Mit Blick auf das anstehende September-Event von Apple, wo mit nahezu absoluter Sicherheit die neue iPhone-17-Serie vorgestellt wird, wollen wir im Hinblick auf das Smartphone den viel zitierten Blick über den Tellerrand wagen. Dafür haben wir auf unsere Kosten das CMF Phone 2 Pro in der Farbe Weiß vor einiger Zeit bestellt und dem Gerät etwas auf den Zahn gefühlt.
Was reizt uns an CMF?
CMF ist die Budgetmarke von Nothing Technologies und eine vollständige Tochter. Die Mutterfirma wurde von Carl Pei gegründet, nachdem dieser als Mitgründer OnePlus verlassen hatte. Nothing wurde von ihm mit dem Anspruch gegründet, Smartphones im Design wieder sexy erscheinen zu lassen und gleichzeitig ein Öko-System auf die Beine zu stellen. Der Ableger CMF (die Abkürzung steht für Color, Material and Finish) konzentriert sich dabei auf die Basics, will aber die Vorteile von Nothing einfließen lassen. Außerdem waren wir gespannt auf NothingOS, das von Apple mit iOS 26 eingeführte neue Design namens „Liquid Glass“ konnte uns in den bisherigen Betas nicht ganz abholen.
Was kommt wie an
Wir wiederholen uns an der Stelle gerne, aber Apple hat mit Blick auf das Verpackungsdesign die Benchmark gesetzt. Erfreulicherweise orientieren sich immer mehr Hersteller daran, so auch CMF. Das Design ist ansprechend, hochwertig und auf der Front auf das Wesentliche beschränkt. Gut gefällt uns, dass der Hersteller die Dot-Maxtrix-Schrift auch auf der Front Verwendung findet.
Auf der Rückseite gibt es massenhaft technische Informationen, weshalb wir zum Lieferumfang übergehen. Der ist ähnlich puristisch wie bei Apple: das Smartphone, ein SIM-Reject-Tool und ein USB-C-auf-USB-C-Ladelkabel sind enthalten. Ein Netzstecker sucht man leider vergebens, dieser wird nur in Indien beigelegt, dafür ist eine einfache TPU-Schutzhülle beigelegt. Positiv erwähnen wollen wir zudem die ab Werk aufgetragene Schutzfolie.
An der Haptik gibt es nichts zu meckern
Bei einem Preis von 250 Euro muss der Hersteller natürlich Abstriche machen, dies gilt beim CMF Phone 2 Pro allerdings nicht für die Haptik. Mittlerweile mögen Glas und Aluminium/Edelstahl/ Titanium bei den Gehäusen dominieren, doch selbst Apple setzte mal auf Kunststoff. Seitdem ist viel Zeit vergangen und CMF hebt ein Kunststoffgehäuse auf ein völlig neues Level. Dabei unterscheidet sich je nach gewählter Farbe die Haptik der Rückseite. Bei unserem Modell ist die Oberfläche angenehm angeraut, sie fühlt sich wie hochwertige Kartonage an. Das ist schwer zu beschreiben, man muss es eigentlich fühlen. Fühlen ist auch ein gutes Stichwort, denn das CMF Phone 2 Pro liegt in Summe angenehm in der Hand und die angeraute Oberfläche sorgt dafür, dass man selbst mit nassen Händen einen guten Grip hat.
Spaltmaße suchen wir vergeblich, auch alle Aussparungen sind sauber verarbeitet. Der Bildschirm ist ebenfalls akkurat im Gehäuse eingelassen. Wollen wir ein Haar in der Suppe finden, dann fühlt sich die abschraubbare Abdeckung auf der Rückseite in der rechten unteren Ecke in der Hand etwas unkomfortabel an. Die Lautstärkewippe auf der linken und die beiden Knöpfe auf der rechten Seite im Gehäuse haben nur ganz feines Spiel und bieten einen soliden Druckpunkt.
