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evalu: Mit Sensoren und persönlichem Coach ein besserer Läufer werden

Die Firma evalu aus München will nicht weniger als den grundlegenden Coaching-Ansatz für Läufer zu ändern: Über Sensoren in Schuhsohlen, einen persönlichen Coach und eine App sollen Läufer die Möglichkeit bekommen, ihr Training zu verbessern und ihren Laufstil kennenzulernen. Wir haben mit einem der Gründer über die Idee und ihre Umsetzung gesprochen.

Es ist kurz nach sieben Uhr als ich am Berliner Ostkreuz in die S-Bahn einsteige, die mich zum vereinbarten Treffpunkt mit Benedikt von evalu bringen soll. Knapp dreißig Minuten später sitzen wir in einem Café in Moabit, vor mir eine heiße Schokolade, vor Benedikt ein Espresso und ein Bagel. Die Vorbereitung für dieses Treffen hat schockierend lange gedauert, weil wir über mehrere Mails versucht haben, ein Café zu finden, das um 7:30 Uhr bereits geöffnet hat und gut mit dem Flughafen Tegel verbunden ist. Benedikt muss dort um kurz nach 9 Uhr seine Rückreise nach München antreten, ich war am Vortag noch nicht in Berlin. Direkt zu Beginn unseres Gesprächs legt Benedikt ein Paket mit den evalu-Sensoren auf den Tisch und entschuldigt sich dafür, dass er sich bei der Größe der Sohlen nicht ganz sicher ist.

evalu – Dein ganz persönlicher Laufcoach

evalu, das erklärt Benedikt mir immer wieder, soll ein ganz persönlicher Coach sein, der jedoch ohne regelmäßige Trainings an einem bestimmten Ort auskommt. In dem Paket, das während des gesamten Gesprächs zwischen uns auf dem Tisch liegt, befinden sich zwei Einlegesohlen für meine Laufschuhe, die die evalu-Sensoren enthalten. „Weiche Sensoren“, sagt Benedikt, sind sehr aufwändig und teuer herzustellen. In jeder der Sohlen befindet sich ein solcher Sensor, der mir in den kommenden Wochen mehr über mein Laufen verraten und zu meinem ganz persönlichen Trainingsplan führen soll.

Gegründet wurde die Firma 2016 von vier „Jungs“, drei davon Maschinenbauer und einer Wirtschaftsingenieur. Alle vier Gründer waren zu dem Zeitpunkt von Laufverletzungen geplagt und wollten zuerst eine mobile Laufanalyse entwickeln, die jeder Läufer ganz ohne Gang zum Spezialisten durchführen kann. „Das hat für uns auch ganz gut funktioniert“, erzählt Benedikt lachend, „aber außer uns konnte quasi niemand etwas mit den Werten, die die Sensoren gemessen haben, anfangen.“ In Zusammenarbeit mit der TU München und der Charité in Berlin wurden die Sensoren dann weiterentwickelt und das Ziel verändert: Truly Personalized Coaching nennen die evalu-Gründer ihren neuen Ansatz. Inzwischen arbeiten dreizehn Mitarbeiter an der Idee, rund die Hälfte davon entwickelt die mobilen Apps und Sensoren, die zweite Hälfte besteht unter anderem aus Sportwissenschaftlern, Trainingswissenschaftlern, professionellen Athleten und Biomechanikern.

Aktuell bietet evalu ein Coaching-Paket an, das nicht nur die Sohlen, sondern zusätzlich noch acht Wochen mit einem persönlichen und menschlichen Coach beinhaltet. Um den Sportler, seine Laufvergangenheit und seine Erwartungen an evalu kennenzulernen, füllt dieser zum Start des Programms einen Fragebogen aus und bespricht sich dann in einem Telefonat mit dem zugewiesenen Coach.

Wichtig ist evalu dabei vor allem das Gefühl der persönlichen Betreuung. Durch drei Telefonate im Laufe der acht Wochen sowie persönliche Tipps und die Erreichbarkeit des Coaches bei Fragen will man nicht nur eine anonyme App mit allgemeinen Tipps zum Laufen sein, sondern Nutzer persönlich und bestmöglich betreuen. Der persönliche Coach bietet dabei nicht nur Laufübungen und -trainings für jeden Bedarf, sondern zusätzlich die Motivation zum Laufen. Als ich Benedikt von meiner Verletzung, von der ich mich inzwischen fast vollständig erholt habe, erzähle, kann er ein bisschen Begeisterung darüber nicht verbergen. evalu und die Coaches sollen nicht nur helfen, Verletzungen vorzubeugen, sondern auch nach Verletzungen wieder sinnvoll ins Training einzusteigen. Ich biete mich dabei als perfektes Versuchskaninchen an und bin tatsächlich auch etwas gespannt, wie der Coach mich beim Wiedereinstieg ins Training unterstützen kann.

