Das iPhone X kommt seit gestern zum Kunden und auch wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen Apples neues Flaggschiff schon einmal zu inspizieren, im ersten Aufwasch sozusagen. Unnötig zu sagen, dass uns dieses Thema die nächsten Wochen begleiten wird. Nun aber zu den ersten Eindrücken: SuperRetina, OLED, Face ID, bis jetzt waren das nur bunte Buzzwords, blubbernde Blasen im Netz und auf YouTube. Was macht diese neuen Eigenschaften denn wirklich aus?
WakeUp Media-Redakteur Lukas Gehrer hatte seit gestern bereits Gelegenheit, einige stechende Blicke auf das iPhone X zu werfen und sich ein erstes Bild zu machen. Viel Licht, aber auch Schatten? Wir wollen es wie immer genau wissen und haben ihn nach seiner Blitzbilanz nach einem Tag gefragt.
Das erste Anfassen
„Lukas, fangen wir mal am Anfang an, wie es so schön heißt: Wie war das Auspacken für dich? Irgendwelche Überraschungen oder alles wie üblich?“
„Naja, wenn ich ehrlich bin: Der allererste Eindruck war wie immer: Nämlich eine schwarze Front. Als ich das Gerät dann aber herausgenommen habe, musste ich tatsächlich für einige Sekunden lächeln und es einfach nur anschauen. Das Gerät sieht in echt nochmals bedeutend krasser aus. Das klingt jetzt ziemlich abgefahren und total Apple-Fanboy-artig. Aber bisher war das bei keinem iPhone so. Das iPhone 7 fühlte sich für mich sogar extrem langweilig an. Das Unboxing war damals wirklich enttäuschend. Ich habe das übrigens auch von einigen Kollegen gehört, der erste Eindruck des iPhone X nach dem Auspacken ist einfach nur WOW.“
„Ein spezieller Moment ist immer auch das erste buchstäbliche Hands-On. Zumindest ich gewähre mir meist einige Momente vor dem Einschalten. Wie hielt sich das iPhone X in diesem Moment bei dir? Was kannst du zu Haptik und Look & Feel im Allgemeinen sagen?“
„Nun, ich war ein iPhone 7 Besitzer bisher und liebe die Größe des Gerätes. Das iPhone X fühlt sich für mich jedoch kaum größer an. Ich war die Ausmaße sofort gewohnt und auch die Rundungen sind ähnlich wie beim 7er. Allerdings fühlt es sich dennoch um ein Vielfaches hochwertiger an. Das liegt an mehreren Gründen: Es ist schwerer, dicker und der Edelstahlrahmen in Kombination mit dem Glas auf der Rückseite lässt einen die 1300 Euro wirklich spüren. Das meine ich ganz im Ernst, es sieht und fühl sich verdammt teuer an. Ist es natürlich auch.“ Lukas lacht kurz.
„Der zweite Eindruck war also auch extrem positiv. Ich habe es schon lieben gelernt und das habe ich bisher noch über keines der iPhones gesagt, die ich besessen habe.“
„Cool, das hört sich ja nach einer fast perfekten Hardware an? Schauen wir aber einmal weiter: Neuerdings verfügt der Neukäufer über eine noch schnellere Möglichkeit sein iPhone einzurichten, indem nämlich einfach die Einstellungen eines vorhandenen Geräts übernommen werden. Offen war bislang, wie gut das funktioniert. Wie sind deine Erfahrungen?“
„Um ehrlich zu sein, hatte ich das Feature wieder vergessen. Umso überraschter war ich, als mich mein iPhone X anfangs aufforderte, zu meinem alten iPhone zu gehen, um dort auf eine Bestätigung für die Übertragung meiner Apple ID zu warten. Es sind diese Momente, in denen „it just works“ tatsächlich noch gilt. Die Aktivierung und die Eingabe des Codes meines alten iPhones machten für mich dann aber leider Probleme. Es gab ja schon Berichte, dass dies bei einigen Nutzern der Fall war. Ich musste sogar soweit gehen, mein iPhone auszuschalten und von neuem loszulegen. Das war ärgerlich, besonders als es beim zweiten Mal wieder erst nach fünf Minuten geklappt hat. Keine Ahnung, ob Apple hier nachlässig programmiert hat oder die Server überlastet waren.“
Face ID. Erste Einrichtung, erste Härtetests
„Key-Feature des iPhone X ist ja Face ID. Das muss schon beim Setup eingerichtet werden. Erzähl mal, hat denn das wenigstens gut geklappt?