Ansprechender Look
Noch ein paar Worte zum Design: der Hersteller, dessen Buchstabenkürzel für Color, Material and Finish steht, hat sich für ein geradliniges Industriedesign entschieden. Die vier Schrauben auf der Rückseite sowie die aufgesetzten Linsen unterstreichen diesen Look. Aufgelockert wird dies durch die zweifarbige Abstufung der Rückseite. Auf der Front erkennen wir, dass der Bildschirm über symmetrische Displayränder verfügt, wenngleich diese deutlich sichtbar sind. Allerdings ist das in der Preisklasse nicht selbstverständlich. Die Frontkamera befindet sich ohne weitere zusätzliche Sensorik im oberen Bildschirmrand in der Mitte. Schade ist nur, dass die Schutzfolie nicht ganz optimal aufgetragen wurde und nach knapp drei Monaten schon reichlich ramponiert daherkommt. Alles in allem gefällt uns das Design wirklich gut und ist ohne ausgefallene optische Spielereien erfrischend anders
Die technische Ausstattung
Bei einem Smartphone für knapp 250 Euro ist es naheliegend, dass an der technischen Ausstattung gespart wurde. Und beim Datenblatt kann der Hersteller die diversen Einsparungen auch nicht mehr kaschieren, wenngleich sich die Spezifikationen in Summe solide lesen:
- 6,77 AMOLED-Display mit einer Bildwiederholrate von 30, 60,90 oder 120 Hz und HDR10+ Farbtiefe
- 800 Nits Helligkeit im Alltag, 1300 Nits Spitzenhelligkeit, bis zu 3000 Nits Helligkeit bei der Wiedergabe von HDR-Inhalten
- MediaTek Dimensity 7300 Pro 5G Octa-Core mit max. 2,5 GHz
- Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.3, USB-C mit maximal 480 Mbit/s und NFC
- 8 GB RAM und 8 GB RAM-Boost
- 128 GB Speicher
- Hybrid-SIM-Kartenslot für eine Nano-SIM und eine microSD-Karte (max. 2 TB) oder eine zweite Nano-SIM
- Kamera: 50 MP + Ultra-Weitwinkel (8 MP) +Teleskop (50 MP), 16 MP Frontkamera, 1080 Full-HD-Videos mit 120 fps, 4k Videos mit 30 fps und EIS
- Sicherheit: PIN, Fingerprint
- 185 Gramm Gewicht
- 5000 mAh starker Akku mit 33W Fast Charging, kein kabelloses Laden
- IP54-zertifiziert
Was bei der Ausstattung etwas untergeht, ist die Implementierung von NCF zum drahtlosen Bezahlen. Was eigentlich seit mindestens 2020 Standard in einem Smartphone ist, fehlte 2024 noch beim Vorgänger. CMF argumentierte beim CMF Phone 1, dass es ursprünglich nur für den indischen Markt entwickelt wurde und dort NFC keine Rolle spiele.
Wie schlägt sich das CMF Phone 2 Pro im Alltag?
Das CMF Phone 2 Pro nutzt als Unterbau für NothingOS 3.2 Android 15 als Basis, wovon man jedoch wenig mitbekommt. Lediglich beim Einrichtungsprozess wird dies deutlich sichtbar, ab Werk ist die Icon-Optik von Android 15 voreingestellt. Wir haben uns dafür entschieden, auch hier auf den Look von Nothing zu setzen. Dieser ist schön minimalistisch und einfach schön anzusehen. Der monochrome Look in Kombination mit der Dot-Maxtrix-Schrift kommen dank des AMOLED-Displays besonders gut zur Geltung. Es ist dennoch kein komplett statisches System, Nothing hat in reduzierter Form diverse Animationen eingebaut. So bietet beispielsweise der Startbildschirm eine feine Animation, wenn man das Gerät entsperrt.
Der Bildschirm ist, besonders gemessen an der Preisklasse, eine absolute Wucht und haben wir für 250 Euro so nicht erwartet. Die Farbdarstellung passt, die 120 Hz machen das Gerät im Alltag schön flüssig und performant, die Blickwinkel sind stabil und dank der Spitzenhelligkeit von 1300 Nits lässt sich das Display selbst bei knalligem Sonnenschein gut ablesen. Würden wir etwas bemängeln wollen, dann ist es das Fehlen einer adaptiven Bildwiederholrate. Geschützt wird der Bildschirm von Panda Glass 3, was etwas weniger stabil als Gorning Gorilla Glass ist. Haptisch konnten wir jedoch keinen Unterschied erkennen.
