Apple polterte zuletzt wieder einmal besonders laut in Richtung Brüssel: Wenn die EU-Kommission den Digital Markets Act nicht zurücknehme, könne man den Europäern nicht nur Features vorenthalten, auch Hardware komme dann womöglich später oder gar nicht mehr zu uns. Aber wie realistisch ist eine solche Drohung?
Keine Frage, Apple war schon von Anfang an einer der schärfsten Kritiker des DMA. Der iPhone-Konzern setzt mehr als jeder andere Tech-Riese auf Einkünfte durch ein hoch integriertes Ökosystem, das maßgeblich auf ein Geschäftsmodell voller Quasi-Monopole abstellt. Google, Meta, Amazon, sie alle besitzen und pflegen ihre ummauerten Gärten, in denen Kunden so lange und so konsequent wie möglich gehalten und „abgeerntet“ werden, doch vor allem Apple gelingt es seit Jahren, die bekannt märchenhaften Margen aus diesem Ansatz zu realisieren. Das liegt nicht zuletzt an dem über Jahrzehnte hart erarbeiteten Image der elitären Exklusivität der Apple-Produkte mit ihrem immensen Preispunkt.
So konnte man sich ein kaufkräftiges und vor allem kaufwilliges Klientel heranziehen, dessen Cashflow bei Apple zuverlässig die Kasse klingeln lässt. So etwas gibt niemand freiwillig auf.
Die EU mit ihrem DMA versucht nun, die gewachsenen eingemauerten Gärten der Tech-giganten aufzubrechen, das geht nicht ohne Schmerzen und Konflikte ab.
Dass Apple keineswegs aus einer rechtlichen Zwangslage heraus bestimmte Funktionen für Europäer zurückhält, zeigt eindrucksvoll die Konkurrenz: Features wie eine Live-Übersetzung werden nicht nur von Google, sondern auch von verschiedenen anderen Unternehmen bereits länger angeboten – auch hier. Wie willkürlich Apple hier vorgeht, zeigt sich auch eindrucksvoll am iphone-Mirroring auf dem Mac, einer netten, aber für die wenigsten Nutzer vitalen Funktion, die auf das Zusammenspiel der diversen Apple-Produkte abstellt. Dass dieses Feature hier nicht verfügbar ist, ist für diejenigen Nutzer, die davon wissen, bestenfalls ärgerlich, die Mehrheit europäischer Mac-Nutzer dürfte es gar nicht kennen. Zumindest hat Apple aber wohl kaum ein iPhone oder Mac weniger verkauft, weil iphone-mikroring in der EU nicht verfügbar ist.
Apple ist da, wo das Geld ist
Ein Zusammenhang mit Datenschutzproblemen, die durch den DMA beim iphone-Mirroring oder auch der Live-Übersetzung entstehen, ist und bleibt nicht erkennbar, dafür aber ein anderes Muster: Die Strategie der Nadelstiche in Kombination mit lautstarkem Wortgetöse. Am Ende aber ist Apple immer da, wo es Geld zu verdienen gibt – und tut, was dafür nötig ist, sei es China mit seiner haarstäubenden Vorstellung von Freiheitsrechten, sei es Indien mit seiner für westliche Unternehmen herausfordernden Marktwirtschaft und Produktionskultur, sei es eine EU, die zwar inzwischen auch von den Big Techs deutlich mehr verlangt, als nur smarte Produkte anzubieten, in der aber auch 450 Millionen Konsumenten leben.