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Heimkino im Wohnzimmer: Tipps und Tricks für euer HiFi-Erlebnis

Modern home theater room without furniture - rendering by archideaphoto

Natürlich ist Apfelpage nach wie vor das Apple-Magazin eurer Wahl. Doch hin und wieder schauen wir auch mal über den Tellerrand. Vor allem zum Thema Sound findet ihr eine ganze Menge Reviews und sonstige Beiträge auf unserer Seite. Vor einigen Wochen habe ich euch bereits vom Nubert nuLine 5.1.2 Sound-System berichtet (zum Review). Heute gehe ich einen Schritt weiter und zeige euch, auf welche Details ihr bei Lautsprechern und AV-Receivern achten solltet, wenn ihr im Wohnzimmer ein kleines Heimkino einrichten wollt.

Kleiner Disclaimer:
Mit diesem Beitrag wenden wir uns explizit an Hobby-Anwender, die selbst Hand anlegen wollen oder sich für das Thema interessieren. Für professionelle Einrichtungen solltet ihr entsprechende Installationsbetriebe beauftragen. Auch geht es in diesem Artikel um passive Lautsprechersysteme, die durch einen Verstärker angetrieben werden. Wer nach Hilfestellungen zu Soundbars, Sonos-Systemen oder anderen Aktivlautsprechern sucht, wird hier nur bedingt fündig.

Die Ausgangslage

Zunächst macht es absolut Sinn, die Gegebenheiten eures Wohnzimmers zu prüfen. Bereits hierbei muss man wahrscheinlich die meisten Kompromisse machen. Für die geometrischen Fragen, etwa ob das Wohnzimmer überhaupt ausreichend Tiefe und Höhe hat oder ob es auf der linken und rechten Seite symmetrisch ist, sollten Antworten parat liegen.

Auch die bisherige Einrichtung sowie die Möbel spielen keine unerhebliche Rolle. Manch einer behauptet sogar, dass man sich die Lautsprecher vor den Möbeln beschaffen sollte. So ganz extrem sehe ich das nicht, da dies in vielen Fällen kaum möglich sein wird. Dennoch: Wenn die Einrichtung den Sound zu stark beeinträchtigt oder die Platzierung von selbst kleinen Boxen gar unmöglich macht, ist Kreativität oder tatsächlich neues Mobiliar gefragt. Allerdings finden sich oft Kompromisse oder Alternativen, wenn man sich ein paar Gedanken machen: Kann ich die Rear-Speaker an die (Rück-) Wand hängen oder sollen sie auf Standfüßen neben dem Sofa platziert sein? Kann ich eine Aussparung in die Wohnwand zimmern, wo die Stereoboxen Platz finden?

Apropos Zimmern: Handwerkliches Geschick ist sicherlich ein ausschlaggebender Punkt, um ein brauchbares und zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Mit Akkuschrauber oder ggf. einem Bohrhammer sollte man umzugehen wissen. Wasserwaage, Klebeband, Kabelkanäle und hier und da ein bisschen zusätzliches Werkzeug macht sich auch immer gut.

Da wäre noch eine Sache: Die Frage aller Fragen dreht sich natürlich um euer angepeiltes Budget. Hier muss selbstverständlich jeder selbst wissen, was er bereit ist, auszugeben. Für mich ist eine Heimkino-Anschaffung ein äußerst nachhaltiges und langlebiges Projekt, das nicht in zwei oder drei Jahren komplett über den Haufen geschmissen wird. Deshalb lege ich gerne etwas mehr Geld auf den Tisch, wenn ich weiß, dass ich damit lange Freude haben werde. Genaueres dazu später.

Zur Veranschaulichung ziehe ich in diesem Artikel Beispiele aus meinem spezifischen Fall heran: Der Raum ist ein geteiltes Wohn-/Esszimmer mit knapp 30 qm, wovon etwa zwei Drittel für das Heimkino abfallen. Die linke Seite ist offen zum Essbereich, die rechts Seite grenzt direkt an die Fensterfront – also nicht symmetrisch. Die komplette Tiefe liebt bei knapp unter fünf Metern. Der Hörplatz liegt relativ mittig, da die Couch im Raum steht. Die Deckenhöhe liegt bei 2,40 m. Für den Sound sorgen ein Nubert nuLine-Set mit 5.1.2-Kanälen inkl. Dolby Atmos sowie der Denon AV-Receiver X2700H.