„Tja, es gibt kaum was zu erzählen. Denn die Einrichtung ist binnen 5 Sekunden erledigt. Es ist schneller und einfacher als bei Touch ID, dessen Einrichtung ich seit jeher als nervig und kompliziert ansehe. Während Touch ID verschiedenste Fingerpositionen in zwei Scan-Durchgängen erfordert, musste ich bei Face ID nur zweimal einen Kreis mit meinem Kopf ziehen. Fertig. Das sieht zwar dämlich aus, ist aber schnell erledigt.“
„Zu Face ID kommen wir gleich noch einmal, sprechen wir zunächst über das iPhone X in den ersten Stunden. Es ist Apples erstes iPhone mit OLED-Display, Apple nennt das SuperRetina. Ist es denn super? Was sagst du nach einem Tag und einer Nacht?“
„Es sieht fantastisch aus. Apple hat vor allem extrem gut kalibriert. Nach dem Auspacken hatte mein iPhone X aber Probleme, die Helligkeit automatisch zu regeln. Ich war deswegen zunächst von der Helligkeit maßlos enttäuscht, da sie nie ganz hochgeregelt hat. Ich habe mir sogar überlegt, zum Apple Store zu fahren, um es ansehen zu lassen. Meine anfängliche Enttäuschung legte sich aber schnell: Im Internet fand ich heraus, dass man mit der Auto-Helligkeit etwas rumspielen sollte in verschiedenen Lichtsituationen. Danach war das Display wirklich heller und ging auch endlich auf 100%.
Es ist gleich hell wie mein 7er, Farben sind merkbar kräftiger und mit dem passenden Wallpaper sieht der Kontrast durch die echten Schwarzwerte bombastisch aus. Im Vergleich mit dem 7er fällt auch direkt die höhere Pixeldichte auf. Im Endeffekt ist SuperRetina ein verdammt gutes Panel, das das Beste von OLED und das Beste von IPS vereint. Ein Samsung-artiges OLED Display mit unnatürlich knalligen Farben und Kontrasten findet man zwar nicht, doch davon bin ich auch kein Fan.“
„Apropos Nacht: Im Winter wird es ja früh dunkel. Face ID ist aber infrarotbasiert und somit nachtsichtfähig. Wie gut funktioniert denn diese Hellsichtigkeit wirklich?“
„Zu 100%. Nein, im ernst: Egal ob dunkel oder hell, Face ID funktioniert einwandfrei. Entscheidend ist nämlich nicht das Licht, wie ich herausgefunden habe, sondern der Blickwinkel. Selbst in stockdunklen Räumen oder bei direkter Sonneneinstrahlung wurde mein Gesicht bisher beim ersten Mal erkannt. Wenn Face ID einmal nicht funktioniert hat, und ja das kam vor, dann lag es bei mir daran, dass ich aus dem Blickfeld der 3D-Kamera gerutscht bin.“
„Ja, dazu kommen wir jetzt: Oft wurde gemunkelt, wie unbequem der Face ID-Unlock ist. Wie blickwinkelabhängig ist denn das Ganze? Entsperren mit einem Seitenblick, geht das noch oder werden wir bald alle zu regelrechten Kopf unten-Zombies mutieren?“
Lukas lacht. „Naja soweit würde ich nicht gehen. Aber ja, es gibt Probleme in Sachen Blickwinkel. Das hat mich im Alltag auch schon gestört, obwohl es viele Reviews gar nicht bemängeln. Gerade wenn das Handy flach auf dem Tisch liegt und man selber daneben sitzt, muss man sich unbequem darüber beugen, damit es entsperrt wird. Hier ist Touch ID um Welten eleganter. Auch wenn das iPhone zu weit weg ist, gibt es Probleme. Aber diese Fälle sind eher gezählt. Zwar hat auch Touch ID bei mir mindestens einmal oder zweimal pro Tag nicht funktioniert. Bei Face ID werden es vermutlich aber drei- oder vielmal sein.