Der gute Bildschirm mit seinen 120 Hz ist auch essenziell für die gute Alltagsperformance, denn der MediaTek Dimensity 7300 Pro 5G ist ein Chipsatz aus der unteren Mittelklasse. Er bietet zwei Quad-Core-Cluster an, die mit 2 GHz bzw. 2,5 GHz getaktet sind und wird in 4 Nanometer gefertigt. Dem zur Seite stehen 8 GB RAM, in den Einstellungen im Menüpunkt „Spezialfunktion“ lässt sich händisch der RAM-Boost mit weiteren 8 GB aktivieren. Im Alltag bewegt sich die Performance im erwartbaren Rahmen: Alltagsaufgaben und die üblichen Standard-Apps wie Instagram, Facebook, WhatsApp und Co. lassen sich schön flüssig bedienen. Selbst das Multitasking lässt kaum Wünsche offen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Hersteller NothingOS wirklich gut an die Hardware angepasst hat und nicht alles kaschieren kann. Aufwendige Spiele oder die IKEA-App, die mit wirklich großen Bilddateien dargestellt wird, bringen das CMF Phone 2 Pro dementsprechend ins Schwitzen.
Noch ein paar Worte zu NothingOS
iOS 26 wird mit „Liquid Glass“ eine neue Designsprache einführen, die quer über alle Hardwareplattformen ausgerollt und das offizielle Zubehör wie die AirPods besser miteinbinden soll. Nothing bzw. CMF geht mit NothingOS den gleichen Schritt, wie man in diesem Fall gut an den CMF Buds 2 erkennen kann. Das Widget zeigt den Akkuzustand der In-Ears und des Ladecase auf dem Sperrbildschirm an, das Widget auf dem Homescreen ermöglicht über zwei Wischgesten das Einstellen des Active Noise Cancelling.
Man hat dabei viel Liebe ins Detail fließen lassen, denn die hauseigenen Apps sind mit der gleichen Ästhetik wie das OS selbst gestaltet und wirkt auf uns runder als das angesprochene neue Design von Apple.
Zudem ist kaum Bloatware vorhanden, sieht man von dem Essential Key einmal ab. Es handelt sich dabei um einen K.I.-Hub, der Screenshots analysieren und auswerten soll. Die Anpassungen von NothingOS scheinen sich dabei über nahezu jeden Aspekt auszudehnen. So bietet man nicht nur eigene Widgets für den Homescreen und Sperrbildschirm an, andere Widgets werden zumindest im vergleichbaren Look abgelegt. Auch das Kontrollzentrum kann im gleichen Look vollständig angepasst werden. NothingOS behält dennoch Vorteile von Android bei, wie der Newsfeed, der sich mit einem Wisch nach rechts aufrufen lässt.
Kommen wir zur Kamera
Eine Kaufentscheidung für ein neues Smartphone steht und fällt in der Regel mit der Kamera und zumindest auf dem Papier ist das CMF Phone 2 Pro diesbezüglich solide ausgestattet und stellt gegenüber dem direkten Vorgänger ein riesiges Upgrade dar. Die Hauptkamera bietet ein Weitwinkelobjektiv mit einer Auflösung von 50 MP und einer f/1.88-Blende und einer Brennweite von 24 mm. Im Alltag gelingen ordentliche Bilder mit solidem Dynamikumfang, ausreichender Bildschärfe und ordentlicher Farbtreue – sofern optimale Lichtbedingungen (Tag mit viel Sonnenschein) vorherrschen. Dies gilt auch für den zweifachen optischen Zoom.
Der Automatikmodus tut sich aber schwer, sobald das Licht nicht mehr optimal ist. Dann kommt die Software ausgerechnet hier ins Straucheln. Ebenfalls nicht dienlich ist der elektronische Bildstabilisator, der Makroaufnahmen zur absoluten Geduldsprobe macht. Eine optische Bildstabilisierung hätte hier unserer Meinung nach auch für den Preis drin sein müssen.
Man kann bei beiden Makroaufnahmen gut die mangelnde Bildschärfe erkennen. Immerhin wird ein Expertenmodus angeboten, bei dem sich manuell ISO, Belichtungsdauer etc. konfigurieren lassen. Damit lassen sich einige Mankos der Kamera ausgleichen, was gerade bei Aufnahmen in der Nacht deutlich wird.