Sound durch Passivboxen: Mehr Arbeit, mehr Freiheit

Am Beispiel des Nubert nuLine 5.1.2-Atmos-Sets

Lautsprecher – eine Frage der Perspektive

Wie bei einem guten Podcast- oder YouTube-Video ist der Klang ein entscheidendes Kriterium. Ich selbst möchte in dieser Hinsicht nur wenige Kompromisse eingehen. Dafür brauchen meine Lautsprecher aber weder einen Sprachassistenten oder andere smarte Media-Features noch eigene Anschlussterminals für TV und weitere Geräte. Deshalb fallen für mich All-in-One-Lösungen, wie die meisten Soundbars es sind, aus dem Raster. Hier zahle ich nämlich zusätzliches Geld für Funktionen, die ich nicht haben möchte und die ohnehin sehr kurzlebig sind: Lieber investiere ich in vernünftige Lautsprechertreiber statt in HDMI-Anschlüsse, die nach einige Jahren veraltet sind.

So bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder passive Lautsprecher, die man über einen separaten Verstärker betreiben muss oder Aktivlautsprecher, also strombetriebene Speaker mit eigenem integrierten Verstärker. Zwar könnte man auch letztere einen Netzwerk-Player, AV-Receiver oder eine AV-Vorstufe betreiben. Mit Passivlautsprechern habt ihr aber eindeutig die größere Flexibilität, vor allem hinsichtlich mehrkanäligen Heimkino-Setups. Das betrifft nicht nur die Vielfalt der Modelle an sich, sondern auch deren Preisspanne: Ihr könnt erst einmal mit preiswerten Modellen anfangen, während aktive HiFi-Boxen direkt vierstellig kosten können.

Alle oben genannten Gründe führen dazu, dass Passivlautsprecher meine erste Wahl sind. Deren ausgefeilte und sehr beständige Technologie sorgt für den Sound, während der AV-Receiver oder Verstärker für Konnektivität, Netzwerkverbindung sowie Audio- und Videoformate sorgt. Selbst wenn der Receiver alle paar Jahre ausgetauscht wird, können die Boxen für längere Zeit in Besitz und Gebrauch bleiben. Das schützt nicht nur den Geldbeutel, sondern auch Ressourcen und verhindert Elektroschrott.

Vertrauen schenken

Die Wahl der richtigen Lautsprecher beginnt bei der Wahl des Herstellers. Hier habe ich eine ganz klare Vorliebe für Marken, die sich auf das Wesentliche konzentrieren. Denn für mich geht es um den reinen Klang, nicht um irgendeinen vermittelten Pseudo-Lifestyle. Für meinen Geschmack gehen deshalb überschwängliche Marketing-Kampagnen mit teils irrwitzigen Preisnachlässen in die falsche Richtung: Qualität hat Bestand.

Viele gute Hersteller verstehen diesen Grundsatz und vor allem ein Unternehmen aus dem Schwäbischen hat es mir besonders angetan: Als mir mein Bruder vor etlichen Jahren seine ersten Nubert-Boxen präsentierte, war es um mich geschehen. Seitdem habe ich ein echtes Faible für das 1975 gegründete Familienunternehmen. Meine Loyalität hat sich Nubert nicht nur durch die Qualität der Produkte, sondern auch durch weitere Leistungen und eine ehrliche Kommunikation gegenüber dem Kunden verdient. Und ich finde, dass gerade bei solch hochwertigen Produkten, die zudem für ein gewisses Erlebnis sorgen, die Beziehung zwischen Hersteller und Nutzer stimmen sollte.

Eure Ohren können keine Zahlen hören

Bei der Auswahl der richtigen Boxen solltet und müsst ihr die Aussagen der Hersteller genau unter die Lupe nehmen und lieber einmal mehr kritisch betrachten. Denn nur weil ein Hersteller mit reißerischen Slogans und massiven Leistungsangaben protzt, muss es sich noch lange um keine Qualitätsware handeln. Ein Beispiel: Der Kennschalldruck eines Lautsprechers gibt an, welchen Schalldruckpegel (in dB) er in einem Meter Entfernung mit nur einem Watt Leistung erzeugen kann. Vernünftige Lautsprecher erzielen Werte jenseits der 80 dB. Dass jedoch höhere Angaben wie 92 dB/1 W/1 m automatisch gut sind, ist ein Trugschluss: Weist ein Speaker einen hohen (nachgemessenen) Wirkungsgrad auf, ist meist auch seine untere Grenzfrequenz angehoben, was nicht nur weniger Tiefgang bedeutet, sondern auch zu einem allgemein schlechten Basserlebnis und metallischem Sound führen kann. Das bedeutet, dass der reell wahrgenommene Wirkungsgrad bei einer Box mit 86 dB/1 W/1 m durchaus höher und der Sound tatsächlich besser sein kann als bei einem baugleichen Lautsprecher mit 92dB/1 W/1 m.

