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Bots – Gefahr für die Demokratie?

Es war neben Horror-Clowns, der Time Warner-Übernahme und der US-Wahl das Thema des Wochenendes: Social Bots.

Politische Diskussionen verlagern sich zunehmend ins Internet. Soziale Netzwerke wie Facebook oder auch Twitter eignen sich besonders gut, um politische Ansichten zu verbreiten und zu diskutieren. Doch sie werden auch zum Spielball komplexer politischer Interessen, da sie oft auch bestimmen, worüber offline geredet wird. Über Programme, die Hashtags auswerten und anhand ihrer Häufigkeit Trends identifizieren, werden Themen heute oft als Empörungswellen ausgemacht und von Medien und Politik aufgegriffen.

An sich ein ziemlich demokratischer Prozess – hat doch jeder die gleiche Chance, sich an der politischen Diskussion zu beteiligen und eigene Themen zu positionieren. Doch wo politische Interessen wirken, herrscht auch ein großes Interesse, diese zu beeinflussen. Es verwundert daher kaum, dass beispielsweise im russischen St. Petersburg in den letzten Jahren ganze Trollfabriken mit mehreren hundert Mitarbeitern entstanden, deren Aufgabe es ist, das politische Klima im Netz bewusst zu beeinflussen.

Bot

Der technische Fortschritt macht aber auch vor Trollen keinen Halt. Auch in diesem Bereich gehört den Bots die ZukunftEin Zwölftel der Twitter-Accounts sind inzwischen Bots. Und die machen Stimmung: sei es in der Ukraine-Krise, beim Brexit-Voting oder jüngst im US-Wahlkampf. Professor Philip Howard, Professor für Internet-Studien an der Oxford-Universität, hat letzteren in einer Studie untersucht und auf Twitter allein in den ersten drei Tagen der ersten beiden Debatten insgesamt 1,7 Millionen Tweets ausfindig gemacht, die von Maschinen erstellt worden. Das ist mehr als ein Viertel aller Botschaften zu diesem Thema. Aus dem Trump-Lager kommen über vier mal so viele Bot-Tweets, wie aus dem Clinton-Lager. Dabei ist unklar, ob die Beiträge von den Anhängern der beiden Lager oder von den Kandidaten selbst beauftragt wurden.

Genauso schwer ist es, die einzelnen Beiträge zu durchschauen, denn Sie fallen oft nur durch ihre Ähnlichkeit zu einander auf. Zwar gibt es bereits Programme, die Bot-Beiträge ausfindig machen können – ein Mensch, der nur einzelne Beiträge liest, wird sie jedoch kaum von normalen Beiträgen unterscheiden können.
Genau hier liegt das Problem: Da die menschlichen Nutzer die Bot-Beiträge nicht als solche erkennen, glauben sie, dass andere Menschen hinter den Beiträgen stecken. Je mehr dieser Beiträge die menschlichen Nutzer erreichen, desto stärker wird ihnen der Eindruck vermittelt, dass eine große Zahl von Menschen – oder gar die Mehrheit – die Meinung aus diesen Beiträgen vertritt, obwohl dies in Wahrheit nicht der Fall ist.

Aus Angst, der (gefühlten) Mehrheit zu widersprechen, halten sie gegebenenfalls sogar ihre eigene Meinung zurück und schweigen. Je mehr Nutzer ihre Sichtweise verschweigen, desto stärker wirkt die Propaganda der Bot-Beiträge. Dieses Phänomen wird in der Kommunikationswissenschaft daher auch als Schweigespirale bezeichnet. Am Ende der Spirale steht ein verzerrtes Meinungsklima, welches nicht mehr demokratisch legitimiert ist, sondern die Interessen einiger weniger vertritt. Dieses Phänomen – und damit auch Bots – stellen daher eine große Gefahr für unsere Gesellschaft dar.

Alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien lehnen den Einsatz von Bots im Wahlkampf daher ab. So sagt SPD-Generalsekretärin Katarina Barley im SPIEGEL-Interview beispielsweise: „Die sozialen Medien werden in unserem Wahlkampf eine wesentliche Rolle spielen. Aber den Einsatz von Bots lehnen wir ab.“
Die AfD vertritt hingegen eine andere Auffassung: „Gerade für junge Parteien wie unsere sind Social-Media-Tools wichtige Instrumente, um unsere Positionen unter den Wählern zu verbreiten“, sagte Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel und ergänzte: „Selbstverständlich werden Social Bots in unserer Strategie im Bundestagswahlkampf bedacht werden“.

Der Bundestag befasst sich derweil bereits mit dem Thema und hat gerade das Büro für Technikfolgen-Abschätzung mit einer Studie zu Auswirkungen und „eventuellen gesellschaftlichen Gefahren“ von Social Bots beauftragt. Im Januar sollen erste Ergebnisse vorgestellt werden. Wir bleiben gespannt.

Beispiele für Twitter-Bots.

Ein sehr bekanntes Beispiel ist Tay. Der Account wurde komplett von einer selbstlernenden Maschine gesteurt und eskalierte innerhalb kürzester Zeit von einem friedlichen Mädchen zum radikalen Hitler-Verehrer.

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Etwas aktueller ist dieser Tweet. Trump zitiert hier seinen eigenen Bot:

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Marcel Gust
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15 Kommentare zu dem Artikel "Bots – Gefahr für die Demokratie?"

