Seit Freitag halten iPhone X-Besitzer rund um den Globus ihr neues Gerät in der Hand, für viele stellt es das jährliche Upgrade dar. Aber muss man das neuste iPhone wirklich immer kaufen?
Nicht nur bei Autos geht der Trend zum temporären Mieten anstelle des dauerhaften Besitzens, auch bei Smartphones ist diese Tendenz sichtbar. Apple selbst bietet in den USA im Rahmen des iPhone Upgrade Programs quasi iPhones zur Miete, der Mieter erhält jedes Jahr das neuste Modell des Smartphones. In Deutschland bietet der Online-Dienst Grover eine große Auswahl an Elektronikartikeln zum Ausleihen an, das iPhone X mit 64GB kann dort ab 89,90€ pro Monat gemietet werden.
Der Hype um das neue iPhone X belegt wieder einmal, wie hoch der Stellenwert von Apple nach wie vor ist. Dennoch führen die kurzen Innovationszyklen bei Apple zu immer kürzeren Produktlebenszyklen und damit zu einer hohen finanziellen Belastung für die Konsumenten, die immer das neueste Produkt besitzen möchten. Zudem stören sich immer mehr Nutzer an der Ressourcenverschwendung durch solch kurze Zyklen.
Michael Cassau, Grover
Das Statement von Grover-CEO Michael Cassau ist interessant und trifft mit der Ressourcenverschwendung ein interessantes Argument: Beim Kauf eines neuen iPhones muss das alte Gerät nicht unbedingt in der Schublade vergammeln und damit wertvolle Mineralien, die auf der Erde nur endlich vorhanden sind, aus dem Markt nehmen. Die Alternative zum Mieten wäre hier jedoch ein Wiederverkauf des iPhones, erst am letzten Wochenende haben wir uns für euch vier Dienste angeschaut, die eure gebrauchten iPhones kaufen.
Aber zurück zum iPhone-Mieten am Beispiel Grover: Aktuell präsentiert Apple jedes Jahr im September neue iPhones, ein Upgrade wäre also alle zwölf Monate fällig. Die verkürzten Produktlebenszyklen, die Cassau anspricht, beziehen sich auf die zwei Monate Abstand zwischen iPhone 8 und iPhone X, allerdings verfehlt er damit sein Argument selbst. Die beiden Telefone sprechen komplett andere Nutzergruppen an, die wenigsten Leute werden von einem iPhone 8 auf ein iPhone X upgraden. Effektiv haben sich die Veröffentlichungszyklen in den letzten Jahren – genauer: Seit dem iPhone 4s 2011 – nicht mehr groß verändert, alle zwölf Monate wird Apples neues Flagschiff-Smartphone veröffentlicht.
Mieten ist finanziell nur bedingt sinnvoll
89,90€ pro Monat für ein iPhone X sind in diesen zwölf Monaten insgesamt 1.078,80€, neu kostet das iPhone X mit 64 GB Speicher bei Apple 1.149€, der Preisunterschied sind 70,20€. Der größere Unterschied ist jedoch ein anderer: Ein iPhone X, das ich bei Apple gekauft habe, kann ich nach einem Jahr weiterverkaufen, mein gemietetes Smartphone muss ich zurückschicken. Für das iPhone 7 mit 32 GB, darüber haben wir letzte Woche berichtet, bekommt man nach etwas mehr als 12 Monaten bei flip4new noch 393€. Gehen wir davon aus, dass man das iPhone X nach einem Jahr noch für 50% des Kaufpreises weiterverkauft (tatsächlich dürfte der Wert eines iPhone X in gutem Zustand bei eBay in zwölf Monaten deutlich höher liegen), bezahlt man letztendlich nur 574,50€ für die einjährige Nutzung des Geräts. Gegen diesen Preis stehen die 1.078,80€ bei Grover.
iPhones zu mieten mag sinnvoll erscheinen und ist in seiner Idee gut für die Umwelt. Allerdings muss man sich überlegen, ob man der Umwelt nicht auch durch den Wiederverkauf des Telefons, der sich vor allem wirtschaftlich mehr rechnet, nicht einen Gefallen tun kann. Bedenken muss man beim Kauf und Weiterverkauf natürlich den größeren Aufwand mit Bestellung und Verkauf, finanziell lohnt dieser Aufwand sich jedoch durchaus.
Wie steht ihr zum Mieten von iPhones und anderen Geräten? Was macht ihr mit euren alten Geräten, wenn ihr ein neues iPhone läuft? Diskutiert mit uns in den Kommentaren.
29 Gedanken zu „Jedes Jahr ein neues iPhone: Ist Mieten das neue Kaufen?“
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