Netflix muss für alle etwas im Angebot haben und verkommt zum Warenhaus ohne Vision und vielleicht auch ohne Zukunft, prognostizieren Analysten. Auch Netflix selbst hat diese Bedrohung schon erkannt, nicht grundlos sprachen seine Vertreter auf der Quartalskonferenz von einem Nokia-Moment. Disney+ und Apple TV+ punkten derzeit durch stärkeren Fokus.
Netflix macht eine schwere Zeit durch: Die letzten Quartalszahlen markierten das erste Quartal seit langem mit einem Nutzerrückgang und schickten die Aktie um 40% nach unten, sie notiert inzwischen 70% unter ihrem Allzeithoch vom Oktober, kein Wunder bei der Aussicht, dass weitere zwei Millionen Abos im nächsten Quartal verloren gehen könnten. Die Verwerfungen erfolgten nicht grundlos, so der Analyst Horace Dediu in einer aktuellen Einschätzung.
Tatsächlich werde der Börsenwert der realen Perspektive des Geschäfts entsprechend zurecht gestutzt. Netflix fehle es an Alleinstellungsmerkmalen, argumentieren sie weiter. Der Streamingdienst ist gezwungen, alle Genres zu beliefern, das überdehnt die Fähigkeiten, zumal zuletzt mehr und mehr Studios und Rechteinhaber ihre Kataloge abgezogen haben. Das geschah, nachdem sich in der Branche die Erkenntnis durchzusetzen begann, dass es rentabler sein könnte, Inhalte nicht mehr zu lizenzieren, sondern selbst zu vermarkten.
Marktführerschaft ohne Zukunft?
Derzeit ist Netflix zwar noch der dominierende Streamingdienst, doch das könnte sich ändern: Die eigenen Originals sind zwar zahlreich, es fehle aber an Fokus und letztlich auch an Qualität. Qualität, die etwa Apple TV+ liefere. Dort fehle es zwar an Vielfalt, dafür ist der Dienst billig, die Inhalte aber zugleich hochwertig.
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Disney+ setze auf die Familienfreundlichkeit als Alleinstellungsmerkmal und hat hier eine riesige Auswahl zu bieten. Bei Netflix sei überhaupt kein Alleinstellungsmerkmal zu erkennen. Vor diesem Hintergrund dürfte es zwar noch eine Weile dauern, bis die Führungsposition ernstlich in Frage gestellt wird, vor allem, da Apple TV+ noch keine ernstzunehmende Konkurrenz darstellt, doch Netflix braucht neue Ideen, um sich weiter an der Spitze halten zu können.
4 Gedanken zu „Der Nokia-Moment: Netflix versinkt im Sumpf der Mittelmäßigkeit“
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