8. August 2016

Robert Tusch

Tim Cook: „Wir sind nicht perfekt“

Es ist schon kein Novum mehr, dass sich Apple in der Öffentlichkeit wesentlich gesprächiger zeigt, seit es unter der Federführung von Tim Cook ist. Kaum eine Gelegenheit lässt der einstige Steve-Jobs-Ersatz aus, um auf die Leitlinien und Grundsätze seines Handelns hinzuweisen. Der Long-Read der US-amerikanischen Webseite Fast Company ist dabei keine Ausnahme.

Cook philosophiert über die Zukunft Apples und hält nichts von denen, die meinen, die Blütezeit des Unternehmens sei mit dem Führungswechsel im Jahr 2011 vorbei. „The way that I look at that is, I really know the truth“, erzählt er in dem Interview, das er, Eddy Cue und Craig Federighi der Seite anlasslos gegeben haben. Er wisse, dass Apple noch eine blühende Zukunft bevorstehe.

Apple CEO Tim Cook

Viel Kritik musste Cook in den vergangenen Jahren einstecken. Es fehlen grundlegende Produkte, wie das iPhone, das iPad oder der iPod, die einen ganzen Markt neu erschufen. Stattdessen prägten große Skandale und Misserfolge das Image des Konzernchefs: Das Maps-Debakel, das 2012 zum Rauswurf Scott Forstalls führte. Dann Bendgate rund um das iPhone 6, ihr erinnert euch; Apple Pay, das heute nicht mehr als ein toller Service ist; ein iPad mini ohne Zukunft und die Apple Watch, die Kritikern alles andere als intuitiv erscheint. Nicht zu vergessen das mehr als verwirrende Interface von Apple Music. Auch finanziell sehen Analysten Schwarz. Im Frühjahr verkündete der Apple-Boss das erste Mal seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang. So schreibt man keine positiven Schlagzeilen.

Während andere Firmen von künstlicher Intelligenz und virtueller Realität nur so schwärmen, hält sich Cook (scheinbar) gänzlich aus diesen Gebieten heraus. Stattdessen wird in diesem Herbst wohl zum dritten Mal in Folge ein iPhone im gleichen Design präsentiert; im Design von 2014.

Auf Fehler reagieren

„Ich lese all diese Geschichten nicht“, gab Cook nun in dem Interview zu Protokoll. „Denn ich kenne die Wahrheit“. Von vielen Fehlern will Cook nichts wissen. „Ich glaube nicht, dass Apple mehr Fehler macht als früher“, erzählt er. „Wir haben nie gesagt, dass wir perfekt sind. Wir suchen danach, aber manchmal schaffen wir es nicht“. Das Wichtigste sei aus den Fehlern zu lernen und die Strategie daraufhin zu ändern.

So habe Apple zum Beispiel als Reaktion auf das Maps-Debakel das Public-Beta-Programm für iOS gestartet, sagt Eddy Cue. Damit können noch mehr Nutzer Fehler im Vorfeld ausfindig machen.

Da wir alle in Cupertino wohnen, war für uns die Karten-App damals richtig gut. Die ganzen Probleme konnten wir also nicht bemerken. Wir konnten nie eine Vielzahl an User befragen. Jetzt ist das möglich. (…) Der Grund für das Public-Beta-Programm ist also Maps.

Innovativ sei Apple noch immer, bekräftigt Cook dann noch. Innovationen aber brauchen Zeit. So erkundet Apple derzeit zahlreiche neue Märkte. Ein Beispiel dafür ist der Gesundheits-Markt, eine schätzungsweise 9 Billionen große Industrie, in die Apple bereits sehr weit vorgedrungen ist. Die Apple Watch und Health sind hierbei nur ein Teil der Bemühungen.

Wir sind in die „Health“-Arena eingestiegen und schauen uns jetzt den Bereich des Wellness an. Das benötigt viel Forschungsarbeit, damit wir am Ende kundenfreundliche Produkte lancieren können.

Gleichzeitig versucht Cook den Fokus nicht zu verlieren.

