10. September 2022

Lukas Gehrer

Pro & Contra zur Apple Watch Ultra: Ultra gut oder das Ende der Apple-Philosophie?

Die Apple Watch Ultra ist eine Uhr der Extreme. Extrem unterschiedlich fallen auch die Meinungen zum neuen Modell aus. Begeisterung auf der einen, Unverständnis und Ablehnung auf der anderen Seite – eine Gegenüberstellung. Lest bei Apfelpage.de die beiden unterschiedlichen Meinungskommentare von Christian Caracas und Lukas Gehrer.

Wir beginnen mit der Contra-Seite.

Die Apple Watch Ultra holt Christian Caracas nicht ab, im Gegenteil: Für ihn ist sie ein designtechnischer Horror, den es mit Steve Jobs nicht gegeben hätte.

Apple Watch Ultra – der Abschied von Steve Jobs’ Designphilosophie?

Es scheint so, als ob sich Apple nun offiziell entschieden hat, eigene Wege zu gehen und den Pfad seines Gründers Steve Jobs endgültig zu verlassen. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man sich Apples neueste Errungenschaft – die Apple Watch Ultra – ansieht.

Die Apple Watch Ultra spricht nun eine völlig andere Designsprache – und diese neue Fremdsprache will und kann ich nicht verstehen. Ich nehme kein Blatt vor den Mund – sie ist eine designtechnische Missgeburt.

Was ist so schlimm an ihr? Besonders der Metallknubbel auf der rechten Seite, der die Krone und die darunterliegende Seitentaste in einer aufdringlichen und klobigen Weise umschließt, ist unerträglich. Sie entstellt das Gesamtdesign der Apple Watch in einer grobschlächtigen und aufdringlichen Weise, die man mit Worten nur schwer beschreiben kann.

Apple vernachlässigt seine Stärken

Über Design lässt sich bekanntlich streiten, über die Philosophie dahinter hoffentlich nicht. Viele werden einwenden, dass dieser längliche Knubbel eine durchaus wichtige Funktion erfüllt, nämlich die Krone sowie die Taste vor besonders starken Stößen mit Felsgestein und anderen möglichen Einwirkungen zu schützen. Er ist also dieser Funktion geschuldet, nicht wahr? War es nicht Steve Jobs höchstpersönlich, der diesen Denkfehler zum Zentralpunkt seiner Designphilosophie gemacht hat und radikal für das genaue Gegenteil eingestanden ist?
Es war Jobs, der gesagt hat, dass Design nicht der Funktion zu folgen habe, sondern genau umgekehrt. Wann hat sich Apple dazu entschieden, diese heilige Kuh zu schlachten und warum? Um mit Garmin, Samsung und Konsorten mitzuhalten?

Apple Watch Ultra mit Action-Button - Apple
Apple Watch Ultra mit Action-Button – Apple

Aber damit nicht genug. Auch der neue orangefarbene sog. „Action Button“ ist ein Schlag ins Gesicht, für diejenigen, die an die Designprinzipien von Steve Jobs und Jony Ive geglaubt haben. Warum um alles in der Welt, kommt man ohne Not auf die Idee, eine zusätzliche Taste hinzuzufügen, wo es doch beim Design von Apple-Produkten bisher darum ging, Unnötiges und damit vor allem auch Tasten wegzulassen? War das nicht einer der Gründe für die Erfindung und die Erfolgsgeschichte des iPhones?
Ist es nicht gerade das Prinzip der Einfachheit, das von Steve und Jony zum Leitsatz und Ziel jeglichen Designs emporgehoben wurde und zu Apples Alleinstellungsmerkmal geworden war? Es wäre die Aufgabe der Designer gewesen, diese Funktionstaste nicht als Taste, sondern auf andere Weise in das System zu integrieren. Apple spielt mit seiner Goldwährung, wenn die Einfachheit der vermeintlichen Funktionalität geopfert wird.

Ich weiss, die Verkaufszahlen werden meiner Kritik womöglich widersprechen. Aber die Richtigkeit von Prinzipien lässt sich eben nicht anhand von kurzfristigen Verkaufszahlen und Gewinnen validieren.
Ich bin gespannt, ob dieser Schritt der Anfang vom Ende der bisherigen Designphilosophie sein wird.