#werdedeinbestercoach

Das Ziel des achtwöchigen Programms ist es, den Nutzer und seine Laufgewohnheiten über die Sensoren kennenzulernen und ihm passende Laufeinheiten zum Erreichen des persönlichen Ziels zu geben. Einer der evalu-Slogans lautet „Werde dein bester Coach“ – nebenbei, bemerkt Benedikt, natürlich auch ein toller Hashtag für Instagram. Das Ziel von evalu ist also aktuell nicht, Nutzer dauerhaft persönlich zu coachen, sondern ihnen innerhalb von acht Wochen genug Informationen zum Training und zur Auswirkung von Belastung auf ihren Körper zu geben, um sie damit langfristig zu einem besseren und gesünderen Läufer zu machen.

Besonders relevant sind dafür die Sensoren, die in Form einer Schuhsohle mit Bluetoothverbindung in den Schuh eingelegt werden. Dabei ist egal, ob er über oder unter anderen Schuhsohlen getragen wird, auch orthopädische Sohlen sind damit kompatibel. Die Sensoren messen dabei die Kraft, die mit jedem Schritt auf den Körper wirkt. Daraus können die Algorithmen der App dann vor allem drei Schlüsse ziehen: Wie reagieren die Muskeln auf die Belastung? Welche Kraft wirkt bei jedem Schritt auf Knochen und Gelenke? Wie symmetrisch wird der Körper belastet?

Auch nach dem Coachingplan geht das Training weiter

Der Coach empfiehlt anhand dieser Daten dann Trainingseinheiten, die in der App angezeigt werden. Neben normalen Dauerläufen werden auch Intervall- und Schwellentrainings in das Programm integriert, deren Umsetzung und Auswertung über die Sensoren besonders genau erfolgen kann. Alle Trainings werden mit einer Dauer in Minuten oder Stunden sowie einer Pace angegeben, über Audiofeedback erhält man während des Laufs Anweisungen zu Intervallen und dem Tempo. Über die Sensoren kann die aktuelle Pace rund dreißig Mal schneller als über GPS ermittelt werden, nur so ist das Feedback in Echtzeit möglich. Im April soll die iOS-App (Affiliate-Link)* ein Update erhalten, das noch mehr Daten über die Trainings zur Verfügung stellt und damit auch ohne Coach eine sehr detaillierte Auswertung dieser ermöglicht.

Auch dieser Aspekt ist bei evalu wichtig: Nach Ablauf der acht Wochen ist das Training natürlich nicht vorbei, die Sensoren und die App können danach problemlos weiterverwendet werden. Das Training mit dem Coach soll dabei vorher so viel Erfahrung an den Sportler weitergegeben haben, dass dieser auch danach sinnvoll arbeiten und sein Training selbstständig strukturieren kann.

Ganz günstig sind die Sensoren im Coaching-Paket dabei nicht, für die erwähnten acht Wochen und Sensoren für beide Schuhe zahlt man aktuell 299€. evalu richtet sich, auch das sagt Benedikt, nicht an Läufer, die einfach ab und an mal unterwegs sind, sondern eher an ambitionierte Hobbysportler. „Man könnte sagen, dass Käufer einer Laufuhr oder Apple Watch prinzipiell auch Interesse an unseren Sensoren haben“, sagt er und erklärt die Aussage danach direkt: Die Sensoren sind ein Luxusprodukt, das Sportler im Training weiterbringen kann, genau wie eine Sportuhr, die durch die Live-Anzeige von Pace und Herzfrequenz eine bessere Gestaltung und Kontrolle des Trainings ermöglicht.

Wir sprechen uns in acht Wochen wieder!

Zum Abschluss unseres Gesprächs bittet Benedikt mich um meine Schuhe. Als er mein Zögern bemerkt, sagt er schmunzelnd „Keine Sorge, ich habe beruflich viel mit Füßen und Schuhen zu tun“. Also reiche ich ihm meine etwas alten Laufschuhe über den Cafétisch und versuche, mein Unbehagen angesichts des Matsches des letzten Waldlaufs zu verstecken. Er installiert probeweise einen Sensor und sagt mir, dass ich mich melden soll, sollte dieser irgendwo am Fuß drücken. „Ein Nutzer soll den Sensor am Fuß gar nicht spüren und sich sonst bei uns melden, damit wird mit ihm die perfekte Größe finden können“, sagt Benedikt.

