Bei mir steht seit einer Woche ein HomePod mini im Wohnzimmer. Dort ergänzt er eine Reihe an Sonos Produkten, vom One bis zum Play:5. Was mir in den letzten Tagen aufgefallen ist, erfahrt ihr in diesem kleinen Test. Danke fürs Lesen!
Der HomePod mini ist nun schon seit mehreren Wochen auf dem Markt und man könnte beim Durchscrollen von Social Media meinen, dass ihn irgendwie jeder gekauft hat. Für 100 Euro kann man ja nicht viel falsch machen, oder?
Das stimmt vielleicht, dennoch kommt mir der HomePod mini in vielen Testberichten etwas zu gut weg. Und das liegt nicht daran, dass es ein schlechtes Produkt ist. Ich höre nur von vielen Ecken, dass der HomePod mini „fantastisch“ klinge. Dementsprechend waren auch meine Erwartungen und die hat er nicht erfüllt. Aber von vorne: Lasst mich das Ganze kurz erklären.
Vorneweg: Hallo, mein Name ist Laie
Ich möchte eingangs klarstellen, dass ich in keiner Weise besonders viel von Musik, guten Lautsprechern oder gar deren Technik verstehe. Obgleich ich schon eine Vielzahl an Lautsprechern und Stereoanlagen getestet habe, würde ich mich als Laie bezeichnen. Als Otto Normalverbraucher. Das könnte in dem Fall aber gar nicht schaden.
Der HomePod mini ist weder für Tontechniker noch für Interpreten gedacht, die deren Stücke damit abmischen möchten. Das Gerät ist für die Masse gebaut, die ihn im Wohnzimmer, Badezimmer oder Schlafzimmer als Smart Speaker aufstellen möchten. Als Smart Speaker, der das Zeug hat, nebenbei auch noch Musik zu spielen. Ein Klassikfanatiker, der am Sonntagnachmittag drei Stunden lang in Bachs neunte Symphonie abtauchen möchte, der wird sich anderer Gerätschaften bedienen, sofern er keine Total-Enttäuschung erleben möchte.
HomePod Mini Design und Einrichtung
Ich rede (bzw. schreibe) nicht gerne um den heißen Brei herum. Lasst uns also den Lieferumfang oder das Design überspringen. Ihr wisst doch mittlerweile alle, wie das Ding aussieht. Halt, eines vielleicht: Der HomePod mini ist wirklich verdammt klein. Meine Güte. Der Lautsprecher ist kaum höher als mein iPhone 12 Pro breit ist. Durch die Größe und das Design integriert er sich wirklich perfekt in jeden Raum. Egal ob Fenstersims, Schreibtisch, Nachttisch, Badezimmer-Hocker etc.
Die Einrichtung des HomePod mini ist super einfach. Es gibt keinen Knopf, den man drücken könnte. Nur ein Kabel, das man einstecken sollte. Darauf sollten die meisten selbst ohne Anleitung kommen. Apples „it just works“ zeigt sich von der besten Seite.
HomePod mini Klang
Aber kommen wir doch zum spannenden Teil! Ihr kennt den „Klang ist subjektiv“-Sprech ja. Dennoch möchte ich ihn auch hier voranstellen, da jeder andere Musik und manche auch gar keine Musik damit hören. Ein Podcast, eine Action-Szene im Film und Verdis Rigoletto erfordern jeweils vollkommen unterschiedliche Voraussetzungen für Hörgenuss. Aber hey, ich habe mein Bestes gegeben, den Lautsprecher objektiv zu bewerten.
Beim Einrichten des Gerätes ertönt rasch ein lauter „Gong“. Wenn ich ehrlich bin, musste ich zunächst schauen, ob dieser nicht von meiner großen Anlage stammte, so satt und laut war der. Aber nein, das war der mini. Und damit wären wir auch gleich beim ersten Punkt: Der HomePod mini kann für seine Größe verdammt laut werden und einen wirklich satten Bass liefern. Und selbst bei Lautstärke 90% klingt das Gerät noch ausgewogen und füllt damit problemlos einen größeren Raum von 50 bis 60 Quadratmetern. Im Stereopaar soll er laut einigen Kollegen auch größere Räume abdecken können.
