1. März 2015

Philipp Tusch

BILD-Interview mit Tim Cook: Bedingt lesenswert

Bereits gestern opferte die BILD-Zeitung in ihrer Samstagsausgabe ein Teil des Titelblattes, um das Interview mit Tim Cook anständig zu vermarkten. Und heute schafft es der CEO in die Schlagzeile: „Apple-Chef Exklusiv“ titelt die BamS in Großbuchstaben. Doch wie lesenswert ist das dreiseitige Interview mit Tim Cook wirklich?

Wenn die BILD-Zeitung eines versteht, dann wohl die Selbstvermarktung. Es ist nämlich das erste Interview von Tim Cook mit einer deutschen Zeitung. Dass er sich dafür nicht den Spiegel, Stern oder die FAZ ausgesucht hat, spricht für die Auflagenstärke des Boulevard-Blatts vom Axel Springer Verlag. Bereits der Besuch vom Apple-CEO in der Berliner Redaktion löste eine Welle des Unverständnisses aus.

Dennoch weiß die BILD-Zeitung daraus Kapital zu schlagen. Der Bericht wird in die für gewöhnlich teurere Sonntagsausgabe gepackt und online versteckt man den Artikel hinter einer bezahlpflichtigen Paywall.

Inhaltlich eher mager.

Es ist nicht der Inhalt, der das Interview zu einer Besonderheit macht, sondern einzig und allein die Tatsache, dass es das erste in Deutschland ist.

Inhaltlich sind es nämlich die üblichen Aussagen: Tim Cook wird dabei zunächst auf Datenschutz angesprochen – ein reißerisches Thema, das sich für Boulevard-Blätter immer rentiert. Die Antwort des Apple-Chefs ist aber nicht überraschend. Wie schon in einem jungen TV-Interview bekräftigt Cook auch hier, dass man die Datensicherheit akzeptiere und keine Mails mitlese. Und auch Apple Pay sei sicherer als die Konkurrenz. Also Themenwechsel: Als Nächstes erfragt Sven Stein von der Zeitung Informationen über kommende Produkte – ihr wisst, es ist ein aussichtsloses Unterfangen und so bleibt natürlich eine präzise Antwort aus. Dass Tim Cook dann noch bestärkt, dass Gewinne zweitrangig sind, ist ebenfalls nicht neu, wird aber von der BILD gerne auf der Titelseite platziert.

Von neuen Produkten leitet man nun zur Apple Watch über. Tim Cook erzählt, dass er die Armbanduhr den ganzen Tag lang trägt und nur nachts zum Laden abnimmt. Sie wird den Alltag der Nutzer sehr erleichtern, so Cook. Wir verweisen dabei gerne auf seine früheren Aussagen in Bezug auf die Computeruhr: Hier, da und dort.

Zum Schluss mischen sich die Fragen der BILD-Redaktion ein wenig. Von Steve Jobs leitet man auf den Alltag des aktuellen Apple-Chefs über, um dann von den Arbeitsbedingungen nochmal zu Steve Jobs zu wechseln. Wer hier neue Antworten erwartet, wird aber enttäuscht. Dass Tim Cook ein Frühaufsteher ist (etwa gegen 4 Uhr), Mails liest und dann Sport macht, steht sogar auf seiner Wikipedia-Seite. Sein Verständnis von guten Arbeitsbedingungen in den Fabriken hat er schon oft genug zum Ausdruck gebracht. Und das Werk von Steve Jobs sowie dessen Wichtigkeit und Bedeutung für Apple ist ohnehin nicht von der Hand zu weisen.

24 Gedanken zu „BILD-Interview mit Tim Cook: Bedingt lesenswert“

  1. Volle Zustimmung. Da reicht es echt, wenn man die Überschrift gelesen hat, die hat mehr Informationen als das Interview an sich
    • also als erstes Interview in Deutschland kann man da ruhig mal mehr erwarten. Fragen zu seiner Kindheit, ob er schonmal in Deutschland war – was persönliches
  2. Ich lese die BILD zwar nicht, kann mir aber Fragen vorstellen wie: „Warum wurde der Apfel nur angebissen und nicht ganz aufgegessen?
    • Entweder versucht da einfach nur jemand Aufmerksamkeit zu bekommen oder ist einfach dähmlich weil er Apple hasst und auf Seiten wie APFELpage unterwegs ist.
  3. BILD versteht etwas von Selbstvermarktung? Ja, aber von Apple kann selbst BILD noch eine ganze Menge lernen!
  4. Eine exklusive Firma sollte sich auch eine exklusives Zeitzngsinterview auswählen, dann würde auch mehr drin stehen….“ Bild“ habe ich schon ewig nicht mehr in der Hand gehabt, einfach zuviel Papier!
    • Diese exklusiven Zeitungen werden ach ihre Interviews und Berichte bringen, wenn es etwas gibt für das sich ihr Klientel interessiert. Sprich nach der Veröffentlichung der Apple Watch zum Beispiel. In diesem Falle (vor der Veröffentlichung der Apple Watch) ist die BILD, so Sch….ön sie auch sein mag, die perfekte Heitung, denn wie schon oben im Bericht steht, ist es die Auflagenstärskte und damit ist Apple im Gespräch!
      • Ja, du hast wahrscheinlich Recht: die Auflagenstärke bringt dann die meiste „Reklame“ für einen selbst. Vielleicht hätte aber auch Stern oder Spiegel etwas veröffentlicht, sind auch Auflagen starke starke Zeitungen.
      • Gebe dir Recht Mimijet, denke aber das die Wahl auf die BILD fiel, weil es die einzige Zeitung ist, die ich kenne, welche auch in diversen Ländern außerhalb von Deutschland vertreten ist. So gibt es in den USA, Thailand, UK u.s.w. angepasste Versionen für ausgewanderte Deutsche. Damit ist sie Weltweit schon ziemlich populär und quasi die Zeitungsversion von McDonalds… Alle meckern und schimpfen über sie, aber dennoch kaufen es die meisten! :-)
  5. ich frage mich wie es so viele Menschen wagen, die bild zu kaufen ohne sich zu schämen. ich schäme mich sogar fremd wenns andere tun
    • Fremdschämen überflüssig! Dieses Blatt spricht ein bestimmtes Publikum an, das lieber Bilder „liest“ als längere und komplizierte Texte, wie sie zB in der FAZ, Spiegel etc zu finden sind. Problematisch ist nur, welches Publikum will Tim Cook denn ansprechen? Die Besserverdiener sind meist auch die gebildeteren Leute, und die anderen werden sie zu Apple Geräten greifen? – wahrscheinlich Ihnen zu teuer!
  6. hat die Computer BILD nicht irgendwie ne Absage von Apple bekommen, weil die das 6 plus durchgebogen haben? Da gab es doch sogar ein Extra Antwort Artikel von denen, Apple wir brauchen Dich nicht wir haben genug Geld um unsere Testgeräte selbst zu kaufen, bla bla und jetzt der Käse

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