Unsere Strategie ist es, den Nutzer in jedem Lebensbereich zu helfen, wo wir können – egal ob er im Wohnzimmer sitzt, am Desktop, am Handy oder im Auto.

Die ganze Geschichte zum Interview lest ihr bei Fast Company. Es zeigt einmal mehr, wie wichtig es Cook ist, Apples Strategie transparent zu machen. Die neue Gesprächigkeit zeichnet ihn aus, ist in Zeiten der massiven Kritik aber auch bitter nötig.

(Titelbild: João Canziani)

41 Gedanken zu „Tim Cook: „Wir sind nicht perfekt““

  1. Das wußten wir schon! Aber gut, wenn er es zugibt und an den Fehlern gearbeitet wird. Wir sind gespannt, was der Herbst bringt, Tim! :-)
    • Finde ich auch, danke ;) Nein im ernst, das läuft schon gut so. Kein Unternehmen der Welt kann permanent 13 Jahre!!! Am Stück immer nur Plus erwirtschaften. Abgesehen davon, finde ich die Transparenz durchaus nicht schlecht.
  2. Wer ist das schon, aber Apple? Ich mag dich so wie Du bist, ich brauche dich so wie Du bist. lass die anderen sich verändern und bleib so wie Du bist.
    • Es ist schon wirklich schlimm ein iPhone besitzen aber einfach nicht verstehen dass es keinen fehlerfreies Betriebssystem geben kann. Das Problem ist viele User sind hier einfach viel zu verwöhnt und wissen überhaupt gar nicht das du überhaupt für eine Arbeit hinter steckt das alles reibungslos funktioniert. Ihr seid doch diejenigen die immer Neuerungen in ihrem Betriebssystem haben wollen aber Fehler, dürfte nicht passieren. Es ist jetzt und es wird auch ins Zukunft kein fehlerfreies Betriebssystem geben. Einfach mal richtig informieren und dann quaken.
    • Beschreibe Fehler! Ich arbeite seit 7 Jahren mit iOS! Ich habe noch nie so ein stabiles System gehabt. Und ich habe beruflich viel mit Android, Windows Phone und BlackBerry OS zu tun. Mein iPhone 6s läuft 1A mit iOS!
      • @ Zen, ich bin seit 1994 dabei was Apple betrifft. Bei IOS quarken viele. Viele verstehen aber auch nicht dass es nicht immer am Betriebssystem liegt sondern auch am Anwender selbst. Wenn MAC OS kommt, passiert wieder das selbe. Dann geht dieses und jenes nicht. Die ersten Versionen die veröffentlicht werden, laufen nie ganz flüssig und das ist normal. Aber das hier in manche Köpfe zu bekommen ist mehr als schwierig. Was viele auch nicht verstehen ist die Tatsache, dass es manchmal schon hilft ein wenig Speicher frei zu machen.
    • Vermutlich erst, wenn Du fehlerfrei Deine Texte formulieren wirst. Ganz nach dem Motto: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen ?
  3. …. Stattdessen prägten große Skandale und Misserfolge das Image des Konzernchefs! Wie? Habe ich was verpasst? …
  4. „Da wir alle in Cupertino wohnen, war für uns die Karten-App damals richtig gut. Die ganzen Probleme konnten wir also nicht bemerken.“ lol…
  5. Ist doch auch ein schlüssiges Konzept: einfach das Feedback der User nicht wahrnehmen und sich seine eigene Wahrheit zimmern und schon ist man innovativ und alles ist toll. Das die Bedienbarkeit zunehmend leidet und Klarheit und Benutzerführung designverliebten Unsinn geopfert wird, neue Programmversionen rausgebracht werden, die die Häfte nicht mehr können, was die Vorgänger konnten und das fann Tröpfchenweise wiederkehrt und dann als neues tolles Feature verkauft wird, eine Prosuktpolitik gefahren wird, die immer abstruser, redundant und mit aberwitzigen Preissteigerungen belegt ist… Naja, das würde man halt bemerken, wenn man nicht in seiner eigenen Parallelwelt lebt. Ich finde, die hier zitierten Statements eines Tim Cook zeigen ziemlich deutlich, wo das Problem bei Apple liegt…
