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PR vs. Wirklichkeit: Wie Apple systematisch den Arbeitsschutz in der Lieferkette unterläuft

Apple hat nach eigener Aussage hohe Ansprüche an seine Zulieferer bei der Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Leider werden diese Ansprüche oftmals bewusst ignoriert. Apple dränge nur dann auf Einhaltung der Vorschriften, wenn die Zulieferer von den lokalen Behörden ernstlich unter Druck gesetzt werden.

Es ist kein schönes Bild, das ehemalige Mitarbeiter von Apple von der praktischen Umsetzung der Arbeitsschutzpolitik des Unternehmens zeichnen. Apple erklärt immer wieder, wie hoch seine Ansprüche an die Unternehmen in seiner Lieferkette sind, die Gesundheit, Sicherheit und vor allem auch Rechtsschutz von Beschäftigten sicherstellen sollen.

Diese Erwartungshaltung existiert auch tatsächlich, sodass Apple hier stets darauf verweisen kann, allerdings akzeptiert Apple ausdrücklich auch, wenn seitens der Fertiger dagegen verstoßen wird, das geht aus einer internen Präsentation hervor, die vor fünf Jahren bei Apple gehalten wurde und das schwierige Thema der Zeitarbeiter in der Lieferkette anschaulich darstellt.

Apple hat Verständnis für Zulieferer

Wie ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens im Gespräch mit dem Branchendienst The Information ausführen, verzichtet Apple darauf, die Einhaltung lokaler Gesetze zum Arbeitsschutz etwa in China konsequent durchzusetzen. Das ganze Problem sieht dabei so aus:

Das chinesische Arbeitsrecht schreibt vor, dass nicht mehr als 10% der Belegschaft eines Unternehmens Zeitarbeitskräfte sein dürfen. Grund dafür ist, dass fest angestellte Mitarbeiter des Unternehmens mehr verdienen sowie rechtlich besser gestellt sind, etwa beim Kündigungsschutz. Nun hat Apple selbst durch eine interne Befragung in der Lieferkette aus dem Jahr 2014 festgestellt, dass nur etwa die Hälfte von 362 Zulieferern in China das entsprechende Gesetz einhalten. Allerdings gab es gegen die Zulieferer, die die Vorschrift nicht einhalten konnten, keine Sanktionen. Viel mehr habe Apple Verständnis für das Missverhältnis gezeigt. Man mache es durch die eigene Produktpolitik den Zulieferern schwer, die Vorschrift einzuhalten, so Apple-Mitarbeiter. Diese basiert darauf, dass etwa bei Start eines neuen iPhones in kürzester Zeit die Produktion massiv erhöht werden muss, diese Spitze aber rasch abfällt, ein Jobprofil, das geradezu auf Saisonkräfte zugeschnitten ist.

In weiterer Folge habe der Zulieferer Pegatron gegenüber Apple erklärt, Verstöße gegen die Zeitarbeitsvorschriften werden seitens der chinesischen Behörden nicht bei Unternehmen verfolgt, die als relevant für den Erfolg und das Wachstum der chinesischen Wirtschaft gelten. Apple habe daraufhin allen Zulieferern, bei denen keine konsequente Durchsetzung der Gesetze zu erwarten ist, keine weiteren Auflagen hinsichtlich des Zeitarbeiteranteils gemacht.

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Roman van Genabith
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3 Kommentare zu dem Artikel "PR vs. Wirklichkeit: Wie Apple systematisch den Arbeitsschutz in der Lieferkette unterläuft"

  1. Riva 11. Dezember 2020 um 17:45 Uhr ·
    Ist doch völlig egal…, der Rubel muß rollen!
    iLike 1
  2. Thorsten 11. Dezember 2020 um 20:10 Uhr ·
    So lange, wie alle Apple Produkte kaufen, wird sich da auch nichts ändern.
    iLike 1
  3. Hallo Welt 12. Dezember 2020 um 09:09 Uhr ·
    Wow, eine 5 Jahre alte Präsentation? Interessant wäre der Bericht, wenn Ihr auch aktuelle Informationen dagegen halten würdet. Hat sich was verbessert, verschlechtert, oder ist alles auf dem Stand geblieben? Das is so, als wenn Ihr heute die Technik des iPhone7 anpreisen würdet.
    iLike 4

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