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Die Mobilfunk-Zukunft

Eine-Mobilfunkanlage-von-Vodafone-D2-auf-einem-Hausdach-in-Duesseldorf

In Zukunft sollen vernetzte Fahrzeuge für mehr Sicherheit und Komfort im Straßenverkehr sorgen. Laut EU-Kommission soll es bereits bis 2019 an Autobahnen und wichtigen Verkehrsadern so weit sein. Fahrzeuge könnten sich dann gegenseitig vor Gefahrenstellen warnen, Routen anhand der tatsächlichen Verkehrslage anpassen und Kartenmaterial unkomplizierter aktuell halten. Im Verkehr kommt es weniger auf hohe Datenübertragungsraten sondern viel mehr auf schnelle Reaktionszeiten an, damit es nicht kracht.

Auf die Technik kommt es an

Für die Vernetzung stehen gleich drei Funk-Techniken zur Auswahl: WLAN, LTE-V und 5G. WLAN-Standard 802.11p war der erste Vorschlag für die Verbindung der Verkehrsteilnehmer. Die hohe theoretische Datenrate der Technik kann in der Praxis jedoch deutlich fallen, wenn ein hohes Verkehrsaufkommen für viele Daten-Kollisionen sorgt. das pWLAN sendet außerdem auf einer Frequenz von 5,9 GHz. In diesem Frequenzbereich beträgt die nutzbare Reichweite für Verbindungen zwischen zwei Fahrzeugen nur etwa 200 bis 300 Meter. Der flächendeckende Einsatz hätte also kostspielige und langwierige Investition in mehrere hunderttausend WLAN-Repeater erfordert. Das pWLAN war außerdem nie für das Board-Infotainment konzipiert.

Daher wurde nach Alternativen gesucht. Der Blick fiel schnell auf die bestehenden Mobilfunknetze. Weltweit gibt es etwa 7 Milliarden Mobilfunkanschlüsse – 112 Millionen davon allein in Deutschland. Das bundesweit bereits gut ausgebaute LTE-Netz bot sich an. Das europäische Normeninstitut ETSI entwickelte es zu LTE-Vehicle-to-Vehicle, kurz LTE-V2V oder noch kürzer LTE-V, weiter. Es setzt auf die bestehende Infrastruktur, bei der nur stellenweise Lücken geschlossen und Software-Anpassungen vorgenommen werden müssten. Schon diesen Sommer soll der neue Standard verabschiedet werden. Neben dem 5,9 GHz-Band kann LTE-V auch die bestehenden LTE-Frequenzen von 800, 900, 1.800 und 2.600 MHz mit entsprechend höherer Reichweite nutzen. Da die Nachrichten der Verkehrsteilnehmer sehr kurz sind, geht dies kaum zu Lasten der Bandbreite. Daten-Kollisionen wurden technisch ausgeschlossen und Medieninhalte wie Filme können von den Passagieren über das normale LTE-Netz abgerufen werden.

Daneben wird bereits fleißig an der Mobilfunk-Zukunft gearbeitet: 5G NR (New Radio) soll ab 2020 mit besonders geringen Signallaufzeiten (Latenzen) punkten. Im Verkehr, wo es auch blitzschnelle Reaktionen ankommt, ist dies ein besonders wichtiger Aspekt. Freie Frequenzen gibt es jedoch nur noch oberhalb von 6 GHz oder sogar zwischen 40 und 60 GHz – für eine flächendeckende Versorgung wird LTE daher vermutlich langfristig seine Vorherrschaft behaupten können. Die 5G-Technik kann ihre Vorteile hingegen bei „ultra dense platooning“, also für Konvois mit nur wenigen Metern Abstand ausspielen können.

Eine rosige Zukunft für Mobilfunkanbieter?

Mitnichten. Schon heute gibt es nur noch drei wesentliche Unterscheidungsmerkmale für die Mobilfunker: den Preis, die Netzabdeckung und die Höhe des Datenvolumens. In Zeiten von Over-The-Top-Diensten (OTT) wie Messengern spielen Zusatzdienste, SMS-Pakete und die Telefonie keine große Rolle mehr. Es zählt allein das Datenvolumen.

Datenvolumen ist alles

Im Jahr 2009 lag der monatliche Datenverbrauch der deutschen Mobilfunknutzer im Schnitt bei 27 MB. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones hat sich dieser Wert inzwischen fast verzwanzigfacht: 2016 waren es bereits 510 MB. Diese Entwicklung lässt sich auch bei der 2009 in Deutschland im Prinzip noch nicht vorhandenen WhatsApp-Nutzung: Fast 700 Nachrichten sollen die Deutschen monatlich im Jahr 2015 über den Messenger verschickt haben. Zum Vergleich: Die Zahl der SMS-Nachrichten fiel zwischen 2009 und 2015 von ehemals 92,1 auf unter 40 monatlich verschickten SMS. Tendenz: weiter sinkend.

