Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen ist seit Anfang der 70er aufgrund schärferer Gesetze – aber auch dank des technischen Fortschritts fast kontinuierlich gesunken. Mit stabileren Chassis, besseren Reifen, Airbags aber auch Fahrerassistenzsystemen wie ABS, ESP, Totwinkel- und Abstandswarner oder Spurwechselassistenten kommen heutzutage fünfmal weniger Menschen im Straßenverkehr ums Leben als 1970, obwohl sich die Zahl der zugelassenen Kraftfahrezuge mehr als verdreifacht hat.
Doch in den letzten Jahren stagnierte der sinkende Trend. Im letzten Jahr stieg die Unfallzahl sogar um 4,6 Prozent auf 2,5 Millionen. Davon waren 3.459 tödlich – ein Anstieg von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und auch in diesem Jahr steigen die Todeszahlen weiter: Im September beispielsweise um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr – die Zahl der Verletzten sogar um zehn Prozent.
Paradox: Daran könnte ebenfalls die liebe Technik schuld sein. In der amtlichen Statistik für Deutschland werden noch keine Daten über Straßenverkehrsunfälle erhoben, bei denen die Fahrer zum Beispiel durch das Telefonieren oder Empfangen bzw. Senden von Mitteilungen abgelenkt waren. Studien aus den USA legen diese Unfallursache jedoch nahe. So sei das Unfallrisiko um das 3,6-fache erhöht, während man mit dem Handy herumhantiert.
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Die US-amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat sich nun diesen Studien angenommen und zum ersten Mal Richtlinien für die Hersteller von Smartphones und anderen mobilen Geräten ausgearbeitet, welche die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen sollen. Die US-Behörde fordert darin, eine Funktion in Smartphones und andere portable Geräte zu integrieren, die erkennt, ob der Nutzer gerade Auto fährt. In dem Fall soll nämlich ein spezieller Auto-Modus aktiviert werden, der den Fahrer weniger ablenkt. Dazu könnten einige Funktionen blockiert und Menüs z. B. mit weniger aber dafür größeren Schaltflächen speziell an die Fahr-Situation angepasst werden. Dies dürfte vor allem solche Funktionen betreffen, die den Blick des Fahrers von der Straße lenken – also neben dem Schreiben von Nachrichten beispielsweise auch das Ansehen von Bildern oder Videos und das Surfen im Internet oder sozialen Netzwerken. Der Sprachsteuerung könnte in diesem Modus eine größere Bedeutung zufallen.
Die Schwierigkeit für die Hersteller dürfte darin bestehen, zu erkennen, ob der Nutzer gerade Auto fährt. Schließlich könnte er auch nur als Beifahrer im Auto sitzen. Für den Anfang könnte der Fahr-Modus daher auf Freiwilligkeit setzen und müsste – wie der Flugmodus – manuell vom Nutzer aktiviert werden. Es ist jedoch fraglich, wie viele der bisherigen Handy-Sünder die Selbstbeherrschung und Vernunft besitzen, den Modus zu aktivieren. Systeme wie Apples CarPlay scheinen diesbezüglich mehr Erfolg zu verprechen, weil sie weniger Einschränkend wirken. Die NHTSA kann aber ohnehin nur Vorschläge unterbreiten. So bleibt abzuwarten, ob daraus ein verbindliches Gesetz beschlossen wird.
Laut einer Studie der TU Braunschweig halten 4,5 Prozent der Verkehrsteilnehmer während der Fahrt ihr Handy in der Hand. Wie gefährlich das ist, zeigt z.B. das Aufklärungsvideo der Landesverkehrswacht Niedersachsen. Verkehrsminister Dobrindt will dem Problem mit höheren Strafen begegnen. Ob das ausreicht?
20 Gedanken zu „US-Behörde fordert Fahr-Modus für Smartphones“
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