In den vergangenen Jahren hat Apple auf dem Papier Fortschritte beim Thema Selbstreparatur gemacht. Doch ein neuer Bericht stellt infrage, wie ernst es Apple wirklich mit dem sogenannten „Right to Repair“ meint – also dem Recht der Nutzer, ihre Geräte selbst reparieren zu können.
Seit Mai 2025 können erstmals auch iPads im Rahmen von Apples Self-Service-Reparaturprogramm selbst instandgesetzt werden. Das Programm bietet laut Apple Zugang zu Reparaturhandbüchern, Original-Ersatzteilen, Diagnosetools sowie Mietwerkzeugsets. Unterstützt werden dabei unter anderem das iPad Air (M2 und neuer), das iPad Pro (M4), das iPad mini mit A17-Pro-Chip und das Standard-iPad mit A16-Chip.
Experten äußern Kritik an Apples Preisen
Wie das Tech-Magazin 404 Media berichtet, stoßen unabhängige Reparaturwerkstätten auf ein zentrales Problem: Die Ersatzteile von Apple sind so „astronomisch teuer“, dass sich eine Reparatur finanziell kaum lohnt.
„Ein Digitizer für ein iPad mit A16 kostet bei Apple 200 US-Dollar“, erklärt etwa Reparaturprofi Brian Clark im Interview mit dem Magazin. „Bei Drittanbietern bekommt man das gleiche Teil für 50 Dollar, und ein neues iPad mit A16 kostet bei Apple selbst 349 Dollar.“ Für ein iPad Pro mit 13 Zoll schlägt ein neues Display sogar mit 749 Dollar zu Buche – mehr als die Hälfte des Neupreises.
Ein Digitizer – oft auch Digitalisierer genannt – ist die Komponente eines Touchscreens, die Berührungen erkennt und in digitale Signale umwandelt. Im Fall eines iPads sitzt der Digitizer meist direkt unter dem Glas, aber oberhalb des eigentlichen Displays (LCD oder OLED).
Macht Apple Reparierbarkeit mit Absicht unattraktiv?
Das wirft die Frage auf, ob Apple die Reparaturfreiheit nur oberflächlich ermöglicht, in der Praxis jedoch gezielt unattraktiv macht. Die hohen Kosten könnten Nutzer letztlich dazu bewegen, lieber ein neues Gerät zu kaufen statt zu reparieren – wodurch Apple mehr verdient.
Formal erfüllt das Unternehmen damit zwar die rechtlichen Vorgaben in vielen US-Bundesstaaten. Doch Branchenkenner sehen darin eher eine Hürde als eine Hilfe für Verbraucher. Ein positiver Nebeneffekt könnte laut 404 Media dennoch entstehen: Wenn Apple Stores weiterhin kaum aufwendige iPad-Reparaturen übernehmen können und die offiziellen Ersatzteile zu teuer bleiben, könnten unabhängige Werkstätten an Bedeutung gewinnen – vorausgesetzt, Kunden weichen tatsächlich auf sie aus.