Die technischen Daten wie Schalldruck oder Belastbarkeit sind nur ein kleiner Teil der Produktinformation: Einsatzempfehlung, Materialien oder Engineerung und Konstruktion werden als wichtige Determinanten des Klangs viel mehr in den Fokus gestellt.

Die technischen Daten wie Schalldruck oder Belastbarkeit sind nur ein kleiner Teil der Produktinformation: Einsatzempfehlung, Materialien oder Engineerung und Konstruktion werden als wichtige Determinanten des Klangs viel mehr in den Fokus gestellt. (Screenshot: Nubert)

Ähnlich verhält es sich auch bei anderen Angaben wie der Belastbarkeit (gemessen in Watt). Hier braucht der Normalanwender keine Boxen mit 300, 500 Watt oder noch mehr, da er selbst keine Leistung erzeugt. Das bedeutet, ihr braucht erst einmal einen Verstärker, der so etwas leisten kann. Und auch ein 160-Watt-Lautsprecher kann lauter werden als man es vielleicht haben möchte. Seht also immer das große Ganze, denn letztendlich entscheidet sowieso euer Gehör und nicht ein Zahlenwert im Datenblatt. Also macht euch bzgl. der technischen Daten keine allzu großen Sorgen und holt euch gerne Rat ein, sei es im Internet, beim Hersteller oder bei unabhängigen Beratungsstellen. Und hier rede ich von Profis wie dem Fachhändler vor Ort und nicht dem Standard-Elektrohandel. Auch Nubert bietet ein super Beratungsangebot, bei dem es aber nicht nur um Verkauf geht. Man kann sich ebenfalls Informationen zu ganz generellen Themen, z. B. zum Verhältnis von Leistung und Belastbarkeit, einholen.

Alle Anfänge sind Stereo

Auch bei einem Surround-Set sollten Stereo-Speaker an vorderster Stelle stehen. Grundsätzlich kann man zwischen Regal- und Standlautsprechern wählen, wobei ich aus mehreren Gründen eher die Kompaktvariante bevorzuge. In meinem Wohnzimmer stehen die nuLine 34 aus Nuberts Mittelklasse-Linie. Mit einer Maße von T31 x B21 x H34 cm sind diese Regallautsprecher nicht gerade schnuckelig klein, sollten sich aber gut in bestehende Wohnlandschaften einfügen. So kann man sie bequem auf das Lowboard stellen. Ist das Lowboard zu niedrig oder zu schmal, kann man sie alternativ auf Stativen platzieren, womit sie aber immer noch dezenter daherkommen als bullige Standlautsprecher. Ohnehin darf man sich in einem kleinen Wohnzimmer keine klanglichen Vorteile durch Standlautsprecher erhoffen, möglicherweise entstehen sogar Nachteile. Deswegen würde ich bei einem größeren Setup eher zu kleinen Speakern greifen. Das spart außerdem viel Geld, auch beim benötigten Verstärker.

Auf Stativen wirken die nuLine 34 recht schlank. Die Atmos-Speaker RS-54 passen perfekt auf die Oberseite.

Auf Stativen wirken die nuLine 34 recht schlank. Die Atmos-Speaker RS-54 passen perfekt auf die Oberseite. (Bild: Valentin Heisler)

Center für super Sprache

Nachdem das Thema Stereo abgefrühstückt ist, empfehle ich ganz klar, einen vernünftigen Center-Speaker ins Spiel zu bringen, bevor auch nur ansatzweise an Surround-Sound gedacht wird. Vor allem in actiongeladenen Dialogszenen wird er den Unterschied zwischen „geil“ und „kein Wort verstanden“ machen. Hier ist die Aufstellung je nach Einrichtung schon etwas komplexer, weshalb ich zu möglichst platzsparenden Lautsprechern greifen würde. Der aktuelle Center-Einsteiger aus der nuLine-Serie hört auf den Namen CS-64 und misst lediglich T27 x B53 x H12 cm. Damit passt er bis auf den Millimeter in ein Lowboardfach unter meinem TV und sollte auch sonst in vielen Wohnlandschaften Platz finden. Wenn ihr ihn alternativ auf das Lowboard stellen wollt, kann er sogar als TV-Erhöhung dienen. Er wird es aushalten, Beweise finden sich im Nubert-Forum. Auch könnt ihr den Center auf einem Regal über dem TV platzieren. Qualitätshersteller Nubert hat den Center dafür so konzipiert, dass man ihn je nach Platzierung um 180° drehen kann: Hochtonkalotte zeigt nach unten, wenn der Center über Ohrhöhe ist, oder nach oben, wenn der Center unter Ohrhöhe ist. Da mein Center recht tief steht, habe ich vorne stärkere Gummifüßchen als hinten verwendet, wodurch der Speaker etwas steiler nach oben zeigt.

