Während seiner Amtseinführungsrede versprach der neue US-Präsident Donald Trump erneut, die einheimische Produktion ankurbeln zu wollen. Dazu will er nicht zuletzt hohe Strafzölle auf chinesische und mexikanische Importe erheben.
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„Wir werden unsere Leute aus der Sozialhilfe und zurück in Arbeit bringen und unser Land mit amerikanischen Händen und amerikanischer Arbeit neu aufbauen,“ so Trump, der ergänzte: „Wir folgen zwei Regeln: Amerikanische Waren kaufen und Amerikaner einstellen.“
Laut Trump halte Apple-Chef Tim Cook die „Augen [für ein in den USA produzierten iPhone] offen“. Ein Gerücht, welches sich hartnäckig hält und nun durch einen Bericht von Nikkei erneut befeuert wird. Demnach plane Apples Hauptproduzent Hon Hai Precision Industry – besser bekannt als Foxconn Technology Group – zusammen mit Cupertino sieben Milliarden US-Dollar in eine hochautomatisierte Displayfabrik in den USA zu investieren. Zwar könne ein solches Werk laut Foxconn-Chef Gou zwischen 30.000 und 50.000 neue Arbeitsplätze schaffen, doch Apple handele nicht aus protektionistischen Gründen, sondern brauche schlicht die Panels.
Gou gab zu, dass Trumps Protektionismus unausweichlich scheint, stellte jedoch infrage, ob Amerikaner tatsächlich bereit wären, signifikant mehr für amerikanische Produkte zu zahlen: „In Zukunft zahlen einige vielleicht 500 Dollar mehr für [US-]Produkte, doch diese sind nicht unbedingt besser als ein 300-Dollar-Telefon,“ sagte Foxconn-Chef Gou, nachdem er US-Behörden gedrängt hatte, Foxconns US-Produktion mit Zugeständnissen über Land und Elektrizität zu erleichtern.
Dabei zeigen frühere Berichte um ein iPhone, made in USA, dass der finanzielle Aspekt kaum ins Gewicht fällt. Bei Produktion in den USA würden sich die Lohnkosten zwar verdoppeln, allerdings lägen Sie dann immer noch bei nur rund zehn Dollar pro iPhone. In einem Fernsehinterview sagte Tim Cook 2015, dass die Amerikaner jedoch nicht mehr die notwendigen Fähigkeiten hätten, um Apple-Produkte herzustellen.
Kommt nun doch ein iPhone, „Made in America“?
Dem Bericht zufolge könnte ebenfalls ein Presswerk in Pennsylvania folgen und auch ein von Foxcon kontrolliertes Display-Start-up mit Sitz in Kanada könne nun die südliche Grenze überqueren, da US-Präsident Trump seine Absichten signalisiert habe, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen neu auszuhandeln.
„Foxconn bleibt in China“
Foxconn ist der weltgrößter Elektronikhersteller und produziert für Apple jährlich über 100 Millionen Geräte. „Wir investieren auch künftig weiter in China,“ sagte Foxconn-Chef Gou und ergänzte: „China ist der größte Markt der Welt – warum sollten wir diesen ausschlagen?“ Ein Vergleich zeigt, dass der Produktionsschwerpunkt der Firma in Asien bleibt: Erst am 30. Dezember hatte Gou angekündigt, die Tochterfirma Sakai Display Products und die südchinesische Stadt Guangzhou würden zusammen fast neun Milliarden US-Dollar in eine fortschrittliche Displayfabrik investieren. Zusammen mit Sharp wolle man in der Stadt außerdem eine Fabrik für OLED-Displays errichten. Von neuen Investitionen erhoffe man sich Sharps Marktanteil und die Markenbekanntheit in Japan und Südostasien zu erhöhen. Erst im April hatte man Zweidrittel des stark angeschlagenen japanischen Elektronikkonzerns Sharp für umgerechnet über drei Milliarden Euro erworben.
Apple auf Lange Sicht zuversichtlich
Mitte 2016 soll Apple bei seinen beiden größten Lieferanten, Foxconn und Pegatron angefragt haben, ob diese iPhone-Komponenten auch in Amerika fertigen könnten. Doch so einfach ist das nicht. Das iPhone ist ein zwar ein Symbol amerikanischer Ingenieurskunst, aber eben auch ein Symbol globaler Zusammenarbeit. Das iPhone, „made in USA“, wird wohl Trumps Traum bleiben müssen.
Obwohl die Verkäufe in China Jahr für Jahr um 30 Prozent zurückgehen, zeigt sich Tim Cook optimistisch für die Zukunft: „Auf langer Sicht – über die Quartalzeiträume hinaus – sind wir sehr zuversichtluch in Bezug auf China,“ sagte Cook bei einer Investorenkonferenz. „Die Mittelklasse floriert. Die Wirtschaft normalisiert sich zwar, doch bringt immernoch gute Wachstumsraten.“ In China, Taiwan und Hong Kong erzielte Apple im vergangenen Quartal 19 Prozent seiner Umsätze. China bleibt daher ein Kernmarkt für Apple.
Foxconn könnte versuchen, von den Spannungen zwischen China und den USA zu profitieren: „Foxconn ist bekannt dafür, verschiedene Regionen und Länder im Kampf um bessere Bedingungen gegeneinander auszuspielen,“ berichten industrienahe Quellen, die mit dem Stil des Foxconn-Chefs Gou vertraut sind.
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