Was haben wir es nicht alle gehypt und hochgejubelt, während wir gewartet haben und uns in Spekulationen ergingen. Apfelpage.de hatte sogar ein Hypometer zum iPhone X eingerichtet und alle hatten wir uns geäußert – ich auch. Und ich war voller ungebremster Vorfreude und Begeisterung. Was ist davon geblieben, nach einer guten Woche iPhone X? Das möchte ich euch gern sagen, vorher muss ich aber einmal über etwas sprechen, das bei Apple schon seit Jahren falsch läuft. Durch diese Baustelle wird auch die Begeisterung am iPhone X zumindest partiell überstrahlt.
Bevor es zu meinem persönlichen Zwischenfazit zum iPhone X geht, ein erstes Review hatten wir ja bereits zuvor veröffentlicht, muss ich mal deutlich früher einsteigen, nämlich buchstäblich am Anfang, mit der Aktivierung. Der Einrichtungsprozess von Apples iOS ist seit Jahren ein steter Anlass für Groll und Ärger. Dieser Teil des Betriebssystems ist in beklagenswert schlechtem Zustand und das ist umso schlimmer, als Apple-Neukunden ziemlich schnell ziemlich verunsichert, vielleicht sogar abgeschreckt werden, wenn sie nach wenigen Klicks mit endlosen Gedenkminuten und dürren Fehlermeldungen konfrontiert werden.
Sometimes it works
Es gibt doch diesen Spruch, der im Zusammenhang mit Apple-Produkten immer wieder proklamiert wird: “It just works!“ Tut es oft auch. Apple hat noch immer diese geniale intuitive Art, Produkte in die tägliche Nutzungsgewohnheit zu integrieren, beispielhaft erwähnt seien hier die AirPods. Die zeigen eindrucksvoll, wie Technik funktioniert, die dem Anwender umständliches Gebaren abnimmt und im Hintergrund einfach ihren Dienst tut. Tragischerweise passiert genau das oft nicht, wenn ein Apple-Produkt erstmals eingerichtet wird.
Als ich mein iPhone X einschaltete, tauchte ziemlich schnell der erwartete Schnellstart-Assistent auf. Auf die magische Übertragung meiner iPhone 7-einstellungen hatte ich mich schon gefreut, wird das Setup dadurch doch nochmals simpler.
Zuerst sah auch alles wunderbar aus. WLAN wurde automatisch verbunden, wie beschrieben, einige Klicks weiter, Face ID einrichten, auch hier, wirklich gut gemacht die Einrichtung, also, ich war nach wie vor heiter und guter Dinge. Dann ging es ans Backup einspielen. Im ersten Anlauf eine Fehlermeldung des frischen Backups vom selben Tag. Das kenne ich schon von anderen Gerätesetups, ärgerlich, aber bis dahin nicht ungewöhnlich, wenn es auch nicht üblich sein sollte sich an Fehler zu gewöhnen, das nur am Rande. Auch der zweite und dritte Versuch scheiterte umgehend und plötzlich, im Nachhinein weiß ich auch nicht mehr, wie das kam, war ein leerer Homescreen erschienen. Eben noch im iCloud-Backup-Wiederherstellungsprozess, sah ich mich nun mit einem völlig jungfräulichen ipHone X konfrontiert und da man nur im Zuge einer Geräteaktivierung ein Backup einspielen kann…
Plötzlich klemmt alles
Beim nächsten Anlauf war dann plötzlich nichts mehr wie es sein sollte. Der Schnellstart-Assistent verlor unmittelbar nach Beginn der Übertragung die Verbindung zum iPhone 7, anschließend habe ich mich dazu hinreißen lassen, damit anzufangen den WLAN-Schlüssel einzugeben und es mir dabei dann doch wieder anders zu überlegen. Böser Fehler, denn jetzt brachte ich den Assistenten zunächst nicht mehr dazu, die beiden eingegebenen Zeichen zu vergessen, selbst einen kompletten Neustart nebst Zurücksetzen der Netzwerkeinstellungen für die betreffende Verbindung überstanden sie. Irgendwann konnte ich mich dann doch wieder ans Werk machen, nach dem ich schon einen Gutteil meines Enthusiasmus mit Ein- und Ausschalten meines Neuerwerbs verbraucht hatte. Anschließend begann das, was ich die iCloud-Krise nenne: ich könnte euch mit einem langen, klagenden Bericht langweilen, aber die Kurzfassung ist: Keines meiner aktuellen Backups wollte sich einspielen lassen und ich wusste nicht was los ist. Ein Backup von vor einigen Tagen hat dann schließlich funktioniert. Warum die aktuelleren Backups anscheinend beschädigt waren, niemand weiß es und das schlimme ist, niemand sieht es, bis es zu spät ist. Diagnostizieren lassen sie sich nicht und um sie auszuprobieren, muss man ein zurückgesetztes oder neu gekauftes Gerät wiederherstellen. Niemand wird seinen Feierabend gern damit verbringen sein iPhone zurückzusetzen, um zu schauen, ob das Backup in Takt ist. Und was dann, wenn es das nicht ist?
