6. September 2016

Robert Tusch

Schweizer Fundbüro klagt: Apple soll gefundene iPhones entsperren

Weil Apple gefundene iPhones eines Schweizer Fundbüros nicht entsperrt, können diese nicht weiterverkauft werden. Das Unternehmen Fundsachenverkauf aus Zürich zieht deshalb vor Gericht.

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(Bild: Ellica / Shutterstock.com)

Normalerweise hat die Schweizer Firma Fundsachenverkauf.ch den Auftrag, gefundene Gegenstände zu verkaufen, sollte ihr Besitzer nach drei Monaten nicht auftauchen oder diesen als gestohlen melden. Dabei arbeitet das Unternehmen unter anderen mit den Schweizer Verkehrsbetrieben zusammen. Auch hunderte iPhones landen so Jahr für Jahr im Büro der Firma.

Das Problem: Seit iOS 7 sind Apple-Geräte fest mit dem iCloud-Konto verbunden. Nur der Besitzer kann diese Verbindung aufheben und so einen Weiterverkauf erst ermöglichen. Roland Widmer, Geschäftsführer von Fundsachenverkauf, hat daher stets bei Apple angefragt, ob sie die Handys von der sogenannten Aktivierungssperre befreien könnten. Das hat lange Zeit auch geklappt. Doch seit dem internen Umschwung in Sachen Sicherheit und Datenschutz, der unter anderem durch den Streit mit dem FBI in den USA angestoßen wurde, entsperrt Apple keine Handys mehr ohne richterliche Anordnung.

Apples Argument greift nicht

Apple verweist dabei auf den Datenschutz und fordert eine Original-Quittung des iPhones. Diese aber kann das Fundbüro natürlich ohne Besitzer nicht auftreiben. Roland Widmer wundert sich daher über Apples Verhalten. Schließlich werden alle Daten vom Gerät gelöscht. Mit der Polizei werde auch anhand der IMEI-Nummer geprüft, ob das iPhone als gestohlen gemeldet ist. Letztlich bestehe nur noch die Verbindung zum iCloud-Konto des ehemaligen Besitzers. Für Apple wäre es ein leichtes, diese aufzuheben. Er wäre sogar bereit, etwas für diesen Dienst zu bezahlen.

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Kunden, die die iPhones kaufen, können mit ihnen wegen der Sperre nichts anfangen. Sie werfen Apple vor, die Aktivierungssperre extra nicht aufzuheben, damit sie gezwungen sind, neue Modelle beim Konzern zu kaufen. Auch in Sachen Umweltschutz sei dieses Verhalten von Apple daneben, schließlich dienen die zum Teil neuwertigen Handys nur noch als Ersatzteillager.

Gegenüber dem Verbrauchermagazin „Espresso“ verweist der Konzern dabei auf sein Recycling-Programm und betont, dass die iPhones nur nach richterlicher Anordnung entsperrt werden.

Widmer zieht vor Gericht

Roland Widmer hat daher eine Zivilklage beim Zürcher Friedensrichteramt wegen «Missachtung des Eigentumsrechts» eingereicht. Dieses sehe schließlich vor, dass Fundsachen ab einem Wert von 50 Franken nach drei Monaten wiederverkauft werden dürfen. Ein Termin ist bereits für morgen angesetzt.

Große Chancen darf sich Widmer aber nicht ausrechnen. Schließlich hat Apple selbst keinen Vertrag mit den neuen Eigentümern und muss die Nutzung der gefunden iPhones daher auch nicht gewährleisten. Es bleibt am Ende wohl alles beim alten: Gefundene iPhone werden für das Fundbüro nichts mehr wert sein.

