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Apple und die Politik – ein Märchen (Die Kolumne)

Es waren einmal zwei beste Freunde. Der eine war groß, schön und reich, der andere war dick und hässlich, aber mächtig. Der eine hieß Apple und der andere hatte viele Namen, aber alle in diesem Teil der Galaxis kannten ihn nur unter „Die Politik“. Sie waren unzertrennlich und profitierten voneinander. Hatte der eine ein Problem, kam der andere zur Hilfe und umgekehrt. Brauchte der eine ein Foto für die Galactic Times mit dem anderen, war der beste Freund zur Stelle und umgekehrt. Spielte der eine dem Nachbarn einen Streich, stand der andere Schmiere und umgekehrt. Sie trafen sich an der Ecke mit den gleichen üblen Burschen und teilten sich das Lob der Mädchen für ihre großartige Einzigartigkeit. So wie es zwei beste Freunde eben tun.

Dunkle Wolken

Aber es zogen dunkle Wolken über ihre Freundschaft.

Selbstvertrauen oder Arroganz

Apple strahlte über das gesamte Universum, wurde immer reicher, so reich, dass ein Jakob Fugger als Hausmeister eingestellt werden sollte. Apple wurde immer beliebter, sein WhatsApp-Account stand nicht still, seine wenigen TikTok-Videos gingen viral und erhielten mehr Likes als die vielen, vielen Posts seines Freundes. Apple wurde immer selbstsicherer, hielt sich für unantastbar, für sakrosankt, dachte, er könne tun und lassen, was immer er möchte. Es passierte, was passieren musste und Apple übersprang die unsichtbare Grenze zwischen Selbstvertrauen und Arroganz. Und die Sterntaler, die vom Himmel regneten, gaben ihm recht. Was er auch tat, welchen Preis er auch machte, er wurde von den Massen geliebt.

Wer ist mächtiger?

Auch beste Freunde haben eine Schmerzgrenze und so ging es Apples bestem Freund, die Politik. Es nagte an dem Ungeliebten, welch schönes Leben sein Freund auf Partys auf dem ganzen Planeten hat, während er sich in stundenlangen Sitzungen langweilen musste. Apple bekam die ganze Aufmerksamkeit, lenkte, steuerte, entschied, verkaufte sich als Weltenretter, dabei war doch die Politik der Hüter des Kosmos, der eigentlich Mächtige. Diese Erkenntnis kroch langsam in die Politik hoch und vergiftete das Verhältnis der beiden Freunde.

Liebe Kinder!

Ja, liebe Kinder, so passiert es manchmal mit besten Freunden. Und wer schon einmal eine Entfremdung bester Freunde erlebt hat, weiß, das kann hässlich werden. Die Liebe als großes Gefühl ist nicht weit weg von anderen großen Gefühlen wie Neid und Hass.

Digital Markets Act

Die beiden Freunde sprachen immer weniger miteinander, ließen sich auf Facetime verleugnen, hatten keine Zeit mehr für den anderen. Und weil die Politik sich die Arroganz von Apple nicht mehr gefallen lassen wollte, schlug er zurück, mit seinen Mitteln. Er ließ eine Verlautbarung auf dem Marktplatz verlesen und nannte sie Digital Markets Act. Der Freund war geschockt, kratzte es doch an seinem Selbstverständnis nur das Beste zu wollen. Apples Partys waren nicht mehr exklusiv, plötzlich durften alle kommen. Und der Freund schlug zurück, erlaubte alternative Bezahlmodelle. Etwas, das ihm schon als Kind, als ganz kleiner Apfel, Albträume bereitet hatte.

Hin und Her

Immer unverhohlener schlugen die Beiden aufeinander ein. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Blockierungs-Modus, damit die Politik nicht mehr neugierig schnüffeln, USB-C-Pflicht, damit Apple keinen Alleingang mehr machen konnte. App-Store-Preisstufen, damit die Politik nicht mehr herummeckern konnte. Ein Recht auf Reparierbarkeit, was dem alten Freund wirklich wehtat, beruhte sein Reichtum doch auf dem Gegenteil. Du willst ein Recht auf Reparierbarkeit, dachte Apple, du kriegst ein Recht auf Reparierbarkeit und baute einen riesigen Werkzeugkoffer, den sich jeder für viel goldgepresstes Latinum ausleihen durfte. Ja, schlau, war Apple schon immer.

The End

Leider endet hier das Märchen von Apple und die Politik, weil noch nicht feststeht, ob es ein Happy End geben wird (und eine Kolumne nicht zu lang werden sollte): Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

 

Unser Kolumnist Dr. Marco ist im Twitter-Urlaub, aber auf Mastodon: fileccia@dju.social

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Marco Fileccia
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