Schon beim Kauf kommen Macs und iOS-Geräte mit einer Reihe von Programmen daher, mit denen ihr die grundlegendsten Aufgaben erledigen könnt: Im Internet surfen, E-Mails empfangen, Briefe schreiben, Termine und Kontakte verwalten und vieles mehr. Doch zwischen macOS und iOS gibt es einen entscheidenden Unterschied: die Wahlfreiheit.
Wenn ein Mac-Nutzer die Links in seinen E-Mails beispielsweise lieber in Googles Chrome-Browser öffnet, kann er diesen einfach als Standardbrowser definieren. Auch andere Apps, wie die Standard-Mail-App oder die Standard-Apps für jeden Dateitypen lassen sich nach Belieben konfigurieren.
Auf seinem iPad oder iPhone hat der Nutzer diese Freiheit jedoch nicht. Wenn er den selben Link unter iOS in Googles Chrome-Browser öffnen möchte, geht dies nur kompliziert über das Teilen-Menü. Gleiches gilt beispielsweise für Kalenderereignisse oder die Kontaktverwaltung, klagt Kirk McElhearn auf Macworld und fordert Apple auf, sich der Sache anzunehmen, um die Arbeitsabläufe der Nutzer flüssiger zu gestalten.
„Let us choose the apps we want to use: It’s time to let iOS users have the same freedom of choice as Mac users.“
Schließlich sei dies kein Hexenwerk. Das wir selbst in der zehnten Version von Apples mobilen Betriebssystem noch so eingeschränkt sind, sei lächerlich.
Federico Viticci von MacStories gibt zu bedenken, dass es sich dabei nicht um technische Schwierigkeiten handele, sondern in erster Linie strategische Gründe und Sicherheitsbedenken dafür verantwortlich sein könnten: Eine Öffnung des Systems könnte bewirken, das viele Nutzer auf Alternativen zu Schlüsselanwendungen und -Diensten wie Apple Music, Karten, Nachrichten, Health oder Safari setzen. Solche Anwendungen prägen jedoch maßgeblich die Wahrnehmung des ganzen Systems. Viticci glaubt, einige iOS-Anwendungen seien Apple sogar wichtiger, als ihre Gegenstücke unter macOS. Das wäre nur logisch – schließlich verkauft der Konzern wesentlich mehr iOS-Geräte als Macs.
Das geschlossene Ökosystem hat sich bei der Aufgabe, die Kunden zu binden (und zu schützen), bislang bewährt. McElhearn gibt aber auch zu bedenken, dass Nutzer animiert würden, in die Cloud-Ökosysteme von Google oder Microsoft abzuwandern. Vittici plädiert daher dafür, das System in einigen Punkten zu öffnen. Genauere Spekulationen äußerte er nicht, doch in der Öffnung von Siri und der Nachrichten-App sieht er vermag er bereits erste Schritte Apples in diese Richtung zu erkennen.
Kommentar:
Ich schrieb bereits im Artikel über Web-Apps, dass Apple eine einfache Bedienung und flüssige Arbeitsabläufe schon immer wichtig waren, doch Viticci übersieht der Unterschied der Maßnahmen.
Die Öffnung der Siri SDK und der Nachrichten App ergänzen Apples Systeme um zusätzliche Funktionen. Davon profitieren Entwickler, Nutzer und vor allem Cupertino als Gastgeber, da die Unterstützung der eigenen Apps steigt.
Das Ändern von Standard-Apps zieht Nutzer hingegen von Apples Anwendungen ab und löst diese ein Stück weit aus dem geschlossenen System. Ein Schritt, der Apple auf dem Weg zum Service-Giganten gefährlich werden könnte. Eine Öffnung halte ich daher für unwahrscheinlich.
27 Gedanken zu „Gar keine Wahl: iOS-Standard-Apps in der Kritik“
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