Man kann sich nicht mehr auf die iCloud-Backups verlassen.
Auf der Startlinie gescheitert
Aber nicht nur bei den iCloud-Backups knirscht es gewaltig im Getriebe. Auch wenn frisch ausgepackte Neugeräte oder zurückgesetzte iPhones aktiviert und eingerichtet werden, kommt es regelmäßig zu unschönen Aussetzern. Häufigstes Problem ist hier die Erstellung einer Apple-ID: Wer gänzlich neu im Apple-Universum ist, kann die Apple-ID direkt im Setup-Assistenten erstellen, theoretisch. Praktisch wird er oft ausgebremst, weil nämlich nach dem Ausfüllen der Registrierungsmaske – wieder nach einer endlosen Gedenkminute – eine lapidare Fehlermeldung vom Fehlschlagen der Registrierung kündet. Und Apple-Fehlermeldungen sind weder für erfahrene Anwender, noch für Neulinge, noch im Grunde für irgend jemanden, einfach nicht zu gebrauchen, denn sie lauten meist sinngemäß: „Es funktioniert nicht.“ Manchmal hilft es, die Registrierung einfach mehrmals zu versuchen, aber nicht immer. Einmal blieb nur, die Apple-ID am Rechner zu erstellen.
Im letzten halben Jahr habe ich mehrere iPhones für Freunde und Bekannte eingerichtet respektive Hilfestellung dabei gegeben: Nach einigen Erfahrungen, die sich sehr ähneln, lautet meine Anleitung ungefähr so: „Füllt einfach die Sachen aus, nach denen das iPhone euch fragt. Irgendwann taucht vielleicht eine hartnäckige Fehlermeldung auf. Das ist normal. Probiert es einfach so lange, bis es irgendwann klappt. Wenn das nichts hilft, ruft noch mal an.
Natürlich sind die geschilderten Fälle noch immer Einzelfälle. Zehntausende Aktivierungen laufen täglich anstandslos durch, auch die Backups sind alles in allem noch eine ziemlich gute Methode sich umständliche, zeitraubende Neueinrichtungen zu sparen. Doch die beobachtete Fehlerquote, nicht nur bei mir, sondern auch im Kreise von Kollegen und Bekannten, deutet auf ein systemisches Problem hin.
Apple muss diesen Teil des Systems dringend in Ordnung bringen. Überall, wo Nicht-Alltagsfunktionen auftauchen, sind sie schlecht implementiert. Wenn es dumm läuft, hat ein iPhone-Neukäufer zunächst nicht die Alltagserfahrung, sondern den Ärger mit der Aktivierung im Kopf. Android-Wechsler sind zwar vergleichbaren Kummer bei vielen Smartphone-Setups gewöhnt, aber bei Apple sollte es anders sein. Wenn etwas nur manchmal funktioniert, ist es nicht gut genug.
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