Mittlerweile lassen sich die Stunden zählen, bis Apple die jährliche Worldwide Developer Conference (WWDC 2014) mit der traditionellen Keynote eröffnet. Dieses Jahr wird dem Event zwar mit spürbar weniger Spannung als sonst entgegengetreten, was insbesondere daher rührt, dass die Erwartungen bei iOS 8 deutlich heruntergeschraubt wurden. Trotzdem dürfte sich Apple noch die eine oder andere Überraschung entlocken lassen. So kurz vor der Keynote – um genau zu sein eine Woche davor – möchten wir noch mal zusammenfassen, was am Montag um 19 Uhr auf der Agenda stehen könnte.
iOS 8 mit einer funktionellen Fortentwicklung
Es steht außer Frage, dass Apple auf der WWDC einen ersten Ausblick auf iOS 8 geben wird. Die nächste Version des mobilen Betriebssystems sollte sich insbesondere auf eine funktionelle Fortentwicklung konzentrieren, nachdem Apple mit iOS 7 im letzten Jahr – zum ersten Mal in der Geschichte – einen radikalen Design-Neuanfang präsentierte. Ein derart großer Umschwung ist in diesem Jahr selbstverständlich nicht vorgesehen. Dennoch liefen sich in den letzten 3 – 4 Monaten die Gerüchte um Neuerungen den Rang ab.
Die Vielzahl der Spekulationen rankte sich um eine „Healthbook“-App. Sie dürfte die interessanteste Neuerung in iOS 8 darstellen. Ähnlich wie die Sammelliste für Tickets und Gutscheine Passbook soll Healthbook alle nötigen Informationen rund um die körperliche Fitness zusammentragen – egal welcher Hersteller bzw. welche Hardware sie aufnimmt. Eine entsprechende Schnittstelle könnte Apple auf der WWDC verbreiten und damit den Weg für eine neue Gesundheits-Kategorie ebnen. In die kann sich dann auch die iWatch eingliedern, deren Präsentation erst für Ende des Jahres datiert wird.
Neben der Healthbook-App sollte sich Apple auch explizit um iTunes Radio kümmern. Ob bereits der aus rechtlichen Gründen verzögerte Start in Deutschland angestrebt werden kann, ist leider nicht klar. Trotzdem soll der Streaming-Service unter iOS 8 einen eigenen Platz auf dem Homescreen bekommen. Ferner sind zwei weitere App-Neuzugänge, namentlich „Vorschau“ und „TextEdit“ im Gespräch. Die Anwendungen sollen Apples iCloud weiter als Standard-Ablage für Dokumente etablieren und den iPhone- bzw. iPad-Zugriff auf am Rechner erstellte Dateien ermöglichen. Jedoch wollen wir uns davon distanzieren. Die Entwicklung der Apps könnte Apple aufgrund anderer Prioritäten (siehe unten) auf spätere iOS-Version hinauszögern.
Die Integration eines überarbeiteten Kartenmaterials dürfte dagegen relativ sicher auf dem Plan stehen. Firmen wie Embark oder BroadMap sollten sich dabei bemerkbar machen. Apple könnte die Unternehmen dafür nutzen, seine Maps mit reichlich neuen und aktualisierten Daten auszustatten. Ziel ist es dabei nicht nur, die Genauigkeit der Angaben innerhalb der Karten zu erhöhen, sondern zudem auch den Leistungsumfang. Beispielsweise die Integration neuer POI-Datenbanken mit Bahnhöfen, Flughäfen, Bushaltestellen oder Grünanlagen. Als wesentliche Neuerung soll zudem die Möglichkeit der Routenplanung mit öffentlichen Verkehrsmitteln integriert werden. Bislang verweist Apple dabei noch auf Drittanbieter.
