Knapp eine Woche nach dem Start von Apple Arcade, Apples Spieleabo, versucht Nintendo, mit der Veröffentlichung von Mario Kart Tour ein Stück des iOS-Kuchens zu bekommen – und fährt diesen Versuch ziemlich grandios vor die Wand.
Würde ich in diesem Artikel nur den Spielspaß einbeziehen, könnten diese Ausführungen zu meinen ersten Eindrücken von Mario Kart Tour, Nintendos neustem Versuch eines iOS-Spiels, relativ positiv ausfallen. In den ersten Rennen hat das Spiel mich noch relativ gut unterhalten – auch wenn die Steuerung deutliches Potential zur Verbesserung hat. Natürlich kann dieser Artikel aber nicht vollkommen isoliert nur das Spielvergnügen betrachten, sondern muss auch den Rest von Nintendos neustem Angebot berücksichtigen. Und da wird das Bild deutlich düsterer.
Keine Woche ist es her, dass Apple iOS 13 und damit auch, zumindest für iPhones, Apple Arcade veröffentlicht hat, iPads und Apple TVs folgten gestern. Auf diesen drei Plattformen bietet Apple aktuell also bereits für 4,99€ Euro pro Monat einen Aboservice für Spiele an. Eine klare Ansage gegen das Freemium-Model, das sich in der letzten Zeit (leider) in der iOS-Spielewelt etablieren konnte. Für das gleiche Geld – tatsächlich sind es sogar fünfzig Cent pro Monat mehr – erhält man in Mario Kart Tour das Gold-Pass-Abo, das Spielern Zugang zu besseren, schnelleren, schöneren, bunteren Autos verschafft und auch sonst noch ein paar Vorteile im Spiel im Gepäck hat. Das muss man sich erstmal trauen. 5,49€ (wenn auch freiwillig*) für ein Spiel, pro Monat, wenn es bei Apple hundert Titel für 4,99€ im Monat gibt. Gutes Marketing und ein freundlicher Umgang mit Verbrauchern sehen anders aus.
Dreiste In-App-Abo-Preise
Ich kann nicht einschätzen, wie groß die Hürde für Spieleentwickler ist, die ihre Apps über Apple Arcade anbieten wollen, aber nichtsdestotrotz finde ich das Angebot von Nintendo relativ dreist. Vielleicht wollte Apple Mario Kart Tour nicht nicht in das eigene Angebot aufnehmen, vielleicht hatte Nintendo daran kein Interesse. Immerhin dürfte es deutlich lukrativer sein, selbst Abos für horrende Preise zu verkaufen, als sich Apples Spielregeln zu unterwerfen und am Ende des Monats nur einen Bruchteil der 5€-Abos von Apple Arcade zu erhalten. Mario Kart, so scheint mir Nintendos Gedanke zu sein, profitiert von der Bekanntheit seiner Charaktere genug, um den Spieler ordentlich zur Kasse bitten zu dürfen.
Kann man von dieser dreisten Abzocke absehen und ist sich bewusst, dass die App immer wieder mit Abos nerven will, kann man mit Mario Kart Tour sicherlich ein bisschen Spaß haben. Ich finde allerdings, dass man genau darüber nicht hinwegsehen kann und sehe, nicht zuletzt im Kontext von Apple Arcade, in Mario Kart Tours eher versuchte Abzocke, als ein unterhaltsames iOS-Spiel.
* Es lässt sich meiner Meinung nach darüber streiten, inwiefern In-App-Käufe bei Freemium-Spielen tatsächlich freiwillig sind. Klar, theoretisch kann man Mario Kart Tour auch vollkommen ohne Einkäufe dieser Art spielen, die Entwicklung der eigenen Figur, des eigenen Autos und des eigenen Gleitschirms braucht dann eben mehr Zeit. Allerdings haben Spieler, die den Gold-Pass abonnieren, eben unschlagbare Vorteile, die sie nicht nur in ihrer exklusiven 200ccm-Klasse, sondern in jedem Rennen des Spiels ausspielen können.
19 Gedanken zu „[Kommentar] Beeindruckend: Neues Mario Kart Tour zeigt, wie iOS-Spiele nicht sein sollen“
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