Dr. Christian Caracas ist Rechtsanwalt und Hochschuldozent aus München und interessiert sich für Technik sowie für künstliche Intelligenz.
Zusätzlich zu seinen rechtswissenschaftlichen Veröffentlichungen ist er Autor des Buches „Apple Junkies – Was die Anderen nicht verstehen wollen“, hier bei Apfelpage.de vorgestellt

 

Und nun die Pro-Seite von Lukas Gehrer:

Ultra: Die erste Apple Watch, die mich kickt

Seit ich denken kann, habe ich keinen Tag ohne meine Uhr am Handgelenk verbracht. Uhren sind für mich Emotion und Tool in einem. So etwas Banales wie Uhrzeit und Datum zu jedem Zeitpunkt an mir ablesen zu können, löst für mich etwas aus. Noch mehr, wenn die Uhr dabei mit Extremen in Verbindung gebracht wird.

Kein Zufall ist es, dass nahezu alle bekannten Modelle von Breitling, Tag Heuer, Omega und Co. von einer Extremsportart als Erbe ausgehen. Tauchen, Fliegen, Bergsteigen, Autorennen. Ich liebe die Uhrenindustrie aus diesem Grund und trage ein ganz traditionelles Modell mit echtem Zifferblatt und Zeigern. Keine Pixel, kein Wireless Charging, dafür Zeiger, die sich bewegen.

Der Traum der Extreme wird mitgekauft

Meine Uhr hat eine Verlängerung für Formel-1-Rennanzüge, die ich in meinem Leben zu 100 % nicht benötigen werde. Sinnlos oder gar dumm, denkt sich manch einer wohl. Indessen erkauft man sich mit der Uhr ein Stück dieser Fantasie. Einmal im Leben zum Mond fliegen (Omega Speedmaster war 1969 auf dem Mond), einmal in 300 Metern tauchen gehen, einmal verrückt sein. Die Schweizer Uhrenindustrie verkauft neben oberflächlichem Status und sinnlosem Protz eben auch ein Lebensgefühl, eine Lebenseinstellung.

Armbänder der Apple Watch Ultra - Apple
Armbänder der Apple Watch Ultra – Apple

Vor diesem Hintergrund ist die Apple Watch – trotz aller ihrer technischen Meisterwerke – für mich bislang ein langweiliges Gerät. Gewesen. Denn mit der „Ultra“ wagt sich Apple in das Feld der Extremsportler. Ein Feld, in dem Zeitmesser eine gewaltige Rolle spielen. Von traditionellen Uhrmachern bis hin zu neueren Tech-Firmen wie Garmin war es jedoch bislang von anderen besetzt. Apple spielte keine Rolle. Das könnte sich nun schlagartig ändern, auch dank des relativ guten Preismodells, mit dem Apple auf Marktanteiljagd geht. Sie ist immerhin um den Faktor 2 günstiger als die teuersten Modelle von Garmin samt Ausstattung.

„Eine Uhr, die Grenzen verschiebt, für Menschen, die das Gleiche tun“

… schreibt Apple auf der Homepage. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Ultra nebst echter Extremsportler auch Käufer anspricht, die sich mit der Watch dieses Lebensgefühl mitkaufen. Twitter und die ersten Umfragen geben mir recht. Außer, es wären über Nacht ein großer Teil unserer Leser zu Extrembergsteigern geworden.

Größer, länger, schneller, weiter. Hat Apple nicht immer schon Technik und das Gefühl, was damit möglich ist, verkauft? Ich finde ja. Damit passt die Ultra zu Apple, wie keine Watch vorher.

Lukas Gehrer ist Gründer und Geschäftsführer der wordsmattr GmbH in Wien und moderiert gemeinsam mit Roman van Genabith den Apfelplausch-Podcast, in dem wöchentlich das Apple-Universum betrachtet wird.