Im Endeffekt muss man ganz klar zugeben: So tadellos wie Touch ID funktioniert Face ID (noch) nicht. Es ist aber auf alle Fälle ein würdiger Ersatz und die Abstriche nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür ein so cooles Design und Display bekommen kann.“
„Überhaupt, Face ID ist wohl die große Unbekannte gewesen. Bremst es den täglichen Useflow also massiv aus – im Vergleich zu Touch ID – oder ist es wie so oft, dass es einem schon nach Stunden in Fleisch und Blut übergeht oder man zumindest nicht mehr daran denkt?“
„Es ist die erste Frage, die mir bisher jeder stellt: Wie gut ist Face ID im Alltag und bremst es aus? Ist auch völlig berechtigt. Denn ohne Touch ID muss Face ID gut funktionieren, ansonsten kann man das X vergessen.
Als Fazit können wir sagen: Face ID funktioniert. Ich bin bisher zwar nicht vollends überzeugt, vergesse teilweise aber trotzdem, dass es da ist. Es funktioniert schließlich im Hintergrund. Wenn ich meine Notifications prüfe und dann hochswipe, ist es schon längst entsperrt. Falls man so schnell wie möglich ins Telefon möchte, merkt man zwar, dass Touch ID einen Hauch schneller ist, aber das stört mich persönlich nicht. Viel wichtiger war für mich, dass Face ID in über 90% der Fälle für mich einwandfrei und beim ersten Mal funktioniert hat. Ich hätte mir das wirklich nicht vorgestellt. Es ist allerdings extrem situationsbedingt. Wenn man das Handy in der Hand hält, hat Face ID bei mir eine Trefferquote von nahezu 100%. Anders sieht das aus, wenn das Gerät irgendwo liegt. Aber das haben wir ja bereits besprochen. Ich bin gespannt, ob hierzu noch Updates kommen. Soweit ist Face ID aber ganz gut.
Erstes Fazit: Schnell und schick
„Zum Abschluss noch eine Performance Frage: Der neue A11 bionic-CPU rechnet mit brutaler Gewalt. Im Benchmark schickte er zuvor die gesamte Branche auf die Bretter. Kommt davon etwas merkbares an im ersten Alltagserleben?“
„Man merkt das insofern, als iOS 11 komplett flüssig läuft. Ich hatte sogar an meinem 7er ständig Ruckler und Bugs, die auf dem X nie vorgekommen sind. Das macht schon viel aus! Ansonsten starten Apps und Animationen aber nicht besonders schneller als auf den iPhone 7. Die wahre Leistung wird natürlich für aufwendige Apps oder Features wie Face ID gebraucht.
Man kann also sagen: Man merkt nicht zwingend was von der Leistung, aber das ist auch das gute daran. Alles läuft so wie es soll!“
„Lukas, wir danken recht herzlich für das Gespräch.“
Natürlich kann dieses Kurz-Fazit nur Eindrücke der ersten Stunden widerspiegeln. Wir werden das iPhone X in unserem täglichen Workflow weiter intensiv prüfen und über Erfahrungen – gleich ob gute oder schlechte – berichten. Unterdessen seid natürlich auch ihr aufgerufen, die ihr vielfach euer iPhone X bereits seit gestern benutzt. Andere müssen noch eine Weile auf ihr Gerät warten und viele verfolgen so lange vermutlich gespannt die ersten Schilderungen.
Teilt ihr die ersten Erfahrungen von Lukas? Erlebt ihr das iPhone X anders? In unserem Forum in der iPhone X-Diskussion und in den Kommentaren freuen wir uns auf eure Berichte.
43 Gedanken zu „iPhone X im Apfelpage.de-Review: Ein Tag, eine Nacht, endlich wieder einmal „Wow!““
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