Telegram hat eine groß angelegte Umfrage bei deutschen Nutzern begonnen: Thema ist, ob und in welchem Umfang Telegram Nutzerdaten wie IP-Adressen an Behörden weitergeben können sollte. Telegram ist inhabergeführt, nicht börsennotiert und nur sehr wenigen, hauptsächlich gesetzlichen Regeln unterworfen, die man oft ebenfalls nur widerwillig befolgt. Es ist an das Ergebnis dieser Umfrage nicht gebunden, dürfte aber auf ein bestimmtes Ergebnis abzielen.
Telegram ist für viele Nutzer wenig anders als WhatsApp oder TikTok, ein Messenger mit einigen Features und Erweiterungen, die WhatsApp und Co. nicht bieten. Andere schätzen Telegram vor allem wegen seiner „Freiheit“.
Die Regeln für das, was in Chats und Gruppen gepostet werden darf, sind äußerst weit gefasst. Abseits von Kindesmissbrauch und Terrorismus ist im Grunde alles erlaubt und in letzterem Fall werfen viele Stellen dem Messenger schon lange vor, auch hier großzügig alle Augen zuzudrücken. Telegram hat allerdings in den letzten Jahren in wenigen Fällen Daten an deutsche und internationale Strafverfolgungsbehörden übermittelt und auch Kanäle von Nutzern geschlossen, die allzu deutlich gegen geltendes Recht verstießen. Jeder einzelne Kontakt mit den Betreibern ist für die staatlichen Stellen allerdings ein zeitintensives Ringen.
Nun setzt man zu einem interessanten Schritt an, die bisherige Verfahrensweise auf eine neue Grundlage zu stellen.
Telegram fragt deutsche Nutzer nach ihrer Meinung
Seit heute läuft eine Umfrage, die an alle deutschen Nutzer von Telegram gerichtet ist und auf die der Messenger mit einer Rundnachricht aufmerksam macht, darin heißt es:
Wir, das Telegram Team, bitten dich uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht).
Telegram gibt niemals Informationen über deine Chats oder Kontakte an Dritte weiter, auch nicht an staatliche Einrichtungen.
Um trotzdem den Missbrauch unserer Plattform durch terroristische Gruppen zu verhindern, erlaubt uns unsere aktuelle Datenschutzerklärung seit 2018, IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf Anfrage der Regierung, die durch einen Gerichtsbeschluss gestützt wird, offenzulegen.
Wir führen diese Abstimmung durch, um herauszufinden, ob unsere deutschen Nutzer unsere aktuelle Datenschutzerklärung unterstützen oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potenziell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten.
OPTION 1: Keine Änderungen. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen darf Telegram weiterhin nur aufgrund einer Gerichtsentscheidung weitergeben. Diese Option ist bereits in der aktuellen Datenschutzerklärung von Telegram enthalten.
OPTION 2: Auf Anfrage der deutschen Polizeibehörden darf Telegram IP-Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen schwerer Straftaten offenlegen, auch wenn diese nicht durch eine Gerichtsentscheidung gestützt ist. Diese Option wäre, sofern sie Zustimmung findet, komplett neu für Telegram und erfordert deswegen eine Änderung unserer Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.
OPTION 3: Unter keinen Umständen darf Telegram Nutzerinformationen weitergeben, inkl. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen. Wenn diese Option unterstützt wird, ändert Telegram seine Datenstruktur und die Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.
Erhebungen zeigten in der Vergangenheit, dass die Telegram-Nutzer entweder eher unpolitisch oder jeglicher staatlicher Regulierung gegenüber ablehnend eingestellt sind. Es wäre kaum überraschend, würde die Umfrage einen mehrheitlichen Wunsch nach noch weniger Kooperation mit staatlichen Stellen ergeben.
Auf dieses Ergebnis könnte sich Telegram berufen, um scheinbar durch Mehrheitsentscheid legitimiert eine noch zügellosere Umgebung für Personen und Akteure zu schaffen, die nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung handeln.
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8 Gedanken zu „Telegram befragt Deutsche zu Terror-Bekämpfung, wie stimmt ihr ab?“
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