Die Apple Watch feierte jüngst ihren zweiten Geburtstag. Zwei Jahre, in denen die smarten Uhren die Herzfrequenz und andere Daten ihrer Träger aufzeichneten, um daraus die Schlafdauer, Stehstunden, Aktivitäten und den Kalorienverbrauch abzuleiten. Daneben wurde großer Wert auf Mode- und Designaspekte der Uhr gelegt.
Die wahre Bedeutung der Apple Watch
Die wahre Bedeutung der Apple Watch könnte allerdings viel tiefer liegen: Als Mitgründer und Firmenchef Steve Jobs 2004 an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte, bemerkte er, dass das Gesundheitssystem technisch komplett überholt werden muss: Insbesondere die Verbindung zwischen Patienten, ihren Daten und Gesundheitsdienstleistern verbesserungsbedürftig.
2011 starb Jobs schließlich im Alter von 56 Jahren. Seine Erfahrungen hatten großen Einfluss auf Apples Top-Management. Zahlreiche Aktivitäten des Konzerns befassen sich heute mit der Aufzeichnung von Gesundheitsdaten und deren sicheren Übertragung an Gesundheitsdienstleister. Mit HealthKit werden Gesundheits- und Fitnessdaten zentral gesammelt, mit dem ResearchKit können Forscher in bisher unbekanntem Maß Daten von Studienteilnehmern sammeln und auswerten und mit dem CareKit lernen Nutzer, ihre Krankheiten zu verstehen und zu kontrollieren. Weitere Projekte sollen die Zusammenarbeit von Arzt und Patient und im Ergebnis die Behandlungsergebnisse verbessern.
Auch die Apple Watch ist Teil dieser Aktivitäten. Dass ihr Zweck und ihre Einsatzmöglichkeiten weit über herkömmliche Fitnesstracker hinausgehen, zeigt ein Vergleich der Daten mit einem bewährten Herzfrequenzzähler, der mit einer Genauigkeit von 99 Prozent zu den besten seiner Art zählt: Die Messkurven der beiden Geräte weichen kaum von einander ab. Die Apple Watch liegt also auf einem ähnlich verlässlichen Niveau.
Wie die Apple Watch künftig Schlaganfälle verhindern könnte
Unser Herz schlägt etwa 102.000 Mal am Tag – je nachdem, was wir tun. Denn aus unserer Herzfrequenz lässt sich beispielsweise ableiten, ob wir geschlafen, gegessen, Kaffe getrunken oder Sport gemacht haben. Aber auch Krankheiten lassen sich aus den Schlägen unseres Herzens erkennen. Diverse Herzkrankheiten können im sogenannten Vorhofflimmern münden. Dabei schlägt die obere Herzkammer etwa 300 bis 600 Mal in der Minute, während die untere Herzkammer mit einer normalen Frequenz, aber unregelmäßig schlägt.
Jeder Vierte entwickelt in seinem Leben eine solche Herz-Arrhythmie, doch viele bemerken sie nicht. Dazu kommt, dass sie oft unregelmäßig auftritt und selbst beim einer ärztlichen Untersuchung undiagnostiziert bleiben kann. In der Folge erleiden jedes Jahr über 100.000 Menschen einen Schlaganfall mit teilweise tödlichen Folgen. Insgesamt ist etwa jeder vierte Schlaganfall auf eine solche Arrhythmie zurückzuführen. Dabei ließe sich diese in 2 von 3 Fällen mit relativ günstigen Medikamenten behandeln, wenn sie nur rechtzeitig entdeckt würde.
Die Entwickler der Herzfrequenz-Analyse-App cardiogramm haben daher vor über einem Jahr in Zusammenarbeit mit der Universität von Kalifornien, San Francisco (UCSF), die mRythm-Studie gestartet. Über 6.000 App-Nutzer haben sich bereit erklärt, an der Studie teilzunehmen und die Messdaten ihrer Apple Watch zur Verfügung zu stellen. Die meisten Patienten hatten ein normales EKG, aber bei etwa 200 von ihnen wurde ein vorübergehendes Vorhofflimmern festgestellt.
Das Team hat aus diesen Daten mittels maschinellem Lernen anschließend einen vorläufigen Algorithmus entwickelt, der Vorhofflimmern – die verbreitetste Herz-Arrhythmie – mit einer Genauigkeit von 97 % erkennt. Dies könnte besonders für ältere Menschen von Bedeutung sein, da diese ein besonders hohes Schlaganfall-Risiko besitzen. Das Team will den Algorithmus künftig noch verbessern und die Ergebnisse in die cardiogram App integrieren, sodass Nutzer direkt benachrichtigt werden, wenn eine Unregelmäßigkeit erkannt wird. Außerdem suchen die Forscher nach weiteren Diagnose-Methoden jenseits des Vorhofflimmerns, um den Anwendungsbereich und den Nutzen künftig noch zu erweitern.
(via TechCrunch)
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