Nicht nur das Volumen und der Bass können überzeugen, ähnliches kann ich über die Höhen sagen. Vocals und Instrumente in den Höhen klingen sehr fein und man merkt, dass Apple den Lautsprecher tendenziell darauf abgestimmt hat. Dieser „moderne Sound“, der vor allem aus Höhen und Tiefen besteht, haben sich ja angeblich schon viele Pop-Sänger aus den Charts zu Herzen genommen. Wenn ohnehin jeder mit dem HomePod mini und den AirPods zuhört, wieso überhaupt noch Mitten reinmixen? Das spart mächtig Zeit!
Spaß beiseite! Letzteres trägt aber ein bisschen Wahrheit in sich. Leider vermisse ich sehr oft Instrumente, Klänge und Jingles in den Mitten. Dasselbe gilt für leise Stimmen und Töne. Sie werden vom HomePod mini wie in einem Sog verschluckt. Man kann jene Töne meist hören. Aber man hört eher deren wildes Ringen, irgendwie an der Wasseroberfläche zu strampeln und nicht vollkommen abzutauchen.
Aber Lukas, was heißt das jetzt? Ich habe euch einmal einige Lieder unten zusammengeschrieben, anhand derer ich unter anderem zu obigen Einschätzungen gekommen bin:
- „Half As Good As You“ (feat. Alice Merton) von Tom Odell: Die Vocals klingen wirklich gut, der Bass ist ferner okay. Er überdeckt allerdings manche Teile des Klaviers genau an jenen Stellen, an denen es außertourliche Melodien spielt, die das Stück ausmachen. Schade, wenn man genau hinhören will.
- „Unfinished Sympathy“ von Massive Attack: Hier hört man deutlich, wie der Bass an seine Grenzen kommt. In den ersten paar Sekunden gibt es hier nämlich extrem tiefe Töne und einen nachhallenden, zitternden Bass. Manche teuren Kopfhörer oder auch der Play:5 bekommen das halbwegs gut abgespielt. Der HomePod mini erzeugt hier eher eine Art Klopfen am Anfang. Das hat relativ wenig mit dem komponierten Stück zu tun.
- „wish you were gay“ von Billie Eilish: Auch hier hört man von dem „wobbernden“ Bass, der das Stück eigentlich ausmacht, nur eine Art Klopfen. Außerdem verschwimmt die Gitarre zu sehr, auch sie macht aber wichtige Töne aus, die für mich das Lied wirklich ausmachen.
- „Do It Better“ (feat. Justine Vales) von Frents: Ich bin überrascht, wie gut der mini hier alle verschiedenen Sounds unterbringt, indessen verschwimmen hier einige Jingles und die „piependen Töne“, die eigentlich jene Melodien vom Anfang durch das Stück tragen sollten. Davon hört man aber schon bald nicht mehr viel.
- „Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht“ von Herbert Grönemeyer: Hier vermisse ich sämtliche Gitarrentöne. Zudem gibt es immer wieder Trompeten, die einsetzen, wenn Grönemeyer einen Vers zu Ende gesungen hat und dann jeweils, nachdem der Refrain zu Ende ist. Diese hört man unheimlich leise und verschwommen, was mich erschreckt hat. Das Lied klingt auf dem HomePod mini wirklich anders als ich es kenne.
- „Leise rieselt der Schnee“ von Deutsches Filmorchester Babelsberg, Gregor Meyle & Bernd Ruf: Hier glänzt der HomePod mini wirklich, weil das Stück vor allem aus Vocals und einigen wenigen Instrumenten besteht. Lediglich in den ganz hohen Tönen beim Gesang klirrt der Lautsprecher etwas.
Ich könnte diese Liste noch lange weiterführen, die Aussage würde sich dadurch nicht verändern. Aber was möchte ich damit eigentlich aussagen? Dass der HomePod mini gar nicht so gut klingt? Dass es rausgeworfenes Geld ist, wenn man den mini kauft? Um Gottes willen, nein!
Ich möchte damit einige Testberichte geraderücken, nach deren Lektüre man tatsächlich meinen könnte, bei Apple gibt es einen hervorragenden und fantastischen Lautsprecher für 95 Euro zu kaufen. Das stimmt einfach nicht, verwundert aber kein bisschen. Denn auch Apple kann keine physikalischen Gesetze umgehen und auf 5 Zentimetern unterbringen, was andere in 30 Zentimetern unterbringen.