Ein kompakter Center-Speaker nimmt nicht viel Platz in Anspruch, bereichert das Heimkino-Erlebnis aber ungemein.

Ein kompakter Center-Speaker nimmt nicht viel Platz in Anspruch, bereichert das Heimkino-Erlebnis aber ungemein. (Bild: Valentin Heisler)

Welches Surround hätten’s denn gern?

Wie der Name schon verrät, sorgen Surround-Lautsprecher für den Rundum-Klang. Obwohl deren Standort relativ variabel ist (neben dem Hörplatz, schräg dahinter, geradlinig dahinter etc.), gehört eine effiziente Platzierung im Wohnzimmer dennoch zu den kniffligeren Aufgaben. Im Idealfall hat man zu den Surround-Side oder Surround-Back-Speakern einen gewissen Abstand, damit der Sound nicht zu dominant und direkt wirkt. Lässt sich das nicht vermeiden oder ist das Sofa direkt an der Rückwand, solltet ihr zu Dipolen wie den nuLine 24 greifen. Solche Boxen strahlen in zwei Richtungen. Dadurch kommt der Schall erst nach Mehrfachreflexionen beim Zuhörer an. Damit kann man mit etwas Ausprobieren ebenfalls gute Raumklangergebnisse erzielen.

Mein Sofa steht mitten im Raum, dahinter eine Rückwand, die das Anbringen von Boxen erlaubt. Beides Aspekte, die der Frage nach Surround-Back-Lautsprechern sehr in die Karten spielen. Als minimalistischen Ansatz habe ich mich für explizite Wandlautsprecher entschieden, die aufgrund ihrer Bauweise eine besonders geringe Tiefe haben. So sind die nuLine WS-14 lediglich 10,5 cm tief und fügen sich in der weißen Gehäusefarbe dezent in die Raumoptik ein. Zudem sind sie mit eigener Schlüssellochaufhängung versehen, um sie unkompliziert an der Wand befestigen zu können. Bei mir kam die separat erhältliche Halterung WH-10 mit Schraubgewinde zum Einsatz, um die Abstrahlwinkel leichter variieren zu können. Alternativ kann man die unaufdringlichen Wandlautsprecher auch auf einer Kommode platzieren. Hier würde ich empfehlen, sie mit Klebeband an der Unterseite zu fixieren, damit sie nicht umfallen. Über einen Kippschalter wählt man an den WS-14 aus, ob sie frei stehen oder an der Wand hängen. Dementsprechend verändert sich das Klangbild.

Die recht flachen Wandlautsprecher können ihren Sound mit einem gewissen Abstand zum Hörplatz ideal entfalten.

Die recht flachen Wandlautsprecher können ihren Sound mit einem gewissen Abstand zum Hörplatz ideal entfalten. (Bild: Valentin Heisler)

Atmos hin, Atmos her

Vor allem bei Soundbars gehören 3D-Audio und ganz besonders Dolby Atmos inzwischen zum guten Ton (hehe, Wortspiel). Statt mit echten Deckenlautsprechern, die direkt von oben strahlen, arbeiten Hersteller wie Sonos hier mit Reflexionen: Angewinkelte Membranen schicken den Schall an die Decke, wodurch er reflektiert am Hörplatz ankommen soll. Mein Schmerz bei den Atmos-Soundleisten: Eine Soundbar hat fest verbaute Membranen und steht selbstverständlich statisch an einem Fleck. Die nach oben gerichteten Lautsprecher können also nur in einem gewissen, nicht anpassbaren Winkel abstrahlen. Bei einem dedizierten HiFi-System wie dem von Nubert realisiert man Dolby Atmos durch zusätzliche Lautsprecher.

