Sprachaufnahmen aus der Wohnung eines Echo-Nutzers gelangten versehentlich in die Hände eines anderen Amazon-Kunden. Es ist wohl eher ein glücklicher Zufall, dass das überhaupt aufgefallen ist. Amazon bemüht sich um Schadensbegrenzung.
Es ist wohl der Alptraum aller Anbieter von Sprachassistenten. Die werden ohnehin schon misstrauisch beäugt, sehen viele in den Smart Speakern doch nur raffinierte Abhörgeräte. Im Heimatland von Alexa und co. wird die Frage, ob die Privatsphäre im Smart Home gewahrt bleibt, inzwischen auch schon kontrovers diskutiert, Deutschland stellt sowieso das weltweit größte Lager der Skeptiker und Bedenkenträger. Und ausgerechnet hier hat Amazon nun einräumen müssen, dass Alexa die Wohnung eines Nutzers bespitzelt hat. – unabsichtlich, doch der Schaden ist angerichtet.
Aufnahmen zufällig weitergegeben
Ein Amazon-Nutzer hatte den neuen Auskunftsanspruch nach DSGVO ausprobiert und sich einen kompletten Datensatz der über ihn gespeicherten Daten von Amazon zusammenstellen lassen. Redakteure von Motherboard Deutschland hatten das ebenfalls bereits gemacht und die hatten keine Alexa-Aufnahmen in ihrem Archiv, das könnte darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Vorfall tatsächlich um einen Einzelfall handelt. Denn der Kunde hatte rund 1.700 Sprachaufnahmen von Alexa in seinem Datensatz vorgefunden, die allerdings nicht von ihm stammten, sondern von einem fremden Kunden, den Alexa etwa in Küche und Bad beim Erteilen verschiedener Befehle aufgenommen hatte.
Amazon reagierte auf eine entsprechende Nachfrage zwar zügig und löschte den Download, der Nutzer ging mit der zuvor gesicherten Datei jedoch zum Heise-Verlag und dort konnte man den Alexa-Nutzer ermitteln, dessen Privatsphäre verletzt worden war.
Menschliches Versagen
Amazon kommentierte den Vorfall inzwischen. Es handle sich dabei um einen Fall von menschlichem Versagen und man habe seine internen Vorgänge so verbessert, dass Fälle dieser Art künftig nicht mehr vorkommen sollen.
Amazon hätte den Vorfall auch binnen drei Tagen bei der zuständigen Datenschutzbehörde melden müssen, es ist unklar, ob das auch passiert ist.
Und auch wenn es sich hier um einen „isolierten Einzelfall“ handeln sollte, wird dieser Einzelfall das Misstrauen der Deutschen gegenüber Alexa, Siri und co. kaum abbauen helfen.
Und das Opfer dieses Versehens? Ihm schenkte Amazon als Entschädigung eine kostenlose Prime-Mitgliedschaft und – tatsächlich – zwei neue Echos.
7 Gedanken zu „Alexa-Sprachaufnahmen landen bei fremdem Kunden: Amazon spricht von Einzelfall“
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