Nationale Sicherheit - Symbolbild

20. November 2017

Roman van Genabith

Apple wird angewiesen Amokläufer-iPhone zu entsperren und wird wohl kooperieren

Das FBI hat Apple einen Durchsuchungsbefehl zugestellt, der die Entsperrung eines beschlagnahmten iPhones verlangt. Es wurde bei dem Sutherland Springs-Amokläufer gefunden. Auf dessen Konto gehen insgesamt 26 Tote.

Trendwende im Kryptokrieg? Apple bietet dem FBI Hilfe beim entsperren eines iPhone SE an. Das Gerät gehörte einem der Schützen des Sutherland Springs-Amokaufs. Apple hatte bereits unmittelbar nach der Tat, als bekannt wurde, dass wenigstens ein iPhone bei den Tätern gefunden wurde, Hilfe bei dessen Entsperrung angeboten, ohne dass jedoch die Behörden zunächst auf das Angebot eingingen. Das hat sich nun geändert. Wie aus amerikanischen Medienberichten hervorgeht, hat das FBI einen Durchsuchungsbefehl an Apple geschickt, der die Entsperrung des sichergestellten iPhones fordert. Ob dieser sich auf das Gerät oder den mit der Apple-ID dessen Besitzers verbundenen iCloud-Account oder beides bezieht, ist nicht klar.

Neue Position von Apple?

Die kooperative Verhaltensweise von Apple kommt für Beobachter überraschend. Cupertino hatte sich vor Jahren vehement gegen Forderungen des FBI gewehrt, eine Hintertür für Strafermittler in iOS einzubauen.

iPhone SE
iPhone SE

Schließlich hat das FBI einen Hack für das iPhone 5c des San Bernadino-Attentäters gekauft, vermutlich aus israelischen Sicherheitskreisen. Eine mögliche Erklärung für Apples williges Entgegenkommen könnte der Versuch einer präventiven Deeskalation sein. Im nach wie vor anhaltenden Klima der Skepsis der Ermittlungsbehörden gegenüber Verschlüsselung von Mobilgeräten und Computern könnte das unbürokratische Entsperren einzelner Geräte unter Umständen den Griff zum generellen Anti-Verschlüsselungs-Hammber des Gesetzgebers verhindern.

10 Gedanken zu „Apple wird angewiesen Amokläufer-iPhone zu entsperren und wird wohl kooperieren“

  1. Ich dachte, bei der zwei Stufen Authentifizierung könne nicht mal Apple noch was machen, wenn man seine Zugangsdaten verloren hat. Wär mal interessant, was Apple dazu sagt.
    • Genau das habe ich mich auch gefragt. Früher hieß es doch immer dass Apple das nicht macht weil die das einfach nicht entschlüsseln können.
  2. Wenn jeder Einzelfall vom Gericht bestätigt werden muss, finde ich das in diesem speziellen Fall ok. Solange Apple den neugierigen Allesfressern USA nicht pauschal die Möglichkeit gibt, von sich aus alles auszuspionieren! Solange Apple das entsperrt und die „Hackersoftware“ nicht an die Chaoten weitergibt… Meine Meinung!
  3. Richtig übersetzt habt ihr den verlinkten Bericht aber nicht. Der „Durchsuchungsbefehl“ erstreckt sich auf beides, iPhone und iCloud-Daten steht so zumindets im Original-Bericht.
  4. Auch der Gesetzgeber ist an Recht und Gesetz gebunden. Der Versuch, mit dem „unbürokratischen Entsperren einzelner Geräte unter Umständen den Griff zum generellen Anti-Verschlüsselungs-Hamm er des Gesetzgebers zu verhindern“, gleicht dem Versuch, Feuer mit Benzin zu löschen. Das unbürokratische Entsperren wird datenbezogene Begehrlichkeiten des Gesetzgebers erst recht anfachen! Am Ende wird zuerst der Datenschutz aller, schließlich der demokratische Rechtsstaat auf der Strecke bleiben – mit heftigsten Folgen für (uns) alle. Wie sagte Edward Snowden zutreffend?: „Wer Freiheit zugunsten von Sicherheit zu opfern bereit ist, wird am Ende beides verlieren.“ … … …

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