Im Wohnzimmer würde ich nicht unbedingt zu Deckenlautsprechern greifen, sondern ebenfalls auf die Reflexionstechnik setzen. In meinem Fall kommen die nuLine RS-54 zum Einsatz. Das sind so genannte „Dolby Atmos Enabled Speaker“, die man auf das vorhandene Stereopaar legt. Durch ihren schrägen Aufbau werfen sie wie die entsprechenden Soundbars den Schall nach oben. Gegenüber der All-in-One-Speaker ergeben sich jedoch gravierende Vorteile: Zum einen könnt ihr den Abstrahlwinkel sehr flexibel einstellen, indem ihr unterschiedlich starke Gummifüßchen verwendet oder etwas unterlegt. Zum anderen lässt sich über den Verstärker oder Receiver feingranular bestimmen, wie die Präsenz oder Trennfrequenz der Boxen sein sollen. Ich trenne die RS-54 bei 150 Hz, was je nach Bedarf und Lautsprecher höher oder leicht niedriger sein kann. Mit etwas Arbeit und Ausprobieren erreicht man wirklich gute Atmos-Ergebnisse. Diese reichen zwar nicht an den Direktschall von Deckenlautsprechern heran, kommen dafür aber ohne Bohren und Kabelverlegkünste über Kopf aus.

Der Bass muss f**ken… oder auch nicht

Ob für die Tiefen tatsächlich ein separater Subwoofer benötigt wird, ist sicherlich ein Streitthema, vor allem bei der Einrichtung eines Wohnzimmer-Heimkinos. Schließlich wohnt man selten allein im (Mehrparteien-) Haus. Aber auch auf klanglicher Ebene ist ein Sub nicht immer obligatorisch. In kleinen Räumen, die zusätzlich viele weitere Einrichtungsgegenstände haben, erfordert der starke gebündelte Bass viel Detail- und Fummelarbeit, da schnell Verzerrungen, Dröhnen oder andere unsaubere Störungen entstehen können. In solchen Fällen würde ich das Geld sparen, da man sich auch von Standboxen keine klanglichen Vorteile gegenüber kraftvollen Regallautsprechern erwarten darf. Sie können sogar einige klangliche Nachteile mit sich bringen. Bei den nuLine 34 kann ich euch definitiv beruhigen: Sie liefern einen überraschend druckvollen und sauberen Tieftonbereich mit einem Frequenzgang von 48 bis 23.000 Hz.

Hat euer Wohnzimmer die notwendigen geometrischen Voraussetzungen, eine vertretbare Wandstärke und habt ihr den Willen, etwas zusätzliche Arbeit zu investieren, steht einem Subwoofer theoretisch wenig im Weg. Auf die Raumgröße kommt es gar nicht zwingend an, meinem Wohnzimmer-Heimkino stehen nur knapp 20 qm zur Verfügung. Mein nuSub XW-700 macht hier aber einen grandiosen Job. Bei diesem Modell handelt es sich zwar um den kleinsten Nubert-Subwoofer, er sollte aber auch für weitaus größere Räume genug Power haben. Ich bewege den Pegel des Subs eigentlich nie über die 30-Prozent-Marke. Einmessverfahren, wie es sie in der App Nubert X Remote gibt, sind sehr dankbar, um Störfaktoren des Raumes zu minimieren. Beim Subwoofer muss man natürlich damit klarkommen, dass ein recht großer Block im Raum rumsteht. Die nuSub-Reihe eignet sich aufgrund ihre dezenten und gleichzeitig eleganten Designs aber besonders gut für das Wohnzimmer. Dank der Downfire-Bauweise zeigen die Membranen nach unten, wodurch die Vorderseiten komplett frei ist – naja, bis auf ein kleines Nubert-Logo.

Als einziger Aktivlautsprecher in diesem Setup könnt ihr den XW-700 kabellos mit eurem Verstärker verbinden, vorausgesetzt ihr erwerbt einen zusätzlichen Funksender von Nubert. Da eure restlichen Boxen aber passiv sind, würde ich auch hier die Kabelverbindung bevorzugen. Stellt den Subwoofer deshalb nicht allzu weit weg vom Receiver, damit ihr auf zusätzliche Kabelverleg-Partys verzichten könnt. Apropos Receiver: Mit einem Sub entlastet ihr euren Verstärker ungemein, da die Leistung zum Betreiben des Tieftonbereichs der Passivlautsprecher eingespart wird. Dadurch kann man zu weniger leistungsstarken, energiehungrigen und teuren Verstärkern oder Receivern greifen.

In einem kleinen Raum und bei wenig Stellfläche kann ein Subwoofer zusätzliche Arbeit bedeuten, bis ein gutes Basserlebnis entsteht.

