Kommentar: Ich habe lange überlegt, ob ich mich damit intensiver befassen möchte und darüber schreiben will. Denn dieses medieninszenierte Thema ist nerviger als ein tropfender Wasserhahn. Doch es gilt gewisse Dinge klarzustellen und falsche Informationen aus dem Weg zu schaffen, denn die Berichterstattung, welche die Medien teilweise an den Tag legen/legten, ist mehr als katastrophal.
Letzte Woche arbeitete ich gewisse Werke durch und schrieb dabei ganz oldschool mit einem Bleistift. Da die Arbeit etwas aufreibend war, begann ich ungewollt während des Korrekturlesens den Bleistift zu biegen. Ich erschrak, als dieser zerbrach und ich plötzlich zwei Hälften in den Händen hielt – ich war entsetzt wie so etwas passieren kann.
Man hört es heraus – dies ist eine Metapher. Denn Leute biegen Dinge und wundern sich, dass sie verbiegen. Schlimmer noch. Leute kaufen sich ein dünnes Smartphone, beginnen dieses zu biegen und wundern sich, dass sich dieses verbiegt.
Ihr werdet es schon herausgehört haben. Es geht um das von den Medien erfundene #bendgate. Dabei beschreibt der Begriff den angeblichen Konstruktionsfehler des iPhone 6 und iPhone 6 Plus. Das Aluminiumgehäuse soll dabei so weich sein, dass es sich ab der Kante des SIM-Karten-Schachts, welcher ausgefräst ist, verbiegt, sofern man es in der Hosentasche trägt. Somit soll diese Kante eine ungewollte Sollbruchstelle sein. Die Medien berichteten über Personen, die ihr Gerät für wenige Stunden in der Hosentasche trugen und beim Herausholen verbogen vorfanden. Andere Quellen zeigen in Videos, wie sich das neue iPhone wölbt, wenn man es biegt. Die Katastrophe ist perfekt – das iPhone 6 verbiegt sich, wenn man es zu knicken versucht. Schuld ist der Hersteller, denn der hat einen gewaltigen Konstruktionsfehler begangen. So ist das Geschrei durch die Medien perfekt. Eine harte Zeit für Apple – inszeniert durch die Berichte der Medien und den dadurch ausgelösten Hype.
Es geht um die Machenschaften der Medien, die den Lesern falsche Informationen liefern – welche erstens an den Haaren herbeigezogen sind und zweitens rufschädigend wirken. Doch was macht man nicht alles für ein paar Videoklicks mehr und eine brisante Headline, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – ein gefundenes Fressen für die Medienhaie.
Mal nebenbei. Das iPhone 6 und 6 Plus sind fantastische Geräte. Dass sie dünn sind, wirkt sich extrem auf ihren Formfaktor aus und lässt sie trotz ihrer Größe (Länge und Breite) handlich und elegant wirken. Das Ganze ist mehr als gewollt und befürwortet eine lange Konstruktions- und Entwicklungszeit der Geräte, die viele Milliarden Euro bzw. Dollar verschlingt. Geräte werden viele Jahre im Voraus entwickelt und durchlaufen zahllose Stresstests. Erst ein zufriedenstellendes Ergebnis, das Anhand von Ergebnissen für spätere Tests genormt wird, gibt den Startschuss für die Geräteproduktion. Und auch der Kostenpunkt für Testläufe ist enorm hoch – das betrifft Crashtests von Automobilen, Züchtungen von hochpreisigen Weinsorten und auch die Entwicklung von iPhone-Geräten. Man sollte demnach etwas objektiver hinterfragen, bevor man eine Medienmeldung ernst nimmt und ihr sein volles Vertrauen schenkt. So wurde auch das iPhone 6 und 6 Plus auf Herz und Nieren belastet. Das zeigt Apple im Nachhinein auch mit einem Blick in das kleine, hauseigene Labor. Meiner Meinung nach hätte Apple diesen Einblick nicht bringen müssen – doch man wollte scheinbar die Gemüter etwas beruhigen.
