Facebook ist in einer Zwickmühle: Als Aktiengesellschaft steht man gegenüber Anlegern in der Pflicht, immer größere Gewinne zu erzielen, doch als Plattform muss man auch die Interessen seiner Nutzer schützen. In puncto Werbe-Menge kann man es keiner der beiden Gruppen Recht machen. Facebook ist aber durchaus bewusst, dass zu viel Werbung im Newsfeed die Nutzer vergraulen könnte. Schon im nächsten Jahr soll daher das Maximum erreicht sein. Also müssen neue Werbeflächen her.
Nachdem Facebook bereits anfing, in Gruppen zu werben, Kleinanzeigen zu integrieren und auf Instagram zu verweisen, hat man auf der Internet-Konferenz Web Summit in Lissabon sein neuestes Werbekonzept präsentiert, das den Messenger, den immerhin 14 Prozent von euch vorrangig nutzen, als neues Mittel der Kundenkommunikation bewirbt. Unternehmen können ab sofort Werbeanzeigen erstellen, die wie gewohnt in eurem Facebook-Newsfeed auftauchen. Der Unterschied: Im Gegensatz zu den herkömmlichen Anzeigen gelangen Nutzer mit einem Klick nicht auf die Internetseite des Unternehmens, sondern im Facebook-Messenger, der bereits ein Chat-Fenster zur entsprechenden Facebook-Seite geöffnet hat. Die Kunden sollen so direkter mit dem Unternehmen in Kontakt treten und z.B. kaufentscheidende Fragen schneller klären können. Auch auf der Homepage des Unternehmens kann die Einwilligung zur Messenger-Kommunikation – z.B. über eine Checkbox im Kassenbereich – gegeben werden.
Hat ein Nutzer erst einmal die Kommunikation über den Messenger begonnen, kann ihn das Unternehmen später eigenständig über den Messenger kontaktieren. Das ist z.B. ziemlich nützlich, um den Kunden über den Lieferstatus des Produktes auf dem Laufenden zu halten. Nutzt das Unternehmen einen Messenger-Bot, können interessierten Kunden z.B. neue Produkte künftig direkter angeboten werden. Dazu gibt es ein neues Werbeformat, welches nur aus einem Bild und einem Link besteht sowie eine vertikale Karussel-Anzeige, die mehrere Produkte auflistet.
Tatsächlich ist das gar nicht so neu, wie es auf den ersten Blick scheint: Schon seit über einem halben Jahr haben Unternehmen, wie auch Privatpersonen die Möglichkeit, eine sogenannte Messenger-URL zu verwenden – also eine Adresse, die direkt zu einem Chat mit dem entsprechenden Profil führt. Diese beginnt immer mit m.me/ gefolgt von eurer Facebook-ID (das ist der Teil hinter „facebook.com/“ und vor dem nächsten Schrägstrich). Wer möchte, kann seine Facebook-ID in den Einstellungen unter „Allgemein“ > „Benutzername“ ändern.
Facebook-ID:
Messenger-URL:
Unternehmen konnten diese Messenger-URL theoretisch bereits als Link-Ziel in ihren Werbeanzeigen einstellen. Diese Möglichkeit war vielen Werbern aber scheinbar nicht bekannt und wird von Facebook nun weiter in den Fokus gerückt und erweitert.
Facebook-Werbung nun auch auf dem (Apple) TV!
Aber Facebook verdient sein Geld nicht nur mit Werbeanzeigen auf den eigenen Plattformen, sondern Dank des eigenen Werbeanzeigen-Netzwerkes inzwischen auch auf externen Internetseiten. Dieses Werbenetzwerk wird nun weiter ausgebaut, berichtet recode. Dazu testet Facebook eine Partnerschaft mit den Plattformen A+E und Tubi TV, die Fernsehsendungen und Serien zum Nulltarif anbieten. Beide Anbieter sind als App auf verschiedenen Set-Top-Boxen wie beispielsweise dem Apple TV oder dem weniger bekannten Roku vertreten. Und in diesen möchte Facebook künftig Video-Anzeigen aus dem eigenen Netzwerk ausspielen. Da sich das Ganze noch in der Testphase befindet, sind viele Details über die Formate und die Länge der Spots noch nicht geklärt. Zwar gibt es bereits andere Werbenetzwerke, die Videos in Apps ausspielen, doch anhand der IP-Adresse oder mittels Facebook-Login kann Facebook die relevanten Zielgruppen viel genauer ansprechen und das Werbebudget so effizienter nutzen. Dadurch erhofft man sich, die bisher in TV-Werbung investierten Werbebudgets in Zukunft zu übernehmen. Im Moment befindet sich das System aber erst im Aufbau, sodass Facebook erst einmal keine Spots von Kunden zeigt, sondern lediglich die eigenen Dienste (wie Facebook Live) und (kostenlos) gemeinnützige Organisationen bewirbt. Die größte Gefahr für die neuen Pläne bilden derweil die Hersteller der Set-Top-Boxen: Besonders Apple ist für strenge Restriktionen in Bezug auf die Software bekannt, die es in seinen Store lässt.
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