An dieser Stelle möchte ich diesen Artikel mit einem Hinweis auf Artikel 1 des Grundgesetzes eröffnen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. iPads, Macs und Stifte sind zum Glück keine Menschen, weswegen ich trotz der Wutrede zweier alter Männer und eines Statisten aus München noch eine Prognose zum anstehenden Oktober-Event äußern darf, ohne direkt Post aus der Säbener Straße befürchten zu müssen. Und damit herzlich willkommen!
Bevor wir inhaltlich in Apples Event einsteigen werfen wir einen kurzen Blick auf die Vergangenheit der Oktober-Veranstaltungen: Zuletzt hat Apple 2016 kurz vor Halloween noch zu einer Presseveranstaltung eingeladen. In meinen Erinnerungen liegt dieser Zeitraum so weit zurück, dass ich bezüglich der präsentierten Neuerungen etwas spicken musste: Damals gab es neue MacBook Pros – erstmals mit und ohne TouchBar – sowie einen ersten Blick auf Apples TV-App, die möglicherweise in diesem Jahr auch wieder einen Auftritt haben könnte.
AirPower – noch nicht vergessen!
Aber der Reihe nach. Wenn Tim Cook am kommenden Dienstag – 15 Uhr deutscher Zeit, der arbeitende Teil der Bevölkerung holt da gerade nochmal Kaffee – die Bühne im Brooklyn Academy of Music’s Howard Gilman Opera House in New York betritt, geht es natürlich erst um eine andere Sache: Die neuen iPhones. Mit einer „record-breaking“ Zahl an Verkäufen am jeweils ersten Wochenende sind die drei neuen Modelle bereits jetzt „the most successful iPhones ever“ – und das alles vor Weihnachten, dort purzeln wahrscheinlich wieder alle anderen Rekorde. Vielleicht sind iPhones inzwischen einfach wie Weihnachtsgebäck: Ab September im Supermarkt, aber rund um Weihnachten schmeckt es doch am besten. Hoffen wir mal, dass Tim Cook seinen vermutlich recht üppigen Bonus in diesem Jahr nicht in windigen Weltraum-Aktien anlegt, sondern sich damit eine DSGVO für die USA kauft. Während das Publikum noch vor Begeisterung über den iPhone-Erfolg bebt, springt Tim schon zur nächsten Folie. Volles Programm oder schlicht Verlegenheit? Wir wissen es nicht.
„It’s not dead – yet!“ sagt Cook immer noch relativ begeistert und zeigt das bekannte Foto der AirPower-Ladematte – eventuell ist es das einzige existente Foto. Im gleichen Zug kündigt er dann jedoch eine weitere Verzögerung an, den angepeilte Release in 2018, den man sowieso schon nahezu ausgereizt hatte, werde man verfehlen. Kein Sorry, stattdessen ist 2019 jetzt das große Ziel! Ähnlich optimistische Worte höre ich vor allem zum Semesterende an der Uni, „Im nächsten Semester starte ich richtig durch!“. Jony Ive schaut den Keynote-Stream dabei entspannt vom heimischen Sofa, im Hintergrund knistert der Kamin, den er kurz zuvor mit überhitzenden AirPower-Prototypen angezündet hat. Zum Preis der Ladematte äußert Cook sich erstmal jedoch nicht, in einem Hintergrundgespräch nach der Präsentation spricht er davon, dass die enormen Entwicklungskosten nun jedoch auch auf die Verbraucherinnen umgelegt werden müssten. Klar, das Produkt ist ja auch quasi konkurrenzlos. Nicht.
Wer kennt noch den Mac mini?
Tim wird von Phil Schiller abgelöst, der mit besonders großer Ehre das zweite totgeglaubte Apple-Produkte an diesem Abend behandelt darf: Den Mac mini. Über vier Jahre liegt an dieser Stelle das letzte Update bereits zurück, in der Zwischenzeit hat Daniela Ryf vier Mal den Ironman auf Hawaii gewonnen, Jan Frodeno und Patrick Lange konnten immerhin jeweils zwei Titel abräumen. Jetzt soll aber alles besser werden, verkündet Phil stolz und zeigt eine Folie, auf der sich ein neuer Mac mini versteckt. „It’s amazing!“ sagt Phil mit voller Begeisterung, beim Wechsel auf die nächste Folie stimmt der Jubel im Saal seiner Aussage zu. Der neue Mac mini ist zumindest teilweise modular aufgebaut, einige der verbauten Komponenten können getauscht werden. Die iMac Pros rund um den Globus strahlen an diesem Abend mit dem verklebten Display noch mehr als sonst. Das Design des Gehäuses ändert Apple für diese Neuerung leicht, auf der Rückseite des Gehäuses kann nun eine Klappe geöffnet werden, die den Austausch bestimmter Komponenten erlaubt. Die USB-C-Anschlüsse und der HDMI-Port wandern an die Seite des Geräts. Verfügbar ist der neue mini bereits ab dem 2. November, preislich startet er bei 599 US-Dollar.