Schließlich klingt der HomePod mini für seine Größe absolut beeindruckend und besser als alle Lautsprecher, die ich in der Größe gehört habe. Leider habe ich aktuell zuhause keine direkte Referenz. Er klingt bedeutend schlechter als der Sonos One, aber viel besser als mein kleiner Echo Dot. Beides ist aber logisch.
Für wen taugt der Klang jetzt?
Ich möchte mir kein Urteil darüber anmaßen, wer sich den HomePod mini nun für welche Zwecke kaufen sollte. Die Ansprüche und Gewohnheiten sind eben unterschiedlich. Wer bislang Musik über günstige Bluetooth-Boxen gehört hat, könnte mit dem HomePod mini ein raumfüllendes Soundwunder erleben. Wer bislang mit einem Stereopaar des Play:5 im Schlafzimmer Musik gehört hat, wird vermutlich auf ganzer Linie enttäuscht sein, wenn er nun einen mini in der Küche aufstellt.
Meine bescheidene Einschätzung lautet: Der HomePod mini ist der perfekte Hintergrund-Lautsprecher. Für Weihnachtslieder beim Arbeiten, für Chiller-Sounds, wenn Freunde da sind und auch für Partymusik, wenn ein paar mehr Freunde da sind, taugt der HomePod mini auf jeden Fall. Sobald jedoch der Fokus nicht mehr das Ambiente ist, das die Musik schafft, sondern die Musik selber, fällt der Lautsprecher flach.
Smarte Features, in der Theorie
Während ich einige Funktionen wie Intercom und die persönlichen Siri-Features noch nicht getestet habe, möchte ich zu den angeblich so tollen „Handoff“-Funktionen etwas sagen. Man soll also mit dem iPhone an den HomePod rangehen und so seine Musik rüberschicken können? Und dann geht das auch noch in beide Richtungen. Klingt verdammt cool und das wäre es auch, wenn es funktionieren würde.
Nicht nur hat man bei jedem zweiten Mal Pech und das Feature funktioniert gar nicht, sondern man kommt sich beim „Anstupsen“ des HomePods auch echt idiotisch vor. Dass Freunde das selbst im gleichen WiFi nicht nutzen können ist eine weitere Enttäuschung. Somit bleibt zu hoffen, dass Apple hier nachjustiert. Mit dem neuen Softwareupdate wurde es nämlich nicht besser.
Hey Siri, wann bist du endlich gut?
Und dann ist da ja noch Siri. Und für viele könnte Siri der Grund sein, überhaupt einen HomePod zu kaufen. Hier kann ich die Kritik an Siri nur partiell nachvollziehen. Denn man muss es zweigeteilt sehen:
Zum einen gibt es die grundlegenden „Basics“, die Siri mittlerweile so gut wie alle anderen und oft noch schneller beherrscht. Meine Hue-Lampen ändern über Siri zum Beispiel schneller die Farben als über Alexa. Auch sind Wettervorhersagen oder Fragen zu Einwohneranzahl, Alter von Persönlichkeiten, Wikipedia-Definitionen und so weiter meist auf dem Level der Konkurrenz. Das gleiche gilt übrigens auch für die Mikrofone. Die Worte „Hey Siri“ werden über eine unheimliche Distanz hinweg und sogar bei lauter Musik erkannt. Hut ab, Apple.
Zum anderen verschlägt es Siri aber gerne die Sprache, wenn es etwas komplexer wird. Es gibt unzählige Anfragen, die Siri nicht oder nur schlecht beantworten kann, Alexa jedoch aus dem Stand beantwortet. Hinzu kommen Verständnisfehler und Verbindungsabbrüche, die zwar selten sind, aber bei Alexa eben so gut wie gar nicht vorkommen. Überdies werden englische Lieder oft deutsch ausgesprochen und nicht korrekt erkannt, was einen billigen Eindruck hinterlässt.
Aber ich kann euch ja viel erzählen! Ein paar Beispiele aus den letzten Tagen gefällig?
- „Spiele Orphans von Coldplay“ wurde als „Ordans“ verstanden und nicht gefunden.
- „Wie lange schlafen Katzen“ resultierte in einer Google-Suche, die ich übers iPad zwei Zimmer weiter hätte einsehen können. Alexa lieferte mir binnen 4 Sekunden eine konkrete Antwort.
- Die „Distanz zur Kandlgasse“ war nicht möglich abzufragen, weil die Straße nicht verstanden wurde.
