Nach seiner Verabschiedung war NFC (Near Field Communication) weltweit im Gespräch. Alle Funktionsweisen wurden und werden immernoch angepriesen. Tätigkeitsaufgaben können per NFC automatisiert werden, das bargeldlose Zahlen erreicht die Welt und Türen öffnen sich automatisch – NFC sollte unser aller Leben einfacher machen.
Doch wo ist NFC heute im Alltag? Genau – leider fast nirgends. NFC ist bisher mehr eine reine Spielerei. Auch Nintendo verbaut in seine Konsole, der Wii U, einen NFC-Sensor. Spielfiguren mit NFC-Chip können so als virtuelle Spielfigur in ein Videospiel übertragen werden. Okay, klingt spannend – aber wo ist der alltägliche Nutzen von NFC? Near Field Communication ist, und da möchte man sich derzeit nicht viel vormachen, eine Technologie die jeder anpreist, aber für die sich niemand wirklich interessiert. Zwar verbauen diverse Hersteller, wie Samsung, Google und Co., NFC-Chips in ihre Geräte – doch die Entwickler setzen, von einigen Ausnahmen abgesehen, wenig Arbeitsenergie in die Entwicklung, um an diese Schnittstelle anzubinden.
Apple zeigt uns mal wieder, dass man in Cupertino anders denkt. Das Zauberwort heißt Bluetooth. Bluetooth ist keine wirkliche neue Technoligie und existiert schon seit den 1990er-Jahren. Auch ist Bluetooth keine Erfindung seitens Apple. Doch die Firma aus Cupertino macht sich Gedanken um die Funktion der Technologie. Mit der Schnittstelle sind seit jeher Übertragungen auf kurze oder auch längere Entfernungen möglich. Mit Bluetooth 4.0 LE (Low Energy) ist die Kommunikationsschnittstelle für Geräte noch interessanter geworden. Geräte können Daten mit anderen Geräten synchronisieren und haben dabei zeitweise eine Batterielebenszeit von bis zu einem Jahr. Gerade Tracker haben diese Eigenschaft mit einer Knopfzelle ein Jahr lang arbeiten zu können. Fitnessarmbänder
synchronisieren per Bluetooth und arbeiten mit einer Akkuladung teils mehr als eine Woche lang. Aber auch Bluetoothheadsets profitieren von dem Verbindungsstandard, denn durch den LE-Standard halten Akku des Mobiltelefons und der des Headsets weitaus länger – das verschafft schlichtweg längere Telefonate. Kopplungen zwischen Automobil und Mobiltelefon sind ebenso interessanter geworden – wird heutzutage doch gern die Lieblingsmusik per Bluetooth zu den Autolautsprechern gestreamt, das Auto als Freisprecheinrichtung genutzt oder sogar Siri per Siri Eyes Free gesteuert. Alles über eine Verbindung – per Bluetooth.
Apple setzt viel auf diese Technologie und entwickelt fleißig weiter. Dass Apple in der Verbindungstechnologie Potential sieht, lässt sich in dem letzten Update für das Apple TV erkennen. Mit dem Update aktivierte Apple den verbauten Bluetooth-Chip. Dieser erlaubt es Bluetooth-Tastaturen, zur Bedienung der Streamingbox, zu benutzen. Vielmehr hat die Aktivierung des Chips aber noch einen anderen Grund. Mit der aktuellen Beta von iOS 7 und der aktuellen Beta für das Apple TV ist es möglich, das Apple TV per Bluetooth einzurichten. Nutzer kennen den Ablauf der Einrichtung eines neuen Apple TV. Das neue Gerät wird an den heimischen TV angeschlossen, bootet und begrüßt den Benutzer mit einem netten Willkommensbildschirm. Nun geht es los – mit der beigelegten Remotefernbedienung, die nicht schlecht, aber für lange Texteingaben geduldsübend ist, wird dann die Apple-ID, das passende Passwort, der WLAN-Schlüssel und, und, und … eingetragen. Das kann, wenn man es nicht gewohnt ist, etwas friemelig wirken. Natürlich könnte man auch direkt die Remote-App auf dem iPhone, iPod touch oder iPad nutzen. Doch die Verbindung der Geräte funktioniert erst NACH der Einbindung des Apple TV ins heimische WLAN-Netzwerk. Somit ist man wieder auf die Remotefernbedienung angewiesen.
Mit iOS 7 und der aktuellen Betasoftware für das Apple TV kann man die ganze Einrichtung enorm beschleunigen. Geht man mit dem iDevice nah an das neue Apple TV heran, erkennen sich beide per Bluetooth. Vorraussetzung ist natürlich, dass Bluetooth auch auf dem iDevice aktiviert ist. Das iDevice (iPhone, iPad etc.) meldet dann ,,Hey, ich hab ein neues Apple TV gefunden, was ich für dich einrichten kann. Soll ich das tun?“ Ja klar wollen wir das! Dem Apple TV wird mit Hilfe des iDevice die Apple-ID und das Passwort übermittelt. Denn die Apple-ID kennt unser iDevice ja schon längst. Danach bekommt das Apple TV automatisch alle Informationen zum heimischen WLAN-Netzwerk mitgeteilt und kann sich bequem darin einwählen. Fertig – ohne Gefriemel und Gefummel ist das Apple TV startklar. Der Rest der Bedienung kann nun wie gewohnt von der Hand gehen.
