Apple, Google, Microsoft und zuletzt auch Amazon – die größten IT-Unternehmen haben inzwischen alle einen eigenen Sprachassistenten entwickelt. Nun folgt Samsung mit „Bixby“, dem Assistenten mit einem etwas anderen Fokus.
Der Weg zum Internet der Dinge
Samsung Electronics ist einer der größten Elektronikkonzerne weltweit. Neben Smartphones und Tablets stellt das südkoreanische Unternehmen auch Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen und allerlei weitere Geräte her. In seinem Heimatland findet man in vielen Wohnungen fast ausschließlich Samsung-Geräte vor. Besonders im asiatischen Raum musste der Konzern infolge der starken lokalen Konkurrenten in den letzten Jahren jedoch deutliche Einbußen hinnehmen. Die Zukunft sieht der Konzern insbesondere im Internet der Dinge und der Heimautomatisierung, wie der Zukauf von SmartThings im Jahr 2014 zeigte.
Samsungs zweiter Versuch
Passend dazu hat Samsungs Vizepräsident für Forschung, Entwicklung, Software und Services, InJong Rhee, gestern in einem Blogbeitrag einen eigenen Sprachassistenten angekündigt. Bixby, so sein Name, ist nach S Voice bereits Samsungs zweiter Versuch auf dem Gebiet und soll einiges anders machen, als Siri, Cortana und Co.
Agent Bixby mit neuer Philosophie
Das beginnt schon damit, dass der Konzern seinen Sprachassistenten lieber als „Agent“ bezeichnet. Bixby ist keine Datenbank, kein verlängerter Arm einer Suchmaschine, dem man Fragen nach dem Wetter, Sportergebnissen oder dem Alter von Prominenten stellt, sondern ein Helfer auf dem Gerät, der eine Reihe von Aufgaben auf dem Gerät erledigen soll.
Der Ursprung des Assistenten Agenten liegt in der Gestaltung von Benutzeroberflächen, wie Rhee erklärt: „Designer von Benutzerschnittstellen müssen entscheiden, ob sie viele Funktionen nebeneinanderquetschen oder in verschachtelten Strukturen verstecken.“ Durch die steigende Anzahl von Funktionen werden die Benutzeroberflächen immer unübersichtlicher. Wer sich ein neues Gerät kauft, müsse es erst einmal genau studieren, um alle Funktionen kennenzulernen. Das will Samsung ändern: „Samsung pflegt eine vollkommen neue Philosophie zu diesem Problem: Anstatt das Menschen lernen, wie die Maschine funktioniert […], sollte die Maschine lernen, sich an uns anzupassen,“ proklamiert Rhee.
Existierende Assistenten verwirren die Nutzer damit, dass sie nur einige bestimmte Aufgaben erledigen können. Die Nutzer müssen lernen, welche Sprachbefehle möglich sind und welche nicht. „Unsere Smartphones beherrschen über 10.000 Aufgaben, doch digitale Assistenten verstehen bislang nur etwa 100 davon,“ erläutert Rhee Bixby soll in Bixby-fähigen Apps fast jede Aufgabe erledigen können, die sonst über manuelle Eingaben möglich wäre. Bixby soll den Status der Anwendung verstehen und so den Kontext von Befehlen erkennen. So könnte man den Agenten beispielsweise anweisen, das Bild, das man sich gerade ansieht, an die eigene Mutter zu verschicken, ohne lange nach der entsprechenden Teilen-Funktion suchen zu müssen. Die Nutzer sollen außerdem frei entscheiden, welche Form der Eingabe (z.B. Sprache oder Berührung) sie bevorzugen und diese frei miteinander kombinieren können. Außerdem soll Bixby durch besonders hohe Toleranz bei der Formulierung von Anweisungen punkten. Andere Sprachassistenten erfordern häufig, dass sich Nutzer an streng vorgegebene Kommandos halten. Bixby soll hingegen auch bei unvollständigen Informationen „nach bestem Wissen“ handeln oder den Nutzer bei Bedarf nach näheren Informationen fragen, statt die Aufgabe abzubrechen.
Trotz steigendem Funktionsumfang soll die Lernkurve der Nutzer bei der Benutzung neuer Geräte damit deutlich abgeflacht werden. Die wesentlich unfreundlichere Erklärung von The Verge besagt, dass Bixby dabei helfen soll, Samsungs Software trotz schlecht gestalteter Eingabeoberfläche zu bedienen.
Bixby bereits auf dem Galaxy 8
Bixby wird zum ersten Mal auf dem Galaxy 8 zu sehen sein, dessen Vorstellung gegen Ende dieses Monats erwartet wird. Zur Aktivierung des Agenten wird das Smartphone einen dedizierten Bixby-Button an der Geräteseite erhalten.
Anfangs wird der Agent jedoch noch nicht besonders einflussreich sein und sich nur auf eine Handvoll vorinstallierte Apps konzentrieren. Zu Beginn versteht Bixby nur englisch und koreanisch. Weitere Sprachen wie Chinesisch und US-Spanisch sollen in Kürze folgen. „Eventuell“ will Samsung auch eine Entwicklerschnittstelle öffnen, die es Drittanbietern erlauben würde, ihren Apps ebenfalls Bixby-Kompatibilität zu verleihen. In Zukunft soll der Agent dann auch weitere Geräte wie Fernseher oder Lufterfrischer steuern können.
Da die Sprachanweisungen in der Cloud ausgewertet werden, benötigt Bixby eine aktive Internetverbindung. Während Bixby von Samsung direkt entwickelt wurde, soll sich das kürzlich hinzugekaufte Unternehmen Viv um die Zusammenarbeit mit Drittanbietern kümmern. Die Gründer von Viv sind auch die Erfinder hinter Apples bekanntem Sprachassistenten Siri. Wie gut das neue Konzept trotz der Einschränkungen bei den Nutzern ankommt, werden wir schon in Kürze erleben.
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