Inzwischen sind meine Laufschuhe mit Sensoren ausgestattet und die Umfrage beantwortet. In der kommenden Woche werde ich nach einem Telefonat mit einem Coach in das Lauftraining mit evalu einsteigen und acht Wochen lang am Wiedereinstieg in das Lauftraining und hoffentlich die Vorbereitung auf die Wettkämpfe des Jahres arbeiten. Nach diesen acht Wochen, auch das ist mit Benedikt vereinbart, gibt es an dieser Stelle mehr Eindrücke von den Sensoren und der App. Ich bin sehr gespannt!

Welche Fragen habt ihr zu den Sensoren, der App, dem Training und evalu generell? Schreibt sie in die Kommentare und ich versuche, sie in meinem Test zu beantworten.

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Yannik Achternbosch
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5 Kommentare zu dem Artikel "evalu: Mit Sensoren und persönlichem Coach ein besserer Läufer werden"

  1. Saibot 25. Februar 2018 um 10:51 Uhr ·
    Interessantes Projekt! Ich bin zwar nur Gelegenheitsläufer aber mich würde mal interessieren wie lange die Sohlen halten. Normale Sohlen halten ja höchstens ein Jahr wenn man die jeden Tag an hat.
    iLike 2
    • Yannik Achternbosch 25. Februar 2018 um 11:03 Uhr ·
      Das werde ich mir anschauen. Ich habe die Sohlen in meinen Laufschuhen, die ich tatsächlich nur zum Laufen trage, deswegen werden die aktuell (leider?) nicht täglich genutzt.
      iLike 2
  2. Peter 25. Februar 2018 um 11:58 Uhr ·
    Hm, bin da ein wenig skeptisch. Die Sohlen werden nicht allzu lange halten bei ambitionierten Läufern. Und wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, sollen die Sohlen ja nur helfen herauszufinden, was man eventuell falsch macht. Ich bin noch nicht sicher, was das bringen soll auf Dauer? Eine Fehlstellung beim Laufen, die so gut wie jeder hat (Pronation, Supination), zu erkennen, sollte auch mit anderen Instrumenten im Fachhandel möglich sein. Die Frage ist auch, was das Quartett über die menschliche Physiologie weiß. Techniker und Ingenieure können ja Messungen vornehmen, aber das macht sie nicht zu Fitnesstrainern und Ärzten. Ich habe mal selbst eine Ausbildung zum Fitnesstrainer gemacht, aber das ist nur ein Einstieg und heißt nicht wirklich viel. Man kann trotzdem vieles immer noch falsch machen. Man muss viel lesen und lernen und braucht Jahre dafür. Für mich fürs Fitnesscenter mithilfe von Fachliteratur reicht das Grundlagenwissen gerade mal aus. Bin schon neugierig auf die Ergebnisse. Woher kommen die Belastungsschäden, was kann man besser machen? Bessere Schuhe, anderes Tempo (bin auch oft übermotiviert), andere Gangart? Vor allem beim Laufen richtig auftreten, könnte man dank der Sensoren lernen. Eventuell mit Livebildern am Handy. 300 Euro sind jetzt nicht so die Welt, die Frage ist, wie viel in Zukunft die Ersatzsohlen ohne Coach dann kosten werden. Halte uns doch auf dem „Laufenden“, Yannick.
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  3. Michael 26. Februar 2018 um 10:29 Uhr ·
    Ich wäre sehr interessiert an den Sensor-Sohlen. Funktioniert das alles nur Wenn ich das IPhone mit dabei habe beim Laufen? Oder werden die Messwerte unterwegs gespeichert und ich kann sie an Evalu übermitteln? Apple Watch 3 LTE Support? Wenn das ganze nur mit Handy funktioniert, wäre das ein absolutes „No go“ für mich. 300€ wäre OK für mich. Der Bericht ist wie meistens immer etwas zu spät, bis 22.2 hätte man die Teile für 199€ bekommen.
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    • Yannik Achternbosch 26. Februar 2018 um 17:13 Uhr ·
      Deine Fragen notiere ich mir gerne für den Test-Artikel. Zu „wie immer meistens“: Es handelt sich hierbei nicht um einen normalen News-Artikel, sondern um ein Interview, das in der Vor- und Nachbereitung deutlich mehr Zeit braucht. Ich habe den Artikel natürlich nicht absichtlich bis zum Samstag verzögert, ich habe einfach die Zeit gebraucht, um ihn in dieser Form (mit der ich zufrieden bin) abzuliefern, vorher hätte ich ihn nicht veröffentlichen wollen – ich arbeite (leider) nicht Vollzeit als Autor.
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