Ebenfalls gut gefallen haben uns zwei der vier voreingestellten Filter, es lassen sich zudem eigene Filter kreieren.
Richtig gut gefallen hat uns zudem der Schwarz-Weiß-Filter, der unserer Meinung nach die besten Aufnahmen aus der Kamera herausholt, wie man nachfolgend sehen kann. Der Filter hat einfach diesen gewissen Charme in seinem Look.
Videoaufnahmen sind ohne nachträgliche Stabilisierung durch die Nachbearbeitung kaum brauchbar. Leider scheint NothingOS dies in der eigenen Software nicht anzubieten, wir mussten den Umweg über Google Fotos gehen. Dafür ist das Ergebnis umso beeindruckender:
Dies und das
Im CMF Phone 2 Pro lässt sich eine microSD-Karte mit maximal 2 TB einsetzen, dann verzichtet man jedoch auf die zweite Nano-SIM. Dies liegt daran, dass keine Unterstützung für eine eSIM vorhanden ist. Man könnte meinen, das ist nur eine Nichtigkeit. Doch eine eSIM ist gerade mit Blick auf den Urlaub unfassbar komfortabel. Kritik müssen wir auch am USB-C-Anschluss üben, der unterstützt nur USB 2.0 mit einer maximalen Datenübertragungsrate von 480 Mbit/s. Gerade beim Übertragen von großen Dateimengen ist das eine zähe Angelegenheit. Hier ist uns noch etwas unangenehm aufgefallen, das MacBook Pro mit M4 Pro konnte das angeschlossene CMF Phone 2 Pro trotz korrekter Einstellung auf dem Smartphone nicht als Datenträger mounten. Abhilfe schaffte erst eine zusätzliche Software. Man könnte meinen, dass der Aufnahmeort in der Kamera–App auf die microSD-Karte umgestellt werden kann. Dies war leider nicht möglich, trotz Formatierung der Karte etc. Deshalb kommt man um die kabelgebundene Datenübertragung nicht herum.
Offizielles Zubehör nicht verfügbar
Neben dem Display und NothingOS ist das „modulare“ Design der dritte entscheidende Kaufgrund für das CMF Phone 2 Pro. Der Hersteller entschied sich hier für einen veränderten Ansatz, optimierte aber das verfügbare Zubehör. Das ist enttäuschenderweise alles Makulatur, denn das Zubehör ist nicht verfügbar. Und offizielle Aussagen in einigen Foren seitens des Herstellers machen auch wenig Hoffnung, dass sich dies noch einmal ändert. Das ist indiskutabel, da das Zubehör mit Blick auf die aufsteckbaren Linsen inklusive de passenden Backcovers die Leistungsfähigkeit des CMF Phone 2 Pro deutlich steigert.
Fazit
Das hier getestete CMF Phone Pro 2 kostet knapp 250 Euro, für ein iPhone 16 muss man zumindest laut UVP fast das Vierfache ausgeben. Weitere 150 Euro kostet es bei Apple, den Speicherplatz auf 256 GB zu verdoppeln. Man könnte also meinen, dass das Phone 2 Pro nur ein Billigheimer ist. Mit der Annahme tut man dem Gerät und dem Hersteller keinen Gefallen, ganz im Gegenteil. Im Alltag ist das Gerät richtig flott, nicht zuletzt dank der 120-Hz-Bildwiederholrate des Bildschirms. NothingOS mit seinem Monochrome-Look ist unfassbar ästhetisch und das Gerät liegt gut in der Hand. Wer Zeit und eine ruhige Hand hat, kann mit der Kamera überraschend gute Bilder knipsen. Mit Blick auf den Preis können wir mit den Abstrichen gut leben, lediglich den Verzicht auf die Unterstützung einer eSIM können wir nicht nachvollziehen.
Hersteller: CMF by Nothing
Preis bei amazon* : 250,20 EUR
* Bei den hier genutzten Produkt-Links handelt es sich um Affiliate-Links, die es uns ermöglichen, eine kleine Provision pro Transaktion zu erhalten, wenn ihr über die gekennzeichneten Links einkauft. Dadurch entstehen euch als Leser und Nutzer des Angebotes keine Nachteile, ihr zahlt keinen Cent mehr. Ihr unterstützt damit allerdings die redaktionelle Arbeit von WakeUp Media®. Vielen Dank!