Man sieht – Apple macht sich Gedanken, wie man Hardware mit Softwarefunktionen erweitern kann. Vorallem so, dass der Benutzer einen Nutzen davon hat. Bluetooth kann den Unterschied von Distanzen zwischen Bluetoothgeräten feststellen. Dass das funktioniert, haben wir hier in einer Produktvorstellung gezeigt. So funktioniert auch AirDrop in iOS 7. Mit Hilfe von AirDrop können Fotos, Links zu Internetseiten, Kontakte und vieles mehr zu anderen iOS-Geräten übertragen werden. AirDrop erkennt andere Benutzer per Bluetooth und weiß, wer unmittelbar in der Nähe ist. AirDrop unter iOS ist übrigens nicht mit AirDrop unter OS X zu vergleichen. AirDrop unter OS X funktioniert über die WLAN-Verbindung. Möglich ist aber, dass OS X in naher Zukunft auf WLAN und Bluetooth aufrüstet und somit die Übertragungen auf unterschiedlichen Wegen stattfinden können. Zu Hause, beispielsweise über das häusliche WLAN-Netzwerk und unterwegs per Bluetooth. Ein Kabel bräuchte man dann nur noch zum Laden der Geräte.
Wer sich iOS 7 genauer betrachtet, dem werden die neuen SDK’s auffallen. Hier beschreibt Apple eine Anbindung an iBeacons. iBeacons ist eine Softwareschnittstelle die es erlaubt, mit Hilfe von Bluetooth 4.0 LE (BLE) den Standort zu bestimmen. Es gibt verschiedene Anwendungsgebiete wofür dies genutzt werden kann. Ein Geschäft, welches einen Bluetoothsender installiert, könnte somit basierend vom aktuellen Standort UND vom derzeitgen Geschäftbesuch eine Pushbenachrichtung an euer iDevice senden. (Gutscheininfo, Sonderangebotsinfo etc.) Auch könnten Bluetoothsender, die zu Hause installiert und teils nur knopfzellengroß sind, genaue Anweisungen geben. Nähert man sich einem Raum so könnte dem iDevice mitgeteilt werden ,,Okay, du bist im Wohnzimmer. Ich schalte im Hintergrund nun die, mit WeMo-gesteuerte, Lichtquelle in der Küche aus“. Also auch in Gebäuden kann beispielsweise abhängig vom Raum reagiert werden. Das ganze geht übrigens innerhalb weniger Millisekunden. Auch ist es mit iBeacons möglich, auf anderen Bluetooth-Geräten App-Infos anzuzeigen. Eine mögliche iWatch am Handgelenk, welche per BLE mit dem iPhone verbunden ist, würde Pushbenachrichtigungen stromsparend vom iPhone aus gepushed bekommen. Die iWatch dient in dem Fall als Empfänger – das iPhone fungiert als Sender. So wäre auch ein iWatch der stromsparend zu betreiben – zumindest was Datenübertragungen angeht. Apple hält sich viele Türen offen um in alle Richtungen arbeiten zu können. Vielleicht arbeitet auch ein iTV in diese Richtung? Sobald man das Wohnzimmer betritt schaltet sich der Fernseher ein? Softwaretechnisch wäre das derzeit absolut möglich! Auch ist diese Schnittstelle für Automobile denkbar. Sobald ein Fahrer ins Auto einsteigt erkennt das Automobil das iDevice des Fahrers und stellt den Sitz, die Außenspiegel und sonstige benutzerdefinierte Einstellungen ein. Und zwar vollautomatisch. Ein Wunschdenken? In ein paar Jahren sicher schon Standard!
Wie man im aktuellen Zubehörmarkt erkennen kann, setzen die Hersteller auf Bluetooth anstatt NFC. Near Field Communication ist demnach mehr oder weniger eine ,,Totgeburt“. Bluetooth ist derzeit der meistvertretende Standard und wird es auch mit großer Sicherheit bleiben. Eine Technologie ist immer nur so gut, wie die Investition an Arbeit für seinen Funktionsumfang. Auch Apple wird in den nächsten Jahren mit großer Sicherheit mehr Bluetoothfunktionen entwickeln und dem Benutzer so weitere Möglichkeiten in der Bedienung ermöglichen. Bluetooth ist und bleibt die Zukunft. NFC wird es nicht ersetzen können.
39 Gedanken zu „Technologie bei Apple: Bluetooth ist das bessere NFC“
Die Kommentare sind geschlossen.