Kommentar: Der letzte Mittwoch war ein klassischer Keynote-Abend. Apple lud dazu um 19 Uhr europäischer Zeit ein und präsentiert all das, an dem sie die letzten Monate/Jahre arbeiteten. Von Apple-Watch-Zubehör, über iPad Pro und Apple TV bis hin zu iPhone und den neuen Softwareversion von watchOS, iOS und tvOS.
Los geht es mit der Apple Watch. Zu sehen war ein nettes Update dieser Produktkategorie – die Herbstkollektion. Ziemlich logisch, da die Apple Watch ihren Fokus jederzeit auf die unterschiedlichen Variationen setzt und dadurch immer wieder als eine neue Uhr angesehen werden kann, sobald man das Armband wechselt. Dass sich Modelabels an diesem Produkt interessieren, ist mehr wie nachvollziehbar und war absehbar. Dadurch wird dem Accessoire, gepaart mit Technik, ein ganz spezieller Standpunkt im Fashionbereich vermittelt. So erhält man nun auf Wunsch auch Echtlederarmbänder von Hermès – passend dazu neue Ziffernblätter im Stil des Modelabels. Und auch Sportarmbänder in neuen Farben sind in das Sortiment hinzugekommen. Somit hat man in Sachen Fashion nun noch mehr Möglichkeiten, um die Uhr seinem Stil anzupassen. Und wem das nicht ausreicht, der kann sich nun für eine Apple-Watch-Sport in Gold oder Roségold entscheiden – passend zu den neuen iPhone-Farben. watchOS 2 bringt die Apple Watch ab dem 16.09.2015 endlich auf einen nativen Nenner mit anderen iOS-Geräten. Die grafische Nutzeroberfläche muss ab sofort nicht mehr durch den Flaschenhals Bluetooth geschoben werden. Was bedeutet, dass Apps auf der Uhr nun direkt starten und es keine Wartezeiten mehr gibt. Dieser Schritt war nötig. Ebenso wie der, der Uhr von Beginn an eine Unterstützung für Apps zu gewährleisten, denn nicht alles muss aus der iPhone-Classic-Zeit wiederholt werden.
Das Apple TV brauchte schon lange ein Update. In Sachen Software und Hardware. Was zur WWDC 2015 scheinbar geplant aber verschoben wurde, bekam man nun zu sehen. Das Apple TV ist designtechnisch ein schwarzer Klotz geblieben, den man prinzipiell nur einmal anschließt und der dann im TV-Regal unentdeckt im Hintergrund steht. Dennoch ist er nun etwas höher geworden – wahrscheinlich um mehr Raum für Luft zu gewährleisten und so die Prozessorwärme ableiten zu können und sicher auch um die Antennen für WiFi und Bluetooth perfekt im Gehäuseinneren platzieren zu können. Das Apple TV lief bisher immer mit einer modifizierten iOS-Version, die nun für das Gerät einen neuen Namen bekommt – tvOS. Alles sieht etwas frischer und flacher aus, auch wenn das hier alles wie immer Geschmacksache ist – mir gefällt der Look. Ein SDK für Entwickler erlaubt das Erstellen von Apps für die Streamingkiste. Entwicklern wird es hier sehr einfach gemacht, denn sie können ihrer iOS-App einfach eine Apple-TV-App hinzubauen – man kennt dies schon von den Apple-Watch-Apps. Somit hat eine iOS-App künftig wahrscheinlich Programmbausteine für verschiedene Geräte mit an Board und lädt auf demjenigen Gerät nur die Bausteinteile herunter, welche benötigt werden. Gekaufte Spiele für das iPad sind somit sicher auch bald für das Apple TV nachladbar und dank einer neuen Fernbedienung, welche auf einen Beschleunigungs- und Gyrosensor setzt, per Bewegungssteuerung bedienbar. Siri ist nun auch auf dem Fernseher der Assistent, der einem hilft, wenn man ihn braucht. Abzuwarten bleibt aber, wie gut dies auf Deutsch mit deutschen- und englischsprachigen Filmtiteln, Schauspielern und Genres funktionieren wird.
