Es ist schon kein Novum mehr, dass sich Apple in der Öffentlichkeit wesentlich gesprächiger zeigt, seit es unter der Federführung von Tim Cook ist. Kaum eine Gelegenheit lässt der einstige Steve-Jobs-Ersatz aus, um auf die Leitlinien und Grundsätze seines Handelns hinzuweisen. Der Long-Read der US-amerikanischen Webseite Fast Company ist dabei keine Ausnahme.
Cook philosophiert über die Zukunft Apples und hält nichts von denen, die meinen, die Blütezeit des Unternehmens sei mit dem Führungswechsel im Jahr 2011 vorbei. „The way that I look at that is, I really know the truth“, erzählt er in dem Interview, das er, Eddy Cue und Craig Federighi der Seite anlasslos gegeben haben. Er wisse, dass Apple noch eine blühende Zukunft bevorstehe.
Viel Kritik musste Cook in den vergangenen Jahren einstecken. Es fehlen grundlegende Produkte, wie das iPhone, das iPad oder der iPod, die einen ganzen Markt neu erschufen. Stattdessen prägten große Skandale und Misserfolge das Image des Konzernchefs: Das Maps-Debakel, das 2012 zum Rauswurf Scott Forstalls führte. Dann Bendgate rund um das iPhone 6, ihr erinnert euch; Apple Pay, das heute nicht mehr als ein toller Service ist; ein iPad mini ohne Zukunft und die Apple Watch, die Kritikern alles andere als intuitiv erscheint. Nicht zu vergessen das mehr als verwirrende Interface von Apple Music. Auch finanziell sehen Analysten Schwarz. Im Frühjahr verkündete der Apple-Boss das erste Mal seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang. So schreibt man keine positiven Schlagzeilen.
Während andere Firmen von künstlicher Intelligenz und virtueller Realität nur so schwärmen, hält sich Cook (scheinbar) gänzlich aus diesen Gebieten heraus. Stattdessen wird in diesem Herbst wohl zum dritten Mal in Folge ein iPhone im gleichen Design präsentiert; im Design von 2014.
Auf Fehler reagieren
„Ich lese all diese Geschichten nicht“, gab Cook nun in dem Interview zu Protokoll. „Denn ich kenne die Wahrheit“. Von vielen Fehlern will Cook nichts wissen. „Ich glaube nicht, dass Apple mehr Fehler macht als früher“, erzählt er. „Wir haben nie gesagt, dass wir perfekt sind. Wir suchen danach, aber manchmal schaffen wir es nicht“. Das Wichtigste sei aus den Fehlern zu lernen und die Strategie daraufhin zu ändern.
So habe Apple zum Beispiel als Reaktion auf das Maps-Debakel das Public-Beta-Programm für iOS gestartet, sagt Eddy Cue. Damit können noch mehr Nutzer Fehler im Vorfeld ausfindig machen.
Da wir alle in Cupertino wohnen, war für uns die Karten-App damals richtig gut. Die ganzen Probleme konnten wir also nicht bemerken. Wir konnten nie eine Vielzahl an User befragen. Jetzt ist das möglich. (…) Der Grund für das Public-Beta-Programm ist also Maps.
Innovativ sei Apple noch immer, bekräftigt Cook dann noch. Innovationen aber brauchen Zeit. So erkundet Apple derzeit zahlreiche neue Märkte. Ein Beispiel dafür ist der Gesundheits-Markt, eine schätzungsweise 9 Billionen große Industrie, in die Apple bereits sehr weit vorgedrungen ist. Die Apple Watch und Health sind hierbei nur ein Teil der Bemühungen.
Wir sind in die „Health“-Arena eingestiegen und schauen uns jetzt den Bereich des Wellness an. Das benötigt viel Forschungsarbeit, damit wir am Ende kundenfreundliche Produkte lancieren können.
Gleichzeitig versucht Cook den Fokus nicht zu verlieren.
Unsere Strategie ist es, den Nutzer in jedem Lebensbereich zu helfen, wo wir können – egal ob er im Wohnzimmer sitzt, am Desktop, am Handy oder im Auto.
Die ganze Geschichte zum Interview lest ihr bei Fast Company. Es zeigt einmal mehr, wie wichtig es Cook ist, Apples Strategie transparent zu machen. Die neue Gesprächigkeit zeichnet ihn aus, ist in Zeiten der massiven Kritik aber auch bitter nötig.
(Titelbild: João Canziani)
41 Gedanken zu „Tim Cook: „Wir sind nicht perfekt““
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