Im Rahmen des 31. Jahreskongress (31C3) haben die Mitglieder des Chaos Computer Clubs gezeigt, wie verhältnismäßig einfach biometrische Sicherheitssysteme überlistet werden können. Den Experten gelang es unter anderem den Fingerabdruck der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu kopieren. Hierfür wurde lediglich auf Software und Technik zurückgegriffen, die im Handel frei erhältlich ist. Neben der Kopie des Fingerabdrucks, konnte auch gezeigt werden, wie simpel es ist einen Iris-Scanner zu überlisten. Dabei würde bereits ein hochauflösendes Foto von der Kanzlerin beispielsweise genügen um die Iris "nachbauen" zu können.
“Iris-Erkennung ist endgültig kaputt”, betont Jan Krissler von der Technischen Universität Berlin. Der Hacker und Sicherheitsexperte führt zudem weiter aus, dass lediglich eine herkömmliche Kamera benötigt wird, mit der man wiederum Fotos von der Zielperson aus einigen Metern Entfernung schießt. Um den Fingerabdruck von der Verteidigungsministerin zu kopieren, fertigte ein Fotograf hochauflösende Bilder von von der Leyens Hand an. Mit Hilfe der frei im Handel erhältlichen und knapp 400 Euro teuren Spezialsoftware "VeriFinger" kann dann ein Modell des Fingerabdrucks erstellt werden. Mit dieser Kopie ist es schließlich möglich Systeme zu umgehen, die per Fingerabdruck gesichert sind oder gezielt Fingerabdrücke an Tatorten zu hinterlassen.
“Mit der Sicherheit von Fingerabdrucksystemen ist es damit endgültig vorbei”, sagt Krissler. “Man kann nahezu unbemerkt an Fingerabdrücke jeder Person kommen, um daraus Attrappen zu bauen.” Für eine solche Attrappe braucht es lediglich Folie, einen Drucker und Holzleim. Schon lässt sich ein falscher Fingerabdruck herstellen, den man auf den eigenen Finger kleben kann. Diese Attrappen genügen, um gebräuchliche Fingerscanner zu überlisten.
Zur Überraschung der Kongress-Teilnehmer führen die Experten weiter aus, dass der Iris-Scann moderner Sicherheitssysteme noch einfacher umgangen werden kann. So genügt beispielsweise ein hochauflösendes Wahlplakat um die Iris von Frau Merkel und Co kopieren zu können. Die Fotos von den potentiellen Opfern müssen eine Auflösung von mindestens 1200 dpi aufweisen. Mit der einfachen Technologie können sogar Lesegeräte überlistet werden, die zur Grenzsicherung zum Einsatz kommen. Krissler setzt sogar noch einen oben drauf. So kann man mit ganz einfachen Mitteln auch eine auf "Lebenderkennung" setzende Gesichtserkennung täuschen. Hier wird lediglich ein schmaler Bleistift benötigt, der über das Foto geführt wird, welches man wiederum vor das Lesegerät hält. Dabei werden dem Gerät Blinzelbewegungen vorgegaukelt.
Innenministerium sieht keine Gefahren
Jan Krissler nahm sich zuletzt auch die Handvenenerkennung, als weiteres biometrisches Sicherheitssystem vor und hebelte dieses ebenfalls erfolgreich aus. Das Bundesinnenministerium lies sich von den Demonstrationen allerdings nicht weiter beeindrucken. Gegenüber der Zeit Online betonte die Behörde, dass Fingerabdrucksysteme weiterhin sicher seien und auf dem Kongress "Nichts Neues" gezeigt wurde. Dabei setzt man unter anderem auf die Verbesserung der Geräte. Zudem empfehlen Experten ohnehin den Einsatz von mehreren Systemen um eine Überwindung ebenfalls nicht gänzlich ausschließen zu können, es potentiellen Schädigern jedoch deutlich schwerer zu machen. Im letzten Jahr sorgte der CCC mit der Überlistung des iPhone 5s Fingerabdruck-Scanners für Aufsehen. Experten sind der Meinung, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis Sicherheitssysteme absolut sicher sind.
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