Doch gerade das Datenvolumen ist in Deutschland so teuer, wie bei kaum einem unserer Nachbarn. Ist in Finnland ein Inklusiv-Volumen von 50 GB üblich, steht das ach so fortschrittliche Deutschland mit nur einem Gigabyte pro Monat noch hinter Italien, Tschechien oder Spanien und nur knapp vor Ungarn.

Kundenbindung im Keller

Zudem sinkt die Kundenbindung. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts für Servicequalität ist die ohnehin nicht sonderlich hohe Kundenzufriedenheit bei den günstigen Discountern noch am höchsten, während ausgerechnet die großen Netzbetreiber Telefonica, Telekom und Vodafone das Schlusslicht bilden. Dabei setzten die Discounter auf eben diese drei großen Netze, die sich qualitativ immer mehr angleichen und die Wechselfreudigkeit der Kunden damit erhöhen. Auch die Möglichkeit, der Rufnummernmitnahme sägt an der Bindung zum Kunden.

Statt auf das veränderte Nutzerverhalten zu reagieren, wird die Nutzung von P2P-Dienste (Peer-to-Peer), Instand Messaging oder VoIP (Voice over IP) in den AGB untersagt. Mit dem vermeintlich kundenfreundlichen Angebot, die Nutzung von Streaming-Diensten nicht vom Datenvolumen abzuziehen, schießt man stattdessen gegen die Netzneutralität.

Die eSIM könnte die Geschäftsbedingungen lockern. Sowohl Samsung, als auch Apple verhandeln mit dem Verband der Mobilfunknetzbetreiber über die Einführung der eSIM. Dabei handelt es sich um eine fest im Gerät verbaute SIM-Karte, auf die jeder Mobilfunkbetreiber aufgeschaltet werden kann. Der Kunde kauft künftig nur noch das Handy und wählt bei der Ersteinrichtung den gewünschten Tarif. Der Mobilfunkanbieter spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Kontrolle über die eSIM liegt dann beim Hardware-Hersteller, die einen Mobilfunkanbieter dann in das Angebot aufnehmen oder eben auch davon ausschließen können, wenn dieser beispielsweise bestimmte Onlinediensten in seinen AGB verbietet.

Mit der Subventionierung teurer Smartphones über die Grundgebühr des Vertrags werden sich in in Zukunft ebenfalls keine Kunden mehr binden lassen. In den USA ist Apple bereits dazu übergegangen, seine Geräte für eine monatliche Gebühr zwischen 32,41 und 45,75 US-Dollar (je nach Modell und Speichergröße) selbst zu vermieten. Etwa 37 Prozent der Kunden sollen sich bereits für diese Option entschieden haben. Die Kunden bekommen dann jedes Jahr das aktuelle Modell inklusive AppleCare+. Dadurch werden deutlich mehr dieser Serviceverträge abgeschlossen und Apple erhöht seine Gewinnmarge um etwa 5 Prozent, die zuvor an die Mobilfunkanbieter flossen. Außerdem wird der Upgrade-Zyklus von 24 auf nur noch 12 Monate reduziert und zugleich sichert sich Cupertino die Kontrolle über den Gebraucht-Markt. Samsung setzt inzwischen auf ein ähnliches Modell.

Aufstrebende Hardware-Hersteller

Apple und Co übernehmen mit eigenen Diensten wie Apple Music oder iCloud immer mehr Dienstleistungen. Immer wieder keimen Gerüchte auf, Apple könne sich langfristig zu einem VMNO, also einem virtuellen Mobilfunkanbieter, entwickeln und auch mit Projekten zur flächendeckenden WLAN-Verfügbarkeit wird die Rolle der Mobilfunker immer häufiger infrage gestellt. Mit dem Projekt Loon will Alphabet dem Inselstaat Sri Lanka beispielsweise einen großflächigen WLAN-Zugang verschaffen. Kunden binden sich zunehmend an Anbieter, die Ihnen ein komplettes Ökosystem aus einer Hand bieten. Den Mobilfunkern fehlten bislang die innovativen Ideen für eine solche Umgebung. So lange sich daran nichts ändert, wird sich ihre Rolle in Zukunft wohl zunehmend auf das bloße Bereitstellen der Funktechnik beschränken.