- Auf die Frage „Suche Informationen zum Eiffelturm“ brach Siri abrupt ab, da es den Punkt auf Wikipedia bei „Er steht im 7. Arrondissement“ als Satzende interpretierte. Alexa hingegen las mir den ganzen Absatz vor.
- Auf die Frage „Was essen Hunde“ antwortete mir Alexa mit einem Roman an interessanten Punkten. Siri hingegen verlautbarte „Lebensmittel sind Substanzen, die konsumiert werden, um den menschlichen Körper zu ernähren.“
- Auf die Frage „wie lange kann ich weiche Eier kochen“ gab mir Siri zu verstehen, sie hätte die Webresultate an mein iPad gesendet. Alexa antwortete „3 bis 5 Minuten“ und gab gleich noch den Unterschied zu harten Eiern bekannt.
Auch hier könnte ich die Liste noch weiterführen. Aber mal ehrlich, bin ich der Einzige, der Siri noch immer nicht auf dem Stand von Alexa und Google Assistent sieht? Ein Assistent im Jahre 2020 soll mir doch nicht sagen, wie groß Donald Trump oder wie alt Tim Cook ist. Das interessiert sowieso niemanden. Auch das Wetter frage ich im Alltag selten ab. Ich möchte einen Smart Assistent fragen können, was mir eben gerade so einfällt. Beim Kochen. Beim Arbeiten. Beim Nachdenken. Beim Entspannen.
Ich möchte Siri nicht schlechtreden, die Software holt indessen leider nur langsam auf. Immerhin holt sie aber überhaupt auf und ist in Sachen Geschwindigkeit, Bei Followup-Fragen und vielem mehr mittlerweile auf einem viel besseren Niveau als noch vor 2 Jahren.
Jetzt kann man zudem positiv erwähnen, dass Apple mit meinen Daten bestimmt sorgfältiger umgeht und vermutlich keine riesige Datenbank mit allen Anfragen führt, aus denen eine KI dann den Assistenten verbessern kann. Amazon und Google machen das und bauen so ihren Assistenten immer weiter aus. Apple wird hier durch seine Werte eingeschränkt.
Welchen Weg man sympathischer findet, muss jeder für sich entscheiden. Ebenso wie die Frage: Was möchte ich eigentlich? Reichen mir einfache Steuerungsmöglichkeiten im Smart Home, ein paar Basic-Fragen zum Wetter und zu Barack Obama aus? Dann reicht mit der HomePod. Will ich von Drittanbieterapps profitieren und im Alltag auch Fragen stellen, die ich nicht ohnehin binnen Sekunden auf Google finden könnte, dann muss ich mich für Alexa entscheiden.
Ich glaube sogar, den meisten reicht ersteres aus. Und wenn dann noch die Einrichtung schnell, Apple Music und iMessages integriert, Apples Designsprache geliefert wird und Siri mit allen meinen Geräten direkt kommunizieren kann, dann vergisst man auch die weich gekochten Eier, die Siri nicht kennt.
Fazit time
Der HomePod mini ist kein fantastischer Lautsprecher. Er ist ein Lautsprecher für 90 Euro und klingt vielleicht wie einer für 120. Das ist okay, wenn wir uns an den Absatz erinnern, in dem ich die Zielgruppe definiert habe. Viele dürften mit einem Lautsprecher für Hintergrundmusik zufrieden sein. Vielen dürfte auch ein Smart Speaker ausreichen, der eben etwas dümmer ist.
Die Integration ins Apple Ökosystem und die sekundenschnelle Einrichtung ist dem „Normalo“ verständlicherweise oft wichtiger. Wer sich den Lautsprecher aber zum Musikgenießen kauft, der sollte sich das besser dreimal überlegen. Gleiches gilt für potentielle Käufer, die sich einen wirklich intelligenten Speaker erhoffen, der mehr kann als Siri im iPhone und in Zukunft von allen möglichen Ideen von Entwicklern profitiert. Das kann und will Apple dem HomePod aktuell nicht ermöglichen. Schade eigentlich.
Was meint ihr? teilt ihr meine Einschätzungen? Wer von euch hat bereits einen HomePod mini bei sich zuhause? Lasst uns gerne in den Kommentaren diskutieren.
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Danke an Bluestein für die Unterstützung.
21 Gedanken zu „HomePod mini ausprobiert: „Gut, aber auch nur für die Größe““
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