Apple beugt sich dem Diktat der Politik und führt widerwillig den USB-C-Standard auch in seinem wichtigsten Produkt, dem iPhone, ein. Aber Apple wäre nicht Apple, gäbe es nicht eine klitzekleine Kleinigkeit, die unserer sympathischen Garagenfirma noch Batzen von Geld bringen würde. Apple zertifiziert, so die begründete Vermutung, die USB-C-Kabel, die eine volle Leistung bringen werden (und lässt sich dies mit Gold aufwiegen).
Die Bauform – nicht mehr!
Das Wichtigste vorweg, was zu dem eigentlichen Chaos, Missverständnis und Verwirrung allerorten führt. USB-C ist nicht gleich USB-C. Mit USB-Typ-C ist die Bauform des Steckers gemeint, nichts anderes. Das physische Ding zum Anfassen. Mit den Standards USB 3, 4 etc. sind die Fähigkeiten des Anschlusses beschrieben.
Die Verwirrung hat einen Namen: USB-IF
Wie kompliziert kann man einen Standard machen? Das USB Implementers Forum (USB-IF) schafft das Maximum. Das kommt wohl, wenn eine Organisation mehr als 1.000 Mitglieder hat und sich so Alphatiere wie Apple, Canon, HP, Intel und Microsoft einigen müssen.
Etwas EU-Textarbeit
Aber ich greife wieder vor. Zuvor müssen wir in eine andere Unübersichtlichkeit steigen und der EU zuschauen, wie sie arbeitet. Am 23. November 2022 veröffentlichte die Europäische Union in ihrem Amtsblatt (fragen Sie nicht!) die Richtlinie (EU) 2022/2380 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. November 2022 zur Änderung der Richtlinie 2014/53/EU über die Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Bereitstellung von Funkanlagen auf dem Markt (wer das Original bei einer Tasse Tee nachlesen möchte). In diesem umfangreichen Dokument legt die EU (übrigens im Anhang) die Spezifikationen für die Ladefunktion fest. Dort steht, ich zitiere: (Tragbare Mobiltelefone müssen…) „mit dem USB-Typ-C-Anschluss entsprechend der Norm EN IEC 62680-1-3: 2021, Schnittstellen des Universellen Seriellen Busses für Daten und Energie — Teil 1-3: Gemeinsame Bauteile — Festlegung für USB-Typ-C-Kabel und -Steckverbinder ausgestattet sein und dieser Anschluss muss jederzeit zugänglich und betriebsbereit sein;“ Das ist alles.
Der Stecker!
Der Stecker! Der Stecker muss USB-Typ C sein! Das lässt sich Apple nicht zweimal sagen. Kein Problem, Stecker können unsere Freunde aus Übersee, schließlich hat schon das iPad Pro und die MacBooks das sympathische Palindrom-C-Steckerchen.
USB 3.2 Gen 1×2 – wer soll das verstehen?
Warum ein Konsortium von intelligenten Menschen keine vernünftige, logische und konsistente Nummerierung hinbekommt – ich weiß es wirklich nicht. 1996 wurde der erste USB-Standard, als USB 1.0 bezeichnet, von der USB-IF vorgestellt. Heute gibt es USB 3.1 Gen 1 (damit die Verwirrung steigt, das wird oft als USB 3.0 bezeichnet), USB 3.1 Gen 2, USB 3.2 Gen 1×2 (Fragen Sie nicht! Das steht für zwei separate Kanäle bei der Datenübertragung) und USB 3.2 Gen 2×2. Relativ jung ist USB 4 und seit 2022 auch USB 4 in der 2. Generation. Die Datenübertragungsrate stieg von Version zu Version von 5 Gbit/s über 10 hin zu 20 und auf 40 und sogar 80 Gbit/s. Doch damit nicht genug, neben der Datenübertragung definiert USB-C auch eine Stromversorgung, so nennt sich das Power Delivery (PD), hier können bis zu 100 Watt Leistung übertragen werden. So weit, so verwirrend.
Mein Vorschlag für USB-Namen
Deshalb hier ein Vorschlag von mir. Als Honorar stelle ich mir 0,1 Cent pro Stecker für die nächsten zehn Jahre vor: USB-A, B, C, D, E, F, G, H beschreibt die Bauform. USB 1 bleibt USB 01, keine Kommastellen mehr. Danach gibt es (in Klammern die ehemaligen Bezeichnungen) USB 02 (1.1), USB 03 (2.0), USB 04 (3.0), USB 05 (3.1), USB 06 (3.1 Gen 2), USB 07 (3.2 Gen 1), USB 08 (3.2 Gen 2), USB 09 (3.2 Gen 2 2×2), USB 10 (4), USB 11 (4 Gen 2). Das kann man sich doch irgendwie merken, oder? Je höher, desto schneller.
Die Prognose
Zurück zu Apple. Ich erwarte den Strom mit jedem Kabel, Power Delivery und USB-C10 (oder sogar USB-C11) ausschließlich mit zertifizierten Kabeln. Was meinen Sie?
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7 Gedanken zu „Willkommen in der USB-C-Hölle (Die Kolumne)“
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