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Offener Brief an Phil Schiller: Apple unterstützt Zensur in China

Phil Schiller präsentiert Apple HomePods auf der WWDC 2017

Apple steht erneut wegen seiner Chinapolitik in der Kritik: Während man in westlichen Märkten Werte wie die Meinungsfreiheit propagiere, werde dieses Grundrecht im Praxisalltag systematisch missachtet, heißt es in einem offenen Brief, den ein Zusammenschluss von Bürgerrechtlern an Phil Schiller geschickt hat.

Die Vorwürfe sind nicht neu: Apple befleißige sich einer scheinheiligen Doppelmoral, indem es einerseits Werte wie die Freiheit der Presse und die freie Meinung hoch halte, andererseits aber sowohl durch Billigung, wie auch aktiv dazu beitrage, dass eben diese Grundrechte in vielen Märkten verletzt werden. Erneut wendet sich ein Zusammenschluss an Bürgerrechtsorganisationen an Apple, diesmal in einem offenen Brief an Phil Schiller, der die Unternehmenskommunikation bei Apple verantwortet.

Zu den Unterzeichnern zählt etwa die Electronic Frontier Foundation (EFF), daneben auch Organisationen, die sich dem Minderheitenschutz in China verschrieben haben.

Apple lässt Zensur zum Alltag werden

In China hat Apple den Anordnungen der chinesischen Behörden entsprochen und sowohl die meisten VPN-Apps, mit denen sich anonym surfen lässt, als auch die Apps westlicher Nachrichtenmedien aus dem App Store entfernt. Weiterhin wurden vor einiger Zeit Daten aus iCloud-Konten chinesischer Kunden auf chinesische Server umgezogen, was sie faktisch dem Zugriff der chinesischen Behörden ausliefert. Ferner blockiert Apple auf Wunsch der chinesischen Regierung das Emoji der Flagge Taiwans, das ebenfalls auf Druck Chinas von der ganzen Welt nicht als souveräner Staat anerkannt wird, dessen Erzeugnisse im Hightech-Sektor aber dennoch auf der ganzen Welt gern gesehen und gekauft werden.

Durch diese gelebte Praxis werde Zensur zur Normalität, kritisieren die Unterzeichner der Schrift. Erreichen werden sie mit ihren Worten nichts, China ist Apples zweitwichtigster Markt und so wird man in Cupertino weiterhin erklären, sich „an lokale Gesetze“ halten zu müssen. Ob man sich ebenso vehement an die lokalen Gesetze eines ozeanischen Inselstaats ohne nennenswerte Kaufkraft gebunden fühlen würde, steht dahin.

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Roman van Genabith
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8 Kommentare zu dem Artikel "Offener Brief an Phil Schiller: Apple unterstützt Zensur in China"