46 Gedanken zu „Pro & Contra zur Apple Watch Ultra: Ultra gut oder das Ende der Apple-Philosophie?“

  1. Wer findet das Design der 8er schön? Die es in der Form seit 2015 gibt? Das sind dann bestimmt die Verbrennerfahrer, die auch noch daran glauben ;)
  2. Ich finde Sie klasse, hab sie mir direkt bestellt, hab ne Garmin Fenix 7x daher macht mir die Größe gar nix aus, habe Apple bei Serie 6 verlassen da ich ne Uhr brauch die auch mal 24h durchhält.
  3. Ich halte die Diskussion um das Design für einen Nebenkriegsschauplatz. Wem es gefällt, ok. Wem nicht – ebenso. Wichtiger für mich sind die Funktionen. Und da hat Apple ob Standart – Watch oder Ultra immer noch einen langen Weg vor sich. Garmin ist gerade bei der Trainingsauswertung um Längen voraus. Da hat man ein echtes Trainingsgefühl, bei Apple dagegen gibt es nur sehr geringe Daten zur Auswertung. Ich schaue mir die Auswertung lieber bei Strava an. Apropos: Die lächerlichen Ringe von Apple haben mich noch nie begeistert. Was nützt eine supertolle Sport / Extremuhr, wenn die Software ein vernünftiges Training nicht zulässt? Ich fahre Rennrad, laufe und tauche. Die Auswertung beim Rennradfahren und Laufen ist für Hobbysportler im Gelegenheitssport ok. Mir reicht es nicht. Und was die Taucherei betrifft: Ein Tauchcomputer ohne Integrierung des Luftverbrauches macht kaum Sinn. Es gibt einfache Tauchcomputer ab 200 Euro, die Apple Watch Ultra kann selbst mit der Abo – pflichtigen App von Oceanic auch nicht wirklich mehr. Apple muß erst mal Hausaufgaben machen, ehe ich bereit bin, über das Design zu reden.
  4. Es mag hart klingen, aber: Steve Jobs ist nicht mehr, Apple hat sich weiterentwickelt. Letztlich wird der Käufer entscheiden, ob Apple mit der Ultra auf dem richtigen Weg ist. Und ja, das Design hat auch der Funktion zu folgen, wo es nötig oder sinnvoll ist.
    • Ja leider! Apple mochte ich früher lieber. Eine Taste die keine Funktion hat war man von Samsung gewohnt, aber dass Apple jetzt so ein Mist verzapft, das ist neu.
  5. Das ist eine Toolwatch! Das pendent zu einer analogen Taucher- oder Sportuhr. Die Anordnung mit der Extrataste, der Kronen Schutz und alles haben absolute durchdachte Funktion. Das Design ist für so eine Uhr extrem Slick und immer noch relativ gefällig elegant. Die Uhr soll auch mit Handschuhen bedienbar sein. Für alle anderen gibts die 8. Verstehe die Kritik null.
  6. Die Ultra wird eine Menge Käufer finden, die ihre Funktionen nutzen. Dazu noch mehr, die durch die Uhr zeigen werden, dass sie sich eine solche Uhr leisten können. Da bin ich mir sicher. Andere Poser-Uhren spielen noch mal in einer noch teureren Liga.
    • Ich überlege tatsächlich mir die Uhr zu holen !werde noch warten und sie wahrscheinlich gebraucht holen ,aber ich finde für eine Titan Uhr mit den specs ist sie nicht überteuert ! Größerer und vorallem viel hellerer Display ,doppelt so lange display on time und auch die Lautsprecher und 5g eSim,finde ich zumindest ,sind den Preis wert
    • Da hast du es geschrieben, „Poser“. Genau dieses Klientel spricht Apple an oder will es ansprechen, siehe Preise, siehe AW Ultra.
  7. Schlecht sieht sie nicht aus. Ob sie ihr Geld Wert ist muss jeder für sich entscheiden. Ich meine, für 400-500€ mehr bekommt man auch eine richtige Uhr.
  8. Design ist natürlich eine Frage des Geschmacks. Jeder kann seine Meinung dazu äußern. Dass aber ein Rechtsanwalt hier „offiziell“ als Designkritiker auftritt, finde ich irgendwie unpassend. Die  Watch Ultra ist hier und da gewöhnungsbedürftig, aber immerhin ein neuer Designschritt. Interessant finde ich sie bzgl. der längeren Akkulaufzeit und der Größe. Wie Herr Gehrer bevorzuge ich aber analoge Uhren. Sie haben zwar weniger Funktionen, sind aber nachhaltiger, vom Aussehen gefühlt wertiger und teils sogar Wertanlage.
  9. Als die erste Watch vorgestellt wurde hat man auch über eckige Design diskutiert. Später haben sich Kritiker über die AirPods lustig gemacht. Ich bin mir sicher. die Uhr wird nicht floppen. Es wird genug Käufer geben, die zeigen wollen, dass sie sich die Uhr leisten können bzw sich abzuheben.
