Kommentar: Was haben Apple und Nintendo gemeinsam? Außer, dass beide Hardwarehersteller sind – nicht viel. Doch etwas verbindet trotzdem die zwei Unternehmen – eine langjährige Erfolgsgeschichte. Zumindest was Apple angeht, kann der Konzern eine erfolgreiche Vergangenheit vorweisen und hat auch für die Zukunft die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Nintendo kann ebenfalls auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, doch die Weichen sind alt, marode und führen über einen derzeit steinigen Weg.
Ja, ja – die mobile Spieleplattform hat sich stark gewandelt – allerdings nicht nur bei Nintendo. Sony versuchte den gleichen Innovationssprung, floppte aber mit seinen mobilen Spielplattformen. Nintendos Konzepte haben somit die letzten Jahre immer gut und ausreichend funktioniert – bisher zumindest – denn die Verkaufszahlen von Nintendokonsolen sind stark in den Keller gefallen. Nintendo ist Kult – das weiß jeder, der mit dem Konzern und seinen Charakteren aufgewachsen ist. Doch das macht die ganze Situation leider nicht besser.
Einer hat die mobile Spielwelt von links auf rechts umgekrempelt – vielleicht sogar eher unbeabsichtigt. Die Rede ist von Apple und dessen pedantischem App Store. 2008 ins Leben gerufen, ist der App Store mittlerweile der weltweit größte Onlinestore für nativ angepasste Software. iPhone und iPad werden unterstützt und bieten ein maßgeschneidertes Benutzererlebnis. Von Anfang an setzten einige App-Entwickler ihr Know-How in die Entwicklung von mobilen Spielen. Aus kleinen Entwicklergruppen wurden mittlerweile teils große Spielefirmen. „Angry Birds“ erlangte erst durch den App Store zum heutigen Ruhm.
Und genau hier liegt der Knackpunkt zwischen Nintendo und Apple. Nintendo hat zwar die Weichen richtig gestellt, allerdings über einen steinigen Weg. Der App Store hingegen ist ein Selbstläufer – ohne Frage. Nintendo muss sein Konzept überdenken. Zwar hat auch Nintendo mit dem eShop das Angebot an Spielen digital publiziert, doch die Kosten sind immer noch nicht wirklich gerechtfertigt. Ein Spiel, welches in Hülle verpackt und auf einem hardwareseitigen Speicherträger gespeichert ist, kostet den gleichen Betrag, wie die Downloadversion im eShop – doch mit welcher Berechtigung? Um den Erlös gleich zu halten? Eine Rechnung, die keine Früchte trägt. Natürlich sind Nintendo-Spiele weitaus aufwendiger produziert als Games im iOS-App Store, doch trotzdem sollte sich Software immer in einem gewissen Kostenrahmen bewegen, um attraktiv zu bleiben. Nintendo hat die Seele der Spiele – was fehlt ist die Umlagerung der Konzepte auf neue Erfolgswege.
Mario und seine Freunde sind die übrig gebliebenen Erben der Nintendo-Ära. Allein sie schaffen es, dass Nintendo auf dem weit umkämpften Markt überlebt – nur sie sind das Standbein des Unternehmens. Nostalgie trifft digitale Struktur und portiert die Spielewelt in die Zukunft – aber nicht in dem Konzept wie es Nintendo derzeit sieht – leider nein. Die Köpfe bei Nintendo müssen umdenken. Komplett umdenken. Frischen Wind reinbringen und sich von alten Modellen lösen. Es möchte niemand mehr 60 € für ein Spiel zahlen, welches nach 5 Tagen durchgespielt und, falls als Hardware gekauft, in der Ecke rumliegt. Der Spielekonsum wird heute digital gedeckt. Der Einkauf wird schnell und spontan getätigt. Kaum einer möchte mehr aus dem Haus, um Software zu kaufen – wieso auch? Das Internet macht es doch so leicht.
