Schon seit dem ersten iPhone stellt Apple seine Handys vorwiegend in China her. Doch die Rufe werden lauter nach einem iPhone „Made in Amerika“, unter anderem von Donald Trump. Kann Apple das umsetzen? Wir haben nachgeschaut.
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Als US-Präsident Barack Obama im Februar 2011 das Silicon-Valley besucht, sollte jeder der eingeladenen Top-Chefs eine Frage mitbringen. Doch als Steve Jobs sprach, unterbrach ihn Obama mit einer ganz persönlichen Angelegenheit: Was müsste man machen, damit das iPhone in den USA hergestellt wird? Die Antwort von Jobs war unzweideutig: Ein Made-in-Amerika iPhone wird es nicht geben. „Diese Jobs kommen nicht mehr zurück“.
Der damalige Apple-CEO wusste, was viele in der Politik nicht wahr haben wollen: Amerika ist schlichtweg nicht geeignet für die iPhone-Produktion. Doch wer denkt, das liege nur am Lohn der Arbeiter, der irrt.
Der Lohn ist nebensächlich
Wie bei vielen Dingen geht es auch bei Apple hauptsächlich ums Geld. Doch der Lohn macht dabei den geringsten Teil aus. Nach Einschätzung von IHS gibt Apple derzeit etwa fünf Dollar pro Smartphone für den Lohn aus. Würde Apple das iPhone in den Staaten produzieren lassen, dürften sich diese Kosten allenfalls verdoppeln. Das könnte sich Apple leisten.
Viel gewichtiger wäre allerdings der Preis der Produktion an sich. Dazu gibt es verschiedene Szenarien.
Szenario 1: In Amerika zusammengebaut
Für „Made in Amerika“ reicht es aus, dass das iPhone in den Staaten zusammengebaut wird. Derzeit passiert dies in sieben Fabriken – sechs davon in China, eine in Brasilien. Insbesondere die dort vorhandene Infrastruktur ermöglicht eine billige Fertigung des Handys. In den USA gibt es solche Fabriken derzeit nicht – sie müssten erst gebaut oder angemietet werden. Eine teure Angelegenheit.
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Was hinzu kommt: Statt einmal das fertige iPhone in die Staaten zu schicken, müssten bei diesem Szenario alle Komponenten einzeln hineingeflogen werden. Von 766 Lieferanten sitzen derzeit allerdings nur 73 in den USA – und 351 in China. Allein aus dieser Logik heraus macht es für Apple mehr Sinn, das iPhone gleich in Asien zusammenbauen zu lassen.
Würden alle Teile einzeln in die USA geflogen werden, dürften die Transportkosten das iPhone 30 bis 40 Dollar verteuern. Dies hat der amerikanische Uni-Professor Jason Dedrick errechnet:
That’s partly because labor costs are higher in the U.S., but mostly it’s because additional transportation and logistics expenses would arise from shipping parts, and not just the finished product, to the U.S. This means that assuming all other costs stayed the same, the final price of an iPhone 6s Plus might rise by about 5 percent.
Fraglich ist zudem, ob diese Verlagerung auch neue Jobs schafft. Schließlich wird insbesondere der Zusammenbau des Handys zumeist durch Roboter geregelt.
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Szenario 2: In Amerika hergestellt
Doch was passiert, wenn selbst die Komponenten in den USA hergestellt werden würden? Auch das ist unwahrscheinlich – und teuer. Bislang verteilen sich die 766 Lieferanten von Apple auf 28 Staaten. Würde Apple die Komponenten ausschließlich in den USA produzieren lassen, müssten die Rohstoffe dafür eingeflogen werden. Denn das Gros der rund 75 chemischen Elemente, aus dem das iPhone vom Grund her besteht, gibt es in den Staaten nicht. Der Transport würde den Kaufpreis zusätzlich noch einmal um 30 bis 40 Dollar heben, hat Dedrick errechnet.
Lediglich die Produktion der Chips könnte Apple in die USA verlagern. Da für ein Chip-Modell in der Regel sowieso eine neue Produktionslinie erstellt werden muss, ist der Standort egal. Den A5-Chip hat Apple sogar bereits in Texas produzieren lassen.
Apple tut also gut daran, an der bisherigen Linie festzuhalten – auch wenn die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Chinas nicht immer erfreulich sind. Amerika ist als alleiniger Produktionsstandort absolut ungeeignet. Das iPhone ist ein Symbol amerikanische Ingenieurskunst. Aber eben auch ein Symbol globaler Zusammenarbeit. Lieber Herr Trump, so einfach ist das also nicht.
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