Es klingt bitter und enttäuschend für EU-Bürger: Apple will seine neuen KI-Features, die wichtigste und spannendste Neuerung der WWDC, nicht nach Europa bringen. Das hat der iPhone-Konzern gesagt, aber was ist davon zu halten?
Bei näherer Betrachtung verliert die Aussage viel ihres Gewichts, für EU-Kunden hier dürfte sie tatsächlich bedeutungslos sein. Bei dieser plakativen Ankündigung geht es um Politik.
Apple bringt seine neuen KI-Tools Apple Intelligence nicht in die EU, das hat das Unternehmen aus Cupertino gestern gegen Abend deutscher Zeit so medienwirksam kommuniziert. Für Kunden hier wäre das eine Enttäuschung, denn ohne Apple Intelligence sind iOS 18 und Co. recht uninteressant. Und wenn Apple noch weitere Neuerungen wie das iphone-Mirroring am Mac ebenfalls nicht hier anbietet, wie angedroht, bringen die Updates für Kunden hier de facto fast nichts.
Kein Grund zur Sorge
Tatsächlich aber steckt wohl wenig hinter den markigen Worten, die sind in erster Linie eine politische Botschaft. Denn faktisch ändert sich durch die Ankündigung zunächst nichts. Bekanntlich war ohnehin nie geplant, Apple Intelligence vor 2025 in weiteren Ländern einzuführen.
Der Start erfolgt zunächst nur in den USA, weil Apple schlicht noch nicht so weit ist, andere Sprachen zu berücksichtigen, wie das häufig ist, wenn der Konzern neue Features einführt. Die bleiben nicht selten jahrelang auf englisch-sprechende Länder oder gleich einzig die USA beschränkt. Wann Apple Intelligence reif für weitere Märkte ist, kann man gar nicht absehen, gut möglich, dass Apple erst Mitte oder auch Ende 2025 so weit wäre.
Lautes Geklapper
Ein Blick auf die Begründung macht recht klar, worum es tatsächlich gehen dürfte: Apple spricht von Problemen in Zusammenhang mit dem Digital Markets Act. Der macht Apple zwar tatsächlich Probleme, aber sicher nicht bei KI. ChatGPT, Googles Gemini und weitere Anbieter aus den USA sind im EU-Markt schon lange aktiv und haben keine Probleme mit dem Gesetz.
Die Drohung, die neuen Flaggschiff-Features den Europäern zu verweigern, ist eine wenig subtile Botschaft an Brüssel: Lasst uns in Sachen App Store-Öffnung in Ruhe, dann bekommen eure Bürger die KI-Tools.
Langfristig aufgehen dürfte das nicht: Apple kann es sich schlicht nicht leisten, so essenzielle Kernfeatures einem so essenziellen Markt auf Dauer vorzuenthalten, zumal es auch in China schwer werden wird, Apple Intelligence einzuführen. Früher oder später wird die Apple-KI auch zu uns kommen, vermutlich genau dann, wenn Apple technisch so weit ist.
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