App Store von Apple

27. April 2021

Roman van Genabith

Deutsche Verbände beschweren sich: Apples App-Tracking-Transparenz soll aufgeweicht werden

Apple sieht sich jetzt auch in Deutschland mit Widerstand gegen seine neue App-Tracking-Transparenz konfrontiert. Er geht unter anderem von zwei großen Medienverbänden aus. Apple wird vorgeworfen, sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen.

Apples neue App-Tracking-Transparenz stößt auch in Deutschland auf energischen Widerstand. Verschiedene Branchen- und Medienverbände, darunter der BDZV und der VDZ sowie der Branchenverband der deutschen Werbewirtschaft und ein Zusammenschluss von Werbeagenturen, haben das Bundeskartellamt angerufen. Ziel ist es, Apple die Anwendung seiner neuen App-Tracking-Transparenz untersagen zu lassen.

Als rechtliche Grundlage hierfür sehen die Beschwerdeführer den Paragraph 19a des überarbeiteten deutschen Wettbewerbsrechts, der es den Aufsichtsbehörden erlaubt, Dienste und Vorgaben von Unternehmen außer Kraft zu setzen beziehungsweise zu verbieten, wenn diese eine strategisch bedeutsame oder marktbeherrschende Stellung einnehmen.

Konkret wird Apple vorgeworfen, der Branche den Zugang zu wertvollen Nutzerdaten zu verweigern, während Apple selbst nicht den selben Einschränkungen bei eigenen Werbeaktivitäten unterworfen sei. Ähnlich war auch die Stoßrichtung von Klagen in Frankreich, diese wurden zwar zunächst abgeschmettert, die Behörden behalten sich aber weitere Prüfungen vor, Apfelpage.de berichtete.
Der Standarddialog, mit dem Apps um die Erlaubnis zum Tracking fragen müssen, sei suggestiv und führe zu vermehrten Ablehnungen. Apple müsse es den Entwicklern erlauben, eigene Dialoge mit eigenen Erklärungen einzublenden, die den Nutzen des Trackings erklären sollen, so die Verbände.

Existenzgefährdende Umsatzeinbrüche erwartet

Auch die deutschen Verbände argumentieren mit dramatischen Umsatzeinbrüchen und stellen hier laut Medienberichten eine zu erwartende Verringerung der Einnahmen um bis zu 60% in den Raum.

Zugleich dränge Apple die Nutzer mehr und mehr in eigene, kostenpflichtige Dienste oder kassiere bei Drittangeboten in Form der Provision in Höhe von 30% respektive 15% ab, so die Beschwerdeführer. Ob sie bei der Aufsichtsbehörde auf Gehör stoßen werden, ist einstweilen ungewiss.

Apple hatte zuletzt stets Kritik an seiner neuen Initiative zurückgewiesen und auf das Recht auf Datenschutz der Nutzer verwiesen. In einem Video zum Start der Funktion werden deren Vorzüge noch einmal hervorgehoben.

14 Gedanken zu „Deutsche Verbände beschweren sich: Apples App-Tracking-Transparenz soll aufgeweicht werden“

  1. Ich hätte auch nichts gegen eine Funktion, Werbung gänzlich zu unterbinden auf meinem Endgerät. Und wer dann Werbung sehen will, der könnte es ja ausschalten.
  2. Klar darf Apple nicht besser gestellt werden als der Wettbewerb. Aber die Werbebranche muss endlich lernen, dass ICH das Recht an meinen Daten habe und eine Einschränkung der Nutzung durch Dritte legitim ist.
    • Richtig! Ich als Nutzer möchte entscheiden was mit meinen Daten passiert. Die Werbewirtschaft ist nicht mein Vormund.
    • Die Herrschaften verdienen sich doch eine Goldene Nase durch ihre Raffgier, wenn man schon den Fernseher anmacht kommt nur noch Werbung…oder Filme aus den 70er, 80er und 90er…und das bei 50 Sendern 😡 ich frage mich, wofür man eigentlich noch GEZ bezahlt…
      • @iPhonex Du vergisst allerdings, dass du durch weniger spezifische Werbung, mehr Werbung angezeigt bekommst. Wenn die Unternehmen weniger dadurch einnehmen und die Werbetreibenden weniger dafür zahlen, dann gehen beide Parteien auf Masse. Das heißt: mehr Werbung.
  3. Die „Verringerung der Einnahmen um bis zu 60%“ ist eine durch nichts belegte Behauptung, um das eigene Geschäftsmodell zu schützen. Von jedem Euro, den ein Werbetreibender zahlt kommen wenn es hoch kommt ohnehin nur 30 Cent beim Inhalteanbieter an, der deutlich größere Teil landet bei den Werbenetzwerken. Zum Nachlesen und wie man es anders machen kann: Can Killing Cookies Save Journalism? A Dutch public broadcaster got rid of targeted digital ads—and its revenues went way up. https://www.wired.com/story/can-killing-cookies-save-journalism/ Zudem, Apple verbietet niemandem irgendetwas, sie wollen nur etwas mehr Transparenz. Wer sich dagegen wehrt zeigt nur die Verachtung für die eigene Kundschaft. Blödes Werbegesindel, die sollten ohnehin dicht gemacht werden.
  4. Eine Werbeeinblendung im Video ( youtube) oder auf einer Website oder in einer App dagegen hat keiner was , immerhin nutzen wir die Sachen meist kostenfrei. Nein was nicht geht ist das komplette abrufen meiner Daten und das Tracken. Zudem habe ich keine Möglichkeit das vernünftig zu unterbinden. Wenn man dann genauer hinschaut werden meine Daten an hunderte mir nicht bekannte Firmen weiter geleitet die diese Daten von Millionen Menschen weiter verkaufen. Das muss aufhören , ich sehe das Trackingsystem von Apple nur als ersten Schritt. Auch Google und Facebook müssen erkennen das diese Daten nicht Ihnen gehören, sondern den Menschen. Die kann man nicht einfach so weiter geben an den nächsten.
  5. Cool. So stelle ich es mir vor wenn Cannabis bei uns legalisiert wird und der Verband der Straßendealer beschwert sich, dass ihnen Umsatzeinbußen von über 60% drohen. Kein Mitleid. Das intransparente Geschäft mit Nutzerdaten gehört ohnehin erneuert. Ich will wissen wer und wozu er welche Daten von mir bekommt. Da sollten sich viele Hersteller ein Beispiel an Apple nehmen.
  6. Apple machte es nur möglich, überlässt aber schlussendlich die Entscheidung dem Nutzer. Der Verband und facebook usw. dürfen mir gerne ein Angebot machen.
  7. Ich finde Apple‘s Entscheidung super, 👍 wenn schon meine Daten hin und her geschoben werden, dann will ich auch was dafür haben, sind schließlich meine Daten…ich hoffe das Apple hartnäckig bleibt!

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