Pokemon ist und war immer ein enormer Geldbringer bei Nintendo. Die kleinen Taschenmonster haben immer noch Potenzial, um das Konzept expandieren zu lassen. Man nehme nur an, Nintendo würde für seine Wii U ein Pokemon-Spiel entwickeln. Mit einer passenden iPhone-App könnten Zusatzaktivitäten freigeschaltet werden. So könnte der M7 tägliche Schritte zählen und Bonusfeatures in der iOS-App freischalten, die dann über ein Spielkonto zum Hauptspiel auf die Nintendokonsole übertragen werden. Nintendo könnte Schnittstellen wie iOS nutzen, um Spielwelten zu verknüpfen. Auch die iCloud bietet Potenzial dazu, solche Spielkonzepte zu realisieren und Speicherstände in gewissen Abständen als Backup zu sichern. Dass Nintendo an eine solche Umsetzung denkt, lassen Versuche wie Schrittzähler für Wii Fit U und auch ein Pedometer für gewisse Pokemonspiele erkennen. Diese Geräte zählen Schritte – dadurch werden gewisse Taschenmonster freigeschaltet oder, wie bei Wii U Fit, die Aktivität in ein Sportprotokoll eintragen. Es gebe unzählige Konzeptvariationen, um gegen den bisherigen Strom zu schwimmen – doch es gehört eben Mut dazu.
Um es nochmals zu betonen – die Nintendo-Charaktere, wie Mario, Donkey Kong, Kirby, Zelda und wie sie alle heißen, sind die Erben der Nintendogeschichte und verdienen es sich weiterentwickeln zu werden – und dafür ist ein seit 30 Jahren benutztes Konzept leider keine Garantie. Nintendo muss seine Kinder nicht zur Adoption frei geben und Spiele für andere Plattformen entwickeln. Der Spieleentwickler muss nur Schnittstellen schaffen und sie zu Gunsten des Nutzererlebnisses ausreizen. Das allein ist schon Erfolg genug. Es gilt zwischen den Zeilen zu lesen und neue Spielstrukturen zu schaffen. Nintendo kennt den Wandel der Zeit – das erkennt man deutlich an Jubilaren von Mario und Co., wenn die Historien der Spiele in den Vordergrund gestellt werden. Es ist somit nichts Schlimmes dabei, sich von alten Gedanken zu verabschieden und sich neuen Portalen zu widmen. Man muss alte Dinge entsorgen, um Platz für Neues zu schaffen. So denkt auch der Konzern aus Cupertino der, trotz teils großer Kritik, sein flaches Design durchsetzt. iOS 7 war nicht nur Design – iOS 7 ist vor allem Integration von Technologie. Gerade die Integration von Spielecontrollern ist eine interessante Sache. Auch diese Schnittstelle könnte sich Nintendo zu Nutzen machen, um gewisse Spielfeatures mobil spielen zu können. Vielleicht sollte Nintendo es noch vehementer umsetzen und eine reine Softwareschmiede werden, welche ausschließlich für iOS produziert? Spiele könnten dann mobil gezockt werden und zugleich per AirPlay am heimischen TV-Gerät weitergespielt werden. Auch ein möglicher App Store für den Apple TV ist immer noch ein Gesprächsthema….
…ich gebe zu – man kann sich an diesem Punkt viel zurechtspinnen. Doch wie schon gesagt – es gäbe unzählige Konzeptvariationen, um gegen den bisherigen Strom zu schwimmen. Wir sollten gespannt sein wie der Konzern in seiner derzeitig schwierigen Lage umdenkt und vielleicht doch die ein oder andere Kooperation eingeht. Apple wäre der, mit großer Sicherheit, perfekte Anlaufpunkt, um der Nintendo-Spielewelt einen Schub in die Zukunft zu verpassen. Auch wenn man sich bislang damit schwer tut.
[Bild: padu_foto / Shutterstock.com]
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33 Gedanken zu „Apple und Nintendo – ab auf die Spielwiese“
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