  1. zweiundvierzig 24. Oktober 2016 um 13:07 Uhr ·
    Einfache Antwort: JA!
    iLike 4
  2. Ady 24. Oktober 2016 um 13:16 Uhr ·
    Die Rattenfänger von der AfD wollen die Gesellschaft auf allen Ebenen manipulieren und spalten. Wehret den Anfängen!
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  3. DereinemitiPhone 24. Oktober 2016 um 13:16 Uhr ·
    Da merkt man, wie die AfD das politische Bild in Deutschland zerstört! Durch den Einsatz von bots verzerren sie die politische Präsenz und dadurch werden mit der Zeit die anderen Parteien nachziehen und ebenfalls bots einsetzen, bis es irgendwann ausartet und Politik zu einem Botkrieg wird, wo jeder versucht immer mehr bots einzuspeisen
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  4. Freddy 24. Oktober 2016 um 14:36 Uhr ·
    Einfach nur schlecht recherchiert! AfD lehnt Einsatz von sogenannten social bots ab! Aber AfD und Trump Hetze verkauft sich besser!
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    • Thomas 24. Oktober 2016 um 15:21 Uhr ·
      Nur weil du was behauptest, wird es nicht wahr. Belege deine Aussage. Du bist ein typischer AfDler, der Sachen so nie gesagt/gehört haben will. Alles nur Lügen. Ich hoffe, dass die Gesellschaft bald verstehen wird, dass die Meinung von AfD-Wählern nichts wert ist, da sie auf negativen Emotionen basiert. Und die sind nie eine gute Entscheidungsgrundlage. Stimmung machen kann man damit hingegen ausgezeichnet.
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    • Twentysomething 24. Oktober 2016 um 15:54 Uhr ·
      … schrieb der Bot. :D
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    • Ady 24. Oktober 2016 um 16:33 Uhr ·
      Wer lesen kann, ist bekanntlich klar im Vorteil. „Selbstverständlich werden Social Bots in unserer Strategie im Bundestagswahlkampf bedacht werden“, sagte Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel dem SPIEGEL. hier
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    • Siglinde 25. Oktober 2016 um 10:13 Uhr ·
      Und das kommt von einer Partei!, die mit der Lügenpresse nichts zu tun haben will. @Freddy: Dein Beispiel zeigt aber gut auf, wie ein AfDler denkt bzw. handelt. Einfach eine Message in den Raum schießen, und mal wirken lassen. Sollte einer Beweise wollen, auf die Lügenpresse verweisen.
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  5. Thomas 24. Oktober 2016 um 15:18 Uhr ·
    Die AfD sagt Postion, meint aber postfaktische Propaganda.
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  6. Exzellente 24. Oktober 2016 um 16:02 Uhr ·
    Hauptsache alles machen immer Trump fertig ?
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  7. Septimus 24. Oktober 2016 um 16:03 Uhr ·
    Welche Demokratie…? Für einen Tag aller vier Jahre, wenn wir unser Kreuzchen machen dürfen, danach haben wir wieder für vier Jahre den Mund zu halten! Eine Presse, die nur noch Hofberichterstatter ist. Wo laut Umfrage jetzt 72% der Menschen sich nicht getrauen ihre Meinung offen zu sagen, weil sonst persönliche Nachteile und Verlust des Arbeitsplatzes droht… Willkommen in der Realität!
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    • MacU 24. Oktober 2016 um 17:08 Uhr ·
      Das 72% der AfDler sich nicht trauen auf der Arbeit „ihre“ Meinung zu sagen kann ich gut verstehen. Hetze, Diffamierung und Lügen können zur fristlosen Kündigung führen da dies den Betriebsfrieden stört. UND DAS IST AUCH GUT SO! Es ist schon traurig genug das diese Hetze in den „Social Medien“ fast ohne Konsquenzen verbreitet wird. Wer sowas tut beschneidet die Freiheit jedes Menschen und das sollte keiner akzeptieren.
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    • Katzenfreund 24. Oktober 2016 um 17:15 Uhr ·
      Dann wird es Zeit sich in den lokalen und regionalen politischen Gruppen zu organisieren um ihr mit eigener Meinung mehr Gewicht und Struktur zu geben. Nur alle 4 oder 5 Jahre wählen gehen reicht nicht für eine funktionierende Demokratie.
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    • Ady 24. Oktober 2016 um 20:19 Uhr ·
      Der Ortvereine der demokratischen Parteien werden sich freuen, wenn mehr Leute mitmachen würden. Es ist aber einfach zu jammern als politische Arbeit zu leisten. Ideen entwickeln und glaubwürdig rüberbringen. Es gibt keine einfache Lösungen für unsere Probleme. Wer sowas verspricht, hat keine Ahnung. Ich bin 47 Jahre alt und bin seit knapp 15 Jahren politisch aktiv, leider bin ich der zweitjüngste Mitglied in unserem Ortsverein. Demokratie lebt von der Partizipation, wer aber zu faul ist, sich zu informieren und mitzuarbeiten, hat kein Recht zu jammern. Wir haben monatliche eine öffentliche Sitzung, was glauben Sie, wie oft nicht Mitglieder zu uns kommen? Hetzer, Diffarmierer und Rassisten gehören sofort entlassen. Dieser Abschaum hat bei mir nichts zu suchen.
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    • Siglinde 25. Oktober 2016 um 10:37 Uhr ·
      Wenn doch nur diese sogenannten AfDler mal am Arbeitsplatz ihre Meinung sagen würden!! Dann werden die rausgeschmissen und wir haben endlich wieder Arbeitsplätze für alle, die wirklich helfen diesem Staat das Gesicht zu geben, was er verdient.
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