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- Diese Zahl in Euro sind Schüler unseren Bildungspolitikern wert. Das ist die Summe, die üblicherweise für die Ausstattung mit digitalen Geräten zur Verfügung steht. Dafür könnte man ein preiswertes Laptop, ein Chromebook oder ein iPad mit Stift und Tastatur kaufen. Letzteres wird gemacht. Warum? – Die Kolumne von Dr. Marco Fileccia
Das iPad von Apple ist Schulen noch immer oft zu teuer, bei genauerer Betrachtung ist es für den Unterricht aber eine kluge Investition: Nehmen wir das iPad ohne Zusatz und bezeichnen es der Deutlichkeit halber als Bildungs-iPad. Es kostet zurzeit 379 Euro. Apple bietet – auch privat – freiwillig einen Education-Rabatt von etwa 10 Prozent und auch Zwischenhändler lassen bei großen Stückzahlen mit sich handeln. Nehmen wir 320 Euro als Zwischenergebnis.
Entspannte Administration
Schulen werden gerätetechnisch verwaltet von den Kommunen, die nicht nur die IT ihrer Stadtverwaltung administrieren, sondern auch tausende von iPads an ihren Schulen. Diese iPads befinden sich in der Hand von experimentierfreudigen Jugendlichen, sodass jeder Administrator ein großes Interesse an einem sicheren und leicht zu bedienenden System hat. Das bietet Apple von Hause aus und ohne Zusatzkosten, denn es bringt eine Mobile-Device-Management-Lösung mit. Damit lassen sich alle Geräte per WLAN updaten, Apps aufspielen, wiederfinden, sperren und und und, also komplett steuern. Man kann die Erleichterung der Systemadministratoren förmlich sehen, sagen wir, es werden unzählige Stunden teurer Informatiker-Zeit gespart.
Die meisten Privatnutzer werden nicht wissen, dass ich auf einem iPad ein „Profil“ aufspielen kann. Mit diesem Profil werden grundlegende Einstellungen gemacht, so die Unveränderbarkeit des Gerätenamens, die Sperrung des App-Stores, die Zugriffsrechte auf die Einstellungen und fast alles andere, was für private Nutzer unter „Einstellungen“ möglich ist. Diese Profile lassen sich automatisch aufspielen und vom Schüler (siehe oben, experimentierfreudig) nicht löschen. Das geht so weit, dass Kommunen 1.000 iPads beim Händler kaufen, die Seriennummern in die MDM-Verwaltung automatisch übertragen werden und die iPads beim ersten Einschalten keine andere Wahl als die Installation des Profils haben. Wie oben, einmal erstellt, lassen sich die Profile immer wiederverwenden und sparen enorm viel Zeit = Geld für die Einrichtung der Geräte.
Beschränkte Umgebung
iPads erlauben eine Sperrung des App-Stores. Was auf den ersten und auch zweiten Blick keinen Sinn macht, ist für Schulen ein Segen. Schüler können nicht beliebig Apps installieren, zum Beispiel Spiele. Dabei wird das iPad nur scheinbar kastriert, denn als Verwalter der Schul-iPads richte ich einen eigenen App-Store ein. Mit einer zusätzlichen Verwaltungs-Software (JAMF) kann die App „Self Service“ eingerichtet werden. Ich entscheide, zum Beispiel aus pädagogischen Gründen oder aus Gründen des Datenschutzes, welche Apps in diesem speziellen App-Store zum Download bereitstehen. Netter Nebeneffekt: So werden auch Lizenzen von gekauften Apps verwaltet.
Mehr als ein Tablet
Apple ist mehr als eine Hardware-Firma. Auch beim Chromebook kann ich auf ein Office-Paket mit einer Textverarbeitung und einem Präsentationsprogramm zurückgreifen, aber anders. Mit Pages und vor allem mit Keynote bietet Apple kostenlos zwei leistungsstarke Programme. Schüler kommen somit auch ohne ein Google-Konto oder ohne ein teures Microsoft-Office-Abo durch ihre Schulzeit. Ganz zu schweigen, von vielen anderen Nützlichkeiten eines Schullebens wie Notizen, Kalender, Erinnerungen… schwer zu beziffern, aber im Gerätepreis ist das Komplettpaket zum Arbeiten enthalten.
Ein vorletztes Argument für das Bildungs-iPad ist – wie so oft – das Ökosystem unserer Technologie-Manufaktur in Cupertino. Besitzen Schüler ein zweites (oder drittes oder viertes) Apple-Gerät sind Daten nahtlos zu verknüpfen, in vielen Klassenzimmern hängen Deckenbeamer und darunter ein kleines schwarzes Kästchen, das Apple-TV. Damit lassen sich im Unterricht alle Inhalte kinderleicht projizieren, übrigens von Schülern wie von Lehrern.
Zum Schluss dürfen wir nicht unterschätzen, dass die Handschrift gerade bei jüngeren Schülern eine wichtige Fertigkeit ist, die in der Schule gefördert wird. Auch wenn das Schreiben auf einem Display nicht ganz das Papier-Feeling zeigt, ist es doch wichtig, einen Stift zum Schreiben nutzen zu können. Außerdem erhalten Schüler in der Regel neben dem Stift auch eine Tastatur, oft von Drittanbietern, mit der sie alternativ tippen können oder – je nach Lehrkraft – müssen.
Fazit
Rechnen wir nun zusammen, dann macht Apple mit dem Bildungs-iPad alles richtig: Es bietet Rabatte, die Administration auch großer Stückzahlen per MDM, Sicherungsmechanismen wie Profile, das Software-Rundum-Sorglos-Paket, eine Integration in das Ökosystem und den Stift und/oder eine Tastatur. Selbstverständlich ist sich Apple dessen bewusst und bietet Kindern hier das digitale Happy Meal und sich auf Dauer treue Kunden.
Zur Person
Dr. Marco Fileccia arbeitete lange Jahre als freier Journalist. Nach seiner Promotion in Mediendidaktik arbeitet er heute hauptberuflich als Lehrer an einem Gymnasium. Daneben schreibt er für verschiedene Verlage und Landesmedienanstalten sowie die Bundeszentrale für politische Bildung. Für Apfelpage.de schaut er auf die Stärken und Schattenseiten des Apple-Universums.
12 Gedanken zu „Warum Apple beim Bildungs-iPad alles richtig macht [KOLUMNE]“
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