Seit April hat Facebook angekündigt, den Messenger für Smartphones zur Pflicht zu machen. In den Staaten wurde die Änderung letzte Woche durchgedrückt, hierzulande werden Nutzer in aller Regelmäßigkeit an den bevorstehenden Messenger-Zwang erinnert. Sei es durch die mediale Berichterstattung oder durch Facebook selber. Das Ergebnis diese Vorhabens trifft den Zuckerberg-Riesen mit der flachen Hand ins Gesicht.
Facebooks Plan…
Eigentlich wollte Facebook den Nutzern etwas gutes tun. Das hat man zumindest behauptet. Der Konzern lässt so gut wie keine Möglichkeit aus, um die Vorzüge des alleinstehenden Messengers zu betonen. Die kostenlose Applikation ist demnach 20 Prozent schneller als die eingebaute Nachrichten-Funktion in der Standard-App. Gerade für mobile Anwender sei das einer der entscheidensten Vorteile. Außerdem ist es mit dem Facebook Messenger bequemer, mit Medien umzugehen, diese zu versenden und zu empfangen. Insbesondere die Video-Funktion ist nur der gehassten zweiten App vorbehalten. Muss man die Nutzer also zu ihrem Glück zwingen oder ist das alles nur der rosarote Vorhang vor einer ausgeklügelten Taktik?
Wir haben mit der Pressestelle von Facebook gesprochen. Uns wurde mehrfach versichert, dass der blaue Gigant um ein rundum perfektes Produkt bemüht ist:
Nachdem wir in einigen Ländern bereits Erfahrungen und positives Feedback sammeln konnten, werden wir nun weltweit damit beginnen, die Nachrichtenfunktion aus der Facebook-App auszugliedern. Darüber, dass das Versenden von Nachrichten nur noch über den Facebook Messenger möglich sein wird, werden wir die Menschen im Vorfeld informieren. Der Messenger wird weltweit bereits von über 200 Millionen Menschen genutzt, denn mit der App lassen sich Nachrichten schneller und, durch eine angenehmere Bedienoberfläche, komfortabler verschicken. Selbstverständlich werden wir weiter daran arbeiten den Messenger zu einer noch besseren Möglichkeit zu machen, um sich mit Freunden zu verbinden und auszutauschen.
Aber warum muss Facebook dann zweigleisig fahren?
…geht nur bedingt auf.
Ein Blick in den App Store zeigt, warum Facebooks Taktik doch aufgegangen ist. In den USA ist der Messenger bereits zur Pflicht geworden. Dort rangiert die App in den Charts seit Tagen auf Rang 1. Unangefochten. Vor der Konkurrenz, vor Skype, vor Telegram, ja auch vor WhatsApp, selbst wenn der Messenger ab Ende des Jahres zu Facebook gehört. Das Ziel ist es, so viele Nutzer wie möglich dazu zu animieren, den Facebook Messenger für die mobile Kommunikation zu nutzen, nicht iMessage, SMS, Twitter oder andere Dienste. Doch die Kehrseite der Medaille zeigt sich schnell.
Obwohl hierzulande lediglich auf den Messenger-Zwang hingewiesen und er noch nicht durchgesetzt wird, bekommt Facebook den Zorn der Nutzer zu spüren. Genau wie in den USA kommt die App nicht über eine 1,5 Sterne Bewertung hinaus.
Unter die Kritiken von Abstürzen mischen sich auch verärgerte Nutzer. Ein Rezensent bringt es auf den Punkt:
Allein, dass man gezwungen ist, den Messenger zu installieren, um weiterhin Nachrichten über Facebook zu erhalten / versenden, verdient die schlechteste Bewertung!
Facebooks Argumentation kommt bei denjenigen nicht an, die bald neben Apples vorinstallierter Nachrichten-App und anderen Instant Messengern auch noch Facebooks zweites Icon auf dem Homescreen platzieren müssen. Für die Nutzer erscheint die Ausgliederung des Kommunikations-Sparte zwecklos. Man ist zwar offen für Veränderungen, aber nicht für sinnlose Veränderung. Zwei Apps, um mit denselben Leuten in Kontakt zu treten, zwei Apps, die eigentlich hätten eine sein können. Das würde auch den Wechsel zwischen den Anwendungen ersparen.
Demnächst wird hier in Deutschland der Messenger zur Pflicht. Dann kann sich Facebook jetzt schon einmal rüsten auf negative Kritiken. Positive stimmen gehen im App Store nämlich häufig unter. Wir sind gespannt, welchen Weg Facebook mit dem Messenger einschlägt und wie die Monetarisierung aussieht. Werbung soll es ja nicht geben…
47 Gedanken zu „Messenger-App: Facebooks Plan geht nur bedingt auf“
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