Apple hat es tatsächlich getan und seine eigenen Beats-unabhängigen Over-Ear-Headphones vorgestellt. Die AirPods Max getauften Bügelkopfhörer haben es zum Marktstart in die Apfelpage-Redaktion geschafft und ich konnte sie bereits etwas ausprobieren. Wie mein Zwischenfazit nach einigen Stunden lautet und wie es sich mit dem 600-Euro-Preispunkt verhält, erfahrt ihr nach dem Absatz.
Meine Erwartungshaltung
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Erwartungen sind verdammt hoch! Denn Apple bringt kabellose Kopfhörer mit ANC auf den Markt, die knapp 600 Euro kosten. Preislich befinden wir uns also bereits in der Referenzklasse. Apple vermarktet die Kopfhörer aber nicht als solche und hat sie auch nicht AirPods Studio genannt. Sie sollen tatsächlich Normalo-Over-Ears mit ANC sein und konkurrieren folglich mit Top-Geräten unterhalb der 400-Euro-Grenze. Allerdings muss das nichts heißen. Apple kann es trotzdem schaffen, die Soundqualität trotz Drahtlosverbindung auf Spitzenniveau zu heben. Kommt dann noch die ANC-Leistung an das Level von Sony und Bose heran, könnte es ziemlich interessant werden. On-top soll die nahtlose Integration ins Apple-Ökosystem nicht unerwähnt bleiben, für viele ein absolutes Totschlagargument. Aber schauen wir mal, was die ersten Eindrücke so sagen.
Völlig neue Qualitätsstandards
Die Verpackung der AirPods Max ist Apple-typisch minimalistisch und dekorativ. Der Print auf der Vorderseite ist leicht vom weißen Hintergrund abgesetzt. Das hochwertige Feeling setzt sich bei den Kopfhörern direkt fort: Die Ohrmuscheln aus kühlem Aluminium, die Stege aus glänzendem Edelstahl. Im Vergleich zu anderen Kopfhörern sucht man vergeblich nach Kunststoffbauteilen – zumindest an der sichtbaren Außenseite.
Die zahlreichen Ausfräsungen für die Mikrofone, den Lightning-Anschluss, die Bedienelemente und die Bügel sind allesamt hervorragend – keine Ungenauigkeiten oder Ähnliches. Allerdings hätte ich von einem Kopfhörer dieses Preissegments auch nichts anderes erwartet.
Gar nicht so doofes Täschchen
Über das beiliegende Smart Case hat das Internet wohl schon alle Witze gemacht, die es zu machen gibt. Deshalb erspare ich Euch das an dieser Stelle. Vielmehr finde ich es beeindruckend, dass Apple sowas überhaupt gratis dazugibt und nicht extra 100 Euro aufruft.
Zwar bedeckt das Case den größten Teil der Aluminiumflächen, über die tatsächliche „Schutzwirkung“ kann man sich aber sicherlich streiten. Da spiele ich den Ball einfach mal den Zubehörherstellern zu, die sich hier etwas Pfiffiges einfallen lassen können. Die Apple-Hülle soll also vielmehr einen Feature-Charakter erfüllen und das passt meiner Meinung nach recht gut: sei es der Ultra-Low-Power-Mode bei geschlossenem Magnet oder die Möglichkeit, die Kopfhörer im Case am Stromkabel anzuschließen.
Und eine Sache weiß ich besonders zu schätzen: Die Kopfhörer passen immer und zu jeder Zeit in das Case, egal wie weit sie ausgezogen sind. Bei den meisten anderen Kopfhörern muss man den Bügel komplett zurückschieben, bevor man sie in der Box verstauen kann. Bei den AirPods bleibt die eingestellte Länge also bestehen.
