EU Roaming wird abgeschafft

14. Oktober 2016

Marcel Gust

Gutachten zum EU-Roaming: Teueres Gratis-Roaming?

Im vergangenen Jahr beschloss das EU-Parlament, Roaming-Gebühren für die Nutzung von Mobilfunkdiensten im EU-Ausland ab Mitte 2017 zu verbieten.

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Einige Telekommunikationsanbieter fürchteten daraufhin, dass sich z.B. deutsche Kunden eine günstigere Karte aus dem Ausland besorgen könnten, die sie jedoch (fast) nur im Inland verwenden würden. Sie forderten daher die Einführung einer Fair-Use-Regelung, welche den Auslandsaufenthalt auf maximal 90 Tage begrenzen sollte. Diese Regelung wurde von Verbraucherschützern umgehend moniert, da sie die neu geforderte Freiheit zu sehr einschränke. Erasmus-Studenten, die im EU-Ausland studieren müssten sich im Studienland beispielsweise trotzdem eine lokale SIM-Karte besorgen.

Der aktuelle Entwurf stellt einen Kompromiss zwischen Verbraucherrechten und Brancheninteressen dar und zielt auf ein ausgeglichenes Verhältnis der In- und Auslandsnuzung. Wenn Kunden ihren Tarif wesentlich länger im Ausland benutzen als im Ursprungsland, können die Anbieter den Kunden warnen. Ist das Verhältnis zwischen Aus- und Inlandsnutzung zu ungleich in Richtung Ausland gewichtet, darf der Anbieter sogar Gebühren von maximal 4 Cent pro Minute, 1 Cent pro SMS und 0,85 Cent je Megabyte verlangen.

Teueres Gratis-Roaming?

Die europäische Regulierungssstelle (BEREC), deren Aufgabe es ist, die EU-Kommission zu beraten, hat inzwischen ein Gutachten erstellen lassen und warnt nun, dass uns die Abschaffung der Roaming-Gebühren langfristig teuer zu stehen kommen könnte.

Die Gutachter befürchten, dass die Mobilfunkanbieter ihre Kostenrisiken durch teurere Verträge kompensieren könnten. Alternativ sei denkbar, dass sie den Leistungsumfang von Flatrate-Tarifen oder die Investitionen in den Netzaufbau reduzieren könnten, um die Kosten zu kompensieren. Kunden, die selten ins EU-Ausland Reisen und daher kaum Vorteile von der neuen Regelung hätten, träfen diese Auswirkungen besonders hart.

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Daneben fürchtet die Regulierungsstelle Wettbewerbsverzerrungen: Wenn die Regeln gegen Missbrauch nicht klarer definiert werden, könnten die Vorgaben in einzelnen EU-Ländern unterschiedlich umgesetzt werden.

Die EU-Kommission erklärte, das Gutachten sorgfältig zu prüfen und die finale Fassung bis spätestens zum 15 Dezember vorzulegen, um das Ziel, die Neuregelung bis Mitte 2017 umzusetzen, einzuhalten.

(via golem.de)

19 Gedanken zu „Gutachten zum EU-Roaming: Teueres Gratis-Roaming?“

      • Aber der Wirtschaft in Deutschland nicht. Das Geld soll im Land bleiben ist meine Meinung. Es wird alles bis zum geht nicht mehr übertrieben
      • Das Geld bleibt auch jetzt schon nicht in Deutschland: Vodafone ist britisch, Telefonica spanisch, nur die Deutsche Telekom ist deutsch. Fakt ist, ein europäischer Markt treibt den Wettbewerb an und davon profitieren wir Kunden.
  1. Irgendwie wird es die Telekom.-Lobby schon schaffen ihre Interessen durchzusetzen. Ich selbst bin Student und kurz vor einem Auslandssemester. Ich würde gern einen deutschen Tarif im Ausland nutzen, aber ich wäre gleich nach Vertragsabschluss mehrere Monate im Ausland.(so viel zum Verhältnis von In-/Ausland) Diese Fair-Use Regel dient einzig und allein den Unternehmen! Aber wann hat die EU das letzte mal nur etwas für seine Bürger getan…es geht immer nur um die Konzerne.(s. CETA, TTIP)
    • Was ist denn so schlimm an TTIP (bis auf diese seltsame Idee dieser Gerichte)? Freihandel stärkt die Wirtschaft was im Endeffekt auch den Bürgern zugute kommt…
      • Was ist denn gut daran, dass amerikanische Großkonzerne die einheimischen Märkte mit billig Zeug überfluten und damit die einheimische Wirtschaft ruinieren bzw. min aber reduzieren…und wenn eine Regierung das regulieren will kommen Sie mit einem „unabhängigen“ privaten Gericht und der Staat darf dann noch Milliarden Strafe an die Großkonzerne zahlen…sowie es Mexiko und andere Staaten es schon mussten….?
      • Hallo Felix, was so schlimm an TTIP ist? Zum Beispiel das hier: „Zudem weisen Kritiker darauf hin, dass nicht nur Industriestandards wie DIN-Normen, sondern auch gesetzliche Standards in den Bereichen Umweltschutz, Verbraucherschutz, Gesundheit, Arbeit und Soziales als nichttarifäre Handelshemmnisse eingestuft würden. Es müsse daher damit gerechnet werden, dass TTIP zu einer Schwächung, Deckelung oder teilweisen Beseitigung solcher Standards führen könnte, was nicht im Interesse der Mehrheit der Bürger sei.“ Quelle: Wikipedia
  2. Hey es ist Europa, wir haben das gleiche Zahlungsmittel, wir zahlen die gleichen Preise, warum muss es dann noch Unterschiede in den einzelnen Ländern geben?
  3. Ich denke euch ist nicht bekannt das die Telekommunikationsunternehmen für das Roaming der eigenen KUNDEN in einen ausländischen Netz Gebühren an diesen Netzbetreiber zahlen muss. Angenommen alle Verbraucher Deutschlands würden sich eine lettische Mobilfunkkarte (Lettland hat derzeit die billigsten Tarife in der (EU) beschaffen und diese dann u.a überwiegend in Deutschland nutzen , würde das lettische Unternehmen aufgrund der zu zahlenden Auslandsrominggebühren pleite gehen oder müßte die Tarife sofort erhöhen!

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