62 Gedanken zu „Schweizer Fundbüro klagt: Apple soll gefundene iPhones entsperren“

    • Es ist doch sehr ausführlich im Artikel erklärt: Meldet sich der Besitzer des iPhones nicht beim Fundbüro, sind selbst nagelneue iPhones Schrott, bzw nur als Ersatzteillager verwendbar. Im Sinne der Umwelt ist das nicht und im Sinne des Gesetzes auch nicht, weil die gefundenen iOhones nach 3 Monaten verkauft werden dürfen, was aber nicht geht weil gesperrt. Alles klar?
      • 2 paar Schuhe: natürlich dürfen diese weiterverkauft werden als gebraucht/nicht mehr funktionstüchtig. Also im Sinne des Gesetzes. Der preis sinkt dadurch natürlich und das stinkt dem Widmer. Aber hey, besser als nix. Am besten noch ne Anzeige gegen unbekannt wenn die rechtmäßigen Eigentümer mit ihren Produkten nicht sorgsam umgegangen sind. Punkt und Ende.
      • woher soll apple wissen wo der besitzer wohnt? wieso sollte apple sich da überhaupt mit beschäftigen, die haben davon doch nichts, viel zu viel aufwand das iPhone zu knacken und den besitzer + Adresse rausfinden + verschicken. im Gegenteil, freut apple doch wenn der besitzer sein iPhone verliert und sich ein neues kauft. Also Georg, erst nachdenken, dann tippen.
    • Wenn die Eigentümer sich nicht melden und zB Siri im Sperrbildschirm nicht zulassen weiß niemand wer der Besitzer ist. Darum habe ich einen kleinen Aufkleber mit meiner Festnetznummer hinten drauf geklebt. Kann jeder lesen der es findet und anrufen.
      • Aber Apple kann ja anhand der IMEI oder Seriennummer herausfinden, mit welchem iCloud Account das Gerät verknüpft ist und den Besitzer des iCloud Accounts benachrichtigen (Email, Nachricht auf anderen iPhones / iPads / Macs, die mit dieser ID verknüpft sind)
      • @ Armend, dazu muss es aber an sein und in einem Funknetz eingeloggt sein und wenn es Apple tun söllte, müssten sie die IMEI bzw. Seriennummer haben. Und diese Daten hat ja bekanntlich erstmal der ‚ehemalige‘ Besitzer. Und da diese Besitzerdaten (Name/Adresse) nicht im/am iPhone eingemeißelt sind kann Apple da überhaupt nicht helfen.
      • Mobilnummer macht sich schlecht bei manchen. So oft wie sie die Nummern tauschen bzw. neu haben, wäre die Rückseite voll. Ja und finde dann mal die richtige ?
  1. Apple könnte doch auch die „rechtmäßigen“ Besitzer darüber informieren, dass ihr iPhone im Fundbüro XY liegt und abgeholt werden kann. Das würden die Fundbüros aber sicher nicht wollen, denn so entgehen denen schon einige schöne Summen beim Verkauf ;D
  2. Frage: wie genau soll so ein iPhone entsperrt werden wenn es KEINERLEI Daten gibt die zur Entspereng überhaupt genannt werden können. Ich meine damit jetzt nicht die Legitimation sondern einfach nur die Zuordnung auf welches iPhone bzw. den zugehörigen Account zugegriffen werden soll. Wie soll das gehen
  3. Find ich gut … denn so kann ein entwendetes und vom Dieb weggeworfenes Gerät , weil durch Sperre unverkäuflich und unbrauchbar , weggeworfenes Gerät nicht durch angeblichen Fund Legal weiter benutzt werden. Mein gestohlenes Gerät aus D in der Schweiz “ gefunden “ könnte so legal Genutzt werden. Genau deswegen sind die Sperren eingerichtet worden Meine Geräte sind bei Appel gemeldet und ich erwarte dann eine Meldung wenn es wieder auftaucht. Nicht umsonst gibt es eine Black List der Geräte bei Appel Auch wenn es länger als drei Monate dauert . Und ein Gerichtsbeschluss ist daher witzlos Wem das nicht passt soll sich dann halt Windows oder Android Handys kaufen
    • Genau, eine von vielen Varianten den eigentlichen Besitzer ausfindig zu machen, wenn man es denn wirklich will. Ich denke, wenn diese Fundbüros es wirklich wollen würden, dann könnten sie das jeweilige iPhone auch dem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben!