Ansonsten gibt es wenig Anhaltspunkte, die auf neue Features hindeuten. Klar, man wird sich wieder viele kleine Bereich vornehmen, um wie üblich „mehr als 200 neue Funktionen“ bieten zu können. So soll zum Beispiel Shazam, eine Musikerkennungssoftware, in Siri eingebaut werden. Sogar von einem Split-Screen Modus für das iPad war die Rede. Die „Do Less To Do More“-Philosophie, die iOS mit seinen bildschirmfüllenden Apps bislang verfolgt, könnte so durch eine im Laufe der Zeit inzwischen überflüssige Multitasking-Funktion zerstreut werden. Der Split-Screen-Modus, der zwei Apps nebeneinander darstellen kann, würde dem iPad aber vorbehalten bleiben. Es wäre tatsächlich eine Überraschung, wenn Apple diese Funktion in iOS eingliedert. Unmöglich ist das unserer Meinung nach auf keinen Fall.
Die Funktion könnte Apple dann jedenfalls zum Anlass nehmen, die Kommunikationen zwischen den Apps mittels einer Schnittstelle zu verbessern. Entwickler können so Daten von Usern anwendungsübergreifend austauschen lassen. Beispielsweise könnte die Foto-App entsprechend Bilder an die Instagram- oder Pinterest-App senden, um diese dann von dort aus hochzuladen.
Überdies könnte Apple Verbesserungen oder besser gesagt Vereinfachungen in der Mitteilungszentrale vollziehen. So soll der „Verpasst“-Bereich aus der Menüleiste fliegen.
Das alles sind Vermutungen, deren Wahrheitsgehalt sich nur schwer überprüfen lassen. Relativ sicher ist aber, dass Entwickler am Montag bereits mit einer ersten Beta nach Hause gehen werden. Der Release ist wieder für den Herbst zu erwarten. Welche Geräte unterstützt werden, muss sich zeigen.
Der eigentliche Star: OS X 10.10
iOS 8. Schön und gut. Die diesjährige Apple-Entwicklerkonferenz soll aber ganz im Zeichen von OS X stehen. Apple wird mit 10.10 voraussichtlich eine durchgängig veränderte Version vorstellen und damit den Schwerpunkt der WWDC – nach der grundlegenden iOS-Überarbeitung im letzten Jahr – wieder auf das Mac-Betriebssystem lenken.
Laut zahlreichen Berichten der vergangenen Wochen soll sich die nächste Version von OS X optisch in Richtung iOS bewegen und das Zusammenspiel zwischen beiden Systemen weiter verbessert werden. Bedeutet im Klartext: Ein weißes, luftigeres Design; einfache Symbole; verteilte Farbakzente und großflächige Freiräume. Dieses iTunes Konzept kommt dem sehr nah. Um zu erahnen, wie OS X 10.10 aussehen wird, braucht man aber gar nicht so weit schauen. Mavericks bietet hier schon Hinweise: So sind die Bildauswahl bei Pages und der native Kalender bereits sehr nah an dem Vorbild iOS 7 angesiedelt:
Für die Umgestaltung des Betriebssystems und um sicherzustellen, dass OS X 10.10 auch rechtzeitig fertig wird, soll Apple sogar iOS-Ingenieure zum OS X-Team befördert haben.
Überraschend wenig ist bis dato zu den Funktionen bekannt. Gut möglich, dass Apple auch auf dem Mac iTunes Radio prominenter platzieren wird. Auch Siri ist ein Stichwort. Das Thema kocht seit dem iPhone 4s Release immer wieder hoch. Der erste Schritt ist mit der Diktierfunktion ja bereits getan. Es wäre nicht das erste mal, dass Siri später noch nachrückt (Erinnerung: iPad). Dass sich Apple erneut von iOS inspirieren lässt, ist im Grunde relativ klar, in welchem Bereich das letztendlich der Fall sein wird, hingegen nicht.
Der Name der neuen Version gilt dagegen als ausgemacht. So dürfte der Beiname „Yosemite“ gesetzt sein. Das passt: Mit OS X Mavericks war man dazu übergegangen, das System nicht mehr nach Großkatzen zu benennen, sondern nach kalifornischen Orten. Release: Im Herbst.
Und noch? Mac, Apple TV und Co.
Auch wenn der Fokus der Veranstaltung wohl auf Software liegen wird, kann man auch auf neue Hardware hoffen – Macs um genauer zu sein. Aber auch hier hat es Apple geschafft, viele Details geheim zu halten.
