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EU-Flagge - Symbolbild

26. September 2025

Roman van Genabith

iPhones später in Europa? Apple ist da, wo das Geld ist

Apple polterte zuletzt wieder einmal besonders laut in Richtung Brüssel: Wenn die EU-Kommission den Digital Markets Act nicht zurücknehme, könne man den Europäern nicht nur Features vorenthalten, auch Hardware komme dann womöglich später oder gar nicht mehr zu uns. Aber wie realistisch ist eine solche Drohung?

Keine Frage, Apple war schon von Anfang an einer der schärfsten Kritiker des DMA. Der iPhone-Konzern setzt mehr als jeder andere Tech-Riese auf Einkünfte durch ein hoch integriertes Ökosystem, das maßgeblich auf ein Geschäftsmodell voller Quasi-Monopole abstellt. Google, Meta, Amazon, sie alle besitzen und pflegen ihre ummauerten Gärten, in denen Kunden so lange und so konsequent wie möglich gehalten und „abgeerntet“ werden, doch vor allem Apple gelingt es seit Jahren, die bekannt märchenhaften Margen aus diesem Ansatz zu realisieren. Das liegt nicht zuletzt an dem über Jahrzehnte hart erarbeiteten Image der elitären Exklusivität der Apple-Produkte mit ihrem immensen Preispunkt.

So konnte man sich ein kaufkräftiges und vor allem kaufwilliges Klientel heranziehen, dessen Cashflow bei Apple zuverlässig die Kasse klingeln lässt. So etwas gibt niemand freiwillig auf.

Die EU mit ihrem DMA versucht nun, die gewachsenen eingemauerten Gärten der Tech-giganten aufzubrechen, das geht nicht ohne Schmerzen und Konflikte ab.

Dass Apple keineswegs aus einer rechtlichen Zwangslage heraus bestimmte Funktionen für Europäer zurückhält, zeigt eindrucksvoll die Konkurrenz: Features wie eine Live-Übersetzung werden nicht nur von Google, sondern auch von verschiedenen anderen Unternehmen bereits länger angeboten – auch hier. Wie willkürlich Apple hier vorgeht, zeigt sich auch eindrucksvoll am iphone-Mirroring auf dem Mac, einer netten, aber für die wenigsten Nutzer vitalen Funktion, die auf das Zusammenspiel der diversen Apple-Produkte abstellt. Dass dieses Feature hier nicht verfügbar ist, ist für diejenigen Nutzer, die davon wissen, bestenfalls ärgerlich, die Mehrheit europäischer Mac-Nutzer dürfte es gar nicht kennen. Zumindest hat Apple aber wohl kaum ein iPhone oder Mac weniger verkauft, weil iphone-mikroring in der EU nicht verfügbar ist.

Apple ist da, wo das Geld ist

Ein Zusammenhang mit Datenschutzproblemen, die durch den DMA beim iphone-Mirroring oder auch der Live-Übersetzung entstehen, ist und bleibt nicht erkennbar, dafür aber ein anderes Muster: Die Strategie der Nadelstiche in Kombination mit lautstarkem Wortgetöse. Am Ende aber ist Apple immer da, wo es Geld zu verdienen gibt – und tut, was dafür nötig ist, sei es China mit seiner haarstäubenden Vorstellung von Freiheitsrechten, sei es Indien mit seiner für westliche Unternehmen herausfordernden Marktwirtschaft und Produktionskultur, sei es eine EU, die zwar inzwischen auch von den Big Techs deutlich mehr verlangt, als nur smarte Produkte anzubieten, in der aber auch 450 Millionen Konsumenten leben.

4 Gedanken zu „iPhones später in Europa? Apple ist da, wo das Geld ist“

  1. „Ein Zusammenhang mit Datenschutzproblemen, die durch den DMA beim iphone-Mirroring oder auch der Live-Übersetzung entstehen, ist und bleibt nicht erkennbar“. Der sogenannte Apple-Experte auf einer Apple-News Seite 😢 Wie du vielleicht weißt, versucht Apple so viel wie möglich auf dem Gerät abzuwickeln. Der Grund, warum ähnliche Features von Google und Co. bereits bei uns sind liegt daran, dass sie hauptsächlich über deren Server laufen und weniger Datenschutz gewährleisten. Für Google ist es ein leichtes, eine App zu Erstellen und das Feature auf allen Plattformen anzubieten. Für Apple jedoch nicht. Wenn sie Live-Übersetzungen auch für andere Firmen anbieten, muss eine gewisse Öffnung stattfinden und die Anwendung kann nicht mehr zu 100% verschlüsselt auf dem Gerät stattfinden
    • Schwachsinn. Natürlich kann eine Anwendung zu 100% verschlüsselt „stattfinden“. Du tust so als könnten fremdanbieter Apps einfach beliebig auf die Daten anderer Apps zugreifen. Können sie aber nicht. iOS verwendet genau so Zugriffsrechte wie Windows, Linux und macOS auch. Außerdem läuft jede App in ihrer eigenen Sandbox und wird von iOS daran gehindert auf andere Daten zuzugreifen. Auch im Arbeitsspeicher wird iOS nur Zugriffe auf den eigenen Adressraum der App zulassen. Keine App wird daran gehindert Daten verschlüsselt im Speicher abzulegen…
      • Dass es nicht möglich ist, war ja nicht meine Intention. Nur kann Apple es dann nicht mehr zu 100% selbst übernehmen, weil andere zwischengeschaltet werden. Dies erhöht die Chance, dass im Prozess etwas schief laufen kann. Es ging mir darum, dass im Artikel behauptet wird, Apple würde das grundlos machen und es gäbe absolut keine Risiken
        • Danke für die Antwort. So weit ich weiß werden auch Apps aus Drittanbieter Stores von Apple überprüft und es ist ja immer noch Apple selbst, die die Schnittstellen anbieten. Deswegen würde ich da kein größeres Risiko sehen. Das Apple viele Features „on Device“ ablaufen lässt ist auch kein Hinderungsgrund. Apps rufen API Schnittstellen auf und bekommen Daten zurück. Ob die API die Daten dann zu irgendwelchen Servern schickt (wie bei Google) oder „on Device“ verarbeitet ist der jeweiligen App ziemlich egal. Die sieht sowieso nicht was im Hintergrund passiert. Zwischen Apples API und dem User sitzt natürlich der Appanbieter, aber auch das ist ja schon immer der Fall gewesen. Auch bei Apples eigenem App Store. Wenn Apple also auch Apps von drittanbietern überprüft sehe ich da wie gesagt keinen Hinderungsgrund.

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