In einem kleinen Raum und bei wenig Stellfläche kann ein Subwoofer zusätzliche Arbeit bedeuten, bis ein gutes Basserlebnis entsteht. (Bild: Valentin Heisler)

Die Qual der Wahl: Den passenden AV-Receiver finden
Am Beispiel des Denon X2700H

Hat man die Lautsprecher seiner Träume auserkoren, geht es nun an deren Befeuerung. Dafür gäbe es theoretisch mehrere Möglichkeiten, auf die ich aber gar nicht näher eingehen möchte. Selbst für den anspruchsvollen Normalanwender tut es der normale AV-Receiver – vor allem bei Multimedia-Setups, wie sie im Wohnzimmer üblich sind. Hier gibt es einige namhafte Hersteller, worunter ich bisher Yamaha, Denon und Marantz genutzt habe. Die Unterschiede zwischen den drei Marken und vor allem zwischen Denon und Marantz, die beide zum selben Mutterkonzern Sound United gehören, sind meist schwimmend: Mal gibt es in derselben Preisklasse beim einen Hersteller eine Funktion mehr, mal beim anderen. Die gravierendsten Differenzen finden sich eher im Design und der Benutzeroberfläche.

Welcher Receiver zu welchem Boxen-Setup?

Natürlich muss die Anzahl der Anschlussterminals mindestens genauso hoch sein wie die Anzahl eurer einzelnen Boxen. Je nach Belieben kann man auch zu Modellen mit mehr Terminals greifen, wenn in Zukunft weitere Boxen geplant sind. Entsprechend zum obigen 5.1.2-Setup muss der Receiver sieben Passivboxen (2 Stereo + 1 Center + 2 Surround + 2 Atmos) und einen Subwoofer betreiben können. Als 7.2-Kanal-Receiver ist der Denon X2700H die Minimalvariante für dieses Lautsprecher-Set. Abgesehen von den gewünschten Features sollte man noch einen prüfenden Blick auf einige technische Gegebenheiten (s. nächstes Kapitel) werfen.

Mit seinen recht attraktiven Abmessungen kann der Denon X2700H auch in Regalfächern oder hinter Türen verschwinden.

Mit seinen recht attraktiven Abmessungen kann der Denon X2700H auch in Regalfächern oder hinter Türen verschwinden. (Bild: Valentin Heisler)

Dauerbrenner Leistung und Impedanz

Bei diesen Kennzahlen handelt es sich um sehr heiß diskutierte und oftmals stark verwissenschaftlichte Themen. Oftmals werden wilde Rechnungen aus Wirkungsgrad, Impedanz, Leistung und Co. aufgestellt, die in dieser theoretischen Betrachtung aber keine verlässlichen Aussagen zur Klangqualität oder -lautstärke eines Receivers oder Lautsprechers zulassen. Dies hängt von so vielen weiteren Faktoren ab, dass man sie kaum in einen Text packen kann. Meiner Einschätzung nach kann man die Kirche aber im Dorf lassen, vor allem beim semiprofessionellen Heimkino. Deshalb versuche ich im Folgenden, sehr einfach zu erläutern, woraus es ankommt.

Begonnen bei der Leistung müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass vor allem zu schwache Verstärker eure Boxen beschädigen können. Deshalb ist es ratsam, sich zunächst sein Boxen-Setup vor Augen zu halten. Als Richtwert kann gelten: Je größer die Belastbarkeit der Lautsprecher, je mehr Tiefton durch Passivboxen erzeugt werden muss und je länger und lauter man seine Inhalte konsumiert, desto mehr Leistung sollte der Receiver haben. Der Vollständigkeit halber könnte man noch ergänzen, dass Lautsprecher mit geringeren Wirkungsgraden ebenfalls mehr Leistung benötigen. Allerdings haben wir oben ja schon geklärt, dass die reinen Wirkungsgradangaben (gerade bei Werten über 80 dB) nicht allzu viel Aussagekraft haben. Trotz eines Wirkungsgrades von ‚nur‘ 86 dB ist das obige nuLine-Set hinsichtlich des Leistungshungers recht dankbar: Es kommen ausschließlich kleine Boxen mit einer Nennbelastbarkeit zwischen 90 und 170 Watt zum Einsatz. Außerdem sorgt sich der externe Aktiv-Subwoofer um die Bässe und entlastet den Receiver damit erheblich. Beide Faktoren erlauben den Einsatz des Denon X2700H mit seinen sieben 150-Watt-Verstärkereinheiten. Hier sei noch erwähnt, dass dies Maximalwerte (gemessen an 6 Ohm) sind, die bei voller Belegung deutlich niedriger ausfallen. Deshalb würde ich auch zu keinem schwächeren Modell raten. Wenn ihr natürlich keinen Subwoofer habt oder zu sehr starken Standlautsprechern wie den nuLine 334 greift, müssen die Verstärker des AV-Receivers mehr auf dem Kasten haben.