Doch Apple hat nicht zu Ende gedacht, denn im Zeitalter in dem UHD-Fernseher mittlerweile doch in so manchem Haushalt angekommen sind und das passende Material mittlerweile auch nach und nach per Streaming erreichbar ist, kann das Apple TV weiterhin nur maximal 1080p visualisieren. Die mit dem iPhone 6s (Plus) aufgezeichneten 4K-Videos auf dem UHD-TV per Apple TV betrachten? – Vergesst es! Zwar hat die Kiste nun WLAN 802.11-ac mit MIMO an Board, doch wer weiterhin mit einem Kabel angebunden sein will, muss auf einen 100Mbit- statt auf einen Gigabit-Anschluss setzen. Und leider setzt die neue Streamingbox auch noch auf Bluetooth 4.0, wo die Spezifikation mit 4.2 sicher erstrebenswerter gewesen wäre. Der A8-Prozessor ist in meinen Augen perfekt und ausreichend – er muss ja nichts Aufwendiges machen, da ja weiterhin alles „nur“ in 1080p bleibt. Beim Service-Anschluss verabschiedet sich der Konzern nun übrigens von Micro-USB und setzt auf einen USB-Typ-C-Anschluss. Löblich ist auch, dass die neue Fernbedienung eine Lightningbuchse hat und so mit einem Lightningkabel aufgeladen wird – welches übrigens im Lieferumfang enthalten ist.
Nächster Punkt: „The biggest news in iPad since iPad.“ – unterschreibe ich nur teilweise. Man merkt deutlich die Zusammenarbeit von IBM und nun auch Cisco. Auch merkt man, dass das iPad mit einem Eifer an Produktivität vollgestopft wird und das gefällt mir. Das iPad soll nicht nur das betrachten, sondern auch das Erschaffen ermöglichen und dieses Anwendungsgebiet deckt das iPad Pro meisterhaft ab. Microsoft kennt sein Word und Excel besser, als Apple sein Pages und Numbers – das weiß man und das schätzt man. Von daher ist es nicht abwertend Word und Excel auf einem iPad Pro produktiver denn je einsetzen zu können und das Gerät auszureizen – SplitView als Schlagwort erwähnt. Der Apple-Pencil setzt den i-Punkt auf „Produktivität“. Ich kenne AutoCAD noch sehr gut und kenne mich auch mit professionellen, technischen Zeichnungen aus. Umso ungemein spektakulär ist es zu sehen, dass man auf einem iPad in Zusammenhang mit einem Apple-Pencil und der passenden Software pixelgenaue Zeichnungen anfertigen kann. Adobe suchte schon lange neue Plattformen für deren Software und zeigte/zeigt so manches coole Konzept, wodurch handgezeichnete Formen in Vektorgrafiken umgesetzt werden und frei angeordnet und variiert werden können. Adobe plapperte nun auch aus, was Apple offiziell verschwieg – das iPad Pro hat 4GB an RAM. Das iPad Pro schiebt das Gerätekonzept mit großem Schwung nach vorne und dafür ist auch das Smart-Keyboard zum Erstellen von Text mit einer haptischen Tastatur nicht ganz unwichtig. Und natürlich hofft man auch, dass ein kommendes iPad Air 3 ebenso ein verbessertes und wahrnehmungsintensiveres Display erhält und den Apple-Pencil unterstützt. Dennoch wirkt das bisherige iOS auf dem großen Tablet sehr verloren und gliedert sich softwaretechnisch immer noch nicht von einem iPhone ab. Ein iPad einfach nur größer zu machen, ist der eine Schritt – die Software als ein Alleinstellungsmerkmal für solch eine Gerätedimension klarzustellen ist allerdings ein anderer Schritt (der noch fehlt). Das neue iPad mini 4 ist übrigens einfach ein iPad Air 2 im kleineren Formfaktor – ein nettes Update für das handliche Gerät. Am Rande erwähnt, es wäre künftig Zeit für eine Geräteumbenennung in dieser Kategorie: iPad mini / iPad / iPad Pro
Das iPhone 6s (Plus) legt ein Update des bestehenden iPhone-Formfaktors vor. Dass dieses Gerät nicht das Rad neu erfindet, ist und war klar und dennoch sind manche Nutzer ein wenig enttäuscht von diesem Update. Eine Enttäuschung, die ich nicht nachvollziehen kann, denn 3D-Touch, in Kombination mit TapticEngine, ist der nächste Schritt, wie man mit Inhalt auf einem Display künftig neu agieren wird. Das iPhone 6s (Plus) bindet diesen Baustein als erstes Gerät in das gesamte Konstrukt ein und wird es nach und nach in andere Produktekategorien durchdrücken. Multitouch ist damit einen Schritt weitergekommen und das Display ist mehr als nur ein Display – es ist ein Fenster zum Inhalt. Löblich ist, dass Apple weiterhin an Materialien forscht und somit dem iPhone nun auch die 7000er-Aluminiumlegierung spendiert und zeitgleich auch das Display robuster macht, in dem das Glas verstärkt wurde. Somit ist das Gerät im Alltag widerstandsfähiger gegen Stöße und eventuelle Stürze. Das neue iPhone-Modell ist in allen belangen schneller, denn es ist ein klassisches S-Modell. Die CPU des neuen A9-Prozessors arbeitet bis zu 70% schneller als sein Vorgänger und der GPU bis zu 90%. Der LTE-Chip unterstützt nun auch LTE-Advance (300Mbit) und Bluetooth rutscht auf Spezifikation 4.2 hoch. Scheinbar erhalten aber auch das iPhone 6 und iPhone 6 Plus durch das Update auf iOS 9 eine neue Firmware für Bluetooth und rutschen ebenso auf Version 4.2 hinauf.
