Kurz nach der Vorstellung der Apple Watch im September 2014 hat Apple Entwicklern Zugang zu einer Entwicklungsumgebung für die Smartwatch gegeben. Trotz der großen Beschränkungen – Apps führten ihren Code auf dem iPhone aus und sendeten nur das Interface per Bluetooth an die Apple Watch – war die Begeisterung groß, jeder Entwickler versuchte, seine iPhone-App auch ans Handgelenk zu bringen. Jetzt, knapp drei Jahre später, ist die Euphorie verflogen, viele namhafte Entwickler ziehen ihre Anwendungen zurück.
Vor watchOS 2 und nativen Anwendungen auf der Uhr waren Apps auf der Apple Watch kaum zu benutzen, erst mit watchOS 3 und Multitasking sowie dem Dock wurden die Anwendungen wirklich erträglich verwendbar, watchOS 4 bringt Entwicklern im Herbst mehr Möglichkeiten zur Arbeit im Hintergrund und erweitert unter anderem auch die Funktionen von SiriKit. Apple reagiert damit auf Wünsche von Entwicklern, allerdings haben einige Entwickler bereits vorher die Notbremse gezogen.
Nicht jede App ergibt auf der Apple Watch überhaupt Sinn
Anfang März berichtete Apple Insider, dass unter anderem Google, Amazon und Ebay ihre watchOS-App aus dem App Store entfernt haben – und niemand hatte es bemerkt. Im Laufe dieser Woche zog dann auch Whole Foods offiziell den Uhrenstecker. Der Grund für diese Flucht namhafter Unternehmen von der Wearable-Plattform ist schnell gefunden: Nicht jede Anwendung benötigt eine watchOS-App. Und selbst wenn eine Anpassung für die Watch Sinn ergeben könnte, muss die Umsetzung durchdacht sein, eine simple Portierung aller iOS-Funktionen funktioniert überhaupt nicht.
Apple selber merkt das mit jedem System-Release, in dem die System-Anwendungen überarbeitet werden, den größten Schritt machte hier watchOS 3, auch watchOS 4 bringt zum Beispiel für die Workouts ein komplett neues Interface mit. Das Geheimnis einer guten watchOS-App besteht in kurzen Interaktionszeiten und der Anzeige aller wichtigen Informationen auf einem Blick. Statt langen Listen mit Optionen will der Nutzer am Handgelenk schnell zwischen einen relevanten Satz sehen, statt Menüs mit vier Ebenen braucht der Nutzer vier Buttons auf einem Bildschirm, mit denen er schnell sein Interaktionsziel erreicht. Die wenigsten Nutzer wollen auf der Watch lange Listen von Anzeigen durchblättern, vielmehr wünschen sie sich die wichtigsten Informationen auf einen Blick.
Der Weggang vieler Entwickler zeigt, dass diese es nicht geschafft haben, ihren Nutzern mit schnellen Interaktionen einen Mehrwert zu bieten – weil die Art ihrer Anwendung nicht für die Watch geeignet ist, oder weil sie nicht genug Gedanken in die sinnvolle Umsetzung einer watchOS-Version investiert haben oder investieren konnten.
Es gibt auch gelungene watchOS-Apps!
Neben vielen gescheiterten Umsetzungen, die nun zahlreich die Plattform wieder verlassen, gibt es jedoch auch positive Beispiele: watchOS selbst und die System-Anwendungen sind in den letzten drei Jahren mit der Plattform gewachsen und inzwischen sehr gut auf kurze Interaktionen ausgerichtet, auch im App Store finden sich, zum Beispiel mit dem Podcast-Player Overcast (Affiliate-Link), einige Apps, die auf der Watch gut und vor allem sinnvoll zu nutzen sind. Sichtbar wird jedoch auch hier, dass Marco Arment mit Overcast mehrere Anläufe benötigte, bevor er eine gute watchOS-App veröffentlichen konnte. Im Gegensatz zu Google, Amazon, Ebay und den anderen Entwicklern, die watchOS nun den Rücken kehren, hat er sich die Zeit für die verschiedenen Anläufe genommen und bietet damit auf der Watch einen Mehrwert. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist es verständlich, dass nicht jeder Entwickler sich diese Zeit nehmen kann, aus Perspektive des Uhrenträgers ist es schade.
* Bei den hier genutzten Produkt-Links handelt es sich um Affiliate-Links, die es uns ermöglichen, eine kleine Provision pro Transaktion zu erhalten, wenn ihr über die gekennzeichneten Links einkauft. Dadurch entstehen euch als Leser und Nutzer des Angebotes keine Nachteile, ihr zahlt keinen Cent mehr. Ihr unterstützt damit allerdings die redaktionelle Arbeit von WakeUp Media®. Vielen Dank!
23 Gedanken zu „Immer mehr Entwickler verlassen die Apple Watch“
Die Kommentare sind geschlossen.