Bei einem vernünftigen Umgang und dem Einsatz eines Subwoofers ist die Impedanz eigentlich nicht kriegsentscheidend. Dennoch setze ich hier auf eine Kompatibilität zwischen Lautsprechern und Verstärker, was bei aktuellen Modellen nicht allzu schwer ist. Denon gibt als Ausgangsimpedanz des X2700H eine weite Spanne von 4 bis 16 Ohm an, was in diesem Fall zu den Nubert-Boxen (alle mit 4 Ohm) passt. Forscht hier gerne etwas nach, ob der reelle und sehr variable Widerstand bei den jeweiligen Geräten nicht unter 3,2 Ohm fällt.

Anschlussvielfalt vom Feinsten

Dank AV-Receiver deckt man mit nur einem Gerät Verstärker und Multi-Device-Management für Ton und Bild ab. Deshalb ist es für mich neben dem Anschluss der Lautsprecher ebenfalls wichtig, genügend HDMI-Geräte anschließen zu können. Mit sechs HDMI-2.1-Eingängen (4K/120 Hz), von denen einer sogar 8K bei 60 Hz unterstützt, stellt der X2700H eine ganze Menge zur Verfügung. Auch HDR10 und HDR10+ sind mit von der Partie, was wegen meines kompatiblen Fernsehers ein wichtiges Kriterium war.

Beim HDMI-Ausgang, also der Verbindung zum TV, würde ich stets auf den Support von ARC achten. Dabei handelt es sich um eine Funktion, bei der AV-Receiver und TV nur über ein einziges HDMI-Kabel verbunden werden müssen. Über dieses wird dann Ton und Bild gesendet. Früher musste man einen eigenen Audiorückkanal über ein weiteres (z. B. optisches) Audiokabel bauen. Der X2700H nutzt sogar eARC, die verbesserte ARC-Variante, die auch die heute üblichen Datenraten verlustfrei übertragen kann.

Auch wenn ARC den Kabelsalat etwas reduziert, sollten je nach Einsatzzweck ausreichend optische (digitale) sowie analoge Audioeingänge vorhanden sein. Vor allem letztere sind für Plattenspieler oder CD-Player entscheidend. Immer seltener wird dagegen die Verwendung von Cinch-Kabeln im Videobereich. Hat man jedoch noch eine Nintendo Wii zuhause, kann man sie dennoch an den analogen Videoeingängen anschließen. Der Denon X2700H bietet neben dem gelben Composite-Video auch Ein- und Ausgänge für Component-Video.

Für einen AV-Receiver der unteren Mittelklasse bringt der Denon X2700H eine ganze Reihe an nützlichen Anschlüssen mit.

Für einen AV-Receiver der unteren Mittelklasse bringt der Denon X2700H eine ganze Reihe an nützlichen Anschlüssen mit. (Bild: Denon)

Wichtige Funktionen im Heimkino

Eingangs hatte ich erwähnt, dass meine Lautsprecher keine netzwerkbetriebenen Smart-Speaker sein müssen, sondern bei mir nur ihre Kernkompetenz – den Sound – bedienen sollen. Sämtliche Netzwerktechnologien darf der AV-Receiver oder Netzwerkverstärker übernehmen. Sprachassistenten, etliche Wireless-Schnittstellen wie AirPlay 2, Bluetooth oder OTA-Updates sind längst keine Seltenheit mehr. Denon und Marantz integrieren in deren Betriebssystem HEOS zusätzlich einen eigenen Multiroom-Standard sowie Spotify Connect oder Prime Music. Für mich sind diese Features aber eher nice-to-have statt überlebenswichtig, da ich sie alle über den Apple TV realisiere. Viel entscheidender ist in meinem Heimkino HDMI-Control: Damit kann man etwa TV und Receiver über nur eine einzige Fernbedienung (z. B. die Siri Remote des Apple TV) steuen. Das reduziert nicht nur die Fernbedienungsflut auf dem Wohnzimmertisch, sondern macht die Sache auch erheblich übersichtlicher.