[via Golem.de]

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Marcel Gust
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13 Kommentare zu dem Artikel "Die Mobilfunk-Zukunft"

  1. Old Rock 26. April 2017 um 15:37 Uhr ·
    Schön geschrieben! ?
    iLike 28
  2. Jabada 26. April 2017 um 16:36 Uhr ·
    Weiß jemand, für wie viel $ man ein iPhone, also das Einstiegsmodell, in den USA nach einem Jahr verkaufen kann? Mich würde nur mal interessieren, wie viel man bei diesem Mietmodell von Apple am Ende gegenüber einem regulären Kauf draufzahlt.
    iLike 2
  3. moeNES 26. April 2017 um 17:19 Uhr ·
    Nicht zuletzt ist an dieser Problematik auch die BNetzA mit ihrer Versteigerungspraktik schuld.
    iLike 6
    • Helios 26. April 2017 um 18:15 Uhr ·
      Jop. Wenn man wichtige digitale Infrastruktur für Milliarden versteigert anstatt sie bereitzustellen, muss das Geld ja irgendwie wieder reinkommen.
      iLike 5
      • Stephan 26. April 2017 um 22:48 Uhr ·
        Was wurde eigentlich aus diesem 3-stelligen Milliardenbetrag?
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    • Ja klar! 26. April 2017 um 21:41 Uhr ·
      Hmmm schwierig. Jeder versucht soviel Profit wie möglich rauszuholen. Teuere Lizenzen müssen dann indirekt durch den Kunden bezahlt werden. Ich glaube, da ist der Preiskampf in den USA noch wesentlich stärker.
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  4. Leser 26. April 2017 um 19:23 Uhr ·
    Geschieht den Mobilfunkern recht! Damals bei der Versteigerung von LTE Frequenzen haben Telekom und Co. diese zu hoffnungslos überteuerten Preisen erworben. Heute versuchen sie das immernoch (!) am Kunden abzuwälzen. Frechheit. Ich hoffe, Apple und Co. treffen diese Abzocker empfindlich mit ihren eSim und sonstigen Dienstleistungen, damit diese mal aus ihren Tagträumereien von 2 GB für 40€-Tarifen und Drosselung auf 64 kBit/s aufwachen.
    iLike 2
    • Ja klar! 26. April 2017 um 21:44 Uhr ·
      Wir werden’s sehen, was passiert. Auf jeden Fall oft den Provider wechseln, dann kommt Schwing in die Angelegenheit. Doof ist es allerdings, wenn man auf dem Land wohnt und nur die Wahl zwischen Telekom und Vodafone hat.
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    • Wiepenkathen 28. April 2017 um 21:23 Uhr ·
      Ja, geh lieber zu den Schmarotzern, die nur das vermarkten, was Telekom & Co. aufgebaut haben. Debiltel, Aldi und wie sie alle heißen leisten NICHTS, sie nutzen nur das, was andere geschaffen haben. Die Telekom muss (!) den Telefonanschluss ins Haus legen, dann kommen die Kakerlaken und setzen sich ins gemachte Nest. Geiz ist geil – ? – wacht mal auf!
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      • Thomas 2. Mai 2017 um 14:13 Uhr ·
        Du Klappspaten. Als ob die Telekom für lau seine Leitungen freigibt. Sie besitzen vielmehr die Macht und immer noch eine Art Monopol. Nur Gerichte haben den Weg freigemacht – nicht die Telekom selbst. Und die verdient sich an jedem Anschluss eine goldene Nase und geißelt Kunden anderer Unternehmen mit ihren tollen Freischaltterminen am Sankt Nimmerleinstag. Wenn jemand aufwachen muss, dann du. So verhält es sich auch mit den Discountern. Die drücken auch genug an die Netzbetreiber ab. Deine Naivität hätte ich gerne.
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  5. Stephan 26. April 2017 um 22:57 Uhr ·
    Und wie funktioniert das dann in unterschiedlichen Frequenz-Regionen?
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  6. Septimus 27. April 2017 um 18:44 Uhr ·
    Schade, da hatte ich auf die Gefahren hingewiesen und sofort wurde mein Post gelöscht! Immer weniger darf noch gesagt werden…
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    • Daniel 27. April 2017 um 19:39 Uhr ·
      Die Jungs von Apfelpage löschen generell gerne, wenn ihnen ein einziges Wort nicht passt. Gerade diese supertollen Tusch-Typen. Ist echt schlimm hier.
      iLike 1

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