Überraschend komfortabel
Als ich verstanden hatte, dass die AirPods Max komplett aus Metall gefertigt sein sollen, runzelte ich zunächst fraglich die Stirn. Obwohl ich schwere Hi-Fi-Geräte gewohnt bin, schreckte ich vor den 385 Gramm irgendwie zurück. Denn für „einfache“ Bluetooth-Headphones ist das ziemlich viel.
Doch von Anfang an war ich vom Tragekomfort positiv überrascht. Tatsächlich ist dieses Mesh-Geflecht am Bügel eine verdammt smarte Möglichkeit, das Gewicht etwas abzufedern. Und auch an den Ohren merkt man davon recht wenig. Im Gegenteil: Die größzügigen Aussparungen sorgen für ein luftiges Gefühl um die Lauschlappen. Selbst nach mehreren Stunden machte sich kein unangenehmes Druckgefühl bemerkbar. Auch wird der Stoff nach längerem Tragen nicht schwitzig oder schmierig – ein altbekanntes Problem bei Ledermaterialien anderer Kopfhörer (vor allem im Sommer).
Sound und ANC – zwei große Fragezeichen
Natürlich konnte ich die Kopfhörer noch nicht ausgiebig testen und die ersten Eindrücke sind lediglich mit komprimierten Apple-Music-Tracks am iPhone. Ganz subjektiv würde ich den Sound als besonders klar und offen beschreiben. Auf den ersten Horch ist die Wiedergabe ziemlich natürlich und für einen Bluetooth-Kopfhörer wenig verfälscht. Allerdings haut es mich (noch) nicht sonderlich vom Hocker – zumindest mit dem Preis im Hinterkopf. Weitere Tests und Vergleiche (auch mit Kabelverbindung und Lossless-Formaten) werden hier aber detaillierte Ergebnisse zu Tage fördern.
Vielleicht waren meine Erwartungen an das Active-Noise-Cancelling doch zu hoch, aber bisher fehlt mir hier der Wow-Effekt. Versteht mich nicht falsch, die aktive Geräuschunterdrückung macht einen sehr guten Job und liefert überzeugende Ergebnisse. Momentan bin ich mir allerdings noch unsicher, ob es an das Level des derzeitigen ANC-Titans Sony XM4 heranreicht. Auch hier plagt mich stets der gewaltige Unterschied zum Straßenpreis anderer Bluetooth-Kopfhörer. Dem ANC-Endgegner „Leopoldstraße München“ müssen sich die AirPods Max aber sowieso erst stellen.
Es lebe der goldene Apple-Käfig
Nicht anders zu erwarten, ist der generelle Funktionsaufbau ähnlich zu dem der AirPods Pro. Das betrifft die Hinweistöne beim Ändern der Hörmodi oder das User-Interface am iPhone. Die Bedienung über die drehbare Krone und den zweiten Button finde ich gelungen und intuitiver als so manche Touch-Steuerung.
Jedoch ist die Software-Unterstützung zum aktuellen Zeitpunkt ein unglaublicher Abturner, ganz zu schweigen von den zahlreichen Verbindungsabbrüchen und Bugs. Ein Beispiel: Sind die Kopfhörer mit dem iPhone verbunden, kann ich keine Sprachmemo über iMessage machen. Das endet nämlich in einem einzigen Bug-Fiasko – schrecklich! Hier kann man nur hoffen, dass Apple an der Software nachbessert.
Fazit
… gibt es noch nicht! Nach so kurzer Zeit kann man maximal ein kleines Zwischenfazit ziehen. Deshalb belasse ich es vorerst bei den obigen Zeilen. Ich möchte natürlich mit Spannung ankündigen, dass ich Euch in den nächsten Tagen und Wochen erzählen werde, wie meine Erfahrungen mit den AirPods Max verlaufen.
Wer von Euch hat denn auch schon seine Max-Hörer bekommen? Was sagt Ihr bisher? Lasst uns gerne in den Kommentaren diskutieren.
36 Gedanken zu „AirPods Max: Unboxing und Ersteindruck“
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