Also ganz sachlich und verständlich. Mein Auto ist kaputt, wenn ich es gegen den nächstbesten Baum fahre, meine Porzellanvase zerbricht in Scherben, wenn ich sie auf den Boden werfe und Geräte verbiegen sich, wenn man sie biegt – das sollte alles kein Geheimnis sein. Oder doch?! Wenn ich demnach mein iPhone 6 in die Hand nehme, es beginne zu biegen und damit Kraft aufwende, dann werde ich es verbiegen können. Das geht übrigens bei so gut wie jedem Smartphone – mit unterschiedlichen Auswirkungen. Die Glaubwürdigkeit der Berichterstattungen über das #bendgate sollte man daher hinterleuchten und für die Zukunft aus ihr lernen.
Das iPhone ist bei mir schon seit Jahren immer in der rechten Hosentasche dabei – auch das iPhone 6. Der Medienrummel um das erfundene #bendgate-Theater ist so weit vorgedrungen, dass ich gefragt werde, ob mein iPhone 6 denn „auch“ schon verbogen sei. Nein – ist es nicht und wird es auch nicht. Ich mag zugeben – auch die Geschichte gelesen zu haben, in der ein iPhone-6-Plus-Besitzer sein Gerät über 18 Stunden in einer engen Hosentasche auf einer Hochzeit getragen hat und zu Hause feststellen musste, dass das Gerät verbogen ist. Sowas darf mit Sicherheit nicht passieren – ganz klar. Aber ob es sich so zugetragen hat oder derjenige nicht vielleicht doch nur Aufsehen erregen wollte, sind eben die mitschwingenden Gegenfragen. Klar ist – ohne äußerliche Krafteinwirkung und das ist nicht auf die Planflächen, sondern auf die Seitenkanten bezogen, wird sich das iPhone 6 und 6 Plus nicht so einfach verbiegen. Stahl- und Titaneinlassungen im Unibodygehäuse bestätigen das. Und auch 9 weltweite Reklamationen zwecks eines verbogenen iPhone-6-Gerätes bestätigen das – mit dem Hintergrund zu wissen, wie viele Millionen von Geräte schon verkauft wurden und in der täglichen Nutzung unterwegs sind.
Mein iPhone 3G und 3Gs hatten keine Risse im Kunstoffgehäuse, mit meinem iPhone 4 konnte ich damals sehr gut telefonieren, mein iPhone 5 hatte keine Legierungsabschürfungen und mein iPhone 6 ist auch nach 3 Wochen Hosentaschennutzung noch nicht verbogen. Manches Kunstoffgehäuse des iPhone 3G/3Gs meldete nach einiger Benutzung kleine Risse – was aber auch nicht wirklich überall auftrat – dennoch ärgerlich war. Mit dem Antennendesign des iPhone 4 gab es teilweise Empfangsprobleme, welche aber definitiv im Rahmen blieben und das Thema von mir immer noch sehr belächelt wird, wenn ich sehe wie viele iPhone-4-Geräte heute noch auf der Straße unterwegs sind . Einzig und allein das schwarze iPhone 5 hatte Probleme mit der Legierung, welche anfällig gegen Stöße war und auch dieses Thema war schnell verschwunden und brachte kein Redebedarf mehr.
Viele #gates sind einfach medienerfundene und mediengehypte Themen, die Aufmerksamkeit erregen, Videoklicks steigern und im Allgemeinen immer dann funktionieren, wenn der Leser oder Zuschauer direkt das glaubt, was ihm gesagt und gezeigt wird. Bevor man solchen Berichterstattungen Zuwendung schenkt, sollte man sich Hintergrundinformationen beschaffen, das Thema recherchieren und die komplette Sache objektiv betrachten – dann wird man schnell merken, wie klein ein geöffnetes Mediengate wirklich ist.
Bildquelle: ExtremeTech
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70 Gedanken zu „#bendgate – die Masche der Medien“
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