Seit gestern Abend ist Apples TV-App auch in Deutschland unter iOS und tvOS verfügbar. Ich habe sie in den letzten 24 Stunden für euch ausprobiert und möchte nun ein paar meiner Eindrücke mit euch teilen.
Abgesehen von der Recherche zu einem Artikel im November hatte ich bisher keinerlei Kontakt mit Apples TV-App. Dementsprechend gering war meine Vorfreude auf den Start der App in Deutschland, immerhin konnte die Meldung zur Verfügbarkeit mich am Freitag Abend zu zwei Neustarts meines iPhones bringen, erst danach war die Anwendung für mich verfügbar. Nach Erscheinen der App habe ich mich dann im App Store an zahlreichen Apps bedient, bei denen ich Kompatibilität vermutet, unter anderem Amazon Prime Video (Affiliate-Link), ZDF Mediathek (Affiliate-Link) und ARD (Affiliate-Link); die Netflix-App (Affiliate-Link) war sowieso schon installiert. Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion darüber anstoßen, wie unschön gebührenfinanzierte Apps deutscher Fernsehsender sind, Apples TV-App sollte das Problem ja jetzt lösen, indem sie alle Inhalte an einem Ort in schön zusammenfasste.
Alle Serien und Filme an einem Ort?
Das zumindest war meine Erwartung. Wie falsch ich damit lag, zeigten die ersten Stunden der Nutzung. Da ich bereits auf Twitter über die Einbindung von Prime Video*-Content in die App gelesen hatte, war das mein erster Test. Kurz nach Antippen der ersten Folge von Mr. Robot* bat die App mich darum, sie mit meiner TV-Anwendung zu verknüpfen. Das bildschirmfüllende Overlay nach Beginn der Folge anzuzeigen ist sicherlich nicht die schönste und nutzerfreundlichste Lösung, aber sei es drum – zugestimmt und weitergeschaut. Nach ein paar Minute wechselte ich zurück in die TV-App, um das Ergebnis zu betrachten. Zu meiner Zufriedenheit wurde mir dort die angefangene Folge präsentiert, über einen Tap konnte ich die Wiedergabe fortsetzen. Meine Vermutung, das würde direkt in der TV-App durch einen eingebundenen Videoplayer passieren, wurde bitter enttäuscht, als ich automatisch in die Amazon-App geschickt wurde – immerhin spielte dort die Folge an der letzten Stelle weiter.
Abgesehen von dem nervigen Wechsel zwischen der TV-App und der App des Content-Anbieters erfolgt die Integration des ZDF ähnlich reibungslos. Sowohl Amazon Prime Video als auch das ZDF tauchen zudem in den Suchergebnissen in Apples App auf und bieten dort direkt Informationen zu Filmen und Serien an, zur Wiedergabe muss dann aber natürlich wieder die App gewechselt werden. Etwas absurd wird die Anwendung, wenn man Serien und Filme lieber bei Netflix oder in Form des ARD-Tatorts konsumiert. In beiden Apps habe ich jeweils fünfzehn Wiedergabeminuten eines Films auf den Dialog zur Einbindung in die TV-App gewartet, bei beiden Apps kam er nicht. Auf die ARD Mediathek kann man vermutlich noch verzichten, das Fehlen von Netflix finde ich gravierender. Noch kurioser wird das Wegbleiben des größten Streaming-Anbieters, weil er in den Suchergebnissen eben doch auftaucht – ohne Dialog zum Zugriff auf die App. Netflix kann also durchsucht werden, der Zugriff auf zuletzt geschaute Film und Serien sowie der direkte Sprung an die entsprechende Stelle ist jedoch nicht vorhanden.
Leise weint der Mac
iOS- und tvOS-Nutzer, die ich bis hierhin noch nicht vollkommen verwirrt oder abgeschreckt haben, dürften also eine gewisse Freude an der App haben, immerhin werden die zuletzt gesehenen Filme über iCloud auch zwischen den Geräten synchronisiert, den Prime-Film aus der Bahn kann ich also zuhause auch am großen Fernseher an der richtigen Stelle fortsetzen. Vorausgesetzt, und hier stoßen wir an die nächste Grenze, ich schließe zuhause entweder mein iOS-Gerät oder einen Apple TV an den Fernseher an. Eventuell bin ich der einzige Mensch auf dieser Welt, der nur ein iPhone und ein MacBook besitzt und zuhause auf letzterem Serien und Filme konsumiert, vielleicht hat Apple seine Mac-Ambitionen aber auch einfach begraben. Die Desktop-Computer und Laptops aus dem Hause Apple sind bei der TV-Anwendung aktuell auf jeden Fall außen vor, dort muss man sich auch weiterhin über die Prime Video-Webseite oder direkt bei Netflix – sowieso nicht kompatibel – seine Serien raussuchen. Dabei wäre der Mac doch als Medienspieler hervorragend geeignet, immerhin bietet Apple den iMac mit bis zu 27″ und einer grandiosen 5k-Auflösung an. Die Gründe hinter der Entscheidung, dem Mac die TV-App vorzuenthalten – ich werde sie nicht begreifen.
In Zukunft relevant
So viel zur aktuellen, relativ ernüchternden, Situation von Apples TV-App unter iOS und tvOS in Deutschland. Zu Bedenken ist jedoch, dass wir uns aktuell noch im ersten Stadium der App befinden, Apple will ein Hub (mit Links) zu den Inhalten anderer Anbieter etablieren. Vielleicht spielt in diese Entscheidung mit rein, dass man Nutzer schon mal daran gewöhnen will, wo Serien und Filme in Zukunft zentral zu finden sind. Auch der iTunes Store ist jetzt bereits dort eingebunden, Apples Plan für die Zukunft dürfte jedoch ein anderer sein: In letzter Zeit haben sich die Gerüchte gemehrt, der Konzern aus Cupertino arbeite an eigenen Film- und Serienproduktionen, die deutlich über Planet of the Apps und Carpool Karaoke hinausgehen. Diese Inhalte werden selbstverständlich in der TV-App zu finden sein. Ohne Link in andere Apps. Ohne nervige Dialoge für Berichtigungen. Vielleicht, das bleibt meine Hoffnung, bietet Apple dann auch Drittanbietern bessere Möglichkeiten zur Integration ihrer Inhalte in die App und bringt das ganze dann sogar auf den Mac. Bis dahin schaue ich meine Serien weiterhin direkt am Laptop auf Netflix.com.
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21 Gedanken zu „Ausprobiert: 24 Stunden mit Apples TV-App in Deutschland“
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