Als nächstes möchte ich noch kurz auf die unterstützten Video- und Audioformate eingehen. Grundsätzlich unterstützen aktuelle AV-Receiver ab 700 Euro – so auch der Denon X2700H – alle gängigen Formate und Kodierungen, die man im modernen Heimkino haben sollte. Um minderwertige Kodierungen oder fehlende Kompatibilitäten braucht man sich in der Regel keine Gedanken machen. Der Denon-Receiver bietet im 3D-Audio-Bereich Dolby Atmos und DTS:X, wodurch er ideal zum obigen 5.1.2-Atmos-Set passt. Ist man zunächst ohne Height- oder Upfiring-Lautsprecher unterwegs, können Dolby Atmos Height Virtualization und DTS Virtual:X für virtuelle 3D-Effekte in reinen Surround-Systemen sorgen. Ähnlich verhält es sich beim Video: Mit Dolby Vision, dynamischem HDR und einer nativen Auflösung von 4K bei 120 Hz ist der X2700H der perfekte Begleiter für hochauflösende Fernseher wie meinen miniLED-TV mit 100-Hz-Panel.

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Valentin Heisler
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10 Kommentare zu dem Artikel "Heimkino im Wohnzimmer: Tipps und Tricks für euer HiFi-Erlebnis"

  1. Jan 31. Dezember 2021 um 18:30 Uhr ·
    Da könnte ich auch mit einem schönen Beispiel dienen.
    iLike 2
  2. MHT 1. Januar 2022 um 01:38 Uhr ·
    Eine Frage: Gibt es ernsthaft irgendeinen, der sich das alles durchgelesen hat? 😨
    iLike 2
    • Valentin Heisler 1. Januar 2022 um 01:58 Uhr ·
      Ich mehrmals ;) Und trotzdem keine Garantie auf einen fehlerfreien Text…
      iLike 8
  3. Neuling 1. Januar 2022 um 13:34 Uhr ·
    Naja, vieles richtig aber nicht zu 100% einer Meinung. Bitte ein großes ACHTUNG! beim Denon X2700H. Denn der hat, wie viele andere Receiver(2021) auch, das Problem des fehlerhaften HDMI Chips von Panasonic(Nuvoton). Und ist damit nicht wirklich für 120Hz geeignet. Genauer gesagt das Problem der „Fixed Rate Link“ , der sich auch nicht über ein Firmware-Update beheben lässt. Mit annährend 48 Gbit/s läuft man schnell ins Limit und hat ein schwarzes Bild. Besonders PS5/XBox Besitzer kennen das Problem, bei CromSubSamp 4:4:4 bzw. RGB Modus Als günstigere alternative (besonders Optisch) zu den genannten Lautsprechern kann ich die Numan „Reference“ Serie empfehlen.
    iLike 2
    • Valentin Heisler 2. Januar 2022 um 17:11 Uhr ·
      Hi :) Bei dem von dir angesprochenen Problem muss ich ein paar Dinge ergänzen: Zunächst betrifft der Bug lediglich Geräte mit Produktionszeitraum vor Juni 2021. Und die Besitzer vorher produzierter Geräte erhalten einen kostenfreien Adapter von Sound United. Außerdem betraf der Bug lediglich die Xbox Series X, da die PS5 (ich glaube) aufgrund einer anderen Abtastrate keine Probleme verursachte. Alles in allem sehe ich den Fehler als behoben und für nicht mehr erwähnenswert an, da der Receiver sowieso erst jetzt wieder breitflächig verfügbar ist (mit neuem Chip).
      iLike 4
      • H1 4. Januar 2022 um 17:16 Uhr ·
        Vollkommen korrekt, der Fehler betrifft aktuelle AVR nicht mehr.
        iLike 1
  4. Wessalius 1. Januar 2022 um 22:53 Uhr ·
    Ich hab 3 linke Hände.
    iLike 0
  5. DudeZ 2. Januar 2022 um 09:51 Uhr ·
    Mich würde mal interessieren wie zum Beispiel Apple Lossless Musik entweder vom iPhone oder von Apple Music zu den Lautsprechern kommt. Soweit ich weiß sind die einzigen Lautsprecher die Apple Music direkt streamen können die grausamen HomePods, die jeder Audiophile sofort in den Müll schmeißen wird.
    iLike 0
    • HenHoff96 2. Januar 2022 um 10:14 Uhr ·
      Ich finde die KEF LSX sehr interessant auch wenn ich sie nich nicht probegehört habe.
      iLike 0
    • Valentin Heisler 2. Januar 2022 um 16:47 Uhr ·
      Auf dem obigen Setup spiele ich Lossless über den Apple TV 4K, der das an den AV-Receiver weitergeben kann. Hi-Res Lossless geht allerdings nicht. Und „grausam“ sind die HomePods in deren Einsatz als Smart-Speaker doch wirklich nicht ;)
      iLike 3

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