„Enough talking about nearly dead products“ kündigt Phil dann jedoch erheitert an und geht zum MacBook über. Nicht dem Pro, da hat man in diesem Jahr zumindest den teuren Modellen eine etwas weniger anfällige Tastatur spendiert, Phil redet nun über das MacBook ohne Namenszusatz. Äußerlich hat sich bei Apples schlankstem Mac nichts verändert, innerlich aber schon: Endlich gibt es die Flunder auch mit einem halbwegs ernstzunehmenden Prozessor, allerdings kann das Gerät unter Volllast nur unter Wasser oder im Gefrierschrank betrieben werden. Preislich ändert sich bei dem neuen MacBook fast nichts, das günstigste Modell ist ab 1549€ zu haben – da kostet sogar das teuerste iPhone Xs Max mehr!
Endlich randlos: Das iPad Pro 2018
Phil Schiller bleibt auch für das nächste Produkt auf der Bühne und ist mit Blick auf seine Watch voller Freude darüber, eine weitere Stunde gestanden zu haben. Wir schreiben 16:03 Uhr in Deutschland, einige Firmen stellen fest, dass ihre Mitarbeiterinnen seit 63 Minuten „rauchen“ sind. Geschickt leitet Phil dann zum Star des Abends über, denn wen interessieren schon diese (immerhin jetzt etwas weniger) angestaubten Macs? Also, zum iPad: Klar, ein Display im Stile des iPhone X kommt ähnlich überraschend wie Wahlniederlagen der SPD in den letzten Jahren. Rund 11″-Diagonale soll es haben, durch den verschwundenen Rand – laut einer anonymen Quelle suchen die ??? bereits danach – passt dieses Display allerdings in ein Gehäuse von der Größe des 9,7″-iPad Pro. Ganz verschwunden ist der Rand allerdings doch nicht, die bekannte Aussparung wollte Apple iPad-Nutzerinnen ersparen. Der Rand ist also, das betont Schiller mehrfach, nicht mehr sichtbar aber noch groß genug, um eine TrueDepth-Kamera für Face ID zu beherbergen. Nur für Tim Cook funktioniert diese auch im Querformat. Er hatte die zuständige Abteilung darum gebeten, damit er aus noch mehr Lebenslagen mit dem Gerät arbeiten kann.
Eine große Neuerung versteckt sich im Ladeanschluss des iPads: Lightning weicht dort USB-C, um Kompatibilität mit neuem Zubehör herzustellen – und hunderttausende neue Kabel verkaufen zu können. Der Smart Connector, für den es gefühlt drei Zubehörartikel gibt, bleibt an der „Unterseite“ des iPads bestehen. Durch den Saal geht ein unzufriedenes Murren, die Überraschung der nächsten Folie lässt die Zuschauerinnen jedoch direkt wieder verstummen: Zum großen iPad Pro gesellt sich dort ein kleines iPad Pro. Das neue iPad mini, welches nun auch die Reihe der „professionellen“ Tablets von Apple ergänzt, kommt mit einem 9,7″-Display, das fast in das Gehäuse des ehemaligen Minis passt. Beide Geräte, auch das dürfte kaum eine Überraschung sein, kommen ohne den antiquierten 3,5mm-Klinkenanschluss, Kopfhörer dürfen aber weiterhin gern über USB-C oder Bluetooth verbunden werden. Für ordentlich Power sorgt ein A12X Bionic-Chip, unterstützt wird dieser in beiden Geräten von beeindruckenden acht Gigabyte Arbeitsspeicher.
Verbindliche Aussagen zum Marktstart oder dem Preis des kleinen iPad Pro will Apple an diesem Abend noch nicht treffen, fürchtet Phil Schiller ein neues AirPower-Debakel? Immerhin lässt es sich zu einer sehr groben Angabe hinreißen: Verfügbar in 2019. Na immerhin, er hätte auch „demnächst“ oder „bald“ sagen können. Konkreter wird es beim neuen Flaggschiff, dem großen iPad Pro ohne Rand. Die Vorbestellungen dafür starten am 02.11.2018, die Auslieferungen erfolgen eine Woche später. Preislich ist das Gerät mit 64GB ab 759€ zu haben, die oberste Kategorie, immerhin mit stolzen 512GB Speicher ausgestattet, kostet 1.169€.
Fast vergessen…
Als Phil sich gerade schon von allen Journalistinnen verabschieden will eilt Tim nochmal auf die Bühne. Das mit den Übergaben sollten sie bis zur WWDC eventuell nochmal üben. „There are three more things!“ sagt Tim, allerdings verpufft die Wirkung dieser Jobs-Anlehnung mit Vorstellung der drei fast vergessenen Dinge: Apple Pay startet am 1. November 2018 in Deutschland. Ein neuer Apple Pencil, natürlich 20€ teurer, bietet jetzt Pairing wie die AirPods und kann über USB-C geladen werden, der Lightning-Pin fällt dem zum Opfer. iOS 12.1 mit „thousands of new emojis“ ist ab sofort verfügbar. Mit einem lässigen Winken verlässt Cook anschließend die Bühne und macht sich auf den Weg nach Hause, wo Siri auf einer AirPower-Matte bereits ein Steak brät.
So sehen sie aus, meine Einschätzungen des anstehenden Oktober-Events. Ihr dürft gerne selbst entscheiden, wie ernst die Aussagen gemeint sind. Ich hoffe, dass der Artikel euch etwas erheitern konnte und freue mich nun zusammen mit euch auf das Event!
19 Gedanken zu „Das erwartet uns beim Oktober-Event: Die minis werden professionell und AirPower lebt!“
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