  1. iPhoner 21. Februar 2020 um 21:53 Uhr ·
    Wenn in China iCloud-Daten ausgeliefert werden müssen, ist das dann eine andere Cloud-Technik wie hier im Westen, oder kann inzwischen jeder Popel via Apples 2. Schlüssel alles mitlesen?
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  2. Immer die selbe Leier 22. Februar 2020 um 01:21 Uhr ·
    Ich vermute einmal, dass die Unterzeichner genug mit ihrem eigenen Land und dessen Doppelmoral zu tun haben. Da gibt es eine Menge aufzuarbeiten. Was wurde nicht schon alles gemacht, um die Werte des Westens zu verteidigen: Apartheid-Regimes wurden gestützt, demokratisch gewählte Regierungen wie die von Chile in den Siebzigern gestürzt, Faschisten an die Macht gesetzt, Foltern, Töten in fremden Ländern Friedenszeiten unter Missachtung der Souveränität wie letztlich im Irak, die Todesstrafe im eigenen Land usw, usf. Letztlich ist auch dieser Versuch, ebenso wie die Gänsefüßchen im obigen Artikel nichts anderes als Manipulation und Ablenkung von eigenem Versagen, denn auch unser Land scheint in problematische Zeiten zu schlittern, wenn auch unter völlig anderen Vorzeichen als im Amiland und schon gar nicht so krass. Aber vielleicht werden bei uns ja auch bald Landminen erlaubt. Der große Verbündete and best friend forever hat ja schon einmal vorgelegt!
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  3. Hape 22. Februar 2020 um 06:42 Uhr ·
    @iPhoner: Nein, Apple hat damals ausdrücklich erklärt, dass die Cloud-Technik nach wie vor dieselbe wie im Westen ist, nur der Server muss in China stehen. Genau das wird aber in Deutschland und Europa auch schon länger diskutiert, ob wir Apple (und andere Konzerne) zwingen, unsere Daten auch hier zu speichern. Wenn du dich erinnerst, war der Auslöser, dass nicht irgendwelche Chinesen oder Russen systematisch ihre Bürger ausspionieren, sondern die Amerikaner (die Snowden-Affäre). Kann nun jeder Popel via Apples 2. Schlüssel alles mitlesen? Jein: „The service is agnostic about what is being stored and handles all file content the same way, as a collection of bytes. Each file is broken into chunks and encrypted by iCloud using AES-128 and a key derived from each chunk’s contents, with the keys using SHA-256. The keys and the file’s metadata are stored by Apple in the user’s iCloud account. The encrypted chunks of the file are stored, without any user-identifying information or the keys, using both Apple and third-party storage services—such as Amazon Web Services or Google Cloud Platform—but these partners don’t have the keys to decrypt the user’s data stored on their servers.“ https://support.apple.com/de-de/guide/security/secacde2d0da/1/web/1 Das heißt, Apple kann (und wird) auf gerichtliche Anordnung die *Metadaten* an die jeweiligen Behörden herausgeben – sowohl in China als auch in Amerika als auch in Europa. Also, wer mit wem und wann Kontakt hatte etc. An die Daten kommt weder Apple heran noch irgendeine staatliche Behörde, weil sie mit dem Schlüssel nichts anfangen können, weil sie ja nicht wissen, welche Stücke der verhackstückelten Dateien überhaupt zu welchem User gehören und welcher Schlüssel passen würde und welche Stücke überhaupt erst wieder zu einer Datei zusammengesetzt werden müssten, um etwas entschlüsseln zu können. – Wieso hat Apple dann überhaupt den Schlüssel? Haben sie ja gar nicht. Oder doch, aber da kommt niemand ran, nicht mal Apple. Also, die Schlüssel sind bei Apple (in Kalifornien, nicht in den jeweiligen Ländern!) auf eigenen Servern gespeichert. Diese Server verwalten nur die Apple-ID-Anmeldung und sind so abgesichert, dass 1. nach ihrer ersten Inbetriebnahme alle Zugangs-Chipkarten unter notarieller Aufsicht vernichtet wurden (sie können also nicht „gewartet“ oder sonstwie vom Admin oder Apple manipuliert werden). 2. Sie sind mit HSM-Modulen ausgestattet, die alle Daten sofort vernichten, sobald sich ein Unbefugter (inkl. Apple!) daran zu schaffen macht. Diese Server verwalten deine Apple-ID und nur du kommst an die Daten auf deinem Account. Wenn du dein Apple-ID-Passwort UND deine Sicherheitsfragen vergessen hast (und auch kein vertrauenswürdiges Gerät mehr hast), dann kann dir keiner mehr helfen, auch nicht Apple. Wieso hat aber Apple dann die Metadaten? Die müssen sie ja haben, um deine Mails und Nachrichten etc. an andere Leute zustellen zu können, aber diese Metadaten liegen auf ganz normalen Servern bei Apple und haben mit dem eigentlichen, verschlüsselten Inhalt deiner Kommunikation nichts zu tun, auch nicht mit deinen iCloud-Bildern und -Dateien. Diese Metadaten gibt Apple z.B. an das FBI oder die chinesischen oder deutschen Behörden heraus, z.B. zur Terrorbekämpfung, aber nur mit einem Gerichtsbeschluss. Aber scheinbar ist das den Aktivisten und Moralaposteln (und Apfelpage-Journalisten) zu kompliziert, sich da mal einzulesen, und man labert lieber irgendwelchen ClickBait-Mist von wegen Menschenrechtsverletzungen und Scheinheiligkeit …
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    • Fritze 22. Februar 2020 um 09:19 Uhr ·
      Laut Berichten gab Apple (bei dem Amoklauf in Florida) sämtliche iCloud-Daten ans FBI weiter, also nicht nur die Metadaten. Möglich weil Apple “passwortvergessenden“ Nutzern damit helfen will wieder Zugang zu bekommen. Ergo kann sämtlicher Online-Speicher Apples von 3. Personenkreisen ausgelesen werden. In China, USA und Europa.
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      • Hape 22. Februar 2020 um 10:49 Uhr ·
        Das ist nicht wahr. Sie haben nicht und konnten nicht die kompletten iCloud-Daten weitergeben. Ich weiß nicht, welche Fake-News du liest, aber alle Quellen, die ich gelesen habe (und auch Tim Cook selbst) sprachen immer nur von den Metadaten. Die hatte das FBI schon längst (ist, wie gesagt Standardpraxis bei Apple), als die Sache dann vor Gericht gehen sollte und der Pressewirbel losging. Da ging es aber darum, dass das FBI eben gerade *noch mehr* Daten haben wollte, als Apple zu geben bereit (und in der Lage) war. Apple hätte ein modifiziertes iOS-Betriebssystem ohne Sicherheit entwickeln müssen, um die Forderungen des FBI erfüllen zu können. – Letztendlich half McAffee (oder war es die israelische Firma mit den Gray-Boxen?) dem FBI, *dieses eine* iPhone zu knacken. Fazit: NIEMAND, kein 3. Personenkreis oder Staat oder Geheimdienst und auch nicht Apple kann „sämtlichen Online-Speicher“ von Apple-Kunden lesen! Im Höchstfall kriegen *offizielle* Ermittler die Metadaten von Apple oder sie verschaffen sich Zugang zu *einem einzigen Gerät*, zu dem sie physischen Zugang haben.
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      • Fritze 22. Februar 2020 um 21:52 Uhr ·
        Man du Gaucho, selbst hier (21.Jan.) wurde darüber berichtet, dass Apple Dritten Cloud-Zugänge ermöglichen kann. Also höre auf mir hier Unwahrheiten zu unterstellen und erkundige dich selbst erstmal, du Honk! Und die Datenmenge (mehrere GB) die Apple dem FBI übergab, beinhalteten bestimmt mehr als Metadaten.
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  4. martinelli 22. Februar 2020 um 15:52 Uhr ·
    Ganz einfach: Wenn es um Geld geht, hat Moral nichts mehr zu sagen. Auch auf das Rückgrat kann man dann leicht verzichten…
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  5. farpian 22. Februar 2020 um 21:38 Uhr ·
    Das Thema ist kompliziert. Ich denke Apple tut das richtige. Mit einer Blockadehaltung kann man meistens nichts erreichen. So kann Apple zumindest möglicherweise Einfluss erlangen und durch Lobbyarbeit in China ggf. Verbesserungen herbeiführen. Apple ist ja nicht schuld an der Lage in China. Daran ist die westliche Politik der letzten 20 Jahre schuld.
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