So ist noch nicht einmal klar, welche Macs überhaupt ein Update/Upgrade erhalten werden. Die Tatsache, dass Apple im April bereits sein MacBook Air ohne Retina aufgefrischt hat, nimmt zumindest diese Modellreihe aus dem Spiel. Trotzdem könnte Apple mit einem 12 Zoll MacBook Air mit Retina Display, einem überarbeiteten Trackpad und ohne mechanischen Lüfter dieses Jahr überraschen. Potenzial hat auch der seit 2012 nicht mehr aktualisierte Mac Mini. Hier ist alles offen. Entweder Apple lässt den vor allem bei Einsteigern sehr beliebten Mac fallen (was wir nicht erwarten) oder sie aktualisieren ihn äußerlich und technisch einmal komplett. Hierzu gibt es allerdings keine Spekulationen. Einen MacBook Pro würden wir dagegen in den Herbst verschieben, aber auch davor verschließt sich die Gerüchteküche.
Überdies steht eine Optimierungen des Apple TV im Kurs. Mit neuer Hardware (Gen. 4 mit verbautem AirPort Express, HDMI 2.0 und UHD-Support) könnte Apple etwa ein designmäßig überarbeitetes Betriebssystem auf die Set-Top-Box bringen, das sich an der Gestaltung von iOS 7 orientiert. Um einen App Store könnte sich Cupertino aber ebenso kümmern. Bisher spielte man neue Apps lediglich serverseitig auf den Homescreen. Eine Öffnung für Entwickler würde plötzlich mehr Bewegung in das System bringen. Einziges Problem: Die Entwickler bräuchten Zeit, um die ersten Apps zum Start des Stores bereitstellen zu können. So gesehen wäre ein gewisser Abstand zwischen Ankündigung und Release durchaus sinnvoll. Die WWDC, ein perfektes Ambiente für ein solches Unterfangen. Ausschließen wollen wir das auf keinen Fall. Aber: Konkrete Hinweise gibt es auch nicht.
iTunes und die Musik
Besonders interessant könnte es diesmal auch im Bereich Musikstreaming werden. Stichwort: iTunes Radio. Der strauchelnde Dienst hat selbst ein Jahr nach seiner Ankündigung keinen Anklang gefunden. Die Wende könnten die „Beats“-Gründer bringen. Und so dürfte Apple den radikalen Umschwung im Musikbusiness in Form von Dr. Dre und Jimmy Iovine verkünden. Sie sollen iTunes Radio wieder interessant machen, mit exklusiven Songs und vielleicht einem neuen Konzept – die passenden Kontakte haben sie ohne Frage. Auch Preisveränderungen stehen ins Haus. Unter anderem soll Apple einen Großangriff auf Konkurrenten Spotify planen und den eigenen Streamingdienst auf Basis eines monatlichen Abonnements für gerade einmal 5 US-Dollar stellen. Bislang ist iTunes Radio werbefinanziert, lässt die Reklame für jährlich 25 Euro jedoch fallen.
Das alles ist aber spekulativ. Genauso wie das Gerücht, dass iTunes bald für Android angeboten wird, um das Musikgeschäft wieder zu beleben. Auch kursierten etwaige Spekulationen, dass Apple bald für Songs im iTunes Store eine Art HD-Option anbieten wird. Gegen einen kleinen Aufpreis können Nutzer so die Songs in besserer Qualität in 24-bit bekommen. Möglich ist das auf jeden Fall.
Fakt ist: Apple wird Änderungen im Bereich des Musikgeschäftes vollziehen, um auf die sinkende Nachfrage zu reagieren. Nur in welcher Form sich diese zeigen, muss sich noch klären.
WWDC 2014 live auf Apfelpage
Wer bis hierhin durchgehalten hat, sollte nun eigentlich über alle Möglichkeiten bestens informiert sein. Gerne dürft ihr auch in den Kommentaren eure Vermutungen und Wünsche anbringen. Zu guter Letzt möchten wir natürlich auch noch einmal auf unsere Live-Berichterstattung am Montag hinweisen. Auf apfel-live.de findet ihr neben dem Live-Ticker auch unser Live-Radio und einen Chat, in dem ihr euch austauschen könnt.
53 Gedanken zu „WWDC 2014: Noch eine Woche, unsere Erwartungen“
Die Kommentare sind geschlossen.