Mit dem Einzug von Smart Home-Geräten in mein bescheidenes Heim hatte ich kurzzeitig die Hoffnung, Siri am Mac doch noch etwas abgewinnen zu können – die Hoffnung wurde zu umso bitterer Enttäuschung.
Apples digitale Assistentin heißt quer über alle Geräte Siri, meine Begeisterung für das System nahm damals bereits nach ein paar Stunden Spielerei mit meinem iPhone 4s jedoch extrem schnell ab, in den Alltag konnte sie sich schon unter iOS bei mir nie einfinden. Seit macOS Sierra findet sich die Sprachassistentin nun auch auf dem Mac, auch hier hat meine Nutzung bisher nie über kleine Tests für einen Artikel am Anfang hinausgereicht. Seit einiger Zeit verwende ich nun zwei HomeKit-Geräte der Firma Koogeek und steuere diese mit Vergnügen, vorzugsweise natürlich aus dem Bett, über mein iPhone. „Hey Siri, mach das Licht aus“ funktioniert dabei genauso zuverlässig wie „Hey Siri, aktiviere die Szene Lesen“, die das Licht dimmt, etwas wärmer einstellt und die Steckdose am Schreibtisch ausschaltet. Vor wenigen Tagen saß ich nachmittags am Schreibtisch, vertieft in eine Hausarbeit. Es wurde langsam Abend, draußen wurde es dunkel. Statt jedoch nach meinem iPhone zu rufen, das sich am anderen Ende des Zimmers befand, wollte ich mit Siri am Mac schnell das Licht einschalten – Siri fand die Idee nicht sonderlich attraktiv: „Tut mir leid, aber mit HomeKit kann ich dir hier nicht helfen“. Auch eine Websuche kann das nicht, Siri, ganz sicher.
Siri am Mac hat nur einen Bruchteil der iOS-Funktionen
Eine kurze Websuche hat mich dann mit der bitteren Wahrheit konfrontiert: Siri am Mac versteht sich nicht mit HomeKit. Ich war entgeistert und wollte das Experiment etwas weitertreiben: Timer. Fehlanzeige. Wecker. Fehlanzeige. Drittanbieter-Apps. Fehlanzeige. Apple vertreibt auf verschiedenen Plattform eine Assistentin, die vor allem auf dem Mac in ihren Funktionen massiv beschnitten ist – von den üblichen Problemen beim Beantworten etwas komplexerer Fragen sowieso abgesehen. Sowohl HomeKit als auch SiriKit, Apples Entwickler-Framework zur Integration von Drittanbieter-Anwendungen in Siri, sind auf dem Mac einfach gar nicht vorhanden.
Die Frage ist natürlich jetzt, warum ich mich darüber überhaupt aufrege, ich könnte ja für alle Funktionen einfach mein iPhone verwenden und meinen Mac allerhöchstens mal nach dem Wetter auf Lanzarote fragen, wenn der nass-kalte Berliner Winter mich nicht genug frustriert. Könnte ich, will ich aber eben nicht. Apple behauptet, man können mit Siri „Dinge einfacher und schneller erledigen“ – ich glaube das inzwischen nur noch bedingt. Die Positionierung von Siri als smarte Assistentin scheitert an vielen Dingen, für mich fällt sie aber spätestens mit den ungleichen Funktionen auf verschiedenen Geräten und dem starken Beschneiden des Macs.
Siri – und so heißt die Assistentin nun mal auf allen Plattformen – sollte mich niemals an ein anderes Apple-Gerät verweisen müssen, das sich außerdem noch im selben Raum und im selben Netzwerk befindet. HomeKit gibt es auf dem Mac noch nicht? Okay, aber dann kann mein Mac doch wenigstens meinem iPhone mitteilen, dass meine Lampe angeschaltet werden soll. Einen Timer kann mein Mac – warum auch immer – noch nicht stellen? Auch okay, aber warum kann mein Mac nicht wenigstens einen Timer auf meinem iPhone stellen, das mich dann in fünf Minuten an meinen Tee erinnert? Immerhin bietet Siri mir an, Erinnerungen zu erstellen, aber zum Aufwachen helfen diese mir nicht, bei einem Tee funktionieren sie vermutlich noch.
Siri braucht mehr als nur natürlichere Stimmen
Mit iOS 11 hat Apple Siris Stimme stark verbessert, die Assistentin (oder der Assistent, abhängig von der gewählten Stimme) klingt nun deutlich natürlicher. Damit sind die Baustellen jedoch noch lange nicht behoben. Siri auf dem Mac ist ohne HomeKit, ohne SiriKit, ohne Timer, ohne Wecker und stattdessen mit vielen „Ich habe im Internet folgende Ergebnisse für dich gefunden…“-Antworten eher ein schlechter Witz. Regelmäßige Websuchen-Verweise findet man bei Siri unter iOS auch, immerhin sind die anderen Funktionen hier vorhanden. Andere triviale Dinge wie mehrere Timer zur gleichen Zeit verweigert Siri aber auch dort weiterhin. Apple sollte sich bei Siri nicht nur um das Marketing und die tolle Platzierung der Assistentin auf dem HomePod kümmern, sondern erstmal alle Basics beherrschen und alle Funktionen auf allen Plattformen zugänglich machen. Bis dahin dient Siri mir an meinem Handy erstmal als Lichtschalter und ist am Mac komplett außen vor.
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