  6. (Auf Fehler) reagieren ist gut – (Fehler) vermeiden, ist besser. Zu Bendgate & Co. würde ich -als Fehler in der allerjüngsten Vergangenheit- auch Dinge, wie das IOS-Update 9.3.2 zählen, welches viele brandneue iPad Pros 9.7“ brickte, und meines bis hin zur Unbenutzbarkeit destabilisierte – wobei Apple über 2 Monate benötigte, um diesen von ihm selber produzierten MIST durch ein erneutes Update zu bereinigen. Herr Cook: um auf Fehler zu reagieren, geben User wie ich Ihnen keine Zeit. Vermeiden Sie diese gefälligst! Fehler sind menschlich – geschenkt. Fehler haben auf jeden Fall stets (negative) Konsequenzen. Wenn Sie, Herr Cook, bzw. Ihre Fa. Apple, so weitermachen, mit Konzepten àla „auf Fehler reagieren“, dann werden Sie, bzw. Ihr Unternehmen, irgendwann die verdiente Quittung von Kunden (wie mir) erhalten. Diesbezüglich hätten Sie dann grundsätzlich zwei Möglichkeiten: 1.: sich eine andere -potente- Geldquelle zu verschaffen, oder 2. einfach und simpel den Bankrott. Nach meinen (jüngsten) Erfahrungen mit Ihrer Hard- und Softwarekombination würde ich Ihnen vorliegend die 2. Möglichkeit gönnen, aus ganzem Herzen: für uns User ist ein Ende mit Schrecken immer noch erheblich besser als ein Schrecken ohne Ende.
    • …weil sich um dich die Welt dreht. Wieviel Promille der Apple User machen wohl User wie dich aus? 0,02? Alles Gute bei den anderen Firmen (von ganzem Herzen)
  7. Immer die Nörgler von neuen Innovationen. Es wird in zukunft nicht viel neues im Hardware Smartphone Segment geben auch bei samsung und co nicht. Die nächste Innovation werden Smartphones sein die in einer Minute aufgeladen sind. Aber ein smartphone welches Photos macht wie eine Spiegelreflexkamera es in allen Lichtsituationen kann und es auch bezahlbar bleibt, können wir noch einige Jahre warten.Dafür tut sich einiges im software Bereich und ich denke da sind zur Zeit alle auf dem richtigen Weg Apple, google nur Microsoft nicht wirklich.
  8. Fehler hin oder her. Ein iPhone 7 ohne neues Design werde ich mir nicht kaufen, egal was unter der Haube steckt. Neues Aussehen halte ich für enorm wichtig. Ich will auch optisch „sehen“ wofür ich mein Geld ausgegeben habe
    • Währe es dir denn lieber, dass dein neues iPhone7 gut aussieht, aber überhaupt nicht funktioniert? Die Funktionalität ist viel wichtiger als das Aussehen!
      • Wessalius, Apple hat es in allerjüngster Vergangenheit bereits geschafft, die tagesaktuelle iPad Pro-Version (softwaremäßig) zu bricken – meinst Du wirklich, daß ein neues Iphone7 hiervor gefeit sein kann, oder gar ist? Ja? … … …
  9. Wieso steht das iPad mini vor dem Aus ? ? ich hatte jahrelang ein normalgroßes iPad, bin dann auf das mini umgestiegen und würde niemals mehr zurück zur normalen Größe gehen. Wenn Apple das Mini einstellen sollte, beschneidet es sich grundlos einer breiten Produktpalette und schießt sich damit selber ins Knie
  10. Ich glaube, dass Cook gerade den gleichen Fehler begeht wie damals Steve Balmer mit dem Start der Smartphones und diese nicht wirkliche Beachtung geschenkt hat, nur das Tim hier die VR „klein redet“ und sich zu sehr auf dem Zugpferd iPhone ausruht…
  11. Apple verfolgt zumindest mit dem iPhone die richtige Strategie den Zyklus auf 3 Jahre auszuweiten (wen alles so kommt wie es kommt)

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