  4. Das IPhone was ich im Fundbüro abgegeben habe hat das Fundbüro mir nach den 6 Monaten nicht ausgehändigt mit der Begründung das die Daten nicht gelöscht werden können.
    • Matthias, ein Stabmagnet kostet im Spielzeugladen ca. 1,00 €. Damit lösch ich Dir jedes iPhone in Echtzeit: dreimal umkreisen, und fertig. …
      • Ehm nein sicher nicht das funktioniert noch nicht mal bei richtigen HDDs bei Flashspeicher schon gleich gar nicht wie kommst du überhaupt auf sowas
  5. Letztendlich ist das doch nur ein Vorwand. Es geht im Prinzip nur darum, daß da jemand Kohle machen will mit den gefundenen iPhones.
  6. Wenn Apple das jetzt tun würde, also das iPhone entsperren und wiederherstellen auf Werkszustand, hätten sie es bei der Sache mit dem FBI auch machen müssen. Es geht hier um glaube ich eher um eine Philosophie als um andere Beweggründe.
    • Doch wenn ich dir dein iPhone klaue oder finde es ausschalte bevor du deine Suche aktiviert hast. Erst wenn das iPhone wieder im Internet ist wird erkannt das es gesperrt ist vorher nicht
  7. Ein Wunder, dass Apple die vorher noch entsperrt hat. Die vom Fundbüro werden doch garantiert nicht viel unternehmen, um den Besitzer zu finden… Das wäre ja glatt geschäftsschädigend… So nen iPhone bringt ein paar Euronen….
  8. Es gibt da schon ne Möglichkeit, hoffe hab jetzt keine prob durch den Kommentar … Wüsste auch nicht wie ich das an Apple ( sicherheits lücke) weiterleiten könnte …
  9. Grundsätzlich ist das ja das Eigentum vom ursprünglichen Käufer und der müsste seine Einwilligung zur entsperrung geben da es Seins ist damit hat  nix mehr zutun. Das Fundbüro wittert da wohl ein rissen Geschäft was‽
  10. Alle wichtigen Daten stehen auch im Notfallpass. Der muss natürlich aktiviert und verfüllt sein. Mit den Daten kann das iPhone wieder zurück zum Besitzer gehen bzw. der kann es sich abholen.
  11. Ich finde das Verhalten von Apple genau richtig! Ich möchte auch nicht, dass kurz nach dem Entsperren Dritte Zugriff auf meine Daten bekommt.
    • Bekommen die auch nicht… Mit „entsperren“ ist lediglich gemeint, dass das iPhone zurückgesetzt und vor allem hinterher wieder aktiviert werden kann. Denn man kann ein iPhone nicht ohne das Apple ID Passwort aktivieren, erst recht nicht wenn es in „Mein iPhone suchen“ als vermisst gemeldet wurde.
  12. die sollen schön gesperrt bleiben , wenn der eigentümmer sein idevice nicht wiederbekommt soll auch niemand anderes daran provit machen !! Auch kein Fundbüro!!!!
    • Nein, kann man nicht, weil es in der iCloud des eigentlichen Besitzers angemeldet ist. Er muss es erst löschen, damit man es als neues Gerät wieder registrieren kann. Das Problem haben einige, die ein gebrauchtes iPhone gekauft haben: so mancher Vorbesitzer hat es noch in der Liste der registrierten Geräte. Solange man aber mit ihm Kontakt treten kann, kann man ihn um die Löschung bitten. Andernfalls hat man ein Problem. Wenn man richtig Pech hat, dann ist es nämlich ein geklautes Gerät…
    • Das ist ja richtig geil! So kann der rechtmäßige Besitzer kontaktiert werden, wenn es ein ehrlicher Finder ist. Natürlich muss der Finder erst einmal wissen, das man Siri nach dem Besitzer fragen kann. Ich wusste das bisher noch nicht. Danke für den Tip Tirolerin!
  13. Wer sich nicht um seinen Besitz kümmert, hat Pech gehabt. Das Fundbüro kann auch mit anderen Artikeln Geld machen. Es ist ja nicht Apples Aufgabe, das Fundbüro bei der Eigenfinanzierung zu unterstützen. Das wird ja wohl ohnedies alles der Steuerzahler berappen. Sollen sie die alten iPhohnes an Apple verkaufen, da gibt es doch die Rückkaufaktionen. Vielleicht kann man da mit Apple eigene Verträge abschließen, wenn es wirklich so viele Geräte sind.

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