„Die beste Kamera ist diejenige, welche man immer dabei hat.“- und auf die Kamera im iPhone 6s (Plus) trifft dies mehr als zu. Videos können nun auch in 4K-Auflösung mit 30 Bilder-pro-Sekunde aufgenommen werden – dafür sorgt der neue 12-Megapixel-Sensor. Die FaceTime-Kamera steigt von vorherigen 1,2 Megapixel auf 5 Megapixel hinauf und erlaubt dadurch schärfere Selbstporträts und FaceTime-Videounterhaltungen. Live-Fotos halten nun kurze Momente als bewegte Bilder mit Ton fest – es wirkt ein wenig wie ein vertontes GIF, was nicht abwertend anzusehen ist. Es wird sich aber zeigen, wie oft man diese Kurzaufnahmen nutzen wird. Was Apple allerdings verschwiegen hat ist, dass das iPhone 6s 96mAh weniger als das iPhone 6 und das iPhone 6s Plus sogar 165 mAh weniger als das iPhone 6 Plus an Akkukapazität aufweisen. Logischerweise ist dies dem 3D-Touch geschuldet, da die TapticEngine scheinbar einen bestimmten Platz im Gehäuse einnimmt und dadurch der Akku etwas schrumpfen musste. Allerdings weiß man mittlerweile auch, dass iOS 9 sehr auf das Sparen von Energie konzipiert wurde und das minimale Schrumpfen der Akkukapazität nicht wirklich auffallen wird. Doch auch die Gerätedimensionen haben sich minimal geändert. Das iPhone 6s ist 14 Gramm schwerer als das iPhone 6 und das iPhone 6s Plus wiegt 20 Gramm mehr als sein Vorgänger. Auch sind beide Geräte in etwa 0,2mm dicker – was nicht wirklich auffällt. Alles Dinge die nicht extrem ausschlaggebend sind, aber sicher auch offiziell hätten angesprochen werden können. Und achja – hat das iPhone 6s (Plus) denn nun 2GB oder weiterhin 1GB an RAM? Wurde nicht gesagt, aber man geht derzeit sehr stark von 2GB aus. Das 16GB-Modell, was scheinbar immer noch das beliebteste Gerät zu sein scheint (wahrscheinlich auch in Anbetracht des Preises), ist leider immer noch verfügbar – und doch weniger für 4K-Videoaufnahmen geeignet. Hier hätte man dieses Jahr wirklich 32GB als Standardspeicher setzen können. Das iPhone 6s ist außerdem das erste iPhone-Update, das man äußerlich, bis auf die neue Gehäusefarbe Rosé, nicht von seinem Vorgängermodell unterscheiden kann. Allgemein ist das iPhone-Update aber als wirklich zukunftsorientiert und prakikabel anzusehen, denn das Rad kann man nicht jedes Jahr aufs neue erfinden – man kann es aber dazu bringen auf neuen Strecken zu rollen.
Und achja – wer von Android zu iOS wechseln möchte, der kann dies nun relativ einfach tun, denn die App für diesen Geräteumzug liegt im Google-PlayStore bereit und kann mit iOS 9 genutzt werden. Es bleibt auch bei kostenlosen 5GB pro iCloud-Account, etwas mager und nicht zeitgemäß. Doch dafür hat sich an der Preisstaffelung des iCloud-Speichermodells etwas getan. Das kleinste 50GB-Paket ist nun monatlich für 0,99€ zu haben (200GB für 2,99€/mtl. und 1TB für 9,99€/mtl.) und ab dem 16.09.2015 zubuchbar.
Die Keynote am Mittwoch war gefühlt ewig lang und dennoch erfolgreich, unterhaltsam und zeigte auch, dass kleine Bausteine platziert werden müssen, um am Ende etwas Großes daraus kreieren zu können. Rundum kann man sagen, dass nicht unnötig viel Musik gespielt, getanzt oder nichtsagende Musikkünstler auf die Bühne geholte wurde/wurden. Mehr war es aber nicht.
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