  10. „War es nicht Steve Jobs höchstpersönlich, der diesen Denkfehler zum Zentralpunkt seiner Designphilosophie gemacht hat …“ Die Designphilosophie von Steve Jobs basierte also auf einem Denkfehler. Interessante Ansicht. Oder verquer geschrieben.
  11. Definitiv ist jegliche Apple Watch Variante eine der besten (Sport-)Uhren am Markt. Unabhängig davon bin ich mit meiner Garmin Fenix 2 glücklicher, da ich diese nur alle 5-6 Tage mal aufladen muss, was mich bei der Apple Watch definitiv am meisten nervt. Bei Garmin fehlt mir am meisten die Bezahlfunktion die dort nur bei wenigen Banken und komplizierter möglich ist. Ansonsten haben wir alles von Apple, werden aber neue anschaffenden erst machen wenn überall auf USB-C umgestellt wurde.
  12. Uns gefällt die Uhr super. Wir haben uns zwei bestellt. Ob das Design bei Steve Jobs durchgegangen wäre, ist zudem völlig unerheblich. Der Mann ist tot und damit ‚raus. Wenn wir immer der Vergangenheit nachgehangen hätten, lebten wir noch in Höhlen und würden das Rad wahrscheinlich nie erfunden haben.
    • Wir leben in Deutschland ja auch noch in der Vergangenheit. Die meisten fahren noch Verbrennerautos, haben kein KI in der Schule gelernt und arbeiten noch mit Stiften und Papier auf der Arbeit
    • Was ist das für ein blödes Argument sich eine Apple Watch Ultra zu kaufen? Die hat weder was mit Fortschritt zu tun noch ist sie nachhaltig. Die Apple Watch Ultra gehört in die Kategorie Poser, Porsche, Gucci usw.
  13. Apple hat nach Steve Jobs die Fähigkeit verloren, Produkte auf den Markt zu bringen, die den Markt revolutionieren werden…! Apple wurde leider zu einem nur noch… finanzorientierten Unternehmen, dass sehr gut darin ist, seine immer treu gebliebenen Käufer auszubeuten… über alle Produkte und Software hinweg ! Jobs dreht sich im Grabe um und nur Gewinne zu scheffeln geht nicht mehr lange gut…!
  14. Form follows function. Das macht doch genau die Ultra? Ich glaub der Bro hat was durcheinander gebracht. Habe mir die Ultra direkt nach dem Event bestellt. Meinen 7er muss ich zweimal täglich aufladen und ich benötige dringend die größere Batterie. Das verbesserte GPS kommt mir beim Laufen entgegen. Die 7er laggt ab und zu und das nervt. Denke die Uhr macht auf den Bildern einen viel klobigeren Eindruck als es tatsächlich der Fall sein wird. Freu mich auf das Teil.
  15. Das Design ist definitiv kein Jony Ive Design, einer der besten Designer unserer Zeit. Mich spricht dieses Design null an. 1000€ für eine Uhr die in 5 Jahren Müll ist, ist schon beachtlich, wenn man die kauft. Was kann sie mehr wie die Standard Apple Watch? Genau da sollte man hinschauen. Die Uhr werden definitiv viele Poser kaufen. Für mich ist das nichts. Vor allem was soll das mit der unbelegten Taste? Hat Apple jetzt komplett den Verstand verloren? Apple ist nichts mehr für Technik interessierte sondern eher etwas für Hausfrauen die zu viel Geld haben und Poser die damit angeben wollen. Ein großer Anteil der Kommentare lässt zumindest darauf schließen. Die „du kannst du es dir nicht leisten“ Kommentare haben wieder Hochkonjunktur. Wo ist Apple technisch noch führend? Die CPU ist schnell, und was wird damit gemacht? So gut wie nichts. Das wäre so wie wenn ich Porsche fahre und niemals über 100kmh fahre. Das Display ist noch gut, aber auch nur in der 1300€ klasse, in der Normalo Klasse gibt es noch nicht mal 90hz. Ich bin erstmal durch mit Apple, ihren teueren Schickimicki Kram können die sich sonnst wohin stecken.
  16. Ich finde eine „sporvariante“ sehr gut. Als Taucher schaffe ich sie mir bestimmt an. Für den Alltag ärgert es mich, das es kein Titangehäuse mit Saphirglas mehr gibt. Plastik mag ja extrem Bruch und Stoßfest sein, aber es zerkratzt trotzdem. Bin halt ein Schussel, aber kein Extremsportler.
  17. Ich kann die Kritik am neuen Button nicht ganz nachvollziehen: Es ist DIE Funktion die mir seit Jahren fehlt. Jeder der öfter schwimmt, bei Regen wandert oder joggt, kennt doch das Problem, dass sich die Watch nass nicht bedienen lässt. Das sind die einzigen Momente wo ich meine alte Garmin (die ich vor der Apple Watch hatte) noch immer vorziehe.

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