehalten hat, sollte nun eigentlich über alle Möglichkeiten bestens informiert sein. Gerne dürft ihr auch in den Kommentaren eure Vermutungen anbringen. Zu guter Letzt möchten wir natürlich auch noch einmal auf unsere Live-Berichterstattung am Monat hinweisen. Auf apfel-live.de findet ihr neben dem Live-Ticker auch unser Live-Radio und einen Chat, in dem ihr euch austauschen könnt.
[Bilder: 9to5mac, macstories]
33 Gedanken zu „apfelpage fasst zusammen: Was uns auf der WWDC 2013 erwartet“
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